Buch des Monats: Mai 2011

Herausgegeben vom Landesmuseum Württemberg, Stuttgart in Zusammenarbeit mit Michel Al-Maqdisi, Daniele Morandi Bonacossi und Peter Pfälzner

Schätze des Alten Syrien. Die Entdeckung des Königreichs Qatna.

Konrad Theiss Verlag: Stuttgart 2009. 320 S. m. ca. 300 Abb. 28 x 24 cm. EUR 39,90. ISBN 978-3-8062-2272-2

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Die Funde aus der syrischen Königsstadt Qatna, heute Tall Mishrife, in der Nähe des heutigen Homs gelegen, gehören zu den Highlights der archäologischen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte. Die Stadt mit einer Fläche von ca. 110 ha wurde ungefähr im Jahre 2700 v. Chr. gegründet, der Königspalast stammt aus der Mitte des 2. Jt. Die Stadt war ein wichtiges Zentrum zur Sammlung und Weiterverteilung des landwirtschaftlichen Produktionsüberschusses. Im Kampf zwischen den Hethitern und Ägyptern fiel Qatna, das eine Allianz mit Ägypten eingegangen war, dann bei einem Angriff der Hethiter im Jahre 1340 den Flammen zum Opfer.
Die ersten Ausgrabungen an diesem Ort fanden bereits in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts durch Comte Robert du Mesnil du Buisson statt; sein Verdienst bestand in der Entdeckung des Königspalastes und der Freilegung des von ihm so genannten »cour du trône«, einem der Haupträume des Gebäudes. Erst siebzig Jahre später sollte die Archäologie ihr Interesse dann wieder dieser Ortslage zuwenden, als eine syrisch-italienische und eine syrisch-deutsche Mission, an welcher der Tübinger Archäologe Peter Pfälzner maßgeblich beteiligt ist, die Arbeit im Jahre 1999 wieder aufnahm. Den Höhepunkt dieser Funde bildete die Entdeckung einer Königsgruft, darunter zwei steinerne, jeweils 85 cm hohe, sitzende Skulpturen, die wahrscheinlich als Ahnenstandbilder zu deuten sind, sowie verschiedene Siegel, Körperschmuck aus Gold und Edelstein und figürliche Plastiken aus Gold.
Diese Artefakte, die ihren Platz im Nationalmuseum in Damaskus und in Homs haben, wurden von Oktober 2009 bis zum März 2010 in einer Ausstellung im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart gezeigt. Wenn die Schätze selbst, die Herrscherstatuen, der filigrane Goldschmuck und die ausdrucksvolle Keramik zwischenzeitlich auch wieder nach Syrien gebracht wurden, so bleibt doch der 320 Katalog dieser Ausstellung, der jedem, der darin blättert und liest, die Möglichkeit gibt, an der Aura dieser vergangenen Kultur zu partizipieren. Der wunderschöne und reich bebilderte Katalog widmet sich nicht nur den einzelnen Exponaten und der Geschichte Qatnas; nach einer Einführung in die Geographie und Geschichte Syriens finden sich hier auch mehrere Kapitel, die weitere syrische Stadtstaaten der Bronzezeit beschreiben. Ein zweites ausführliches Kapitel widmet sich dann der Religion Altsyriens. Den Herausgebern gelingt es so, mittels der Ausgrabungen eines Ortes auf das Gemeinsame eines ganzen Kulturkreises zu verweisen, eines Kulturkreises, zu dem dann, wenige Jahrhunderte nach dem Untergang des bronzezeitlichen Qatnas, auch das Alte Israel zählen soll.



Beate Ego (Bochum)

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