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Ausgabe:

1899

Spalte:

100-106

Autor/Hrsg.:

Nowack, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die kleinen Propheten übersetzt und erklärt. (Handkommentar zum Alten Testament, hrsg. von W. Nowack. III. Abth., die prophetischen Bücher, 4. Bd.) 1899

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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ficht geftellten weiteren Gaben erfchienen: Die Jefaja- I werden foll, ift Juda, deffen Verwüftung bereits v. 15 in
erzählung Jef. 36—39, 1898. der Vifion gefchaut war. Der ftörende Relativfatz bietet

Die obige Schrift Meinhold's giebt ein recht an- ' auch fonft Anftöfse genug: er ift ftiliftifch aufserordentlich
fchaulichcs Bild von der Zeit und der Perfönlichkeit des I fchwerfällig und ungelenk, und die ,beiden Könige' paffen
gröfsten der altteftamentlichen Schriftpropheten und kann ■ zu dem fingularifchen Adama denkbar fchlechteft, denn
darum auch weiteren Kreifen aufs angelegentlichfte em- '. Israel und Aram-Dammesek konnten doch fchwerlich in
pfohlen werden. In dem erften Theile (S. 3—29), über- einem fingul. Adama zufammengefafst werden. Wie ich
fchrieben ,Die Zeit des Jefaja', wird zunächft (S. 3—21) nachträglich fehe, ift Kittel in Dillmann 6 betreffs v. 16
die äufsere Lage behandelt. Unter ausgiebiger Benutzung zu dem gleichen Ergebnifse gekommen. — Bei der Aus

der die biblifcln n Berichte aufs Glücklichfte ergänzenden
keilinfchriftlichen Literatur, wie fie in den Gefchichts-
werken von Schräder, Meyer, Hommel, Tiele,
Win ekler u. a. verarbeitet vorliegt, giebt Meinhold zunächft
eine zufammenhängende Ueberficht über die Beziehungen
, die von jeher zwifchen Israel und Affyrien be-
ftanden haben, bis zu der Zeit, wo auch das Südreich
zu einem Vafallenftaate des mächtigen Affur herabgefunken
war. Mit Recht nimmt er dabei (mit Winckler gegen
Schräder) an, dafs die erfte directe Berührung Judas
mit Affyrien erft in die Zeit des fyrifch-ephraimitifchen
Krieges, alfo erft unter die Regierung von Ahas, und
nicht fchon unter die von Uzzia gefallen fei. Befonders
eingehend befchäftigt fich M. mit den Ereignifsen des

legung von cap. 6 (S. 34 ff.) rächt fich die Nichtbeachtung
von Metrum und Strophik. Mein hold feheidet v. 12
als ein das babylonifche Exil vorau.sfetzendes vaticinium
ex eventu aus, lieft v. 13 in der von Giefebrecht vor-
gefchlagenen Geftalt und läfst die Echtheit der drei
letzten Worte dahingeftellt, — m. E. alles zu Unrecht
Es ift eins der wenigen Verdienfte des mit fo grofser
Prätention auftretenden Buches von D. H. Müller, Die
Propheten in ihrer urfprünglichen Form, mit Nachdruck
auf die kunftvolle poetifche Gliederung von Jef. 6 auf-
merkfam gemacht haben (B. I, p. 78 f.). Die Befchreibung
der Berufungsvifion zerfällt in zwei völlig ebenmäfsig gebaute
Hauptftrophen, deren jede aus 3+10+10 Stichen
beftehr, und von denen die erfte (vv. I; 2—4; 5—7) be-

lahres 701, in welchem Jefaja befonders bedeutfam j fchreibt, was der Prophet in der Vifion gefchaut, und

hervorgetreten ift und feine gröfsten Triumphe gefeiert
hat. Die Angaben der Sanheribinfchriften bringt er mit
den fowohl mit diefen als auch untereinander disharmo-
nirenden Berichten des Alten Teftaments (es find deren,
wie zuerft Stade in ZAW VI gezeigt hat, nicht weniger

die zweite (vv. 8; 9 f; n—13), was er darin gehört hat;
das ,da fprach ich' v. 11 refpondirt genau dem von v. 5.
Aus diefer Anlage ergiebt fich nun aber mit zwingender
Nothwendigkeit: a) dafsv. 12 zum urfprünglichen Berichte
gehört haben mufs, b) dafs die Conjectur Giefebrecht's

als drei: 2 Kg. 18, i4_i(>; 18,13. 17-37 + 19,1-8, wozu ! verfehlt ift, da fie das Metrum zerftört (v. 13a hat
M. (S. 17) mit Recht noch vv. 9a und 36 f. als Schlufs j in MT richtig 2 Stichen von je 3 Hebungen), und c)
zieht, und 19, -jb-ss) in der Weife in Einklang, dafs er dafs die auch in LXX fehlenden Worte zerd etc. v. 13
annimmt, dafs Hizkia dem Sanherib nach deffen Siege | zu ftreichen find, da fie einen überhängenden II. Stichos
über das durch arabifche und ägyptifche Truppen ver- j der letzten Strophe ergeben würden. Es bleibt dann
ftärkte Heer der Südfyrer und der Einnahme von Ekron I alfo dabei, dafs in dem Auftrage, den Jefaja bei feiner
feinen Tribut nach Lakifch gefchickt habe, dafs dies aber | Berufung von Gott erhielt, jeder tröftliche Ausblick
dem Grofskönige, der inzwifchen von dem Herannahen j fehlt; um die Anerkennung diefer Thatfache kommt
des Aethiopenkönigs Tirhakagehört, noch nicht genug ge- man auch mit der Duhm'fchen Erklärung nicht herum,
wefen fei, weshalb er noch die Uebergabe der in feinem j dafs die alten prophetifchen Vifionen immer nur einen
Rücken liegenden ftarken Feftung Jerufalem verlangt , Gedanken zur Darftellung brächten. Cap. 6 zwingt dem-
habe. Nach Abweifung diefer Forderung fei die Be- j nach, richtig verftanden, auch für Jefaja, wie für Arnos
lagerung des Stadt erfolgt, die indes ohne Ergebnifs ver- 1 und Hofea, eine Periode anzunehmen, in der er auslief
, da währendderfelben einePeft in dem Heere Sanheribs
ausbrach, die ihn zwang, ohne etwas erreicht zu haben,
nach Affyrien heimzukehren. — Zum Schluffe des erften
Theiles wirft M. noch einen Blick auf die innere Lage
(S. 22—29) und zeigt an der Hand der Schriften von

fchliefslich Gerichtsverkündiger war. Erft fpäter taucht
das tröftliche Element in feiner Predigt auf; woher er
es gefchöpft, ift fein perfönliches Geheimnifs. Gewifs
aber aus einer zweiten, grofsen Vifion, und zwar, wie
ich vermuthe, derfelben, in der ihm Gott den bedeu-

Amos, Hofea und Jefaja, wie verrottet das Volk fowohl tungsvollen Namen Schear-jafchub für feinen Sohn be

im Nordreiche als auch in Juda zu damaliger Zeit ge-
wefen ift.

Der zweite Theil (S. 30—46) befchäftigt fich mit
Jefajas Perfon und Wirkfamkeit'. Der Reihe nach wird
hier der Gottesbegriff des Propheten, die Adreffaten feiner
Reden und befonders ausführlich die Aufgabe, die ihm
bei feiner Berufung geftellt ward, behandelt. Auf den
letzten Seiten folgt fodann ein zufammenfaffender Ueber-

ftimmt hat. Für die Fixirung des Zeitpunktes diefer
Vifion ergiebt fich als tei minus ad quem das Jahr 736
v. Chr. aus Jef. 7.3. — —

Kleine Incorrectheiten ftofsen mitunter auf. So wird
Schrader's Keilinfchriftliche Bibliothek bald mit KB.,
bald mit K.I.B, abgekürzt (p. 9), der ägyptifche Königsfehn
zuerft Ta-nut Amon und vier Zeilen tiefer Tanut-
Ammon gefchrieben (p. nj, der Syrerkönig Benhada und

blick über die verfchiedenen Perioden feiner prophetifchen ; Benhadad genannt (p. 5). Der lapsus calami Anamelech

Verkündigung.-- ftatt Scharefer (p. 17) ift vom Verfaffer in einem Theile

Referent kann den meiften der vom Verfaffer ge- ! der Exemplare noch handfehriftlich verbeffert. Lies
gebenen Darlegungen nur beipflichten, fo der Zurück- P- 7 Z. 3 v. u.: bis ftatt ift; p. 17 Z. 4: 13 ft. 14; ibd.
weifung dervon Hackmann fobeftechend vorgetragenen % '3 : 36 f. ft- 37. 38; P- 23 Z. Ii v. u. 6 ft. 5.
Deutung des Schear-jafchub, der Faffung von c. 7, w ff J Marburg. R. Kraetzfchmar.

als einer Drohrede, u. a. m. Die m. W. zuerft von _ _

Budde vorgefchlagene Faffung der Immanuelweisfagung , ' ., , ii. ~ .....

empfiehlt fich vor allem auch dadurch, dafs fie die aller- ; Nowack, Prof. D. W., Die kleinen Propheten ubersetzt und
geringften Eingriffe in den Text nothwendig macht. Denn erklärt. (Handkommentar zum Alten Teftament, hrsg.

man braucht aufser v. 22a, der von faft allen Auslegern
(ausg. Dillmann) als Interpolation angefehen wird, noch
nicht einmal den ganzen v. 16, wie Budde und Kuenen
wollen, auch nicht v. 16b, wie Guthe vorfchlägt, zu
ftreichen, fondern es genügt völlig, den Relativfatz in
16b zu tilgen, um von v. 10 bis zu v. 25 einen völlig glatten

von W. Nowack, III. Abth., die prophet. Bücher, 4. Bd.)
Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1897. (IV, 412 S.
gr. 8.) M. 8.—; geb. M. 9. 80

Ein neuer vollftändiger Commentar zu den Kleinen
Propheten war dringendes Bedürfnifs. Ganz aufserordent-

Gedankengang zu erhalten. Die Adama, die verlaffen ! lieh viel ift gerade für das Buch der ,Zwölfe' in den