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Ausgabe: | 1938 |
Spalte: | 449-451 |
Autor/Hrsg.: | Tessmann, Günter |
Titel/Untertitel: | Die Baja 1938 |
Rezensent: | Lehmann, Friedrich Rudolf |
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Theologische Literaturzeitung
BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK
unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖERIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN
Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitetvonBibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50
Manuskripte and gelehrte Mitteilungen Bind ausschließlich an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
'Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.
Printed in Germany.
J. C. HINRICHS VERLAG, LEIPZIG Gl
63. JAHRGANG, Nr. 25 3. DEZEMBER 1938
Spaltel Spalte Spalte
Bach: Klavierübung IV. Teil (Luther) . . . 464
Brei ich: Aspetti della morte nelle iscri-
zioni sepolcrali dell' impero Romano (Szabö) 451
Dandekar: Der ved. Mensch (v. Glasenapp) 451
Eisenhuth : Christus unsere Kraft (Wob-
bermin)...................462
H o 1 z i n g er: Erklärungen zu einigen der
umstrittensten Stellen der Offenbarung Johannis
u. d. Sibyllinischen Orakel (Kümmel) 455
Huth: Der Lichterbaum (Vorwahl).....454
Maiden: The Authority of the New Testament
(Kümmel)...............454
Schäfer: Götter und Helden (Baetke). . . 452
Seeberg: Wer ist Christus? (Hermann). . 457
Teßmann: Die Baja (Lehmann)......449
Die völkische Idee bei Johann Heinrich Wichern
(Meyer)...............463
Wen dl and: Die Berliner Kirche in der.
Zeit der werdenden Großstadt (Kracht). . Lfi9
— Von alten Berliner Kirchen und vergan-1
genen kirchlichem Leben (Ders.).....
Teßmann, Dr. phil. Günter: Die Baja. Ein Negerstamm im mitt- j zum Unterschied von den Menschen- (und Tier-) Seelen gbä-so, große
leren Sudan. Ergebnisse der 1913 vom Reichs-Kolonialamt ausgesandten
völkerkundlichen Forschungsreise nach Kamerun.Teil 1.: Materielle
und seelische Kultur. (XII, 243 S., 4 Bunttaf., 32 Taf.-Abb.,
322 Fig. auf 19 Taf. 1 Kte.), Teil 2: Geistige Kultur. (VIII,
183 S., 12 Taf.-Abb., 51 Fig. auf Taf.) Lex. 8°. Stuttgart: Strecker
& Schröder 1937. RM 36—; geb. 42—.
Die Baja bewohnen ein etwa 124 000 qkm großes
Gebiet im Südosten Kameruns. Sie standen bis zum
Seele, genannt. Gbaso hat sich aber in den Himmel zurückgezogen
und seinem erstgebornen Sohn Uantu, der allerdings auch auf dem
Wege zu einem deus otiosus ist, die Erde überlassen. Uantu erscheint
nun den übrigen Menschen gegenüber als der Kullurbringer.
So ist nicht die Bezeichnung für „Körperseele", d. h. für die
Seele, solange sie im menschlichen Körper ist. Für diesen Fall wird die
Bezeichnung tüna te angewendet; erst wenn die Seele mit dem Tode
den Körper verlassen hat, heißt sie so. Je nach ihrer moralischen Beschaffenheit
und dem davon abhängenden Urteil des Totengerichts
Weltkriege ZU '/■ unter deutscher Herrschaft; der Rest j kommt sie in eine Hölle oder in den Himmel oder in den Busch. Hiersiedelte
in der französischen Kolonie Äquatorialafrika. bei spielen die gesellschaftlichen Verhältnisse der Baja eine Rolle, denn
Obwohl die Baja aus verschiedenen Rassen gemischt die Häuptlingsseelen kommen ohne weiteres zu Gbaso. Aber es gibt
Sind zeigen Sie doch heute körperlich, besonders aber ! für alle Seelen einen zweiten Tod und eine Wiedergeburt oder Aufer-
SDra'chlich und kulturell ein recht einheitliches Gepräge. stehung in Menschen- oder Tierkörpern, je nach ihrer Qualität.
1 , , „ , „ .. x . . :;..__. . . c. Der Ammismus der Baja zeigt auch insofern Folgerichtigkeit, als
Die übliche Schreibweise „Baja gibt den Lautbestand der Emge- dje wirkung der meisten Zaubermedizinen nicht rein mechanisch gedacht
bornen bei diesem Wort nicht genau wieder Sie sprechen ihren Namen wird( sondern jn weitgehendem Maße von der Bereitwilligkeit der Ahnenseeselbst
„Gbaja" oder „Ngbaja , teilweise auch „Ngbeja aus. ,en( an dje ma„ sjch bejm Zauber wendet) abhängjg gedacht wird Diese
In wirtschaftlicher Beziehung herrscht bei ihnen die I Zauberpraxis steht also auf der Grenze zwischen mechanisch wirkender
Bodenbestellung vor; Sie halten sich Haustiere, gehen j Magie und Religion im Sinne der Ueberzeugung der Abhängigkeit von
auf die Jao-d und verstehen aus dem Fleisch von Wild ' übernatürlichen Wesen. Die Zaubermedizinen lenken infolgedessen nur
und Fischen geräucherte Dauerwaren herzustellen. In poli- > durch den Geruch, den sie verbreiten, die Seelen auf die Wünsche der
tischer Beziehung sind sie nicht unter einem gemein- i ^utste"erHhin' °hne s't zJingen uzu können Daneben findet sich z. b.
snmin Ohp rhai,nt »Kimmen(refaßt sondern Sie zehren I ^e,m Wetterzauber auch die mechanische Auffassung der Zauberwirkung,
samen Obeinaupt zusammengeTain, sanaern sre zeigen Sie tri(t aber gegenüber der andern Form ebenso zurück w|e
noch eine stark ausgeprägte Sippei stiuktui mit em/el- turgeister gegenüber den übernatürlichen Seelenwesen.
Verhältnisse des untersuchten Sudannegerstammes an- ^ I 'hi^nrt Tn K, HiaÄT T"
kommen wird, sei im folgenden darauf am meisten : £tÄ;^iS^k Au^rsKtehll»g^deen ™* In-
• ' fa halt haben, die Gadsa-Zeremonie aber ein Beschneidungs-
rWikteristisch für die Religion der Baja ist nach ku.U ist Während, noch MaPr Hermann Harttmann in
de. E^O^ta Verf fhf ausgeprägter Ani.nis | »^XS'^^^n%K8 s ^' ^
mus im Sinne des Glaubens an eine beim Tode vom ; s™%. *• "nnolo.g'e> 5y> »eriin 1928 S. 55) bemerken
Körper ablösbare Seele, sodaß Naturgeister kaum hervor- : ™ur r'J h "^T-,?1- R»i-gl0n Und die Qel»«nikulte
treten Nur im Abschnitt „Wetterkunde" (2, S. 84ff.) ; £rH?a£. ? verhältnismäßig wenig ermitteln konnte,
wird auf de, Glauben an "einen „Himmelsstier" (oder t^™^0™™ ?ei Angabe* "ber ihre eigne
Wetteer Blitztier u. ä) hingewiesen, von dessen Wir- ™&on sehr zurückhaltend wären, ist es dem Verf.
ken sSa die Baja die hauptsächlichsten Wettererschei- g^S™' Wen" a"ch, oft unter Schwierigkeiten und nur
nungen ableiten Vielleicht gehören zu den Naturgeistern ! ™,llte Y?n Mittelspersonen, weit mehr darüber, ins-
auch od d mythische Eidechse, die den Regenbogen ; fe^1*"/je Labi-Organisation zu ergründen. Die
SttB InÄ&% unbestimmt | ^g^^^^
Im übrigen aber ist der Animismusaußerordentlich folgerichtig als , Qramber ^ a,s allgemeine Züge dieser Organis"
Weltanschauung ausgebaut, sodaß es sich verlohnte, einmal an anderer | t; fp,T0.P,fPii+ hit Fine n«vrrin1r.rr klg V
Stelle ihn ausführlich darzustellen, da dieser Aufweis den Rahmen einer 1°ne 11 ^^^/"h^j-^h Äpl0fCh, besondere
Besprechung weit überschreiten würde. Doch soll wenigstens auf einige ! , nd noch nicht hinreichend geklarte Erscheinung ist
wichtige Züge hingewiesen werden. > die ausschließliche Verwendung einer Kultsprache, der
Die Gottheit, die als Demiurg, Herrscher der ganzen Weit und 1 Labi-Sprache, während der Zeit des Aufenthalts in den
Vater aller Menschen aufgefaßt wird, heißt So, d.h. „Seele", wird aber 1 Labi-Lagern.
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