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Ausgabe:

1934 Nr. 20

Spalte:

367-368

Autor/Hrsg.:

Prausnitz, Gotthold

Titel/Untertitel:

Die Augenkrankheiten und ihre Bekämpfunge in der religiösen Kunst und Literatur 1934

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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Seite 1

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3fi7 Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 20. 368

gräbnis sei die ursprünglichste und älteste, auf einer Deutschen dürfen uns ihrer freuen, als in Straßburg im-

Art Völkerübereinstimmung ruhende Bestatturigsart, zu- mer noch in deutscher Sprache hinausgehend. Der Ver-

nächst ein gedrängtes Bild von der Stellung, die die j fasser ist Breslauer Bibliothekar, als Handschriftenauf-

noch auf der niedersten Stufe stehenden Stämme zu spürer und -bekanntmacher mannigfach hervorgetreten,

ihren hingeschiedenen Angehörigen einnehmen, und zeigt j Am wichtigsten ist dieses Heft für den neutesta-

sodann die hervorragende Rolle auf, die neben der Erd- mentlichen Exegeten bei historischer Bewertung der

bestattung die Feuerbestattung in der Kulturentwicklung , Augenheilungen, die von Jesus erzählt werden,

der Völker seit Jahrtausenden spielt. Dabei lag dem ! Prausnitz schaut sich sehr weit um. Ich notiere nur die

Verf. besonders daran, die religionspsychologischen Vor
aussetzungen hervorzuheben, die den beiden Bestattungsarten
und der vor der Kirche in ältester wie in neuester
Zeit bekundeten Haltung zugrunde liegen. So erfahren
wir u. a., welche Kraft der Vorstellung vom „lebenden
Leichnam" bis ins Mittelalter innewohnte (S. 14 ff. 34ff.),
mit welch „pietätloser Pietät" die sterblichen Überreste
des hl. Thomas von Aquin zerstückelt, gesotten und
verteilt wurden (S. 36 f.). Grundsätzlich verboten hat
die alte Kirche die Feuerbestattung niemals (S. 30), und
die mittelalterliche Kirche hat bekanntlich nicht bloß
die toten Ketzer verbrannt (S. 37 f.). Es widerspricht
auch den geschichtlichen Tatsachen, wenn immer wieder
behauptet wird, daß die Feuerbestattung in neuerer Zeit
aus religionsfeindlichen Beweggründen, namentlich von
freimaurerischer Seite befürwortet und gefördert worden
sei; vielmehr waren es in erster Linie volksgesundheitliche
Sorgen, die die Anregung dazu gaben (S. 38 ff.).
Hat doch 1656, als in Neapel die Pest Tausende dahinraffte
, Matthias Naldi, der Leibarzt des Papstes Alexanders
VII, in einer mit Druckerlaubnis des magister
sacri palatii erschienenen Schrift „Verhaltungsmaßregeln
wider die Ansteckung" den Rat gegeben, die Leichen
zu verbrennen, und darin das Wort niedergeschrieben,
das Sch. seiner Schrift als Leitwort vorangesetzt hat:
„Als verwerflich kann das nicht gelten, was soviele
Jahrhunderte hindurch als ehrenvoll erachtet ward" (S.
40. f.). In einem Schlußkapitel „Rückblick und Ausblick"
(S. 61 ff.) führt Sehn, auch Zahlen an für die Zunahme
der Feuerbestattung in katholischen Kreisen und Beispiele
für teilweise Zugeständnisse der römischen Kirche und
ihrer Geistlichen. „Den Leichnamen ist jede Bestattung
zur Pein, wenn sie noch eine Empfindung haben; wenn
nicht, so ist ihnen das Feuer ob der Raschheit der dadurch
bewirkten Auflösung eine Medizin" sagt der Heide
Cäcilius im Dialog Octavius des Minucius Felix
(11,9), und darauf weiß der Christ Octavius nichts
zu erwidern. Die Behauptung des Heiden aber, daß die
Christen die Feuerbestattung verabscheuten, weil sie
davon einen Schaden befürchteten, weist der Christ entschieden
ab und versichert, daß sie nur deshalb die
Erdbestattung vorziehen, weil sie „die ältere und bessere
Gewohnheit" sei (11,4. 34,10). In der Tat könnten bei
unbefangener Würdigung aller Gesichtspunkte manche
noch immer zäh festgehaltenen Vorurteile verschwinden
und eine gegenseitige Verständigung in einer Frage erzielt
werden, in der die Gemüter zur Zeit noch immer
mit einer gewissen Leidenschaftlichkeit aufeinander platzen.
München. Hugo Koch.

Überschriften. Der Orient, den P. offenbar bereist hat,
und dessen Krankheiten, zumal der Augen (eine besondere
Plage noch heute), er beobachtet bat, tritt
speziell hervor. Sogleich die „Einleitung" zeigt das.
Älteste Kunde von „Kenntnissen auf dem Gebiete
der Augenheilkunde" bietet Ägypten, hier der Papyrus
Ebers, der „zwischen 1553 und 1550 vor Chr. geschrieben
worden ist". Aus ihm erfahren wir, welche
besondere Beachtung sie gefunden. Es gab schon eine
wirkliche „Kunst des Augenarztes". Wo sie versagte,
oder wo die „Trägheit und Unbildung" diese in Anspruch
zu nehmen hinderte, trat der Zauberer hervor.
Mythos und Sage umwob die von früh auf besonders
als Leid empfundene Krankheit und ihre „Heilung",
zumal die durch Hilfe der Götter und ihre Wunder.
Die Kapitel handeln: II von der Heilung durch „Worte
", „Auflegung der Hände", „Kuß" und „Anhauchen
"; III von „Heil- und Strafwunder", IV „Astrologie
und Magnetismus im Dienste der Augenkrankheiten
"; V „Stoffliche Mittel der Heilung"; Erz, Honig,
Salben, Wasser; Stoffe, die dem tierischen und speziell
dem menschlichen Körper entnommen worden (Speichel
; Koth und Harn; Frauenmilch; Blut). Anschließend
führt P. vor die „Wunderverrichtungen im Höhenplatz
von Mar Thekla", die „Longinuslegende", das „Schahname
des Firdusi", die „Heilung des älteren Tobias".
VI gilt der psychischen Blindheit, VII der „Heilung
nach Schilderungen in den Evangelien" (S.
34—47; das Kapitel gilt doch nur den überaus zahlreichen
Illustrationen in Bildern: das „theologisch"-
sachlich Lehrreiche ist in den früheren Kapiteln
schon hervorgehoben). Folgt noch VIII: „Spezialisten
auf dem Gebiete der Augenheilkunde, Beratung der
Ärzte, Operationen". Die sechs angefügten Bild tafeln
sind nicht nur künstlerisch interessant sondern auch
instruktiv für die Ideen.

Von demselben Verf. erschien 1917 als „Heft 196" der „Studien zur
deutschen Kunstgeschichte" (auch bei J. H. Ed. Heitz in Straßburg): „Die
Ereignisse am See Oenezareth in den Miniaturen von Handschriften
und auf älteren Bildwerken. Mit 37 Abbildungen auf 17 Tafeln" (85 S.).
Die Zeichnungen sind zum Teil sehr eigenartig, manche schön; sie sind
katholischer, aber auch altprotestantischer Herkunft.

Halle._F. Kattenbusch.

Schäfer, Lic. theol. Walter: Glaubst Du, so hast Du. Gespräche
mit jungem Volk. Mit einem Geleitswort von Dr. Hans Ditt-
m e r. 2. neubearb. Aufl. Güttingen : Vandenhoeck & Ruprecht 1934.
(127 S.) gr. 8°. RM 2.85 ; geb. 4.25.

Daß dieses mit einem Geleitwort von Dr. Hans
Dittmer, dem Verfasser von „Religionsunterricht auf
dem Grund der Wirklichkeit und Neuen Erziehung" versehene
Buch in einem Jahr zwei Auflagen erlebt hat,
ist wohlverdient. Es bietet „Gespräche mit jungem
Volk"; Entwürfe für lebenskundlichen Unterricht bei
jungen Männern und jungen Mädchen, in sehr geschickter
Weise von der Gegenwart und Umwelt ausgehend
und zu den letzten Fragen führend, bilden den ersten

Prausnitz, Dr. Gotthold: Die Augenkrankheiten und ihre
Bekämpfung in der religiösen Kunst u. Literatur. Beitr. zur Volkskunde
(Folklore) m. bes. Berücks. d. Handschriften. Strasburg: J.
H. Ed. Heitz 1931. (60 S. u. 6 Taf.) 4°. = Zur Kunstgesch. d.
Auslands. H. 133. RM 10—.

Wenn ich diesen interessanten Beitrag zur Volkskunde
(„Folklore"), der „mit besonderer Berücksich- ! Teil, dann Gespräche mit erwerbsloser Jugend, Führer-
tigung der Handschriften" beschafft ist, (er hat 275 An- Schulung, die junge Nation vor Gott, das nationalsozia-
merkungen literarischer Art — natürlich nicht bloß aus listische Erleben behandelnd, das alles vom Evangelium
„Handschriften", vielmehr verschiedenster fachlicher, dar- j aus und zum Evangelium hin, den bekanntlich weithin
unter auch reichlich theologischer Art!) hier an- ' schlagwortartig behandelten Gegenwartsproblemen wie
zeige, ich der ich nur Dilettant auf dem Gebiete der i Altes Testament, germanische Religion auf den Grund
Kunstgeschichte bin, so denke ich selbstverständ- , gehend. Zum Abschluß sehr gute ausführliche Proben
lieh nicht an „Besprechung" (Kritik), sondern nur an ] von Bibelarbeit. Daß beim ersten Teil die Behandlung
„Hinweisung" (Mitteilung über den Inhalt und seinen ; von kurhessischen, z. T. gut kirchlichen Verhältnissen
Belang für den Theologen, Religions-[ Kirchen-jhistori- | ausgeht, mindert des Buches Brauchbarkeit, und Anker
und Exegeten). Die Sammlung, zu der dies „Heft" [ regungen für ganz andere Verhältnisse durchaus nicht,
gehört, ist offenbar schon recht lange in Bestand. Wir j Halle/Saale.__Wilhelm Usener.

Beiliegend das 3. Heft (Jahrg. XIII) des „Bibliographischen Beiblattes".
Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 13. Oktober 1934.

Verantwortlich: Prof. D.W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14; für den Anzeigenteil: C. Kunze, Leipzig.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.