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Ausgabe:

1955 Nr. 2

Spalte:

111-112

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Lüthi, Walter

Titel/Untertitel:

Dein Sonntag 1955

Rezensent:

Uckeley, Alfred

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 2

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digt nicht ausreicht, daß vielmehr dazu der Vortrag und die Vortragswoche
gehört" (S. 31). —

Aber es kommt noch etwas anderes hinzu. Wenn der Verfasser
auf den Inhalt der volksmissionarischen Darbietung zu sprechen kommt
(S. 13), so lehnt er als zu eng es ab, die Religion, (etwa mit Harnack)
aufzufassen als die Beziehungen „Gott und die Seele — die Seele und
ihr Gott", sondern apokalyptische Geschichtstheologie ist, so behauptet
er, der umfassende und wesentliche Inhalt des neutestamentlichen
Kerygma. Um die Enthüllung des großen Geschichtsplanes Gottes und
um die Botschaft von seiner entscheidenden Durchsetzung in den
Christusereignissen gehe es. Der Vf. fordert auf der Unterlage eschato-
logischer Christentumsschau mit gelegentlicher Anlehnung an Aufstellungen
und Erfassungen des deutschen Idealismus etwas, was sich tragend
durch die Gesamtpredigt des Protestantismus zu ziehen habe. Er
unternimmt es also, der üblichen Erweckungspredigt mit allen ihren
speziellen theologischen Denkunterlagen die Absage zu geben; das, was
er als „Volksmission" erklärt und fordert, baut er neu auf der
Unterlage einer eschatologisch, d. h. einer das gesamte geschichtliche
Endergebnis ins Auge fassenden Christentumsschau der Gottesabsichten
mit der Welt auf.

Das ist es, was er als im neutestamentlichen Kerygma als ausgemacht
aufstellt, und dann als Ausgangspunkt für alle praktisch-theologischen
(homiletischen) Erörterungen verwertet. Das dürfte methodisch
-wissenschaftlich sehr anfechtbar sein und nicht ohne Widerspruch
bleiben, zumal wenn die abgewiesene Position — wie der Verfasser
selbst, S. 11, zugibt — gelegentlich „karikiert" dargeboten und behandelt
wird. — „Die Volksmission heute darf den modernen Menschen
in seiner Weltfreude ganz verstehen und wird darum
auch wieder von ihm verstanden werden, wenn sie fern von allem
„Muckertum" zeigt, warum Schönes und innig Geliebtes daran gegeben
werden muß" (S. 26). „Die Volksmission von heute wird zeigen
müssen, daß sie nicht umsonst durch die Schule neu erfaßter reformatorischer
Theologie gegangen ist."

Ein weiteres Kapitel erörtert die Folgerungen für die Evangelisation
heute, deren Generalthema demnach nicht mehr unmittelbar das
Seelenheil des Einzelnen sein kann. Er meint damit, daß diese kurze
Lebenszeit nicht mehr nur im individualistisch-egoistischen Sinne der
Ausnutzung zur Sorge für mein Seligwerden, sondern als Teilnahme
an dem großen Entscheidungskampf, der jetzt und nur jetzt von mir
mitgekämpft werden kann, besteht. „Wer als auch noch so braver und
redlicher Mensch diese Zeit nur mit Berufsarbeit und Fürsorge für die
Familie ausgefüllt hat, der wird einmal am Tage des Sieges Gottes
dastehen als einer, der an der Entscheidungsschlacht der Menschheitsgeschichte
nicht teilgenommen und sein Leben verloren hat. In der
Entscheidung steht jeder im strengen Sinn als Einzelner in voller Einsamkeit
; diese Entscheidung muß er selbst fällen. Das Ja zu dem Gnadenangebot
Gottes, das Ja zu der herrlichen Verfügung, mit der Gott
in der Hingabe und Auferweckung unseres Hauptes und Herrn über
uns verfügt hat, spricht jeder Einzelne allein. Aber sobald er es gesprochen
hat, ist er kein Einzelner mehr. . ." (S. 23). — Daß bei solcher
theologischer Einstellung wenig Platz bleibt für das, was der Pietismus
bei Erweckungsbewegung mit ihrem „gefährlichen Abgleiten ins Psychische
" im Auge hat, und daß sich bei solcher Volksmission die Kluft
schließt, die bisher zwischen lehrhafter und erwecklicher Verkündigung
aufgerissen war, ist freilich selbstverständlich. Wir fragen aber, ob bei
Ausschaltung der speziell „erwecklichen", gemütanfassenden Predigtweise
nicht ein Stück homiletischer Eigenart unterdrückt wird und trok-
kene Lebhaftigkeit den Ersatz dafür bilden soll bzw. würde.

Aardurg/Lahn Alfred Uckeley

Lüthi, Walter: Dein Sonntag. Basel: Reinhardt [1949]. 103 S. 8°.
kart. sfr. 3.50; Lw. sfr. 5.50.

Das Buch ist vor anderthalb Jahrzehnten erstmals erschienen. Dann
lange Zeit vergriffen, erscheint es jetzt wieder in anderem Verlag. Es
besteht aus 20 selbständigen Artikeln, jeder in sich abgeschlossen. Wir
weisen zur Orientierung auf einige Überschriften hin: Der Montagmorgen
. Ein Sonderling. Charlie Chaplins Film „Die neue Zeit." Das
Unser Vater im Walde. Ein Geisteskranker hat Einsichten. Der Christus
unter der Fabrikuhr. Ein Männergespräch. Vom Sabbath zum
Sonntag. Der Gottesdienst. Die vorletzte Posaune... Es sind Aufsätze
, die das Christenleben unter den Gesichtspunkt gottgegebener
Sonntagsruhe der Innerlichkeit stellen. Es ist in seiner Gedankenführung
ein durchaus originelles Buch, das den Leser, und zwar den gebildeten
modern-christlichen Menschen von Anfang bis zum Schluß fesselt, nicht
nur im Ausdruck, den es wählt, sondern in der Art, wie es die Dinge
um uns herum sieht und zeigt. Besonders das ist wertvoll, daß man
hier Hinweise in die religiöse Innerlichkeit des modernen Menschen
und seine Religionsäußerungen aufgedeckt bekommt, die als neu erfaßt
und durchaus zutreffend bezeichnet werden müssen. Also volkskundlich
-psychologisch sehr beachtsam. Die Sonntagsbehandlung hat es nicht
auf Rückkehr zum pietistischen Sonntagsidyll abgelegt, sondern stößt
zu einer Verwertung der Gabe der Sonntagsruhe durch, die dann das

Frömmigkeitsleben bis auf weite Strecken hinaus fördern, unterbauen
und durchdringen will. Die Sprache des Buches ist trotz aller Gebundenheit
an den biblischen Ausdruck — gelegentlich in seiner Umlenkung
in „reformierte" Abweichung — von edler, stellenweise dichterisch
schwungvoller Form. Das Ganze ist in seiner eigenartig reizvollen Darbietungsweise
eine wertvolle Bereicherung der zeitgemäßen Erbauungsliteratur
unserer gebildeten, religiös noch interessierten Volksschicht
und könnte in solchen Kreisen sich von starker Anziehung für die biblische
Botschaft nach ihrer psychologischen Seite hin erweisen.
Marburg/Lahn _ Alfred Uckeley

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Monatsschrift für Pastoraltheologie 43, 1954 S. 340—344.
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Monatsschrift für Pastoraltheologie 43, 1954 S. 455—456.