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Ausgabe:

1988

Spalte:

664-666

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Locher, Clemens

Titel/Untertitel:

Die Ehre einer Frau in Israel 1988

Rezensent:

Herrmann, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 113. Jahrgang 1988 Nr. 9

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was zu summarisch angedeutet (die Zerstörung Jerusalems 586 wird
u.a. auf die Ermordung Gedaljas zurückgeführt). Anschließend sind
bekannte Funde aus der Eisenzeit (u. a. Statue des Jerach 'Azar und
die Tasse auf drei Füßen) sowie die Baluastele abgebildet. Vom Text
der Meschastele und der Inschrift von Tall Dair 'Alla (mit der Erwähnung
Bileams) findet sich eine Übersetzung. Anschaulich werden
ammonitische und moabitische Siegel (nicht aber edomitische [z. B.
das von Qos Gabor]) charakterisiert (P. Bordreuil).

Die achämenidisch-persische Periode ist ebenfalls nur kurz gezeichnet
(F. Fayadine). Beschrieben sind die Ausgrabungen von Umm
Udaina und Tawilan;dazu sind kunstvolle Fundstücke abgebildet.

Die Nabatäer sind unter verschiedenen Aspekten berücksichtigt
(F. Fayadine): Der geschichtliche Überblick befaßt sich mit dem Verhältnis
zu den Nachbarreichen und Rom (hier müßte einiges nuancierter
erscheinen, etwa das Verhältnis Antipater - Aretas III.;
Herodes Antipas trug nicht den Königstitel). Ein Bild von der Kunst
wie der Geisteswelt der Nabatäer geben die Ausführungen über die
Felsarchitektur und Tempel in Petra, die Formen der Skulpturen und
der hauchdünnen Keramik, sodann über die Religion und eine Charakterisierung
ihrer Schrift. Photos von Fclsfassaden und Heiligtümern
in Petra, Inschriften, Keramik und ausdrucksvollen Plastiken
aus Petra und Et-Tannur (u. a. Nike mit Zodiakos sowie Augenidole)
vervollständigen die Darstellungen.

Aus der hellenistischen Zeit, in der eine Urbanisierung erfolgte,
kann der Palast des Tobiaden Hyrkan (Arak al-Emir) vorgeführt werden
(E. Will). Ausführlicher wird dann auf die jüngst entdeckten
Grabmalereien bei dem antiken Arbela (Dekapolis) eingegangen
(A. Barbet). Ein instruktiver Beitrag entfaltet sachkundig die Geschichte
der Stadt Gerasa und charakterisiert die wichtigsten Baudenkmale
aus römischer Zeit (R. Wcr.nig). Bei der Beschreibung von
Gadara liegt der Akzent auf Grabungsergebnissen (U. Wagner-Lux/
K. J. H. Vriezen). Neben Photos von Baudenkmälern sind Grabmale-
rcien, Plastiken und Schmuck sowie Metallfunde beigefügt.

Für die byzantinische Zeit ist die Ausbreitung des christlichen
Glaubens und der Bau der Kirchen in diesem Gebiet nachgezeichnet
(J. B. Humbert/ A. Desreumaux). In einem weiteren Abschnitt werden
die Mosaiken aus der Justinianischen Zeit hinsichtlich ihres Aufbaus
, der Verwendung von Motiven und ihrer Ausdeutung beschrieben
. Neben Photos von Mosaiken vom Nebo, Madeba u. a. finden
sich solche von Glaswaren. Reliquiaren und Stelen.

Der geraffte Überblick über den Islam beginnt mit der Omajjaden-
zeit und deutet die weitere geschichtliche Entwicklung bis zu der
Herrschaft der Mamluken an (T. Bittar/ M. Charritat). Die ,,Wüstenschlösser
" sind anhand von Qastal erläutert (P. Carlier/ F. Morin).
Die abgebildeten Fundstücke aus der omajjadischen Epoche zeigen,
wie Gebrauchsgegenstände kunstvoll gestaltet wurden. Abschließend
wird noch die Keramik der Mamlukenzeit vorgestellt (T. Bittar/
M. Charritat).

Der Katalog macht deutlich, daß Jordanien nicht isoliert zu betrachten
ist, sondern hier ähnliche kulturelle Entwicklungen wie in
den umliegenden Gebieten begegnen, wenn infolge seiner geographischen
Lage und der klimatischen Bedingungen diese auch etwas später
erfolgten. Das umfassende Thema verlangt größere Beschränkungen;
manches konnte deshalb nur als Beispiel (besonders zur neueren Zeit
hin) vorgeführt werden. Es sollte jedoch besonders daraufhingewiesen
werden, daß König Mescha den Königsweg ausbaute. Wünschenswert
wäre gewesen, auf den Straßenbau der Römer einzugchen und einen
Meilenstein mit Inschrift abzubilden. Wohl aus Raumgründen sind
keine Münzen aufgenommen. Vielleicht hätte man unter den Landschaften
auch noch markante Erhebungen - etwa Et-Tannur oder die
Festung Machärus - abbilden können. Nicht deutlich ist, warum gerade
das Wüstenschloß in Qastal (ohne Abbildung) vorgestellt wird.
Erwähnt sind die Kreuzfahrer; hier erwartet man ein Photo einer
Festung (etwa Kcrak oder Schaubak) eingefügt.

Besonders hervorzuheben ist die vorzügliche Gestaltung und Ausstattung
dieses Katalogs durch den Zabern-Vcrlag. der hier seine Erfahrungen
mit Publikationen dieser Art einbrachte. Damit wird ein
Band vorgelegt, der durch viele ganz hervorragende Abbildungen
sowie durch eine Fülle an Informationen - bis hin zu den Literaturangaben
- eine instruktive Übersicht über die geschichtliche und kulturelle
Entwicklung des Landes am Königsweg über mehrere Jahrtausende
bietet.

Berlin K irl Matt hiae

Soden, Wolfram von: Bibel und Alter Orient. Altorientalische Beiträge
zum Alten Testament, hg. von H.-P. Müller. Berlin (West) -
New York: de Gruyter 1985. XII, 224 S. gr. 8' = BZAW. 162. LW.
DM 96,-.

Wolfram von Soden gehört zu den Assyriologen, die sich um den
Brückenschlag zwischen Keilschriftforschung und alttestamentlicher
Exegese bzw. Hebraistik mühen. Den Erfolg dieser Bemühungen
dokumentieren die 27 kleinen und größeren Beiträge zu entsprechenden
Themen, die der vorliegende Sammelband vereint. Es handelt
sich um Aufsätze und Miszellen. die zwischen 1935 und 1984 in verschiedenen
Zeitschriften erschienen sind. Der Text ist jeweils in der
Originalfassung photomechanisch nachgedruckt. Zwei Register erschließen
den Band, dem Hans-Peter Müller ein kräftig zu interdisziplinärer
Zusammenarbeit mahnendes Vorwort vorangestellt hat.

K.-H. B.

Altes Testament

Locher, Clemens: Die Ehre einer Frau in Israel.. Exegetische und
rechtsverglcichende Studien zu Deuteronomium 22,13-21. Frei-
burg/Schwciz: Universitätsvcrlag; Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht 1986. XVIII, 464 S. gr. 8' = Orbis Biblicus et Orientalis.
70.geb.sfr 110.-.

Der Vf., der neben Philosophie und Theologie auch altorientali-
sche Sprachen (Sumerisch und Akkadisch) studierte, legt seine bereits
1984 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen
in Frankfurt (M.) verteidigte Dissertation vor. Er arbeitete dort
bei Prof. N. Lohfink und steht der literaturwissenschaftlichen Methode
von W. Richter nahe. Diese Voraussetzungen erklären nicht
zum wenigsten Struktur und Inhalt des Werkes.

Auf den ersten 116 Seiten wird der Text Deuteronomium (Dtn)
22,13-21 unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert
und beurteilt. Einer ausführlichen Textkritik in Kap. 1 (der
masoretische Text verdient den Vorzug vor jeder überlieferten
Variante) folgen in Kap. II ..Litcrar-, form- und gattungskritische
Überlegungen". Es handelt sich um ein ..Doppelgesetz", das eine literarische
Einheit bildet, aber aus zwei klar unterschiedenen Teilen besteht
: 22,13-19 und 22,20f. Es herrscht die Formelsprache des altorientalischen
Eherechts vor. Als Hypothese zur Entstehungsgeschichte
des Textes wird die Auffassung vertreten, daß Dtn 22.13-19
auf ein schriftlich niedergelegtes Prozcßprotokoll zurückgehe, das
nachträglich zu einem kasuistischen Gesetz umgeformt wurde, und
zwarunter Ergänzung des Gegenfalles 22,20f(S. 82). Die Anrcgungzu
dieser Hypothese erhielt der Vf. von G. Liedkc, Gestalt und Bezeichnung
alttestamentlicher Rechtssätze: WM ANT 39 (1971)53-59. und
versucht sie durch Vergleich mit kcilschriftrechtlichen „Prozeßprotokollen
" zu vertiefen, insbesondere mit dem sumerischen Prozcßprotokoll
3 N - T 403 + 340 des Oriental Institute Chicago, das aus Nippur
stammt und dessen Strukturverwandtschaft mit Dtn 22,13-21 olfensichtlich
ist. und zwar hinsichtlich seiner inhaltlichen Nähe, seiner
relativen Ausführlichkeit und der Verwendung der direkten Rede, w|e
sie auch im alttcstamcntlichen Text vorkommt. Zum besseren Verständnis
der hier verhandelten Problematik sei der Text des sumerischen
Dokumentes wiedergegeben (S. 950:

„L., Sohn des N.. hat die K. (?), Sklavin des K., gepackt, in den .Kaufladen
(Vorbau des Hauses)' gebracht und sie entjungfert. Nachdem er sie cntjungfc1
hatte, ist K.. ihr Eigentümer, die Ratsversammlung von Nippur angegangen, isl