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Ausgabe:

März/1999

Spalte:

339 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Ignatius von Loyola

Titel/Untertitel:

Gründungstexte der Gesellschaft Jesu. Übers. von P. Knauer.

Verlag:

Würzburg: Echter 1998. XXXI, 976 S. gr.8 = Ignatius von Loyola. Deutsche Werkausgabe, 2. Lw. DN 78,-. ISBN 3-429-01957-5.

Rezensent:

Gottfried Maron

Dank der langjährigen Vorarbeiten konnte Peter Knauer, Professor an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main, dem ersten Band seiner "Deutschen Werkausgabe"(DWA) der Schriften des Ignatius von Loyola in kurzer Zeit den wichtigen Band II folgen lassen. Band I (1993) enthielt rund 400 "Briefe und Unterweisungen" des baskischen Ordensgründers (vgl. meine Besprechung in ThLZ 121, 1996, 1171-1173). Mit dem jetzt vorliegenden (und sicherlich abschließenden) Band II (wiederum ein starker Band von tausend Seiten) liegen nunmehr die wichtigsten schriftlichen Äußerungen des Ignatius erstmals in deutscher Sprache gesammelt vor. Neben den Briefen sind dies der sog. "Bericht des Pilgers" (1-84), eine in den späten Jahren von Ignatius erzählte Autobiographie, die Luis Gonçales da Câmara niedergeschrieben hat. Es folgt der ignatianische Haupttext, die "Geistlichen Übungen" (Exercitia spiritualia), das im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten entstandene Buch, in dem Ignatius seine geistlichen Erfahrungen zur Weitergabe und Lebens- bzw. Entscheidungshilfe für andere aufgezeichnet hat (85-269). Hinzugefügt sind einige "Direktorien", Äußerungen des Ignatius zur Praxis der Abhaltung seiner geistlichen Übungen (270-289). Es folgt das "Geistliche Tagebuch" aus den Jahren 1544/ 45, das kaum von Ignatius zur Veröffentlichung gedacht gewesen ist, ein Niederschlag seiner mystischen Erfahrungen in der Zeit der Entstehung der Satzungen des jungen Ordens. Diesem Wachstum des Ordens und seiner Satzungen ist ein breiter Raum gewidmet, es wird in einem großen Abschnitt in verschiedenen Satzungstexten dokumentiert (429-827), wozu noch diverse hochinteressante ignatianische "Regeln" kommen (828-885).

Der Titel des Bandes "Gründungstexte der Gesellschaft Jesu" bezieht sich wesentlich auch auf Beratungen und Beschlüsse der ersten Gefährten auf dem Weg zur Ordensbildung (290 ff.-342), die bis jetzt schwer zugänglich und nicht übersetzt waren (vor allem MI Const. I, 1934).

Die meisten Texte dieses Bandes waren von Knauer schon separat bearbeitet und vorgelegt worden, so das "geistliche Tagebuch" (zusammen mit Adolf Haas 1961), die Satzungen (als Manuskript gedruckt in Frankfurt 1974, 41980), die "Geistlichen Übungen und erläuternde Texte" (1978, 31988) und "Der Bericht des Pilgers" (in einer schönen Ausgabe Leipzig 1990).

Bemerkenswert ist, daß vom Text des Exerzitienbuches der Übersetzung nach dem spanischen Autograph nunmehr auch eine Übersetzung der lateinischen sog. "Vulgata" von 1548 parallel beigegeben ist, "da es zwischen beiden Texten durchaus bemerkenswerte Unterschiede gibt und auch die versio vulgata von Ignatius ausdrücklich autorisiert worden ist" (86). Dieser, auch von Papst Paul III. approbierte Text war jedenfalls der kirchengeschichtlich wirksame.

Als Einstieg in die Lektüre dürfte sich der sog. Pilgerbericht an besten eignen. Auch die Satzungen erschließen sich leichter als die "Geistlichen Übungen", die eben keine "Lesebuch" sind, sondern ein "Exerzierreglement" für den die Übungen Begleitenden, wenn man diesen militärischen Ausdruck hier einmal verwenden will. Auch das "Geistliche Tagebuch" erschließt sich schwer; es ist ein sehr privates und knappes Notizbuch und Protokoll seiner mystischen Erfahrungen und Methoden.

Bei den zentralen Texten hat sich inzwischen eine Abschnittsnummerierung international durchgesetzt, die die Zitierung von den einzelnen verschiedenen Ausgaben unabhängig macht (für den Pilgerbericht, die Geistlichen Übungen, die Satzungen und nun auch für das Geistliche Tagebuch).

Die Edition als solche - also Übersetzung, Einleitung und Register - ist ebenso zu loben wie die des ersten Bandes. Die erfreulich ausführlichen Register (887-976, davon ein besonderes für das "Examen" und die Satzungen von 50 Seiten) machen auch diesen Band zusätzlich zu einem wichtigen Hilfsmittel für die Beschäftigung mit Ignatius von Loyola. Die Deutsche Werkausgabe Peter Knauers ist insgesamt hervorragend geeignet, den schwierigen Zugang zum ignatianischen Schrifttum zu erleichtern und die Forschung über diesen wichtigen Sektor der Kirchengeschichte des 16. Jahrhunderts anzuregen.