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Ausgabe: | 1988 |
Kategorie: | Judaistik |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 9
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Chen, D.: On the Chronology of the Ancient Synagoguc at Capernaum
(ZDPV 102,1986, 134-143).
Fritz, Maureena: A midrash: the self-limitation of God (JES22, 1985,
703-714).
Halsema, J. H. van: De Torah en het Woord (KeTh 39,1988,110-116).
Horowitz, Michael J.: La Philosophie Judeo-hcllenistique de Philon
d'Alexandric(NRTh 110,1988,220-244).
Kern, Brigitte: Die Verwendung von Schrillversen in rabbinischen Texten -
einige Vorbemerkungen zur Textkonstitution (Frankfurter Judaistische Beiträge
1984,12,129-145).
Neusner, Jacob: Judentum in frühchristlicher Zeit. Übers, von W. Hudel
unter Mitarb. von K.Bätzu.C. Münz. Stuttgart: Calwer 1988. 119 S. 8
Neues Testament
Schreiber, Johannes: Der Kreuzigungsbericht des Markusevange-
liums Mk I5,20b-41. Eine traditionsgeschichtliche und methodenkritische
Untersuchung nach William Wrede (1859-1906). Berlin
(West)- New York: de Gruyter 1986. XVI, 517 S. gr. 8' = Beiheft
zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die
Kunde der älteren Kirche, 48. Lw. DM 176,-.
Das vorliegende Buch besteht aus zwei Teilen. Den ersten (272 S.
Maschinenschrift) bildet die ungedruckte Dissertation von S. aus dem
Jahre 1959, die er in seiner Studie zum Markusevangelium (Theologie
des Vertrauens, 1967) nur im Auszug wiedergegeben hat; der zweite
und umfangreichere Teil (243 S. Druck) ist ein Bericht über die Probleme
und Ergebnisse der Erforschung der markinischen Kreuzi-
gungsperikope seit dem Jahre 1959.
S. behauptet mit Recht, daß die Kreuzigungsgeschichte der Evangelien
vor allem als ein theologisches Zeugnis der christlichen Kreise
gestaltet ist, die sie überliefert haben. Historische Angaben enthalten
etwa die Verse 20b-22a, 24 und 27, aber mindestens Mk
'5,25-26.33-34a.37-38 muß man für nur theologisch motiviert halten
. Schon die alte vormarkinischc Tradition hat den leidenden Jesus
als Gottesmann geschildert, aber Markus hat durch ihre Kombination
mit einer apokalyptischen Erzählung (die unhistorischen Verse) und
durch seine Zusätze eine gnostisch geprägte Kreuzigungsgeschichte
geschaffen, die die kosmische Bedeutung des Kreuzes Jesu als des
eschatologischen Ereignisses ausdrückt. Das Kreuz ist zum Heilsereignis
geworden (S. 30). Der Todesschrei Jesu im V. 37 ist danach
die Gottesstimme (Ps29.3ff). die zum Gericht ruft und den neuen
Aon eröffnet (Joel 3 [4],16 u. a.). Jesus offenbart sich dadurch als der
Präexistente Wcltenrichter (etwa im Sinne von Phil 2,6ff), der die
Mächte der Finsternis vernichtet. Das sollen auch die Verse 37 und 38
belegen (vgl. Arnos 8,9). Die Kreuzigung wird zur Erhöhung, mit der
der Leser (Hörer) direkt konfrontiert ist.
Es handelt sich um Thesen, die an die Gedanken von Rudolf Bult-
Tiann und Philipp Vielhaucr anknüpfen und in der vorliegenden
Arbeit durch ausführliche traditions- und motivgeschichtliche Untersuchung
der Kreuzigungsperikope unterstützt sind.
In der darauffolgenden Forschung, von der in dem zweiten Teil
berichtet wird, ist es wirklich zum Konsensus geworden, daß die
markinische Leidensgeschichte auf dem apokalyptischen Hintergrund
theologisch interpretiert ist und daß in diesem Zusammenhang die
Krise positiver beurteilt wird. Mit der Vorgeschichte dieses Konsenses
hat sich S. in seiner Studie „Die Markuspassion" (1969) befaßt. Trotzdem
wurde im Rahmen dieses relativen Konsenses gerade die These
über die Kreuzigung als Erhöhung mit Zurückhaltung oder gar ablehnend
aufgenommen. Deutlich taucht eine solche Vorstellung erst im
■lohannesevangelium auf.
Es gibt mehrere Forscher, die die Apokalyptik im Rahmen spät-
hellenistischen Denkens sehen, aber die These, wonach die Kreuzigungstheologie
des Markus durch gnostische Vorstellungen beeinflußt
*ar (eine These, die S. in.seinen Aufsätzen in ZThK auf das ganze
Markusevangelium appliziert), hat eigentlich nur W. Schenk (Der
Passionsbericht nach Markus, 1974) aufgenommen und weiterentfaltet
(er hebt die antignostischen Züge in der markinischen Bearbeitung
der apokalyptisch-gnostischen Tradition hervor).
Die These über zwei unabhängige vormarkinische Passionstraditionen
wird auch nicht allgemein anerkannt. Die divergierende Rekonstruktion
jener zwei Stränge bei verschiedenen Forschern (E. Linnemann
, W. Schenk, L.Schenke) relativiert sie erheblich. Man wird
eher mit einer in verschiedenen Etappen kommentierten und erweiterten
Grundtradition rechnen müssen. Allgemein kann man sagen,
daß die Passionsgeschichte als Ganzes untersucht werden muß, d. h.
einschließlich der Abschnitte über das Verhör Jesu (bes. Mk 14,60-62
Parr.) und der Einsetzung des Herrenmahls. Nur in solchem Rahmen
kann die Theologie des Kreuzigungsberichtes näher charakterisiert
werden. - Bei der apokalyptischen Deutung berücksichtigt die neuere
Forschung mehr den urchristlichen Auferstehungsglauben und die
von den Christen gefundenen alttestamentlichen Belegstellen.
Die Stärke der vorliegenden Arbeit besteht darin, daß sie die
neueste Forschungsgeschichte enthält und reiches Material zu einer
von ihrem Vf. unabhängigen Beurteilung des Problems bietet. Besonders
hilfreich sind die mit Hilfe von mehreren Mitarbeitern hergestellten
Tabellen zu markinischen Vorzugsvokabeln und zur Forschungsgeschichte
, das Literaturverzeichnis und umfangreiche Register. Sie
werden auch für die künftige Forschung über die Passionsgeschichte
unentbehrlich sein.
Prag PetrPokorny-
Bovon, Francois: L'CEuvre de Luc. Etudes d'exegese et de theologie.
Paris: Cerf 1987.276 S. 8° = Lectio Divina, 130. Kart, ffr 145.-.
Der Inhalt dieser dem lukanischen Doppelwerk gewidmeten Aufsatzsammlung
ist zur guten Hälfte identisch mit dem des kürzlich
erschienenen deutschsprachigen Sammelbandes des Vf. (Lukas in
neuer Sicht. Gesammelte Aufsätze, Neukirchen-Vluyn 1985 = Biblisch
-theologische Studien 8).
7 der 13 Aufsätze waren dort bereits in deutscher Übersetzung
wiedergegeben worden. Beide Sammlungen sind zugleich Vorarbeiten
und Ergänzungen zu dem demnächst zur Veröffentlichung anstehenden
Kommentar Bovons zum Lukasevangelium (EKK III). In betont
lockerer Darstellungsweise werden Einblicke in die Werkstatt des
Kommentarautors gegeben, wobei der Leser reichlich Gelegenheit
findet, dessen exegetische Lern- und EntScheidungsprozesse in allen
ihren Phasen nachzuvollziehen. Besonders reizvoll ist die Breite des
zur Anwendung kommenden Methodenspektrums. Neben historischen
, stilistisch-sprachlichen und formgeschichtlichen Fragestellungen
, dem klassischen Instrumentarium des Exegeten. gewährt Bovon
auch soziologischen linguistischen und psychologischen Aspekten
relativ breiten Raum.
Für Bovon ist Lukas ein Schriftsteller, der sich weder in seinem
Umgang mit der Tradition, noch in seinen eigenen theologischen
Intentionen auf eine einheitliche Linie festlegen läßt. Es ist seine
Überzeugung, die gleichsam den die verschiedenen Beiträge verbindenden
roten Faden darstellt, daß Exklusivpositionen, wie sie vor
allem in der neueren deutschen Forschung gern vertreten wurden, in
der Lukasexegese wenig hilfreich sind. Der Komplexität des lukanischen
Werkes kann vielmehr nur eine Auslegung gerecht werden, die
bereit ist. allen seiner vielfältigen Bezüge geduldig nachzugehen und es
„mit Aufmerksamkeit und Sympathie auszuhorchen" (12). Scheinbar
widersprüchliche Beobachtungen sind dabei gegeneinander abzuwägen
und miteinander in Ausgleich zu bringen. So erweist sich Lukas
einerseits in seiner Geschichtsdarstcllung als tendenziös, weil von der
Absicht geleitet, den Christusglauben in heidnischer Umwelt zu
propagieren (15f), andererseits jedoch besteht kein Anlaß, ihm bei seiner
Geschichtsdarstellung den Willen zu historischer Zuverlässigkeit
abzusprechen; einerseits ist Lukas Vertreter einer heidenchristlich-
paulinischen Theologie, andererseits jedoch will er die Bedeutung des