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Ausgabe:

1988

Spalte:

686-687

Kategorie:

Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte

Titel/Untertitel:

Bistum Roskilde und Rügen 1988

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 9

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Ein Abschnitt „zu den Texten" gibt notwendige Auskunft über
Textgestaltung, Textvorlagen und notwendige Übersetzungen von
Briefen (423-425).

Die Seiten 427-436 enthalten „10 Beispiele in Faksimilewiedergabe
". Auf den Seiten 437-451 erstattet Hans Walter Bahr einen
knappen, aber wiederum sehr hilfreichen und instruktiven „Bericht
des Herausgebers", der editorische Auskunft, biographische Einbettung
, Kommentierung und Interpretation in geglückter Weise miteinander
verbindet.

Der Titel des Werkes ist sehr bewußt so gewählt worden, denn
„neben den Schreiben, die in diesem Buche stehen, befinden sich im
Zentralarchiv viele Briefe von vergleichbarer Bedeutung für das
The ma, ganze Reihen und Einzelstücke der verschiedensten Art. In
diesem Band wird, entsprechend seiner Aufgabe, ein Gesamtbild angestrebt
, das den Lebenszusammenhang aufweisen soll und die Richtungen
deutlich werden läßt. Als Briefausgabe im eigentlichen Sinne,
in Typik und Form solcher Editionen ist der Band nicht gedacht, wie
schon der Titel besagt" (440).

Insgesamt stellt dieser Band eine höchst willkommene und wichtige
Ergänzung und Vertiefung unseres Schweitzer-Bildes dar. Dem Herausgeber
ist für seine zeitaufwendige, entsagungsvolle Editionsarbeit,
die auf einer tiefen Verbundenheit zu und einem starken Einfühlungsvermögen
in Albert Schweitzer beruht, sehr zu danken. Dem durch 39
gut ausgewählte Fotos bereicherten Buch ist weite Verbreitung zu
wünschen.

Berlin Hans-Hinrich Jenssen

Territorialkirchengeschichte

Meier, Gabriele: Die Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im
Hochmittelalter. Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh
1987. XII, 370 S. gr. 8" = Paderborner theologische Studien, 17.
Kart. DM 68,-.

Die erweiterte Fassung einer Kölner Diss. phil. von 1984 geht in der
Einleitung auf den Papstbesuch Leos III. in Paderborn bei Karl d. Gr.
zurück (1). Nächster Höhepunkt war Bischof Mein werk von Paderborn
(1009-1036), der als „Exponent der ottonisch-salischen Reichskirche
angesehen werden kann" (2). Kapitel I führt in den Investitur-
Kreit: ..Der Ausgangspunkt des Pontifikats Bischof Imads von Paderborn
und die Krise der Regierung Heinrichs IV.: 1073-1076". Für
Paderborn war die Auseinandersetzung zwischen König und Papst
nicht so wichtig wie der Sachsenaufstand und lokale Umstände. Für
Bischof Imad wird erarbeitet: Er „muß sich durch die Pläne des
Königs ebenso bedroht fühlen wie die ostsächsischen Fürsten und vor
allem befürchten, sein Sprengel werde ganz konkret in die Reichsland-
Politik einbezogen" (19). Ein Brief Imads an Papst Gregor VII. sollte
dem Erzbischof Liemar von Hamburg-Bremen helfen: Ricwal, ein
Paderborner Kanoniker, war 1072 Bischof von Lund geworden; Imad
klagt i hn an beim Papst zur Freude Liemars, der dadurch seine erz-
bischöfliche Oberhoheit über den Norden stützen wollte (31 IT)- Im
Jahre 1076 wurde Poppo Bischof von Paderborn (Kap. II, S. 38ff).
Anfangs stand er zum König, schloß sich aber „zu einem nicht näher
bestimmbaren Zeitpunkt vor 1078 den Gegnern des Saliers" an (55).
E>as geschah, „um sich nicht Anfeindungen in der eigenen Diözese
auszusetzen" (61). Poppo erscheint als ein „Vertreter der sächsischen
Anliegen" (61). Kapitel III ist überschrieben „Das Paderborner
Schisma von 1084/85". Heinrich von Assel von der gregorianischen
Partei konnte sich nicht im Amt halten (64ff). Der Kandidat der
kaiserlichen Partei Heinrich von Werl setzte sich durch (70ff). Frei-
'ich suchte auch er Verbindung „zu den der Kirchenreform aufgeschlossenen
Kräften, die in der Diözese vorherrschend waren" (76).
Heinrich von Werl konzentrierte seine Amtsführung ganz auf seine
Diözese, zumal die Klöster. König und Papst interessierten ihn weni-
8er, mehr bedrängten ihn die Erzbischöfc von Köln und Mainz (91 ff).

Ein neues Thronsiegel unterstreicht die Entwicklung: „Paderborn
erscheint als ein Beispiel dafür, daß Bischöfe, die zwar kaisertreu erhoben
worden waren, nach def Übernahme ihres Amtes die eigene Haltung
änderten, da ihr Hauptinteresse nicht mehr dem Reichsdienst
galt" (106).

Kapitel V „Das Bistum Paderborn unter Heinrich V. und
Lothar III. (bis 1127)" zeigt nochmals Spannungen mit Rom (107 ff).
Wichtiger aber waren lokale Nöte, die Zwangslage zwischen zwei
Mächten: „Erstrebte der Kölner Erzbischof die Weser als Grenze
seiner Einflußzone, so beanspruchte der Herzog die Amtsgewalt bis
zum Rhein" (1160- Lothar von Sachsen hatte starken Einfluß auf
Paderborn (127ff). Die Bischöfe wollten sich behaupten, nicht nur in
Paderborn: „Auch in kleineren Bistümern läßt sich das Vordringen
des neuen Bischofstyps beobachten. Im sächsischen Bereich vor allem
in Halberstadt, Naumburg und Magdeburg, aber auch in Trier, Salzburg
und Worms." Die Unterscheidung zwischen kaiserlichen und
päpstlichen Bischöfen wird „den Gegebenheiten nicht mehr gerecht"
(141). Kapitel VI „Ausblick: Der Pontifikat Bernhards I." setzt diese
Linie fort: Er war selten am Königshof, für Papst Innozenz II. hat er
sich kurzfristig eingesetzt (149). Auch er handelte „in erster Linie aus
lokalen Überlegungen heraus" (151). Ein von ihm gegründetes Kloster
wird sowohl von Papst Hadrian IV. wie auch von Kaiser Friedrich
Barbarossa bestätigt (162). Als der Einfluß Heinrichs des Löwen besonders
stark wurde, entstand die Vita Meinwerci, um „die Erinnerung
an die Paderborner Rechte wieder wachzurufen, die 1152 auf
dem Erbwege an den Sachsenherzog gelangten" (169). Heinrichs des
Löwen Sturz 1180 brachte Entlastung auf der einen Seite. „In der Folgezeit
hatten sie sich nicht mehr des sächsischen Herzogs zu erwehren,
sondern mußten dem Erzstift Köln entgegentreten, das nun im Besitz
der westfälischen Herzogswürde war und schon früher versucht hatte,
Paderborn zunehmend in seinen Einflußbereich zu ziehen" (171).
Einer Schlußbetrachtung (174-178) folgen umfangreiche Anmerkungen
(179-323 engzeilig) sowie Verzeichnisse. Die Untersuchung
arbeitet primär die regionalen Umstände auf, doch ist auch manches
zu lernen für größere Zusammenhänge im Hohen Mittelalter.

Rostock Gert Haendler

Wiberg, Bertil [Hg.]: Bistum Roskilde und Rügen. Med dansk resumc.
Roskilde: Stiftsblad 1987. 154S.zahlr. Abb. 8*.

Ein Symposium vom 29. 8. bis 3. 9. 1986 in Lislelund (Dänemark)
arbeitete unter dem Patronat der Bischöfe Wiberg (Roskilde) und
Gienke (Greifswald) über die kirchlichen Beziehungen zwischen dem
Bistum Roskilde und der Insel Rügen. Der Plan war 1985 entstanden
bei den Feiern zum 500. Geburtstag Bugenhagens, der für die Greifs-
walder und für die dänische Kirche Bedeutung hatte. Kai Hörby
sprach über Bischof Absalon von Roskilde in der neueren Forschung.
Nach einer national-romantischen Begeisterung sieht man heute „die
dänische Kirchengeschichte des 12. Jahrhunderts sehr viel mehr im
Rahmen des kontinentalen Reichskirchenwesens" (26). Es war eine
Zeit, „in der das Christentum sich mit großen Schwierigkeiten und gegen
starken Widerstand in der Gesellschaft behauptet hat. Eine Zeit,
die von Zusammenarbeit zwischen christlichen Königen und der
Geistlichkeit gekennzeichnet war, um eine Modernisierung der Gesellschaft
gegen den Widerstand der Stammeshäuptlinge zu erreichen,
die noch an den alten Normen der Wikingerzeit festzuhalten suchten"
(29). Nicht erwähnt wird der Aufsatz von Birgit Sawyer „Saxo -
Valdemar- Absalon" in Scandia 51, 1985, 33-60, der zu ähnlichen
Ergebnissen kam. Norbert Buske beleuchtet „Rügen im Spannungs-
fcld dänischer, slawischer und deutscher Interessen". Politische und
wirtschaftliche Entwicklungen kommen in den Blick. Nach der Eroberung
Rügens durch die Dänen 1168 baute Bischof Absalon ..in unmittelbarem
Anschluß an den Kriegszug in großer Eile das Kirchenwesen
auf Rügen auf und gliederte die Insel seinem Bistum an" (47).
Die Dänen wurden 1227 besiegt, aber Rügen gehörte kirchlich noch
lange zu Dänemark. Die Mission hatte Erfolg, weil sich die Interessen