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Ausgabe: | 1983 |
Spalte: | 605-606 |
Kategorie: | Dogmen- und Theologiegeschichte |
Autor/Hrsg.: | Luislampe, Pia |
Titel/Untertitel: | Spiritus vivificans 1983 |
Rezensent: | Staats, Reinhart |
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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 8
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fasser genannt; die ersten Erwähnungen des Leucius (4. Jh.) bringen ihn nicht
mit apokryphen Apostelakten zusammen. Erst zu Anfang des 5. Jh. wird Leucius
bei lateinischen Afrikanern im antimanichäischen Kampf mit apokryphen
Akten verbunden. Ab dem 5. Jh. wird Leucius dann bei den .Lateinern regelmäßig
in diesem Zusammenhang genannt. In der griech. und byzantinischen
Welt bleibt Photius im 9. Jh. der erste und bis dahin einzige, der diese Verbindung
ebenfalls vollzieht.
Entgegen der üblichen Meinung vertreten Vff. überzeugend die These, daß
die AJ vollständig auch in syrischer Sprache im Umlauf waren, obwohl nur die
Metastasis syrisch erhalten ist.
Die Arbeit zeichnet sich durch eine vorzügliche Kenntnis der patri-
stischen Literatur aus, wobei das Schwergewicht auf manichäischen
und augustinischen Schriften liegt. Mit großer Sorgfalt wird jeweils
nach dem möglichen Interesse der Rezipienten gefragt. Die Autoren
neigen zu großer und bewundernswerter Vorsicht in der Hypothesenbildung
. Auch für die Rezeptionsgeschichte anderer Apostelakten ist
die Arbeit eine Fundgrube. - Ein Wunsch für vergleichbare spätere
Arbeiten: Bitte auch die Schriften der Alten Kirche angeben, in denen
sich keine Spuren der Rezeption der behandelten Schrift finden; das
gilt insbesondere für das unübersehbare Feld der Apokryphen (damit
man sich nicht aufmachen muß, um auf der Suche nach übersehenen
Zitaten oder Anspielungen dann vieles doppelt zu lesen). Nach Methode
und Präzision sowie nach der Ausgewogenheit der Ergebnisse
ist die Arbeit als vorzüglich zu bewerten.
Heidelberg Klaus Berger
Luislampe, Pia: Spiritus vivificans. Grundzüge einer Theologie des
Heiligen Geistes nach Basilius von Caesarea. Münster: Aschendorff
1981. XI, 204 S. gr. 8" = Münsterische Beiträge zur Theologie,
48. Kart. DM 58,-.
Die Autorin, eine Benediktinerin, erweitert mit dieser Dissertation
von 1979 die Reihe neuerer SpezialStudien zur altkirchlichen Pneu-
matologie. Nach Gregor von Nyssa (Jaeger, 1966), Athanasius (La-
minski, 1969) und Irenäus (Jaschke, 1976) wurde nun Basilius auf
seine Lehre vom Geist umfassend untersucht, was in diesem Falle um
so wichtiger ist, als Basilius das Dogma von 381 entscheidend vorbereitet
hat. Die Ergebnisse von Dörries( 1956) bleiben bestätigt, werden
nun aber über „De spiritu sancto" hinaus auf breiterer Textgrundlage
überprüfbar. L. verzichtet darauf, den merkwürdigen Befund zu erklären
, warum Basilius als Theologe des heiligen Geistes ausgerechnet in
seinen Mönchsregeln auf Pneumatologie fast völlig verzichtet. Ob sich
darin das von Gribomont und dem Rezensenten vermutete reformerische
Wirken des Basilius dokumentiert, ein überpneumatisches
Mönchtum kirchlich zu integrieren, das über die Wirkungen des Geistes
zuviel zu wissen meint? Die historische Fragestellung mag dieser
mehr systematischen Studie nicht gerecht werden, welche die „beschreibende
" Struktur der dogmatischen Aussage des Basilius klar
nachzeichnet; ihr „in der Anbetung wurzelnder dogmatischer Sinn"
steht im Mittelpunkt, und die konkrete kirchliche Situation kommt
nur anhand der Sekundärliteratur in den Anmerkungen zu Wort (besonders
Hauschild und Dörries). Aber aufgrund der Ergebnisse dieser
selbst sehr genauen Beschreibung wird man die Frage, woher das
pneumatologische Defizit in praktischen Texten wie in den Regeln
rührt, doch stellen dürfen, gerade weil die Autorin als prägenden Faktor
der basilianischen Pneumatologie das Mönchtum (11-13) und als
ihren Schwerpunkt die „Wirkungen des Geistes" nachweist.
Der Hauptteil über „das Wirken des heiligen Geistes in der Heilsökonomie
" (49-161) entfaltet an einer Fülle von Themen die überwiegend
ökonomische Bedeutung der Geistlehre des Basilius. Themen
sind: das schöpferische Wirken des Geistes in den Engeln, die sich vom
heiligen Geist hauptsächlich durch ihre nur „dienende" Funktion
unterscheiden (vgl. schon Heising); die lebenschaffende Kraft des
Geistes, so daß das gesamte Schöpfungswirken seit Gen 1,2 trinitarisch
bestimmt ist und der Geist das „Medium" ist, in dem der Schöpfer
gegenwärtig wird in der Kreatur; der heilige Geist in der prophetischen
Verkündigung, die auch je gegenwärtige christliche Prophetie
ist, wie im Falle des Gregorios Thaumaturgos (in diesem Zusammenhang
interpretierte Stellen aus dem pseudobasilianischen Jesajaskom-
mentar stehen Basilius sicher nicht näher als die christliche Prophetie
der messalianischen Makariosschriften, die L. ganz ausklammert); der
heilige Geist im Christusereignis; die Kirche als „Ort" des Geistes; das
Wirken des heiligen Geistes in der Heiligung; die eschatologische
Wirksamkeit des Geistes.
Gerade im Kapitel über die Kirche als „Ort" des Geistes (86-107)
muß L. sogleich einräumen, daß Basilius trotz seines tiefen Kirchen-
bewußtseins nirgends eine Lehre über Gestalt und Wesen der Kirche
entwickelt. Die im folgenden vorgestellten ekklesiologischen Hauptbegriffe
sind die paulinischen „Leib Christi", „Charisma" und der
Begriff „Bruderschaft". So lehrt diese Studie, daß für Basilius die
Pneumatologie keineswegs in der Ekklesiologie ganz aufgeht. Das
zeigt auch die Aufnahme des Bildes vom Sonnenstrahl, welches schon
in der früheren Logosspekulation bekannt, nun auf den Geist übertragen
wird, jedoch ohne klare ekklesiologische Beziehung! Allein die
pneumatologische Sinngebung ist hier das Entscheidende. Es verdient
zwar unbedingte Zustimmung, daß frühere Gelehrte mit dem bloßen
Hinweis auf Parallelen in Plotins Enneaden noch nicht alles verstehen
konnten, aber das darf nicht zu einer Überbewertung des Begriffs
Kirche bei Basilius führen, wie bei L. geschehen, mag Basilius an einer
Stelle auch einmal sagen können, daß die Ordnung der Kirche vom
Geist gewirkt sei (De spir. s. 16,39). Diesen Vorbehalt sehe ich auch
darin bestätigt, daß die von L. angenommene bewußte Unterscheidung
zwischen Gemeinschaft (Koinobien) und „ganzer Kirche"
(S. 103-105) wohl kaum typisch ist für das Denken des Basilius. In
den Regeln tritt nicht nur, wie gesagt, die Pneumatologie merkwürdig
zurück. Auch die Charismatik wird nur ganz verhalten bejaht, L. sieht
das selbst und behauptet trotzdem: „Das Charisma ist Struktur der
Gemeinde, und der Heilige Geist erweist sich als Grundkraft der Ordnung
in der Kirche" (107). Das paßt zur Ekklesiologie eines Messa-
lianertheologen wie Makarios-Symeon. Basilius dagegen scheint dort,
wo er ganz praktisch-kirchlich redet, einer überschwenglichen Geistes-
ekklesiologie eher zu wehren, weil es ihm dort mehr auf eine sittliche als
auf eine geistlich-kirchliche Ordnung ankommt. Das Leitwort der
Regeln ist das Doppelgebot der Liebe und nicht 1 Kor 12 und 14!
Der Geist als Ausdruck einer immanenten Trinitätslehre findet eine
kürzere Darstellung (162-188), wobei die „Homotimie" des Geistes
als so kennzeichnend herauskommt, daß man L. in der Interpretation
der Homotimie als eines Äquivalents für das alte Homousios gern
folgt. L. überholt auch in diesem Kapitel die klassische Darstellung
der kappadozischen Trinitätslehre durch Karl Holl, der ihren immanenten
und metaphysischen Charakter gewiß überbewertet hatte.
So enthält dieses Buch nicht zuletzt auch Anregungen zum Verständnis
des dritten Artikels im NC von 381. Ich habe freilich schon
früher in Auseinandersetzung mit der Autorin (MdKI 32, 1981, 111)
bemerkt, daß die auch ihr geläufige Übersetzung des Adjektivs „to
kyrion" im NC mit „der Herr ist" nicht überzeugt (62, 192). Der Geist
ist nur vorherrschend im Sinne des stoischen Begriffs „Hegemonikon
". Basilius selbst lehrt ja diese nicht dienende, sondern herr-
schende* lenkende und einende Funktion des heiligen Geistes als sein
„idion", wie L. sehr schön belegt hat (172 0-
Heidelberg Reinhart Staats
Gregg, R. C, and D. E. Groh: Early Arianism - A View of Salva-
tion. Philadelphia: Forfress Press 1981. XIV, 209 S. gr. 8* Lw.
$24.95.
Manche Verleger benützen den Schutzumschlag der Bücher, dem
Rezensenten Mühe zu sparen und ihm zu sagen, was er schreiben soll.
Auf der Rückseite des gegenwärtigen Buches steht ein so drolliger
Satz, daß der Rezensent die Lust, ihn zu zitieren, nicht unterdrücken
mag. Da schreibt Professor Peter Brown aus Kalifornien: „Dies ist ein