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Ausgabe: | 1983 |
Spalte: | 641-662 |
Autor/Hrsg.: | Bräuer, Siegfried |
Titel/Untertitel: | Das Lutherjubiläum 1933 und die deutschen Universitäten 1983 |
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I
Theologische Literaturzeitung
Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgeber: Ernst-Heinz Amberg
in Verbindung mit Karl-Heinz Bernhardt, Gert Haendler,
Erich Hertzsch, Traugott Holtz, Ulrich Kühn, Erhard Peschke, Eberhard Winkler
___ISSN 0040-5671
Nummer 9 108. Jahrgang September 1983
Spalte
Das Lutherjubiläum 1933 und die deutschen
Universitäten LVon S. Bräuer ... 641
Banks, R.: Paul's Idea of Community
(A. Strobel)........................... 671
Best, E.: Following Jesus (H. Räisänen)...... 670
Beyschlag, K.:" Grundriß der Dogmengeschichte
, I (B. Lohse).................. 678
Biella, J. C: Dictionary of Old South Arabic
(K.-H. Bernhardt)...................... 664
Brakelmann, G.: Kirche in Konflikten ihrer
Zeit(J. Langer)........................ 677
Bucer, M.: Deutsche Schriften, 17 (G. Seebaß
).................................. 680
Cochlovius,'J.: Bekenntnis und Einheit der
Kirche im deutschen Protestantismus
I840-1850(K. Hammer)................ 676
[Dantine, W.:] Bekennendes Bekenntnis. W.
Dantine zum Gedächtnis. Hrsg. von
E. Hultschu. K. Lüthi(R. Slenczka)...... 661
Eid. V., u. L. Vaskovics [Hrsg.]: Wandel der
Familie - Zukunft der Familie (E.-R.
Kiesow).............................. 697
Spalte
Engen, C. E. van: The Growth of the True
Church (L. A. Hoedemaker)............. 701
Exegesis(H.-J. Zobel)..................... 668
Graf, F. W., s. Renz, H.................... 683
Höing, H.: Kloster und Stadt (B. Moeller).... 675
Hultsch.E.,s. Dantine, W................. 661
Kinet, D.: Ugarit - Geschichte und Kultur
einer Stadt in der Umwelt des Alten Testaments
(K.-H. Bernhardt)................ 663
Lüthi, K.,s. Dantine, W................... 661
Mette, N.: Kirchlich distanzierte Christlichkeit
(W. Lück)......................... 695
Petuchowski, J. J., u. W. Strolz [Hrsg.]: Offenbarung
im jüdischen und christlichen Glaubensverständnis
(H. Fischer)............. 687
Ratschow, C.-H.: Jesus Christus (E.-H.
Amberg).............................. 689
Renz, H., u. F. W. Graf [Hrsg.]: Troeltsch-
Studien(R. Leuze)..................... 683
Ritzer, K.: Formen, Riten und religiöses
Brauchtum der Eheschließung in den
christlichen Kirchen des ersten Jahrtausends
. 2., verb. u. erg. Aufl. (G. Haendler).. 699
Spalte
Strolz, W.,s. Petuchowski, J.J.............. 687
Tengström, S.: Die Toledotformel und die
literarische Struktur der priesterlichen Erweiterungsschicht
im Pcntateuch (H. M.
Niemann)............................. 666
Vaskovics, L., s. Eid, V.................... 697
Whittaker, J. H.: Matters ofFaith and Matters
ofPrinciple(H.-G. Fritzsche)............ 685
Zmuda, R.: Bibliografia historii Kosciola w
Polscezalata 1975-1977 (A. Sames)...... 674
Kurzanzeigen:
Aufstieg und Niedergang der römischen
Welt. Teil II, Bd. 25/1 .................. 673
Diestel, L.: Geschichte des Alten Testaments
in der christlichen Kirche (Reprint)....... 669
Jahrbuch für Liturgiewissenschaft. Register
zu allen von 1921 bis 1941 erschienenen
15 Bänden............................ 700
Lutherische Beiträge zur Missio Dei......... 702
Das Lutherjubiläum 1933 und die deutschen Universitäten I
Von Siegfried Bräuer
Gottfried Forck zum 60. Geburtstag
„Die evangelische Kirche kann und will es nicht für zufällig halten,
daß sie ihrer eigenen Entstehung, die mit dem Aufbruch einer neuen
Epoche in der deutschen Geschichte zusammenfällt, in einem
Augenblick gedenken darf, der wiederum eine Wende des deutschen
Schicksals bedeutet ... So möchte die evangelische Kirche den
Luthertag des Jahres I933 als Symbol dafür nehmen, daß auch heute
noch in Deutschland Luther und völkischer Frühlifig zusammengehören
." Mit dieser theologischen Geschichtsdeutung setzt Hanns
Rückens Rede ein, die er bei der akademischen Lutherfeier der evangelisch
-theologischen Fakultät Tübingen am 18. November 1933 gehalten
hat.' An Rückens Worten ist exemplarisch zu erkennen, wie
eng der Zusammenhang zwischen dem Lutherjubiläum und den politischen
Ereignissen in Deutschland im Jahre 1933 von vielen Zeitgenossen
gesehen wurde. Dem entsprach auch der Verlauf der Jubiläumsvorbereitungen
und die Gestaltung der Lutherfeiern. Nur
wenige wagten es oder waren wie Hermann Mulert daran interessiert,
die Lutherfeiern von einer Vermischung mit politischen Äußerungen
zur Situation freizuhalten.2 So ist es nicht verwunderlich, daß das
Lutherjubiläum, das nach einem mehr verhaltenen Anlauf eine progressive
Kurve in der Vorbereitung und Durchführung von Lutherwochen
nahm, dann mit dem ebenfalls intensiv vorbereiteten Deutschen
Luthertag im Strudel der politischen Ereignisse scheiterte. Im
Zusammenhang mit dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund
und dem Verlassen der Genfer Abrüstungskonferenz setzte Hitler für
den 12. November 1933 eine Volksabstimmung über seine Außenpolitik
und Reichstagsneuwahlen fest. Da sich die zentral gelenkte
Propaganda mit Vehemenz auf die Wahlvorbereitung konzentrierte
und für weitere Aktivitäten keinen Raum ließ, sah sich Reichsbischof
Ludwig Müller gezwungen, den Deutschen Luthertag auf den 19. November
1933 zu verschieben.3 Zum neuen Termin gerieten die
Lutherfeiern, die inzwischen auch durch den Sportpalastskandal und
seine Folgen in Mitleidenschaft gezogen worden waren, durch den
Reichswerbetag der Hitlerjugend für das Winterhilfswerk erneut in
eine aussichtslose Konkurrenzsituation.4 Die ungehinderte Durchführung
der Lutherwochen in Eisleben (19.-27. August) und Wittenberg
(9.-13. September) sowie Coburg (30. Oktober - 2. November),
von denen zumindest die beiden erstgenannten weitgehend unter
nationalsozialistischem Einfluß standen, vermag das Urteil nicht zu
widerlegen, daß das Lutherjubiläum 1933 als Reichs-Veranstaltung
letztlich gescheitert ist.5
Nicht viel besser erging es den akademischen Lutherfeiern. Dem
nazistischen Prozeß der Gleichschaltung, von dem sofort nach der
Machtergreifung alle Institutionen und wissenschaftlichen sowie kulturellen
Bereiche erfaßt wurden, konnten sich auch die deutschen