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Ausgabe:

1941

Spalte:

150-151

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Reuter, Karl

Titel/Untertitel:

Wilhelm Amesius 1941

Rezensent:

Aland, Kurt

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149 Theologische Literaturzeituiig 1941 Nr. 5/6 150

zelheit, die Benz ausdrücklich allein für Böhme in An- , den sich die Schlesier wohl vom Verf. nicht gern sagen lassen
Spruch nimmt: das Fehlen der Wimpern bei Adam, der i (S. 16f.). Zu der nötigen Exaktheit hätte auch gehört, daß die Fund-
noch nicht durch den Schlaf von Gott getrennt Und da- ; orlc dcr angeführten Stellen nachgewiesen worden wären. Das tut

mit der ersten Sünde verfallen war (S7 50 -'). Der Ur
mensch (Adam Kadmon) hat nach Zohar Irtan III fol.
289 a (Idra Zuta) keine Wimpern und Augenlider und
schläft nicht (entspr. Ps. 121,4). Dagegen hat der irdische
Adam beides, er schläft und stürzt damit die
Menschheit ins Unheil. Der Gedanke, daß der Schlaf
Sünde sei, ist persischen Ursprungs. Ähnlich wird Zohar
Ktos III 129b (Idra Rabba) von den Augen des
„weißen Hauptes" ausgesagt, daß es keine „Verhüllung
über dem Auge" und keine Wimpern habe (vgl. Ps.
121,4 und Jer. 32,19), genau so wie sie den Fischen
fehlen. Vielleicht ist auch Bercsch. K. XVII 6 zu Gen.
2, 21 an Ähnliches gedacht. (Ich verdanke diese Stellen .

dem gütigen, durch meinen Kollegen D. Fiebig freund- ; Ref"'.m- KJrc,he-..Bd„4- RM 3,50; «eb RM 5

lieh vermittelten Hinweis von Herrn Lic. Dr. Dietrich). w uie Argeit Reuters trug ursprünglich den Titel-'
Angesichts des zähen Zusammenhanges dieser Vorstel- [ 17 ,', fr Empiriker in der reformierten Theologie des
lungen wäre es zu wünschen, daß sich einmal ein Reli- ; /c;hJa UndJr,ts,l1,nd v°rbote Schleiermachers. Die den
gionshistoriker dieser Anschauungswelt Böhmes antläh- ^u"0" .von Klts<-'hl hervorgehobenen)' Beziehungen zwirne
und älmlich wie Bousset in seinen „Hauptproblemen j !PT; a/ . "nd »chkiermacher gewidmeten Abschnitte
der ünosis" die darin verborgenen uralten petrefakten j sina gestricnen und werden in einem Schlußkapitel • Die
Mythologemc zu Tage förderte. Daß sie damit nicht ^f^^^^J? .Bedeutung des A. kurz zusani
weg-erklärt werden dürfen, sondern zugleich in ihrem ! ,'„"f V15t-Ab0 ,.ble™! uh,nS eine Darstellung der Theo-
fr- .i.. r»«,« riac Rnhmpgrhen Denkens beeriffen ! -h? 1 _s j ' fur die der T'tel: ,W. A., der' führende

man ja nicht nur um der Nachprüfung willen, sondern auch um dem
Leser Hinweise zu eigener Lektüre der Quellen zu geben. Und das
könnte doch nur in der Absicht des Verf. gelegen haben.

Wie im einzelnen so ist es im ganzen: mit mehr beharrlicher
Sorgfalt, Klarheit der Fragestellung und Zucht
des Denkens hätte der Verf. zu den religiösen Fragen
von heute einen wertvollen Beitrag geben können. So
aber bleibt es ein unbefriedigender Versuch.

Leipzig Heinrich Bornkamm

Reuter, Karl: Wilhelm Amesius, der führende Theologe des erwachenden
reformierten Pietismus. Neukirchen : Buchhandlung d. Erziehungsvereins
1940. (160 S.) gr. 8° = Beitr. z. Gesch. u. Lehre d.

werden müssen, haben wir wohl in dem Zusammeuwir
ken von Motivforschung und System forschung (etwa
in der Gnosis) ausreichend gelernt.

Auch den Nachwirkungen der androgynen Idee Böhmes
ist Benz nicht in eigener Darstellung nachgegangen,

Sinn für das Ganze des Böhmeschen Denkens begriffen ! u" J™'' "U1

---- „,.„1,1 ;„ rUm Zusammenwir- I 1 neo|oge des erwachenden reformierten Pietkrmi«'

leicht etwas zu weit gefaßt ict rw '5Ilsmils viel-
Lebensgeschichte des A fi l. p k " u'e ei&entl|che
teresser Nun besitzen wir zwar für A°5i be*>nderes [?'
Visschers, auf die R skh St und'durcli^"0*™15 *
sondern er"dru'ckt"45 Selten Texte von Abr. v. Francken- i S^fe?8*^ er, anscheinend die Notwendigkeit ein^hS/
berg bis Baader ab. Da sich darin zwar vieles wieder- i Beschäftigung mit A. erledig? findet / w«

holt, aber doch längst nicht alles auf einer Ebene liegt, j j*" ;Webe"' Wesen> Wirken und1 Lehreri zu sZ™
wäre dem Leser durch eine geistesgeschichtliche Verar- i . ' ,,. v'sschers Monographie", S 10) Immert-
beitung der Zugang mehr erleichtert worden als durch ; £ese Arbeit aus dein Jahre 1894 und (Wh2f

die bloße Darbietung des Materials. Daß der alte Mensch- a'^1', "«-pi*» die sich z. T. nur sehr en nass™t ,„ i
heitsmythos auch heute seine Kraft noch nicht verloren I ^.Desciiaftigen, sind — mit Ausnahme von OmZ. Iw
hat, zeigt seine Erneuerung bei Edgar Dacque, dessen
Buch „Die Urgestalt" (Insel-Verlag 1940) man wieder
eine Christosophie im genauen Sinne Böhmes nennen

mit Ausnahme von Goeters, der
1911 schreibt — nicht jünger. Sollte ein Fortschritt
darüber hinaus unmöglich oder gar nicht notwendig
sein? Es ist eigentümlich, daß die historischen Darstellungen
des Pietismus alle schon bald ein Menschenalter
zurückliegen. Und dabei hat es sich doch gezeigt, daß
darf. Reisoiel zeigt, nicht sinnlos, gerade für diese Epoche ein Suchen nach neuen Quellen

Es ist also, wie 5Toaw»»q für die Gegenwart zu sehr ergiebig ist. Nur an ein Beispiel sei erinnert: Auch
nach der Wirkungskraft Böhmes^ AntWorten auf : {ür s *n,er stammt die letzte größere hi*tnric^ .
fragen. Und man konnte senon

religiöse Fragen oder auch — wenn man weiß, was das
'st — auf d a s religiöse Problem der Gegenwart bei ihm

erhalten. . , , ■■ f

Man müßte die Frage allerdings dann viel scharfer

für Spener stammt die letzte größere historische Untersuchung
(von Grünberg) aus den Jahren 1893 1906
Aber überall ergibt die Heranziehung der archivalischeii
und anderen ungedruckten Quellen (die Grünberg nur
noch sehr teilweise für die Anm. des 3. Bds. benutzen

«vunviK lui uic rmui. w9 o. dus. oenirtzen
Und" iTnr^-~fa"^" ate~%*d« n, der in der Antinomie konnte) neue und sehr wertvolle Ergebnisse. Ebenso bei
und klare, tasser als d 'üb.erii,eferung das Pro- A H Franicke usw. Doch hat ein solches Verfahren
bfeVaÄ|^ MhÄd uS vcAimlct (S. 28 .). Die- , vi,e[e Schwierigkeiten und muß für A. vielleicht doch
mem siel t, das BO "eFu" tcllunrr trifft unzählige an- niederländischen Theologen zur Erforschung überlassen
s höchst allg meine Fragestc.i ng Epoche auch. I »erue„«, wie R. das selbst (als verneinte Frage) sogar

dere Denker und lf* J™"eBöhme! mit der Gegen- ffir die theologische Arbeit des A. aufwirft.
5k> bleibt diese Kontroina ° Mb odcr kommt hoch- R. hat sich jedenfalls dieser theologischen Arbeit

2*T de[fT^heidei,' ve en zelten Früchten- Uber ; des A. zll„ewandt und will „unter theologfe- und geistes-
ltl , rct:ht k inrnnkt in anderen Büchern besser zu , gesichkhtlicben Gesichtspunkten . . . die besondere theo-
e.ne ^^J^J^^M^St Gebiete des Böhme- ^geschichtliche Stellung des A." herausarbeiten. Er
lesende Einführung in be^miw ^ ~g ^ sauber ^ mv^j. mtn ^ ^ krro|}en

jenen Denkens ™icnt «r w ^ Dje BedeutUng Abschnitten: ,Das empirische Prinzip der Theologie: der
Als solclies mag es se neii u ^[geimäoea in Po- oiaube und das geistliche Leben', ,der Einfluß des neuen
IVi djc 09PBWo Im3wS 132-135) zeigt beson- theologischen Prinzips auf die Lehre von der Schrift
siuiateu. Die ,v s |ten der Be. rf d Kirche«, ,die Anwendung des neuen theologi-
dewdeutiich ^^^^fLdErnstere Leser wer- schen Prinzips auf die Dogmatik' und stellt von da her
räch ung mitcinandtr verlemit suia aUch durch die Theologie des A. in ihren einzelnen Positionen dar.
den ^^^^^Jsiffj) sabppen Stil nicht wichtig ist dabei, daß R. sich nicht auf die Darstellung
einen bis zu Urrgehor.gke.ten f> 1 I , ^ ^ök)gk de^ A (für dk> er we[tWm dk >>MedlI„aS
geistreich werden. _ Wissc„schaftsideai hat zugntade)egt) beschränkt, sondern die Parallelen zu den
sich versetz S w ^ Exaktheit heute ist es gleichzeitig€n Leh,rern zieht und so die beson-
Uie 2?« Vi) .nuntionen Kann ,na„ jlch.aW.t "ff™. dere Stellung und Bedeutung des A. innerhalb der Theo-
aber etwas mehr Exaktheit hatte nicht so 1 • lahr,um. logie des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jh. zeichen
kdn«tw«g. „d^r M>,«erboden ^j^^ ^ JwoM er ; net.

Uert", Weigel kein Schlcsier, auch ^ . stiee Profil" der schlesi- I Erfreulicherweise gibt R. wenigstens für die Hauptschriften des A. an,

>" Breslau geboren wurde. Und daß das »5C1 ^ •Ivj<(a.n „ei wer. | wo man ihre Auflagen in den einzelnen Bibliotheken finden kann. Das
sehen Mystiker und Dichter „irgendwie ostlich, slavsch sei, we