21.12.2018

Call for Papers zur Tagung »Konfessionelle Mentalitäten. Ökumene im 21. Jahrhundert«, 04.–05.07.2019 an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Zentrum für Ökumenische Forschung (ZÖF)

Die Prägekräfte gelebter, christlicher Religion und konfessioneller Kultur sind gegenwärtig in einem grundlegenden Wandel begriffen. Über Jahrhunderte gewachsene Formen christlichen Lebens in Europa sehen sich markanten Transformationsbewegungen in Kultur und Gesellschaft ausgesetzt. Für Kirchen und Glaubensgemeinschaften erwachsen aus den Pluralisierungs- und Individualisierungstendenzen im Europa des 21. Jahrhunderts bemerkenswerte Herausforderungen, die bis an ihre konfessionellen Wurzeln reichen. Nicht nur in Kirchenmitgliedszahlen und gesellschaftspolitischen Verschiebungen lässt sich dieser Wandel des Christentums in Europa messen, sondern es sind insbesondere auch die tief in die Lebens- und Wertekultur eingelagerten Frömmigkeitsstile und religiös geprägten Mentalitäten, die grundlegend zur Disposition stehen und neu ausgelotet werden.
Hieraus ergeben sich überaus anregende Perspektivenverschiebungen im Blick auf die Ökumene. Anders als in den letzten Jahrzehnten lassen sich neben der klassischen, auf Lehre, Dogmatik, Ethik und Kirchenrecht konzentrierten ökumenischen Arbeit auch mentalitätsgeschichtliche und auf gelebte Frömmigkeitsstile fokussierte Anknüpfungspunkte ausmachen und untersuchen. Gerade auch jenseits explizit theologischer Problemkreise, nämlich in den religiösen Lebensformen und ihren kulturellen Bezügen, liegen entscheidende Elemente der Gemeinsamkeit, aber auch des Trennenden in den christlichen Konfessionen.
Die Spuren jener Mentalitäten gilt es, anhand ausgewählter Beispiele auf ihren ökumenischen Ertrag hin auszuloten. Freilich greifen die dabei zu verhandelnden Gegenstände über die klassischen theologischen Kerndisziplinen weit hinaus und erfordern eine interdisziplinäre Auseinandersetzung. Nicht nur aus den christlichen Theologien, sondern auch aus den Bereichen Soziologie und Gesellschaftswissenschaften sowie aus den Geschichts- und Kulturwissenschaften sind wichtige Impulse zu erwarten, die im Blick auf religiöse Mentalitäten und ihren Wandel von elementarer Bedeutung sind.

Fragestellungen und Schwerpunkte könnten sein:
– Welche Bedeutung haben religiöse Mentalitäten, Identitäten und Stilformen für die gesellschaftlichen und politischen Dynamiken in Deutschland und Europa und für die Zukunft des Christentums?
– Welche Frömmigkeitsstile und -formen markieren deutliche konfessionelle Grenzen, welche lassen sich demgegenüber als Annäherung oder interkonfessionelle Überschneidung verstehen?
– Was ist typisch katholisch/evangelisch/orthodox im Blick auf Mentalitäten, Lebensentwürfe und Kulturumfeld? Und lassen sich derartige Zuschreibungen gegenwärtig überhaupt noch – oder gerade wieder und in neuer Weise – aufrechterhalten?
– Worin bestehen die Chancen und Risiken der Einbeziehung der Mentalitäten- und Kulturperspektive in der gegenwärtigen Ökumene? Welche Bedeutung haben religiöse Lebensformen und Lebensgefühle für ökumenische Prozesse und Debatten?

In Kooperation mit dem Münchner Zentrum für Ökumenische Forschung (ZÖF) findet am 4. und 5. Juli 2019 eine interdisziplinäre Tagung zum obengenannten Thema statt. Interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (auch Nachwuchs!) aller Konfessionen und Fachdisziplinen (insbesondere Theologie, Kultur-, Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften) sind herzlich aufgefordert, sich für einen Vortrag (30 Minuten) zu bewerben. Für die ausgewählten Referierenden werden die Fahrt- und Übernachtungskosten übernommen.

Bitte schicken Sie einen Abstract (inklusive Kurzbiographie) von nicht mehr als 500 Wörtern an die untenstehende E-Mail-Adresse.
Einsendeschluss ist der 31. März 2019.

Abstracts an:
zoef@kaththeol.uni-muenchen.de

Weitere Informationen:
www.oekumene.uni-muenchen.de

Konzeption/Tagungsorganisation:
Michael Huber
Peter Schüz