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Ausgabe:

1881 Nr. 6

Spalte:

131-134

Titel/Untertitel:

Briefe und Akten zur Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts mit besonderer Rücksicht auf Bayerns Fürstenhaus. 2. Bd 1881

Rezensent:

Kawerau, Gustav

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131 Theologifche Literaturzeitung. 1881. Nr. 6. 13:

Umfange der Pfalmengruppen, denen fie gelten. Leider
theilt der Verf. keine Probe des Pfalmentextes mit
(ftatt deffen aus derfelben Hf. Taf. II das Symboluni Con-
stantinopolit. und das Datum) und erwähnt auch nicht,
ob er oziyrjgwg gefchrieben ift oder nicht. Vielleicht
würde fich, den Codex felbft vor Augen, das Räthfel
leicht löfen laffen. Ungleich durchfichtiger als diefe,
find die bei Amfil. S. 49 aus einer anderen Hf. abgedruckten
ftichometrifchen Angaben, die umfoweniger
hier übergangen werden dürfen, als fie einer patriftifchen
Hf. entnommen find, wo dergleichen bekanntlich nicht
häufig vorkommen. Cod. 60 [61] der Moskauer Synodalbibliothek
, aus dem Jahre 975, enthält 30 Reden Gre-
gor's von Nazianz, jedoch nur zu den folgenden die
Stichenzahl: a . Eig xb xxuoya v.ai xirv ßqadvxijxa. ei x
{sie) ovv eig xbv 7raxega eavxov ev NaLiavCeS fjvix.ee ngeo-
ßüxegog eyeiQoxovfß&r^ (Migne I, 396—401): oxiy. 108, ß'.
/CQog xovg xaXeaavxag ev ccgXfj xai anavxroavTag itexa
xbv 7iqeaßvxeQov ev xq> nctayja (Migne I, 517—525): 0x1%.
142, y. Anoloyxxixög (Migne I, 408—513): 0x1%. 1896,
<$' Eig Kaioctgiov (Migne I, 756—788): oxiy. 713, e. Eig
xi)v TxXtjyfiv xijg yaXa'Crjg (Migne I, 933—964): oxi%. 626,
g'. Eig xov Ttaxega eavxov (Migne I, 828—832): 6x1%. 100,
C. Eig xovg avxovg iiex {sie, dem angegebenen Init. zufolge
identifch mit Migne I, 820—825): oxiy. 148, r/. Eig
rprjyÖQOv (Migne I, 832—841): 0747.205, Eig xov nu-
xeoa (Migne I, 844—849): esxiy. 150, 1. Eigrjvixbg a
(Migne I, 721 — 752): 0x1%. 625,. le . Eig xf)v veav xvc-iaxf/v
(Migne II, 608—621): 0x1%. 295. Die Hf. flammt aus dem
Kloller Laura auf dem Athos. Eben dort fah Porfiry
1845 eine Hf. der Reden Gregor's, angeblich aus dem
8. Jahrh., in welcher z. B. der Rede eig xbv /.isyav Affa-
vcioiov (Migne I, 1081—1128) 1164 Stichen, der Rede
eig xovg Maxxaßcdovg (Migne I, 912—933) 430 Stichen,
der Rede eig xbv ayiov leqoiiaqxvqa Kvixgiavov (Migne I,
1169—1193) 495 Stichen zugefchrieben waren (vgl. Porfiry
, Erfte Reife zu den Athosklöftern, im Jahre 1845.
Th. I. Abth. 1. Kiew 1877 S. 227 ff. [ruffifch]). Hier,
in beiden Hff. Gregor's liegt (wie fchon aus der oft
überrafchenden Uebereinftimmung der Stichenzahl mit
der Zahl der Zeilen in der Migne'fchen Patrologie er-
fichtlich) offenbar eine einheitliche Raumzeile der Zählung
zu Grunde, und zwar, wenn die vorläufige Schätzung
des Ref. nicht irrig ift, im Umfange von etwa 37 — 38
Buchftaben, alfo nur wenig mehr als Charles Graux auf
Grund umfaffenden Materials und forgfältiger Unter-
fuchung für den bei heidnifchen und chriftlichen Schrift-
ftellern üblichen oxiyog gewann die verdienltliche Abhandlung
in der Revue de pliilologie II, 1878 p. 97 ss.,
konnte leider für den Zweck diefer Anzeige nicht ein-
gefehen werden, vgl. jedochGardthaufen, Griech. Paläogr.
S. 132).

Schliefslich fei erwähnt, dafs aus dem vorftehenden
Titel nicht auf die Abficht des Verf.'s gefchloffen werden
darf, die Befchreibung von Hff. des 9. und 10. Jahrh.
noch weiter fortzuführen. Wie im zweiten Vorwort angekündigt
wird, foll der 2. Band fich mit Hff. des 11.
und 12., der 3. mit Hff. des 13. und 14., der 4. und
letzte mit Hff. des 15.—17. Jahrh. befchäftigen.

Göttingen. O. v. Gebhardt.

Briefe und Akten zur Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts

mit befonderer Rückficht auf Bayerns Fürftenhaus.
2. Bd. Beiträge zur Reichsgefchichte 1552. Bearb.
von Aug. von Druffel. München 1880, Rieger.
(VIII, 873 S. gr. 8.) M. 16. 80.

Auf den 1873 erfchienenen 1. Band diefes Werkes,
welcher mehr als 800 Briefe und Acten zur Reichsgefchichte
der Jahre 1546—1551 zur Mittheilung brachte,
hatte der Sammler und Herausgeber zunächft im J. 1875
die 1. Abtheilung des 3. Bandes nachfolgen laffen, indem

I er in diefer als in einem Nachtrage zu Band I die umfänglicheren
Actenftücke aus demfelben Zeitabfchnitt
veröffentlicht hatte. Nun nach 5 Jahren weiterer Forfch-
ungen liegt auch der 2. Band, wiederum eine llattliche
und gehaltreiche Sammlung von Urkunden, vor uns.
Freilich hat der urfprüngliche Plan eine Abänderung erfahren
müffen. Sollte nämlich diefer 2. Band eigentlich
die Actenftücke aus den Jahren 1552—1555 umfaffen, fo
war inzwifchen dem Herausgeber das archivalifche Ma-

j terial aus dem ereignifsfehweren Jahre 1552 fo enorm
angewachfen, dafs er fich genöthigt fand, feinen Plan
zu ändern und zu den geplanten 3 Bänden noch einen

S 4. für die Jahre 1553—1555 in Ausficht zu nehmen. Der
ganze 2. Band mit feinen c. IOO0 Actenftücken umfafst

j jetzt nur die Gefchichte des einen Jahres 1552, und zwar
auch diefe nicht vollftändig; die umfänglicheren Stücke
follen erft als Abtheilung 2 des 3. Bandes nachfolgen,
und Band 4 wird dann vorausfichtlich mit den Archivalien
der Jahre 1553—1555 diefe für die deutfehe Reichsgefchichte
fo aufserordentlich wichtige Publication zum
Abfchlufs bringen.

Es handelt fich bei der Veröffentlichung diefer
Actenftücke um Reichsgefchichte; darum fällt auch den
Bearbeitern der politilchen Gefchichte jener Zeit in erfter
Linie die Aufgabe zu, die Fülle des hier erfchloffenen
archivalifchen Materials für die Gefchichtsfchreibung des
Jahres 1552 fortan zu verwerthen. Aber auch die

| Kirchengefchichte darf fich des befcheidenen Theiles
erfreuen, das bei diefer Urkundenfammlung für fie abfällt
. Und eine Anzeige in die fem Blatte hat natur-
gemäfs eben in diefer fpeciellen Beziehung die hier mit-
getheilten Actenftücke zu prüfen. Da fleht die Sache nun
freilich fo, dafs diefer 2. Band für den Theologen nur in
geringerem Mafse Ausbeute gewährt, als die Mittheilungen
aus den Jahren 1546—1551, welche namentlich in den
Acten des Augsburger Reichtages von 1547—48 für die
Gefchichte des Interims reichliches und werthvollcs
Material darboten. Das Jahr 1552 ift ja freilich für die
Sache der Evangelifchen in Deutfchland von entfehei-
dender Bedeutung gewefen; es ift das Jahr gewefen, in
welchem Kaifer Karl V feine empfindlichfte Demüthig-
ung erfahren und in welchem Kurfürft Moritz mit kühner
Waffenthat das Interim aus der Welt gefchafft hat. Aber
der Lärm der Waffen und das kunitvolle Spiel der
Diplomatie füllen die vorliegenden Acten und Correfpon-
denzen faft ausfchliefslich. Klare kirchliche Intereffen
treten faft nirgends zu Tage; kleinliche Intereffenpolitik

I waltet an den meiften Höfen. Was wir für die Kirchenge-
fchichte hier zu verzeichnen haben, das gehört zumeift dem
Grenzgebiete der politifchen und der Kirchengefchichte
an. So vor Allem die Correfpondenzen zur Gefchichte des

■ Tridentiner Concils, die wir in den Nummern 864, 910,

! 911, 934, 954, 955, 962, 969, 992, 997, 1054, 1066, 1372

finden. Es handelt fich in ihnen meiftens um das Er-
fcheinen und Wirken der evangelifchen Theologen auf
dem Concil. Wie fchon in Band 3 S. 232, fo macht v.
I Druffel auch hier wieder darauf aufmerkfam, dafs Moritz
! felbft es war, der jeden Verfuch einer gemeinfamen
{ Action der Proteftanten auf dem Concil zu hintertreiben
[ bemüht war, um jederzeit für feine eigenen Entfchliefs-
ungen völlig freie Hand zu behalten. Auch fei erwähnt,
. dafs nach feinen Anmerkungen die Auflöfung des Concils
im Frühjahr 1552 nicht in ganz fo engem Zufammen-
hang mit den Kriegsereignifsen geltanden hätte, als gemeinhin
angenommen worden ift. Ferner liefern die
! Nrn. 1573 und 1638 zur Charakteriftik Julius' III und feiner
j Politik einige wenig erfreuliche Beiträge. Ueber die Be-
I Ziehungen Ignaz v. Loyola's zu König Ferdinand ge-
, währen S. 9 und 18 einige Notizen. Befondern Dank
| wiffen wir dem Herausgeber dafür, dafs er auch für
! Melanchthon's Briefwechfel wiederum Beiträge geliefert
hat. Nicht nur, dafs wir in Nr. 1025 eine Vervoll-
ftändigung feines Briefes in Corp. Ref. VII 955 und in