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Ausgabe: | 1983 |
Spalte: | 577 |
Kategorie: | Altes Testament |
Autor/Hrsg.: | Ringgren, Helmer |
Titel/Untertitel: | Israelitische Religion 1983 |
Rezensent: | Wagner, Siegfried |
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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 8
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zweiten Timoteusbriefes in altbewährter Gründlichkeit. In einem
Arbeitsbericht der Stiftung wird darauf aufmerksam gemacht, daß
allein zum ersten Timoteusbrief „nicht weniger als 8 900 patri-
stische Zitate ausgedruckt und im kritischen Apparat verwertet" wurden
. Auf der vorletzten Umschlagseite der Lieferung 11 wird auch
über den geplanten Fortgang Auskunft gegeben: Ein Band 25 A ist in
Vorbereitung, die erste Lieferung soll Titus 1,1-3,5 umfassen. Dieser
Band 25 A soll in weiteren Lieferungen auch den Philemonbrief und
den Hebräerbrief bringen. In der alttestamentlichen Reihe steht der
lateinische Text der „Weisheit Salomonis" vor dem Abschluß. Es gibt
Erwägungen Tür eine Herausgabe des Buches Sirach.
GH.
Altes Testament
Ringgren, Helmer: Israelitische Religion. 2., verb. und mit einem
Nachtrag vers. Aufl. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer
1982. XI, 346 S., 1 Kte gr. 8" = Die Religionen der Menschheit, 26.
Lw. DM 88,-.
Nach fast zwanzig Jahren wird eine zweite, verbesserte und mit
einem Nachtrag versehene Auflage der Israelitischen Religionsgeschichte
von Helmer Ringgren vorgelegt, die in Aufbau und Grundeinstellung
gegenüber der ersten Auflage (1963) nicht verändert ist.
Nach Meinung des Vf. bestand zu einer Neukonzipierung auch keine
Veranlassung (S. V.VI), da „auf dem Gebiet der israelitischen Reli-
gionsgeschichte in den letzten zwei Jahrzehnten kaum umwälzende
Neuentdeckungen gemacht worden" seien (S. 319). So ist grundsätzlich
auf die in dieser Zeitschrift publizierte Besprechung aus dem
Jahre 1966 zurückzuverweisen (ThLZ91, 1966 Sp. 579-581). Der
Autor steht nach genauer Prüfung der inzwischen erschienenen Literatur
noch vollinhaltlich zu seiner damals erstellten Ausarbeitung und
begnügt sich damit, in einem 20 Seiten umfassenden Nachtrag zu einzelnen
Themen die inzwischen aufgestellten neueren Hypothesen zu
nennen oder kurz zu skizzieren oder - wenn notwendig - dazu Stellung
zu beziehen (S. 319-338). Die Nachtragsartikel, etwa zur Patriarchenzeit
, zu Mose, Gott, Mensch, zu Kult und Königtum, zu den Propheten
und auch schließlich noch zu Qumran (insgesamt sind es 15
Themen, die angesprochen werden) sind dementsprechend unterschiedlich
lang. Auf diesen Nachtrag sei ausdrücklich hingewiesen,
Vollständigkeit in den bibliographischen Nachweisen ist sicher nicht
erstrebt; die Trendbeschreibung wird dem Leser auch dann willkommen
sein, wenn er in dieser oder jener Frage anders als der Autor
denkt. Das gilt auch für die ganz knappe Gesamteinschätzung der Forschungslage
, die der Themenbehandlung vorangestellt ist. Daß es auf
einzelnen Feldern, wie z. B. in der Vor- und Frühgeschichte Israels
(Erzväter-, Bundes- und Amphiktyonie-Problematik), zur Frage des
vorisraelitischen Jahwismus, des innerisraelitischen Synkretismus,
des Verhältnisses von Volksreligion und offizieller Staatsreligion in
den letzten Jahren zur lebhaften Diskussion gekommen ist, wird dem
Autor nicht entgangen sein. Aber wahrscheinlich ist für R. die Situation
noch zu unübersichtlich und uneinheitlich, als daß sie jetzt schon
in einer bewußt deskriptiv gehaltenen Religionsgeschichte Berücksichtigung
finden sollte. Der schon im Vorwort zur ersten Auflage angegebene
Zweck des Buches, in erster Linie Orientierungshilfe zu sein
und tatsächliche Sachverhalte aufzuzeigen, ist erreicht. In diesem
Sinne hat diese Publikation ihren guten Platz in der Fachwissenschaft
gefunden und wird diesen auch behalten.
Leipzig Siegfried Wagner
Jagersma, H.: A History of Israel in the Old Testament Period.
Transl. from the Dutch by J. Bowden. London: SCM Press 1982.
XV, 304 S.m.5Ktn8".£9,50.
Das hier anzuzeigende Buch ist nach der deutschen Übersetzung
(vgl. ThLZ 107,1982 Sp. 727) nun die englische Übersetzung des niederländischen
Textes von „Geschiednis von Israel in het oudtesta-
mentische tijdvak", Kampen 1979 (vgl. ThLZ 106, 1981 Sp. 478
bis 480). Soweit ich sehen konnte, ist der Text völlig unverändert, eine
Reihe von Druckfehlern-bei den Literaturangaben leider nicht alle!-
sind ausgemerzt. Dieser englischen Übersetzung ist im Unterschied
zur deutschen Ausgabe der vollständige Anmerkungsapparat beigegeben
, so daß der deutschsprachige Benutzer, der mit dem Niederländischen
Schwierigkeiten hat, nun diese Ausgabe benutzen kann. Die
beigegebenen Karten sind gegenüber denen im niederländischen Original
etwas verbessert, doch lassen sie - vor allem, was den Norden
betrifft-noch immerzu wünschen übrig.
Marburg Diethelm Conrad
Hossfeld, Frank-Lothar: Der Dekalog. Seine späten Fassungen, die
originale Komposition und seine Vorstufen. Freiburg/Schweiz:
Universitätsverlag; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1982.
308 S. gr. 8* = Orbis Biblicuset Orientalis, 45. Lw. DM 88,-.
Hier ist keine allgemeinverständliche Auslegung des Dekalogs
(= D.) anzuzeigen, sondern eine Forschungs-Monographie, deren
These und Beweisführung sich nur dem Fachmann erschließen. H.
bietet in der ersten Hälfte (18-162) einen peniblen synoptischen Vergleich
der beiden kanonischen D.fassungen, in der zweiten Hälfte vor
allem Untersuchungen der D.kontexte in der „Sinaitheophanie"
(Ex 19 ff) wie in der „Horebtheophanie" (Dtn 50- Die ganz von der
literarhistorischen Fragestellung geleitete Arbeit gelangt in der „Biographie
des D.s" (238f) zu einem eindeutigen Ergebnis: „Der D. hat
seine Wurzeln im Dtn. Seine Laufbahn beginnt in der Horebtheophanie
und vollendet sich in der Sinaitheophanie des Pentateuch." Diese
Hauptthese ist nicht völlig neu, aber alles andere als opinio communis
der Forschung. Ich selbst kann ihr nicht widersprechen, da ich ohne
Kenntnis dieser kath.-theol. Habil.schrift (Münster 1981)im D.-Arti-
kel der TRE den Abschnitt über die dtn/dtr Herkunft des D.s mit dem
Satz beschloß: „Als der D. an den ,Sinai' geriet, war seine Dignität
schon unbestritten." (TRE 8, 411) Was ich auf der Basis früherer
Arbeit relativ leicht schrieb, trachtet H. mit Umsicht und dem
Schwergewicht wissenschaftlicher Gründlichkeit zu beweisen. Wie es
sich geziemt, steckt alles Gute seiner Arbeit in jenem Detail, das hier
nicht referiert, geschweige denn diskutiert werden kann.
„Die D.exegese hat bei dem markanten Faktum der Doppelüberlieferung
anzusetzen", denn die Unterschiede sind keine „Unfälle der
Textüberlieferung", sondern „gewollte Abweichungen" (180- Unter
dieser (richtigen) Voraussetzung vollzieht H. den synoptischen Vergleich
zwischen Ex 20 und Dtn 5 bis aufs Jota. Allein die (auch wegen
der Zählungsproblematik) viel diskutierten Differenzen im D.Schluß
behandelt er auf über 50 Seiten. Dabei zeigt sich, wie sehr hier eines
am anderen hängt: „Der D.schluß der Exodusfässung ist.. . ein Kompromiß
, der mit einem Minimum an Variation des Deuteronomium-
dekalogs die eigene Konzeption durchsetzt. Nachdem der Exodusdekalog
die im Deuteronomiumdekalog vorhandene Verklammerung
von Fremdgötter- und Bilderverbot zu einer Einheit aufgesprengt hat,
muß er diese Trennung in zwei Verbote am Anfang durch Vereinigung
der zwei ihm vorliegenden Begehrensverbote am Schluß kompensieren
", um die schon sakrosankte Zehnzahl zu bewahren (124). Zu dieser
Einsicht gelangt H. auch durch Untersuchung der Verben und Objekte
des Begehrens in den atl. und altorientalischen Gesetzescorpora.
Der in sieben Unterabschnitten durchgeführte Vergleich der Differenzen
führt Punkt für Punkt zu der These, die H. im ganzen verficht:
Das traditionelle Gefälle der Forschung vom Ex-D. zum Dtn-D. hin
ist umzukehren! Damit sind auch die folgenden Hauptteile quasi programmiert
: „Die ältere Dtn-fassung zeigt vom Endtext her Wachstumsspuren
, die eine oder mehrere Vorstufen erahnen lassen. ... Die
jüngere Ex-fassung versteht sich als Novelle der Dtn-fassung aus der