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Ausgabe:

1911

Spalte:

385-388

Autor/Hrsg.:

Oldenberg, Hermann

Titel/Untertitel:

Rgveda. Textkritische und exegetische Noten. 1. bis 6. Buch 1911

Rezensent:

Keith, Arthur Berriedale

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

o

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Oberlehrer Hermann Schuster .

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. HinrichsTche^uchhandlung, Leipzig__Halbjährlich 9 Mark

«-.~ , _ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchließlichan ,

OO. JahrfiT. Nr. lo Profeffor D. Titius in Göttingen, Friedländer Weg 26, zu fenden. ^4.. dUlll 1911

° Rezcnfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Oldenburg, Rgveda. Textkritifche und exege-

tifche Noten (Keith).
Maltzan, Meine Wallfahrt nach Mekka (Becker).
Sanders, The Washington Manuscript of Deu

Graf, Die arabifchen Schriften des Theodor

Abu Qurra, Bifchofs von Harrän (Horten).

Jacob, Studien über Papft Benedikt XII (Ficker).

Joachim fen, Gefchichtsauffalfung und Ge-

fchichtsfchreibung in Deutfchland unter dem
teronomy and Joshua. (Gregory). Einfluß des Hum6anismus (Brandi). häufer des Leipziger Kreifes im vorigen Jahr-

Facsimile of the Washington Manuscript of Deu-

Ragaz, Dein Reich komme (E. Chr. Achelis).
Geyer u. Rittelmeyer, Leben aus Gott (Derf.).

Referate: Masterman, Studies in Galilee. —
Brand, Die Wirtfchaftsbücher zweier Pfarr-

teronomy and Joshua in the Freer Collection
(Derf.).

Göttsb erger, Adam und Eva (Johannes Wend-
landj.

Verhandlungen der Schweizerifchen reformierten

Predigergefellfchaft (Giemen).
Schumacher, Der Diakon Stephanus (Knopf).
Schönewolf, Die Darftellung der Auferftehung

Chrifti (Stuhlfauth).
Corpus Script. Christianorum Orientalium. Script.

syri, ser. secuuda, tom. CI (Neflle).

Barge, Frühproteftantifches Gemeindechrillen- | hundert. — Wiegershaufen, Aenehdem-
tum in Wittenberg und Orlamunde (Cohrs). Schulze, der Gegner Kants, und feine Bedeu-

Rotfcheidt, Quellenkunde zur rheinifchen I tuDg im Neukantianismus. — Guthe, Wer

hat den Religionsunterricht in der Volksfchule
zu erteilen, der Staat oder die Kirche?

Mitteilungen: (38) Reformationsdrucke in der
Konfiftorialbibliothek zu Rothenburg o. T. (39)
Neue pergamenifche Infchriften. (40) Bericht
über den Fortgang des großen Unternehmens
der Pergamon-Ausgrabung.
Erklärung (Hugo Koch).

Wichtige Rezenfionen. — Neuefle Literatur.

evangelifchen Kirchengefchichte (Zilleffen).
Natorp, Die logifchen Grundlagen der exakten

Wiffenfchaften (Jordan).
Die transzendentale Deduktion der Kategorien in

Kants Kritik der reinen Vernunft (E. W.

Mayer).

Hunzinger, Die religiöfe Krifis der Gegenwart
(Lobftein).

Aefchbacher, Seid Täter des Worts! (E. Chr.
Achelis).

Oldenberg, Hermann: Rgveda. Textkritifche und exege-

tifche Noten, i. bis 6. Buch. (Abhandlungen der Kgl.

Gefellfchaft der Wiff. zu Göttingen. Philologifch-hiftor.

Kl. N. F. Bd. XI. Nr. 5.) Berlin, Weidmann 1909.

(VII, 438 S.) gr. 4» M. 30 —

Vorliegendes Werk ift das Ergebnis der langjährigen
Unterfuchungen Ohlenbergs über den Text des Rgveda
und muß ohne Weiteres als der wichtigfte Beitrag zum
Studium dejt Samhitä eingefchätzt werden, der bisher
erfchienen ift. Der Wert des Buches wird durch den Ent-
fchluß des Verfaffers, exegetifche Erörterungen in feine
Arbeit mit aufzunehmen, wefentlich erhöht. Es ift leicht
genug, den überlieferten Text umzufchreiben, aber folche
Emendationen find in Wahrheit doch recht geringwertig,
und Oldenberg zeigt wiederholt, daß Stellen, die als
hoffnungslos verderbt angefehn wurden, der geduldigen
Analyfe befriedigende Refultate gewähren, wenn fie von
einem Gelehrten, der über hinreichende Kenntnis der
vedifchen mythologischen und Ritual-Vorftellungen verfügt,
ausgeübt wird. Ein gutes Beifpiel für den Erfolg feiner
Verfahrungsweife liefert die Behandlung von Rgveda IV,
27, einer Stelle, die der Auslegung zugeftandenermaßen
ernfthafte Schwierigkeiten bietet. O. verwirft die Änderung
adiyat für adiyam, die von Roth ZDMG XXXVI, 355
vorgefchlagen und von Hillebrandt, Ved. Myth. I, 283
angenommen wird, indem er zeigt, daß die Anficht Hillebrandts
, das nä des nächften Verfes könnte bei Sandhi
aus dem Wechfel von adiyat zu adiyan und dann zu
adiyam refultieren, auf der ganz unhaltbaren Theorie
beruht, daß im vedifchen Text Sandhi fich über die
Grenzen des Verfes ausdehnte. Dann ftellt er den Sinn
des überlieferten Textes wieder her, indem er gegen Sieg
(die Sagenftoffe des Rgveda 88seq.) nachweift, daß der
Sprecher der Adler felbft ift und Gegenftand der Dieb-
ftahl des Sorna, nicht aber die Befreiung des Indra ift.
Diefelbe Hymne zeigt O.s Erfolg im Vermeiden von Text-
ernendationen, denn in Vers 2 verwirft er mit Glück
Fischöls Vorfchlag von apajosdm ftatt äpajosam und in
Vers 3 Roths Korrektur von vi yäd in viyäd.

Von großer Wichtigkeit ift die Überzeugung Osenbergs
, daß die verfchiedenen Lesarten in den andern
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Veden-Texten der Auslegung und Korrektur des Rgveda
wenig oder keine Hilfe bieten. Diefe Anficht verteidigte
er fchon in feinen Prolegomena zu einer Zeit, als Weber
und andere die entgegengefetzte Anficht vertraten, obgleich
Aufrecht fchon in der Vorrede zu feiner zweiten
Ausgabe des Rgveda gezeigt hatte, daß ihre Anficht
kaum haltbar fei, und weiteres Studium hat ihn nur in
der damals ausgefprochenen Anficht beftärkt. Diefelbe
Meinung ift von v. Schroeder und vön Bloomfield in feiner
Vergleichung der Lesarten des Atharvaveda akzeptiert
und fie wird weiter durch Behandlung der wenigen Stellen
bekräftigt, in denen Bloomfield geglaubt hat, der Atharvaveda
könnte Spuren einer richtigeren Überlieferung enthalten
. So ift auf den erften Blick die Atharvan Variante
ävisvavinnäm in Rgveda I, 164, 10 verführerifch, aber der
geltende Text ävisvaminväm ift im Hinblick auf den
häufigen Ausdruck visvaminvä (I, 61, 4 etc) und auf Aus-
fprüche wie II 5, 2: vi'svam täd invati ficher richtig. Auch
Bloomfields Konjektur von vi'svaksatyam der entfprechen-
den Atharvan Stelle in III, 30, 6 verwirft er mit Recht
und fieht in dem Rgveda-Text (vi'svam satyam krnuhi
vistam astu) die urfprüngliche Form des Verfes, während
der Atharvan (visvak satyam krnuhi cittäm esäm) eine
Entftellung von verfchiedenen Stellen her (fiehe vfsücah
in III, 1, 5; 2, 3; cittäm in III, 2, 1) darfteilt. In X 85, 6
fcheint die Lesart päriskrtä, die in dem Atharvaveda
XIV, 1, 7 fich findet, auf den erften Blick die beffere
Überlieferung zu fein, denn das bezeichnende Beiwort
| läßt fich viel natürlicher auf die Braut, Süryä, als auf ihr
Gewand anwenden, aber felbft angenommen, der Text in
dem Rgveda wäre falfch, fo befteht die Wahrfcheinlich-
keit, daß die Lesart der Atharvan-Verfion nur eine frühzeitige
glückliche Konjektur fehr durchfichtiger Art ift.
Doch ift es möglich, daß pariskrtam richtig und das
Objekt von eti und durchaus nicht ein Subjekt ift,
und felbft als Subjekt ift es eine mögliche, wenn nicht
wahrfcheinliche Lesart. In Vers 13 derfelben Hymne
ift das Jberühmte aghäsu ärjunyoh ftatt maghäsu und
phälgunisu zu lefen. Sicher ift hier auf keinen Fall die
Rgveda-Verfion das Refultat einer inferioren Überlieferung
; die Kühe find in Maghäs, dem Sternbild der
Manen, erfchlagen, und die Form aghä ift entfchieden

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