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Ausgabe:

1988

Spalte:

695-697

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Enciclopedia di Teologia Fontamentale; 1 1988

Rezensent:

Neufeld, Karl H.

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Theologische Literaturzeitung I 13. Jahrgang 1988 Nr. 9

696

Jahrtausend antreten können. „Denn der Geist ist der Kirche gegeben,
damit durch seine Kraft die ganze Gemeinde des Volkes Gottes, wie
verzweigt und vielfaltig sie auch ist, in der Hoffnung ausharrt: in jener
Hoffnungen der ,wir gerettet sind'."(Nr. 66, S. 87)

Schöneiche bei Berlin Hubert Kirchner

Systematische Theologie: Allgemeines

Ruggieri, Giuseppe [Ed.]: Enciclopedia di Teologia Fondamentale.

Storia Progetto Autori Categorie. Vol. I. Genova: Marietti 1987.
XXXVI, 755 S.gr. 8",geb. Lire 95.000.

Der zunächst durch seinen Umfang beeindruckende Band bildet
den ersten Teil des Projektes einer Darstellung zur Fundamentaltheologie
, nämlich das, was der Untertitel mit „Storia" und „Progetto
" benennt. Ein zweiter Band soll die Vervollständigung um
„Autori" und „Categorie" bringen; er ist in Vorbereitung. Über seine
Gestalt läßt sich noch nichts sagen. Die Formulierung des Titels
„Enciclopedia" weckt für den vorliegenden ersten Teil andere Erwartungen
als die einer Sammlung von 15 großen, bisweilen auf den Umfang
regelrechter Monographien anschwellender Texte. Der Titelbegriffmuß
demnach eher als Ausdruck des Anspruchs einer umfassenden
Darstellung gemeint sein, denn als Hinweis auf ein Nachschlagewerk
, das sich mit Hilfe von Stichworten leicht konsultieren ließe.
Nach deutschen Maßstäben liegt hier ein „Handbuch", nicht eine
Enzyklopädie vor. Der Hg. entwickelt zu Beginn in einem „Einleitenden
Hinweis" (XV-XXXVI) die ihn leitende Idee, die bewußte Wahrnehmung
des anderen als anderen, die zu einer Neukonzeption christlicher
Apologie nach Inhalt und Methode den Anlaß gebe. Indes läßt
sich diese Idee nur ausnahmsweise einmal deutlich in einem der Beiträge
der übrigen Mitarbeiter, so etwa zu Beginn der Ausführungen
von A. Rizzi, wieder entdecken. Es bleibt unklar, ob diese Gedanken
nachträgliche Systematisierung oder vorgängige Leitidee sein sollen
.

Der erste große Abschnitt zeichnet die „Geschichte" der Apologie
des Christentums nach (1-400), StolT genug für einen eigenen Band.
Es handelt sich um 10 Kapitel (eines ist noch einmal unterteilt), die in
chronologischer Ordnung die Verteidigungsbemühungen des Christentums
beschreiben. Die Apologie steht - indes ein wenig undifferenziert
- dabei so sehr im Vordergrund, daß sich hier schlecht von
Fundamentaltheologie reden läßt. R. Fabris zeichnet die Apologie im
NT nach, V. Peri sucht die griechische Apologetik bis zum Konzil von
Nikaia zu charakterisieren (15-60), und M. Paparozzi fügt einen
Überblick über die ostkirchliche Apologie bis zum 19. Jh. an, den
P. C. Bori um einen knappen Bericht über die Apologie in den Ostkirchen
bis heute ergänzt (113-131). Neben diesem ersten Durchgang,
der die orientalischen Kirchen betrifft, steht anschließend ein zweiter
Durchgang, dessen erstes großes Stück über die Apologie der Westkirche
bis zum Ende des karolingischen Zeitalters L. F. Pizzolato bearbeitet
hat (133-219). W. Kölmel steuerte das kurze Zwischenkapitel
über die Apologie der Westkirchen bis zum 12. Jh. bei, an das sich T.
Horvaths Darstellung der mittelalterlichen Apologetik anschließt
(247-274), gefolgt von der durch den Hg. erarbeiteten Skizze zur
katholischen Apologie im modernen Zeitalter (275-348). Abgedruckt
ist weiter in italienischer Fassung K. G. Stecks Artikel „Apologetik"
aus der TRE für den protestantischen Bereich, den S. Rostagno um
einen eigenen Text ergänzt hat, bevor er dann in einem weiteren Beitrag
„Tendenzen der protestantischen Theologie vom Ersten Weltkrieg
bis heute" (381 -400) nachzeichnet.

Der Aufbau dieses historischen Teils ist klar, aber vielleicht auch
ein wenig zu einfach, um keine Fragen zu provozieren; denn ein guter
Teil apologetischer Bemühungen im Christentum gilt gerade nicht
den sogenannten Außenstehenden, sondern gerade anderen christlichen
Kirchen und Gruppen. Jedenfalls hätte eine Differenzierung
der Begriffe „Apologie" und „Apologetik" von daher mehr als nahegelegen
. Ganze Zeiten scheinen gar keine andere Auseinandersetzung
relevanter Art gekannt zu haben als die unter Christen. Andere Zeiten
wieder haben es mit sehr unterschiedlichen Gegnern zu tun, was sich
entsprechend auf Methode und Inhalt der jeweiligen Verteidigung
auswirkt. Wo eine christliche Kirche in der Diaspora lebt, verhält sie
sich anders als dort, wo sie die Verhältnisse beherrscht. Wo sie mit
Gegnern aus Fleisch und Blut zu tun hat, sieht ihr Argument anders
aus als dort, wo es rein theoretisch oder akademisch um der völligen
Abgerundetheit eines theologischen Entwurfs willen entwickelt wird.
Kurzum: die Begriffe hätten für die Aufgabenstellung eine größere
Differenzierung verlangt, hätte man aufs Ganze gesehen eine doch
sehr an der Oberfläche bleibende Sammlung von Material sehr disparater
Art für eine vertiefende Reflexion erschließen wollen.

Dem Anspruch nach soll sich allerdings das „Projekt" aus den
historischen Berichten ergeben. Der Hg. unterstreicht das noch einmal
mit Nachdruck am Beginn des zweiten Abschnitts, den er mit
dem Beitrag einleitet „Die Einheit der Geschichte - Für eine Fundamentaltheologie
der christlichen Tatsache" (403-467). Dieser Text
scheint für die Konzeption des vorliegenden Bandes entscheidender
als die Bemerkungen der Einleitung. Das mag durch ein paar nähere
Hinweise belegt werden. Ruggieri geht von der Einheit der Geschichte
als Grundproblem des Christentums aus, das er durch den Hinweis
auf die Einheit des Gottes Jesu Christi lösen möchte. Letztere hat für
den Menschen ihren Ursprung in Erscheinung und Sendung des Auferweckten
, die auf die Makrothymia - etwa Großzügigkeit, Großmut
- des Menschen zielt. Damit soll er den Logos der Hoffnung wiederfinden
, d. h. im Rhythmus der Großzügigkeit Gottes die eigene Zeit
als Weg verstehen, der von diesem Rhythmus markiert ist. Darin
erscheine die Einheit der Geschichte als Werk möglicher Großmut
denen, die nichts zerstören, sondern zu warten wissen, indem sje mit
der gleichen Großzügigkeit Gottes die Verschiedenheit von Dingen
und Menschen unterstützen im Wissen, daß alles schon zur Einheit
bestimmt ist, sogar die Sünde und sogar die äußerste Gottesferne. So
ist die Einheit eine Unterstützung des anderen, der schon in uns lebt,
und des anderen, der außerhalb von uns lebt in der Aufnahme des
Vaters, weil nur so die Geschichte Konversion wird (vgl. 434). Dieser
etwas summarisch wiedergegebene Text vermittelt einen Eindruck
von dem Denken, das in diesem Band und in diesem Unternehmen
bestimmend scheint. Jedenfalls stützt Ruggieri darauf seinen Vorschlag
zur „Apologie" (450-461) und die abschließenden Bemerkungen
zur „Zeit Gottes".

Die restlichen vier Texte des „Projekt" überschriebenen Abschnitts
gelten inhaltlichen Fragen. M. Bordoni behandelt „Der Gott Jesu
Christi" (469-554); T. Citrini „Die Kirche und die Sakramente"
(555-651); A. Rizzi „Schöpfung und Gnade" (653-703), und H. Reifes
referiert abschließend über „Eschatologie" (705-734). Dieser weitgehende
Einbezug dogmatischer Wahrheit in ein fundamentaltheologisches
Projekt wirft natürlich die Frage nach einer Verhältnisbestimmung
auf. Sie wird indes als solche nicht gestellt, und jeder Mitarbeiter
löst sie oft mehr faktisch und nebenher auf eigene Weise. Damit ist
der Anspruch fraglich, ob hier wirklich ein Projekt genüget"'
deutlich und begründet vorgelegt ist oder ob nicht doch eine Vielfalt
teils einfach beschrieben, teils ein wenig diskutiert und hier und da um
einen Einzelzug ergänzt wird.

Trotz der vier nichtitalienischen Namen muß das Werk als durchaus
italienischer Beitrag gewertet werden, der in bezeichnender Weise
die Ungleichzeitigkeit der Aufnahme außeritalienischer theologischer
und philosophischer Arbeit spiegelt. Vielleicht gibt es heute kem
Land, in dem so umfangreich und offen die Ergebnisse aus anderen
Ländern und Regionen rezipiert werden wie Italien. Nur daß dabei
Gedanken und Einflüsse jetzt wirksam werden, die etwa in Frankreich
oder im deutschen Raum schon vor Jahrzehnten akut waren-
mittlerweile aber wieder zurücktraten. Eine gewisse faktische Logik
der Entwicklung scheint übersehen, wenn für den nichtitalienischen
Betrachter stimulierend und verwirrend zugleich ganz unterschiedliche
Einflüsse miteinander kombiniert sind. Der Eindruck verstark'