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Ausgabe:

Dezember/2022

Spalte:

1131–1150

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Thomas Kaufmann

Titel/Untertitel:

Bernd Moeller und Johannes Wallmann als exponierte Vertreter einer Generation evangelischer Kirchenhistoriker
Versuch einer Bilanz*

I



Gewiss – für jeden, der sie kannte, ist unstrittig: Johannes Wallmann und Bernd Moeller waren sehr unterschiedliche Charaktere.1 Und doch decken sie zu zweit die Spannweite des Faches Kirchengeschichte in einzigartiger Weise ab. Zunächst einige Unterschiede: Moeller hielt sich aus kirchenpolitischen Debatten heraus und wahrte Distanz gegenüber kirchlichen Gremien; Wallmann verstand seine Aufgabe als Kirchenhistoriker auch so, dass er »die bestehende Kirche zu stören«2 habe. Moeller vermied, wenn irgend möglich, wissenschaftliche Polemik – zumal gegenüber Lebenden; Wallmann war auch ein großer Streiter, der mit offenem Visier, sich selbst nicht schonend, unnachgiebig, aber auch konzentriert und sachorientiert Kontroversen führte und an den Fortschritt durch Debatten glaubte. Moeller war vor allem Kirchenhistoriker; gewiss war die theologische Fakultät seine berufliche Heimat. Doch drängte es ihn nicht sonderlich zum Gespräch mit den Vertreterinnen und Vertretern anderer theologischer Disziplinen; er suchte den Diskurs mit Allgemeinhistorikern, Philologen aller Art, Kunst- und Musikwissenschaftlern, Museumsleuten, Rechtshistorikern. Wenn Moeller, etwas gequält und mit für ihn eher ungewöhnlich leiser Stimme über eine Person aus der theologischen Zunft sagte, sie sei »Dogmatiker«, dann brach sich darin aus Verstörung erwachsene Resignation Bahn. Theologiegeschichtlichen Sachverhalten gehörte Moellers Leidenschaft nicht. Wallmann hingegen war ein in der Wolle gefärbter Geistes- und Theologiehistoriker von Format; mit Systematischen Theologen diskutierte er, meist mit eher leiser Stimme, auf Augenhöhe und verstand sich gewiss nicht weniger als Theologe denn als Historiker. Insofern repräsentieren Moeller und Wallmann durchaus zwei Pole einer dem Fach Kirchengeschichte inhärenten Grundspannung. Dass Moeller eher in Harnack, über den er mit Interesse und Begeisterung schrieb,3 Wallmann gewiss in Holl, den er verehrte und dem er ein literarisches Denkmal setzte,4 den jeweiligen Archetyp des eigenen Fachverständnisses sahen, ist eine vielleicht nicht ganz abwegige Assoziation. Und auch darin, dass sich Moeller und Wallmann untereinander schätzten, nie anders als respektvoll über den anderen sprachen und sich bezüglich wissenschaftlicher Standards und ihrer besonderen Verantwortung für das Ansehen der Theologie unter den übrigen Geisteswissenschaften bewusst waren, leuchten Gemeinsamkeiten zu den beiden wirklich großen Berliner Vertretern des Faches auf.

Moeller und Wallmann teilten einige generationelle Dispositionen. Ihre äußeren Lebensdaten waren sehr ähnlich; beide wurden kurz vor dem Beginn des »Dritten Reiches« geboren – Wallmann am 21.5.1930, Moeller am 19.5.1931; beide verstarben in der Zeit der Pandemie, Moeller am 28.10.2020, Wallmann am 2.1.2021; beide wuchsen weitgehend vaterlos auf; beide verbrachten prägende Kinder- und Jugendjahre in Berlin. Die Traumata dieser Kindheits- und Jugendjahre im »Dritten Reich«, in der sie ideologischen Infiltrationen schutzlos ausgeliefert waren, begleiteten sie, die sie zu den sogenannten »weißen Jahrgängen« gehörten, ein Leben lang. Trotz alles Preußischen war ihnen das Militärische eher fremd. Beide waren engagierte Lehrer und schrieben sehr erfolgreiche kirchengeschichtliche Lehrbücher allgemeinen Charakters – Moeller seine »Geschichte des Christentums«5, Wallmann eine »Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation«6, die beide in der knallroten UTB-Reihe endeten. Beide veröffentlichten weithin bekannt gewordene, gemeinverständliche Überblicksdarstellungen ihrer besonderen Forschungsgebiete – Moeller eine Reforma- tionsgeschichte Deutschlands,7 Wallmann eine Überblicksdarstellung des »Pietismus«, die zuerst als Teilband in dem von Moeller herausgegebenen Handbuch »Die Kirche in ihrer Geschichte« erschienen war.8 Beide brachten ihre wissenschaftliche Ernte in die Scheuer von Aufsatzbänden ein und waren einander auch darin ähnlich, dass diese Gattung, der wissenschaftliche Aufsatz, ihre bevorzugte und ausdrucksstärkste literarische Form war.9 Beideblieben dem Ort ihrer Erstberufung trotz diverser anderer Rufe bis zu ihrem Ruhestand treu – im Falle Wallmanns Bochum trotz Berlin und Tübingen, im Falle Moellers Göttingen trotz Heidelberg und München. Beide haben in ihren jeweils favorisierten Epochen – Moeller im frühen 16. Jh., Wallmann im 17. Jh. – grundlegende Perspektivwechsel durchgesetzt und auf je ihre Weise Wissenschaftsgeschichte geschrieben. Beide waren Akademiemitglieder, national und international hoch angesehen und wurden von ausländischen theologischen Fakultäten – im Falle Moellers Zürich, im Falle Wallmanns Helsinki – zu Ehrendoktoren promoviert. Beide verdankten der Arbeit in und der Beschäftigung mit Straßburg entscheidende wissenschaftliche und archivalisch-handwerkliche Impulse. Wallmann machte hier wegweisende Funde, die Speners Frühzeit erhellten und legte damit auch die Grundlage seiner bedeutenden Spener-Briefedition.10 Moeller fand in Straßburg einen vertieften Zugang zur reichsstädtischen Theologie Bucers und erwies sich bei der Ausgabe der Confessio Tetrapolitana als gewandter Editor,11 eine Kompetenz, die er später nicht weiterverfolgte. Auch darin, dass sie eine enge Verbindung zu den Kollegen im Osten Deutschlands hielten und bei wohl keinem der gesamtdeutschen Palmsonntagstreffen der evangelischen Kirchenhistoriker fehlten, auch in der Freude über die Wiedervereinigung Deutschlands und in der freundschaftlichen Verbundenheit mit Gerhard Ebeling, die bei Moeller allerdings keine besondere Anhänglichkeit an dessen Theologie implizierte, waren sich beide sehr ähnlich.

Von ihren Karrierewegen her aber waren die Unterschiede zwischen beiden doch signifikant. Zuspitzend könnte man sagen: Wallmann, der durch Studium und frühe Assistentenzeit in der DDR geprägte Ostdeutsche, wurde aufgrund seiner aufwändigen, langwierigen und herausragenden Qualifikationsschriften – im Alter von 37 Jahren war er habilitiert – relativ spät Professor. Der in den Westen gelangte Moeller hingegen war eine Art shooting star; er erreichte seine Lebensstellung sehr früh, fast möchte man sagen: trotz seiner Dissertation und der ungemein frühen Habilitation, die er im Alter von 27 Jahren, mit noch unfertigem Manuskript,12 abschloss. Professor wurde Moeller vor allem aufgrund dessen, was er sich in seiner produktiven, ungemein freien, durch eine Diätendozentur wirtschaftlich abgesicherten sechsjährigen Heidelberger Privatdozentenzeit erarbeitet hatte.13

Sehr unterschiedlich war auch der Weg, der die beiden in die Theologie geführt hatte. Wallmann entstammte einer Theologenfamilie; einem Vorfahren aus dem 19. Jh., dem Missionsinspektor Johann Christian Wallmann, hat er eine gelehrte Studie gewidmet.14 Nach dem Tod seines Vaters, eines Erfurter Sortimentsbuchhändlers, wuchs er bei seinem Großvater auf, einem »1933 von den Deutschen Christen aus seinem Amt gejagte[n] Berliner Superintendent[en]«15. Der Weg in die Theologie bzw. die Bindung an die Kirche war Wallmann also in gewisser Weise in die Wiege gelegt. Lebenslang erinnerte er sich an Gottesdienste, bei denen er als Knabe neben »Menschen mit dem Davidsstern auf der Brust«16 gesessen hatte – ein Thema, das ihn bis zuletzt nicht los ließ. Moeller hingegen war der Sohn eines promovierten Physikochemikers, Diplomingenieurs und führenden Siemensmanagers; er wuchs nur wenige Straßenzüge von Wallmanns Großvater in einem großbürgerlichen Milieu mit Stadtvilla, Kindermädchen, Hauspersonal und einem Ferienhaus auf Usedom auf. Nach der Flucht in den Westen waren es Kontakte zur evangelischen Kirche, zunächst in Delmenhorst und Bremen, dann im süddeutschen Tiengen bei Waldshut, die sein Interesse weckten und das durch Krieg, NS-Ideologie und Flucht erzeugte Sinnvakuum auffüllten. An der Schweizer Grenze hatte die aus einer preußischen Offiziers- und Beamtenfamilie stammende Mutter 1948 eine Stellung als Haushaltsleiterin übernommen. Die Neigung ihres Sohnes für die Theologie »missfiel«17 ihr, so erinnerte sich Moeller. Und auch am Ende der Berufswege überwogen die Unterschiede: Moeller unterrichtete nach der Emeritierung nicht mehr und stellte sein wissenschaftliches Arbeiten im Umkreis des 80. Geburtstags weitgehend ein,18 Wallmann übernahm noch 2002, 72-jährig, eine Honorarprofessur in Berlin, die er auch ausfüllte; und er publizierte bis zu seinem Tod.

Nach diesen komparatistischen Impressionen hat jeder der beiden verstorbenen Kollegen einen Anspruch darauf, hinsichtlich seines wissenschaftlichen Werkes individuell gewürdigt zu werden. Dabei werde ich durchaus subjektiv, ja kulinarisch vorgehen und mich auf jene Aspekte konzentrieren, von denen mit Grund bilanzierend behauptet werden kann, dass sie unser Bild der Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit entscheidend verändert haben.

II



Ich beginne mit Bernd Moeller. Da von ihm ein unlängst publizierter »Lebensbericht«19 vorliegt, kann ich das Biographische knapp halten. Im Ganzen schicke ich voraus: Moellers besondere Stärken lagen m. E. auf dem Gebiet der forschungsstrategischen Anregung, der Perspektiven eröffnenden Thesen. Von seiner Dissertation über »Die Anfechtung bei Johannes Tauler«, einer erweiterten Seminararbeit, die mit dem – wie er selbst formulierte – »schmachvollen Prädikat ›Cum laude‹«20 bei Walter Völker in Mainz21 abgeschlossen worden war und ungedruckt blieb, führten noch keine deutlichen Linien zu seinen wissenschaftlichen Lebensthemen. Die Dissertation bekundet freilich ein Interesse an der Frömmigkeit des späten Mittelalters, die Moeller weiterhin intensiv beschäftigte. Mit der thematisch wohl von Heinrich Bornkamm angeregten,22 unter der Ägide Hans von Campenhausens abgeschlossenen Habilitationsschrift über »Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz«23 fand Moeller sein wichtigstes wissenschaftliches Aufgabenfeld: Die Reformation in den Städten. Ausgehend von Beobachtungen zur frühen Rezeption Luthers in den urbanen Reformationsprozessen stellte er prinzipielle Überlegungen zum inneren Zusammenhang zwischen den rechtlich und politisch autonomen Reichsstädten und bestimmten soziokulturellen Motiven reformatorischer Theo-logie, etwa dem Allgemeinen Priestertum,24 an. Dabei erwiesen sich ihm die oberdeutschen und schweizerischen Theologen, allen voran Zwingli und Bucer, als besonders stadtaffin. Implizit dürfte den jungen Kirchenhistoriker in der mental noch ungefestigten frühen Bundesrepublik auch die Suche nach demokratischen oder libertären Traditionen in der älteren deutschen Geschichte angespornt haben. Die freien städtischen Gemeinwesen Oberdeutschlands und der Schweiz nahmen die reformatorische Theologie auf, da sie ihren eigenen rechtlichen und sozialen Normen in besonderer Weise entsprach. Durch die Eingliederung der in den Ehestand eintretenden Pfarrer in die Bürgerschaft25 sah der Citoyen Moeller eine neuartige Verbindung von Christentum und Gesellschaft begründet.

Die von ihm herausgearbeiteten Affinitäten zwischen der reformatorischen Theologie und dem Sozialgebilde der Stadt sollten dem Fach Kirchengeschichte neuartige Perspektiven eröffnen.26 Dies galt insbesondere im Verhältnis zu der sich gesellschafts- und sozialgeschichtlich neu orientierenden Geschichtswissenschaft, in der bald Bürgertums- und Städteforschung florierten. Moellers zuerst als schmales Büchlein in der Reihe der »Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte« erschienene Studie mit dem Titel »Reichsstadt und Reformation«27 fand deshalb rasch eine breite Resonanz. Diese positive Außenwirkung wurde durch Übersetzungen ins Englische und Französische28 verstärkt. Jene Entfremdung zwischen Kirchengeschichte und Allgemeiner Geschichtswissenschaft, die das Interesse an der Reformation verloren zu haben schien29 – Moeller beklagte sie in seiner durchaus programmatischen Göttinger Antrittsvorlesung –, dürfte durch kaum eine Einzelpublikation wirksamer verringert worden sein als durch »Reichsstadt und Reformation«.

Moellers Perspektiven auf Spätmittelalter und Reformation erwiesen sich für die mediävistische Geschichtswissenschaft auch deshalb als interessant, weil sie mit einer im Protestantismus seit dem 16. Jh. verbreiteten, von Leopold von Ranke perpetuierten dekadenztheoretischen Wertungstendenz des finsteren Mittelalters brachen.30 Gewiss – eine differenziertere Sicht auf das 15. Jh. war mannigfach vorbereitet; Moellers wichtigste Referenz war Hermann Heimpel31; aber auch Autoren wie Willy Andreas32 und Joseph Lortz33, bei dem er in Mainz studiert hatte, mithin Tendenzen auch der katholischen Kirchengeschichte seit Johannes Janssen34, nahm er auf. Die Bedeutung seines frühen Aufsatzes zur »Frömmigkeit in Deutschland um 1500« (1965)35 bestand denn wohl vor allem in der Breite der aus der einschlägigen Forschungsliteratur aufgenommenen kunst-, frömmigkeits- und kulturgeschichtlichen Perspektiven. Moeller synthetisierte sie, verdeutlichte den Reichtum des Zeitalters und trat eher implizit als offensiv der traditionell auf das dekadente Papsttum, fiskalische Missbräuche und eine sklerotische scholastische Theologie fixierten negativen Sicht der protestantischen Kirchengeschichte entgegen.

Die Anregungen des im Alter von 33 Jahren nach Göttingen Berufenen bezogen sich auf ein Fach Kirchengeschichte, das infolge der Diskussionen um Luthers reformatorische Wende aufgerie-ben, ja in gewisser Weise isoliert und erschöpft war.36 Manche Debatten kreisten nämlich vor allem um die Datierung und materiale Bestimmung des genuin Reformatorischen. Moeller sah das his-torische Verständnis der Reformation deshalb als gefährdet an, weil das Interesse an der Theologie Luthers alle anderen Aspekte zu dominieren drohte und der Wittenberger Reformator in die Fänge gegenwartsorientierter dogmatischer Fragestellungen geraten zu sein schien. Wenn ich recht sehe, machte Moeller für diese Dominanz theologischer Lutherforschung vor allem Karl Holl und seine Wirkungen verantwortlich.37

Seit den Entdeckungen Johannes Fickers38 und den minutiösen Analysen Holls39 waren in der Tat Texte Luthers in den Vordergrund gerückt, denen im Horizont des frühen 16. Jh.s eine geringe Wirkung zuteilgeworden war. Die im Zentrum der Auseinandersetzungen stehenden Forschungen zu den frühen Vorlesungen des Wittenberger Reformators arbeiteten mit großer Akribie Luthers subtile Theologie heraus. Sie hätten, so Moeller, dazu geführt, »daß Luthers eigentliche Intentionen in seiner Zeit von beinahe oder gar niemandem verstanden worden […]« seien.40 Und hier nun steuerte Moeller, der durch die frühen Stadtreformationen auf die Rolle der Publizistik aufmerksam geworden war, gegen. Anknüpfend an eine Studie des Historikers Heinrich Dannenbauer41 lenkte er die Aufmerksamkeit auf die frühen, volkssprachlichen Trostschriften des Wittenberger Reformators, die eine eingängige, weitgehend unpolemische und für Leserinnen und Leser aus dem Laienstand nachvollziehbare Gestalt von Luthers Theologie repräsentierten.42 Nicht also der »tiefsinnige«, »tiefgründige« – zwei regelmäßig von Moeller vor allem in Bezug auf Luther verwendete Adjektive mit durchaus ironisch-pejorativer Tendenz43 –, auf Latein schreibende Professor, den die »Lutherforschung« vornehmlich studierte, sondern der eindringlich zu deutschen Lesern sprechende Seelsorger wurde von ihm als der historisch wirksame, »eigentliche« Luther profiliert.

Dieser neue und sich als produktiv erweisende Impuls sollte einerseits eine zusehends als frustrierend empfundene, beinahe ausschließlich von theologischen Zunftgenossen dominierte Diskussionslage überwinden; Moeller entzog sich aber auch – und dies entsprach durchaus einem auf Vermittlung drängenden Charakterzug – den theologiepolitischen Positionierungszwängen und Lagerbildungen. Denn in den Debatten um die reformatorische Wende Luthers standen sich auch Vertreter der wegen der Zeit des Dritten Reiches weithin als korrumpiert geltenden Hollschule und, geschart um Ernst Bizer, Repräsentanten der BK gegenüber. Da sich beide Gruppen darin einig waren, die Gegenwartsgeltung von Luthers Theologie zu verfechten, wahrte der eher verstohlen44 dem Historismus zuneigende Moeller eine gewisse mentale Dis-tanz zu beiden.

Dem Holl-Schüler Heinrich Bornkamm hatte Moeller manches, nicht zuletzt seine Rolle im Verein für Reformationsgeschichte, zu danken; als seinen Lehrer empfand und bezeichnete er aber in aller Regel den politisch unbelasteten von Campenhausen45 – und seine Berufung nach Göttingen lancierte der streitbare Kirchenkämpfer Ernst Wolf46 nach einer Heimsuchung des Heidelberger Privatdozenten mit Zigarren und Cognac. Moeller hielt sich also eher zu BK-Leuten; gegenüber ehemaligen Nazis wahrte er misstrauische Distanz. Einer eigenen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Kirchen-, Theologie- und Wissenschaftsgeschichte des Dritten Reiches ist er ausgewichen.47

Die aus der Beschäftigung mit den städtischen Reformationsprozessen erwachsende Forschungsorientierung hin auf volkssprachliche Texte für breitere Leserschichten, für die Moeller in Bezug auf Luther, aber auch viele andere immer deutlicher an Kontur gewinnende Reformatoren und Autoren der frühen Reformationszeit offensiv eintrat, korrelierte mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungstendenzen in der BRD, die Geschichte nicht »von oben«, sondern ›von unten‹ her angehen wollten, also von Gestalten und Gruppen, die bisher eher am Rande gestanden hatten. Dies zeigte sich insbesondere am Interesse an den sogenannten Flugschriften, die man als frühes »Massenmedium«48 deutete und bei deren Erforschung Moeller eine wichtige Stimme wurde. Bald zeigte sich auch, dass der Flugschriften- neben der Müntzer-49 und der Lutherforschung50 eine entscheidende Scharnierfunktion für die Reformationsgeschichtsforschung in beiden deutschen Teilstaaten zukam. Auch zu der produktiven Forschungsgruppe um Adolf Laube51 an der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften hielt Moeller lebhafte Kontakte.

Von seinen preußisch grundierten, aber badisch moderierten irenisch-unionistischen Dispositionen her war und blieb Moellers Verhältnis zu Luther ambivalent. Allerdings entdeckte er in einer von ihm und dem Germanisten Karl Stackmann, mit dem ihn eine enge Arbeitsfreundschaft verband, konstituierten Flugschriftengattung, den sogenannten »Predigtsummarien«52, dass diese Zusammenfassungen vertriebener Prediger über die Inhalte ihrer ehemaligen Predigttätigkeit eine starke inhaltliche Homogenität aufwiesen. Moeller bezeichnete sie als »lutherische«, später »evangelische Engführung«53, was seines Erachtens so etwas wie einen inhaltlichen Basiskonsens der gesamten reformatorischen Flugschriftenliteratur bedeutete. In durchaus kämpferischer Manier vertrat er in einem kirchenhistorischen Disput über Einheit und Vielfalt der Reformation die Auffassung, dass es die »reformatorische Rechtfertigungslehre« gewesen sei, die die inhaltliche Mitte der in volkssprachlichen Texten verbreiteten Theologie Luthers und der Flugschriften gebildet habe.54 Durch die bei Berndt Hamm entstandene Dissertation Thomas Hohenbergers55 fühlte er sich auf breiter Front bestätigt. Dass Moeller auf diesem Wege einer der konzeptionellen Kernthesen der Hollschen Reformations- und Neuzeitdeutung zu neuerlichem Recht verholfen hat, erscheint als eigentümlich ironischer, Moeller wohl nicht voll durchsichtig gewordener Sachverhalt.

Seine Sympathien für Zwingli, die in »Reichsstadt und Reformation« einen frühen Ausdruck gefunden hatten, wurden in seiner komplexesten Detailstudie, der zu »Zwinglis Disputationen«56, intensiv weiterverfolgt. Moeller zog Zwingli stärker ins Zentrum der allgemeinen Reformationsgeschichte, als dies je geschehen war. Denn er zeigte anhand der Disputationen, die es landauf, landab im Reich gegeben hatte, dass dem Zürcher Reformator dank seiner »Erfindung« der Disputation als Instrument für die Einführung der Reformation eine weit über seinen primären Wirkungsradius hinaus ausstrahlende Bedeutung zugekommen war.

Moellers Wirkung als Kirchenhistoriker basierte auf kompakten und starken Thesen, mit denen er Aufmerksamkeit zu erlangen verstand. Die berühmten »Ohne« – Thesen etwa: »Ohne Humanismus keine Reformation!«57; »Ohne Buchdruck keine Reformation!«58 – waren von dieser Art. Auch für die an den letzten Ablasskampagnen vor der Reformation gewonnene Beobachtung, dass bei den entsprechenden Heilsangeboten »die Idee von der totalen Gnade«59 aufgetaucht sei, enthielt etwas zugleich Überraschendes wie verblüffend Eingängiges. Moellers Thesen basierten auf bestimmten Beobachtungen und zeigten eine erhebliche Freude an der rhetorischen Zuspitzung. Sie waren Ausdruck dessen, dass er Diskussionen vorantreiben wollte – und dies auch seit »Reichsstadt und Reformation« immer wieder vermochte.

Moellers Reputation trug entscheidend dazu bei, dass die von seinem Engagement besonders profitierenden Diskussionsforen – die »Kommission für die Erforschung der Kultur des Spätmittelalters«60 an der Göttinger Akademie und der »Verein für Reformationsgeschichte«61 – zu Initiatoren ausstrahlender Tagungen und breit rezipierter Sammelbände wurden. Neben dem thesenfreudigen Disputator, der selten bei einer Diskussion nicht als Erster das Wort ergriff, gab es aber auch einen anderen Wissenschaftler Moeller: den detailversessenen, penibel recherchierenden, Materialmengen umwälzenden Forscher, der Luthers Namenswechsel62, die frühen Thesendrucke der Reformation63, Dürers Apostel64, Grünewalds Verhältnis zur Reformation65 oder eben Zwinglis Disputationen66 mit dem elementaren Eifer dessen, der einfach nur wissen wollte, wie es denn gewesen sei, bearbeitete. Auch wenn die Reformationsgeschichtsforschung zwischen den 1960er und den 1980er Jahren, nicht zuletzt aufgrund der deutsch-deutschen Konkurrenzen,67 besonders fruchtbar war und meine Vatergeneration reich an produktiven Forscherpersönlichkeiten war – unter ihnen war doch Bernd Moeller derjenige, der am Gesamtbild der Reformation am gründlichsten geändert, die Kirchengeschichte am entschiedensten in Richtung auf interdisziplinäre Diskurse geöffnet, die Theologiegeschichte am konsequentesten sozial-, kommunikations- und mediengeschichtlich kontextualisiert und insofern deutliche Spuren hinterlassen hat.

III



Der Weg Johannes Wallmanns in die Kirchengeschichte verlief zunächst im Schatten der DDR und stand im Bann einer pflichtmäßigen Gewissensbindung an seine Kirche. Von Sommersemester 1951 bis zum Sommersemester 195368 war der Berliner Theologiestudent nach Tübingen gewechselt und dort auch den Kirchenhis-torikern Hanns Rückert69 und Gerhard Ebeling70 nähergetreten. Offenbar gab es bereits Überlegungen, den begabten, jungen Mann zu einer Doktorarbeit zu führen.71 Auf Wallmanns Initiative hin wandte sich der Rektor der Kirchlichen Hochschule in Berlin-Zehlendorf, Martin Fischer, mit der Bitte an Gerhard Ebeling in Tübingen, Wallmann bei einem Dissertationsvorhaben zu betreuen oder Rückert darum zu bitten. So sehr Wallmanns Weg in die Wissenschaft seinen Neigungen entsprach – ihre Umsetzung erfolgte dank der nachdrücklichen Förderung seiner Berliner Lehrer. Sie hatten ihn auch der Studienstiftung empfohlen; ihr Resümee lautete: »und er hat gehalten, was er versprach.«72 Fischer hatte bei Bischof Müller von der Kirchenprovinz Sachsen eine Rückstellung Wallmanns vom Vikariat für zunächst ein Jahr erreicht. Etwa fünf Jahre lang war Wallmann, zeitweilig durch Krankheit belastet, dann als Assistent für Kirchengeschichte am Sprachenkonvikt in der Borsigstraße tätig.73

Wallmanns Entscheidung, sich mit dem 17. Jh. zu befassen, war den politischen Umständen geschuldet. Im Jahre 1995 erinnerte er sich:

»Vor nunmehr vier Jahrzehnten begann ich in den beiden am rechten Spreearm gelegenen Ecktürmen des Berliner Doms, in denen die Seminarbibliotheken der Theologischen Fakultät der Berliner Universität untergebracht waren, mich intensiv in die Quellen des 17. Jahrhunderts einzuarbeiten. Nach Tübinger Studienjahren in die Heimat zurückgekehrt, mit der Absicht, ein kirchengeschichtliches Lehramt zu erstreben, war ich der Meinung, hier ein Forschungsgebiet zu finden, das von den ideologischen Richtlinien und Sprachregelungen, die damals im Osten Deutschlands für historische Forschung in bedrückender Weise vorgegeben waren, nicht erreicht würden oder jedenfalls nicht in gleicher Weise wie dies für das vorangehende Jahrhundert der Reformation und das folgende Jahrhundert der Aufklärung der Fall war.«74

Wallmann sprach in diesem Zusammenhang auch von einer »geis-tigen Flucht ins 17. Jahrhundert« und von »Jahre[n] einer fast ghettohaften Existenz im Sprachenkonvikt«,75 die er dann mit den vielfältigen wissenschaftlichen Kontakten in den späteren Jahren im Westen konfrontierte. Dass er in diesen stillen Jahren, in denen er an der Dissertation arbeitete, jene »Pfunde«76 sammelte, mit denen er später wuchern konnte, ist offenkundig. Überdies wird man die intellektuelle Prägekraft dieser Zeit, in der Eberhard Jüngel und Hans-Jürgen Hermisson zu lebenslangen Weggefährten wurden, schwerlich überschätzen können. Der enge Austausch im kleinen Kreis vertrauter und befreundeter Kollegen war Wallmanns intellektuelles Lebenselexier – im Sprachenkonvikt, später im Rückert-Kreis in Tübingen mit Karin Bornkamm, Klaus Scholder, Friedrich Hertel und Reinhard Schwarz und dann wohl auch, ein wenig jedenfalls noch, im Herausgeberkreis der Zeitschrift für Theologie und Kirche.

Die Dissertation zum »Theologiebegriff bei Johann Gerhard und Georg Calixt« lag im Problemhorizont der hermeneutischen Theologie.78 Ursprünglich war daran gedacht gewesen, weit über die altprotestantische Orthodoxie hinauszugehen.79 Die ›Fernbetreuung‹ des Berliner Doktoranden durch den inzwischen auf eine Professur für Dogmatik, Dogmengeschichte und Symbolik nach Zürich gewechselten Gerhard Ebeling80 scheint sich auf gelegentliche Begegnungen in Berlin beschränkt zu haben.81 Im Januar 1958, nach gut zwei Jahren, schien es hoffnungsvoll um die Arbeit zu stehen. Witzelnd schrieb Eberhard Jüngel aus Zürich an Wallmann: »Es freut mich, dass Ebeling mit Ihrer bisherigen Arbeit zufrieden ist. Wie sollte er aber auch nicht? Ich hoffe, dass Sie mir einstmals erlauben werden, die Korrekturen zu lesen, so dass ich auf diese Weise doch noch in die Historie eingehen werde. Bin ich dann erst einmal durch Sie berühmt geworden, so will ich das Meinige tun, um Ihrem Namen zu noch stärkerer Leuchtkraft zu verhelfen.«82

Die Fragestellung, die hinter Wallmanns historisch-geneti-scher Rekonstruktion des Theologiebegriffs stand, wurzelte in den Orientierungsdebatten des Kirchenkampfs und betraf vor allem das Verhältnis von Theologie und Kirche. Wallmann lag offenkundig an einer Verhältnisbestimmung beider Größen, die in den Tiefen der protestantischen Tradition verwurzelt und nicht einfach der »Kirchlichen Dogmatik« Barths verpflichtet war. Darin, dass Schleiermacher die Theologie um der Kirchenleitung willen für notwendig hielt, folgte er älteren Traditionslinien, die der Berliner Doktorand über Semler und Calixt bis auf Melan- chthon zurückführte. Das für diese Traditionslinie charakteristi-sche Konzept von Theologie war vor allem auf die Lehre der Kirche fokussiert, unterschied zwischen Theologie und Glauben, öffnete sich gegenüber einem rationalen Wissenschaftsverständnis und betonte die Kirchlichkeit der Theologie. Eine andere Traditionslinie, der Wallmanns größere Sympathien gehörten, begann bei Luther selbst und lief über Johann Gerhard bis zu Philipp Jakob Spener; sie war durch eine habituale Identität von Theologie und Glaubenserkenntnis gekennzeichnet und verstand diese als Gabe, nicht als Frucht menschlicher Geistesanstrengung; in der Trias von oratio, meditatio und tentatio explizierte sie sich. Gegenstand der Dissertation war nun die altprotestantisch-orthodoxe Ausgestaltung dieser kühn konstruierten Grunddifferenz, die Wallmann – Ritschl und Holl voraussetzend83 – bereits bei Luther und Melanchthon selbst vorfand. Dabei war Wallmanns Ziel kein repristinatives; die »Teilung und Doppelung der Theologie« »in eine Heilslehre und eine Kirchenlehre«,84 die von Melanchthon über Calixt zu Schleiermacher führte, stellte seines Erachtens eine produktive Entwicklung dar. Zu Verengungen sei es erst gekommen, als der dem Theologiebegriff Calixts zugehörige Bezug auf die universale Kirche »durch die konfessionalistische Abschließung des Luthertums«85 in kleinräumigen Territorialkirchentümern paralysiert worden sei.

Wallmanns höchst selbstbewusste, die Texte, die sie behandelte, intellektuell durchdringende Dissertation stellt sowohl in historischer als auch in systematischer Hinsicht eine bemerkenswerte Leistung dar. Durch die Konstruktion einer basalen Grunddifferenz im Verständnis der Theologie, die auf Luther und Melanchthon zurückgeführt wurde, eröffneten sich völlig neuartige theologiegeschichtliche Perspektiven, nach denen Reformation, Orthodoxie, Pietismus und Aufklärung in differenzierter Weise aufeinander bezogen werden konnten. Zugleich hatte Wallmann einen Zugang zum 17. Jh. gefunden, der dieses zu einer Art Brückenperiode der Neuzeit zu machen und in engster Verbindung mit seiner Vor- und seiner Nachgeschichte zu thematisieren erlaubte. Durch die Konzentration auf ein bestimmtes theologiegeschichtliches Problem – das Verhältnis von Glaube und Lehre, fides salvifica und doctrina ecclesiae – waren ihm Zusammenhänge zwischen den traditionell hoch geachteten Reformatoren und den notorisch verschmähten Orthodoxen aufgegangen, die weit ins 18., ja ins 19. Jh. hineinführten. Durch seinen spezifischen Zugang vereinigte Wallmann in gewisser Weise Perspektiven, die in der bisherigen protestantischen Tradition gegeneinander gestanden hatten: Zum einen die in Ernst Troeltschs negativ konnotiertem Konzept des »Altprotestantismus«86 implizierte, auch für Otto Ritschls »Dogmengeschichte des Protestantismus«87 grundlegen-de enge Verschränkung der Reformation und der ihr nachfolgenden Etappe, die – unter invertierter Wertung – auch für Hans Emil Weber88 und Werner Elert89 bestimmend gewesen war, zum anderen der bei Emanuel Hirsch90 und Wallmanns Lehrern Ebeling91 und Rückert92 vitale Grundimpuls Karl Holls93, nach dem die von Luther ausgehende Reformation der eigentliche »Funke« alles dessen gewesen sei, was in der Neuzeit echte Leuchtkraft zu entfalten vermochte. Im Grunde hat Wallmanns politisch erzwungene »Flucht ins 17. Jahrhundert«94 dazu geführt, dass diesem Zeitalter eine bemerkenswerte historiographische Aufwertung zuteil wurde. Denn durch die Art, in der er dieses Jahrhundert verstand, war zugleich klar, dass hier nichts gegenüber dem 16. oder 18. Jh. Unbedeutenderes vonstattenging. Und dass also auch derjenige, der sich mit dem 17. Jh. beschäftigte, nicht an den Katzentisch der Kirchengeschichtswissenschaft gehörte. Wallmann hat dann einige in seiner Dissertation angelegte Aspekte in späteren Aufsätzen ausgearbeitet; doch dies muss hier auf sich beruhen bleiben.95

Im Sommer 1961 entschied sich, dass Wallmann die Option einer Habilitation an der Kirchlichen Hochschule, die dessen Kollegium ihm nahegelegt hatte, nicht weiterverfolgte. Denn die Kirchenleitung hatte unmissverständlich signalisiert, dass die Übertragung eines kirchlichen Lehramtes erst nach einigen Jahren im Pfarramt in Betracht komme. Wallmann, der zum Zeitpunkt des Mauerbaus im Ostsektor Berlins war und erst einige Wochen später fliehen konnte, übernahm ab dem 1.1.1962 eine ihm durch Ebeling vermittelte Stelle am Lutherregister in Tübingen unter der Ägide Rückerts.96 Die wohl ursprünglich für die nicht vollzogene Berliner Habilitation angefertigte Arbeit mit dem Titel »Pietismus und Orthodoxie. Die Grundlegung des pietistischen Theologiebegriffs bei Philipp Jakob Spener«97 zeigt, wie Wallmann von der Dissertation aus einen schnellen Zugriff auf Spener zu gewinnen versuchte. Seine Bochumer Habilitationsschrift unter dem Titel »Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus« von 1967 hat mit diesem Werk nur wenig gemein.98 Sie zeigt, dass Wallmann in wenigen Jahren zu einem methodisch konsequent verfahrenden, präzis kontextualisierenden, vielfältige historische Zusammenhänge und Quellenbestände minutiös aufspürenden und auswertenden und ganz von disparaten Gattungen und archivalischen Überlieferungen insbesondere der Spener-Briefe her arbeitenden Historiker geworden war. Die »Methode«, ja den »Antrieb zu kirchengeschichtlichem Arbeiten« schrieb Wallmann interessanterweise seinen »beiden Lehrern«99 Rückert und Ebeling zu. Mit Wallmanns Spener-Buch vergleichbare Forschungsarbeiten Rü-ckerts oder Ebelings sind mir allerdings nicht bekannt.

Anknüpfend an ein Wort Carl Mirbts, der die Entstehungsgeschichte des Pietismus engstens mit der Biographie Speners verbunden hatte,100 rückte Wallmann Speners frühe Biographie als Schlüsselszenario für die Entstehungsgeschichte des Pietismus ins Zentrum. Diese von der Forschung vernachlässigte Periode nannte er wegen der maßgeblichen Verbreitungsgebiete, vielleicht in Anknüpfung an den durch Moellers »Reichsstadt und Reformation« evozierten Interessensboom an den Reichsstädten, die »reichsstädtische Phase des Pietismus«101. Seine Sicht der Forschungsgeschichte hatte Wallmann 1966 in einem Beitrag zur Rückert-Festschrift zusammengefasst, der denselben Titel trug wie die liegengebliebene Berliner Habilitationsschrift »Pietismus und Orthodoxie«.102 In diesem Aufsatz positionierte er sich vor dem Hintergrund einer luziden Analyse des Forschungsstandes– fortan ein Charakteristikum seiner Arbeiten: Mit Wilhelm Goeters103 und gegen Kurt Aland104, mit Albrecht Ritschl und gegen Holl, Hirsch105 und Hans Leube106 trat er einer monogenetischen Ableitung des Pietismus aus der lutherischen Orthodoxie bzw. dem Konstrukt einer »Reformorthodoxie« entgegen und nahm einen prägenden Einfluss Labadies auf Spener an. In Speners Eschatologie, insbesondere der »Hoffnung besserer Zeiten«, erkannte Wallmann eine eigentümliche, von den Straßburger orthodoxen Lehrern Speners wegführende Sonderlehre. Auch der vor allem von Aland vertretenen These einer genuinen Anknüpfung Speners an Luther trat er entgegen. Die wesentlichen Thesen seines Spener-Buches waren dadurch konturiert.

Wallmanns 1986 in zweiter Auflage erschienene Habilitationsschrift zeigt ihn auf der Höhe seines historiographischen Könnens. Dieses sehe ich darin, dass er im Modus des Aufrisses von Speners Biographie von seiner Geburt bis zum Erscheinen der Pia desideria einen umfassenden Überblick über die intellektuellen, frömmigkeitskulturellen, sozialgeschichtlichen, kirchlichen und theologischen Strömungen und Verhältnisse der Zeit zu bieten verstand. Ursprünglich war ein zweiter Teil geplant, der die Pia desideria und die von ihnen »ausgehenden Wirkungen«107 darlegen sollte. Was Wallmann bot, war ein Panorama des zweiten Drittels des 17. Jh.s, das Straßburg und Johann Arndt, die englische Erbauungsliteratur (Somthom, Bayly, Hall), die für Spener wichtigen Vertreter der Straßburger Orthodoxie und die zeitgenössischen Reformbestrebungen innerhalb des Luthertums im Fokus einer Biographie Speners präsentierte. Zu Speners Jugendzeit in Rappoltsweiler und Colmar trug Wallmann mit detektivischem Gespür auch dort Substantielles zusammen, wo er nur über den Umweg der Patin, des homiletischen Lehrers, der Curricula oder einzelner nachweisbarer Lektüren an seinen Protagonisten herankam. Verglichen mit dem durch Grünbergs Biographie markierten Kenntnisstand108 stellt Wallmanns Buch eine Art »Quantensprung« der Spenerforschung dar. Dabei ging er – ähnlich wie Karl Holl und Heinrich Boehmer109 in Bezug auf Luther oder Wilhelm Dilthey in Bezug auf die Entwicklung eines Genies110 – stillschweigend davon aus, dass besondere Persönlichkeiten und Erscheinungen in ihren Anfängen angelegt und an diesen erkennbar seien. In der Dramaturgie von Wallmanns Spener-Buch bedeutete dies, dass der Leser bis zur Darlegung der »Anfänge der pietistischen Eschatologie«, dem Schlusskapitel des Buches, in Spannung gehalten wurde, bis er endlich erfuhr, was nun genau es sei, das Speners Theologie von allen anderen unterschied. In dieser Zuspitzung auf das eine punctum saliens der – sit venia verbo – »pietistischen« Wende scheint mir die Radikalität von Wallmanns Hauptwerk und zugleich ein Grund für die mancherlei sich aus ihm ergebenden Debatten, Kontroversen und Gereiztheiten111 zu liegen. Sie waren wohl auch eine Folge dessen, dass Wallmann, auch in der Nachfolge Horst Stephans112, die Entstehung des Epochenphänomens Pietismus in eine Biographie, die Speners, gedrängt hatte.

Als eigentliche historiographische Leistung aber erscheint mir freilich nicht, dass Wallmann den historischen und theologischen Anfangspunkt des Spenerschen Pietismus in der »Hoffnung besserer Zeiten« gefunden hatte. Sondern dass er höchst präzis und anschaulich darzustellen vermochte, was Spener in Straßburg bei Sebastian Schmidt und Johann Conrad Dannhauer studiert hatte, welche Kenntnisse Luthers er wann erwarb, welche Impulse er in Basel und Genf und durch den Kontakt mit Labadie aufnahm und wie er sich im zeitgenössischen Diskurs über die Wiedergeburtslehre positionierte. Wallmanns Spener-Buch ist eine Fundgrube für vielfältigste Interessen und Fragestellungen zur Frömmigkeits- und Theologiegeschichte des 17. Jh.s. Mit der Frankfurter Zeit Speners treten dann auch weitergehende Fragen ins Zentrum des Interesses, denen Wallmann mit Sorgfalt nachging: Der Frankfurter Buchhandel und seine Bedeutung für den Ideentransfer der Frommen; die Organisationsstruktur der reichsstädtischen Geistlichkeit, ihre Predigt- und Katechismustätigkeit, die Sonntagsheiligung, das Verhältnis zu den anderen Konfessionen und zum Judentum – recht verstanden bot Wallmann eine Art histoire totale des kirchlichen Lebens in einer pulsierenden, multikonfessionellen Metropole des konfessionellen Zeitalters. Eine besondere Pointe dieses großen Buches bestand natürlich darin, das Collegium pietatis und die Eschatologie im aufkommenden Bewusstsein der Wiederaufnahme der urchristlichen Gemeindeversammlung in Frankfurt 1674/75 zu verschränken und Spener, den Propagandisten einer ecclesiola in ecclesia im Anschluss an Luther und den Juristen Johann Jakob Schütz, den Verfechter einer labadistischen ecclesiola, die Väter des lutherischen und des radikalen Pietismus, in dieser Konstellation noch vereint am Werke zu sehen.

Wallmann hat im Folgenden – nicht zuletzt im Zuge des 1990 publizierten Handbuchfaszikels »Der Pietismus«, der bald als Taschenbuch erhältlich war – intensiv an einer konsistenten Weiterentwicklung dessen, was Pietismus genannt zu werden verdient, gearbeitet und die Erkenntnisse seiner Habilitationsschrift in diesen weiteren Rahmen eingezeichnet. Für sein Verständnis der Sache wurde die Unterscheidung zwischen einem weiteren und einem engeren Begriff des Pietismus kennzeichnend; der Pietismus im weiteren Sinne beginne mit Arndt, sei mit einer Umakzentuierung der Frömmigkeit und Theologie von der Lehre auf das Leben, von der Rechtfertigung auf die Heiligung und die Wiedergeburt gekennzeichnet.114 Pietismus im engeren Sinne sei untrennbar mit Spener verbunden und durch die sozial greifbar werdende Gestaltung der Frömmigkeit in Konventikelbildungen, einer Abkehr von der Naherwartung des Jüngsten Tages und einer forcierten Bibelfrömmigkeit, die das orthodoxe Katechismuschristentum abgelöst habe,115 gekennzeichnet gewesen. Wallmann hat mit Leidenschaft für einen konsistenten, historisch kompakten Pietismus-Begriff gefochten116 aber die Tendenz zur geographischen Entgrenzung und chronologischen Ausweitung nicht verhindern können.117

In einer Fülle von gediegenen, gründlich recherchierten Einzelstudien118 hat er wesentliche Gestalten und bisher unbekannte Beziehungen zu Einzelaspekten der Theologie Speners, zur Arndt-Rezeption, zur Bedeutung der Mystik vor allem im 17. Jh., zu Bach in seiner Zeit, zu Leibniz und Spener, zur Frömmigkeitsgeschichte Schlesiens und des Baltikums und auch zur Aufklärung vorgelegt. Die eindrücklichsten Studien betreffen den Umgang mit dem Judentum im Pietismus und in der weiteren Geschichte des Protes-tantismus.119 Hier trat Wallmann kämpferisch gegen geschichtsvergessene Simplifikationen auf und schlug den historischen Bogen bis ins 20. Jh. Der letzte, vierte Band seiner »Gesammelten Aufsätze«, die nicht nur vom Untertitel dem Hollschen Haupttitel entsprechen, sondern auch von der thematischen Anlage und der Struktur der Inhaltsverzeichnisse an Karl Holls Aufsatzbände erinnern, trägt den Titel »Von der Reformation bis zur Gegenwart«. Er avisiert ziemlich präzise, wie breit Wallmanns Forschungsfeld angelegt war; die sich in dem Titel spiegelnde Bewegung lässt anklingen, dass dem akademischen Enkel Karl Holls Luther und die Reformation lebendige Quellen der theologischen Orientierung geblieben sind.

IV



Lassen Sie mich mit einigen knappen Beobachtungen abschließen. Auf je ihre Weise waren Moeller und Wallmann lebhaft am Fortschritt ihrer Wissenschaft, der Kirchengeschichte, an der Eröffnung neuer Gesprächskontakte in viele Richtungen, an der glaubwürdigen und niveauvollen Diskussion mit anderen Geisteswissenschaften interessiert und selbst lebhaft und führend beteiligt. Beide konnten mühelos, nach einer durch mündliche Tradition vermittelten Kategorie Hans von Campenhausens, als »vorzeigbare Theologen« eingestuft werden. Zugleich waren Moeller und Wallmann auf je ihre Weise in dem Sinne konservativ, dass sie die von ihnen gewonnenen Erkenntnisse in achtsamer Weise in die Fachtraditionen einzuordnen versuchten. Die tiefen Wurzeln der Reformation in Kultur und Mentalität des städtischen Bürgertums des Spätmittelalters aufzuweisen, bedeutete für Moeller etwa gerade nicht, den Charakter der Reformation als epochalen Umbruch zu minimieren. Die Verbindungen von Spener und Schütz zu Labadie aufzuweisen oder Gemeinsamkeiten mit den Reformvorstellungen orthodoxer Theologen zu erheben, bedeutete für Wallmann gerade nicht, den Anfang des Pietismus in Speners Frankfurter Zeit zu nivellieren oder einen distinkten Sinn des in der Forschung etablierten Begriffs des Pietismus aufzulösen.

Beide Kirchenhistoriker arbeiteten ausgesprochen quellen-orientiert und setzten viel Kraft daran, neue, in der bisherigen Forschung unbekannte Texte in die Diskussion zu bringen. Beide pflegten eine schnörkellose, allem Modischen abholde deutsche Wissenschaftsprosa. Beide trugen auf je ihre Weise dazu bei, die Kirchengeschichte des 16. und 17. Jh.s in zentraler Manier für ein Gesamtbild der europäischen Frühneuzeit interessant zu machen. Obschon Moeller von Schwermut nicht frei war, galt für sein wissenschaftliches Werk in gewisser Weise, was Holl zu Harnack über dessen Œuvre gesagt hatte:

»Die Neigung ging bei Ihnen darauf […], das Helle, das Vernünftige, den Logos […] als das Ziel […] festzuhalten. Das Trübe, das Verworrene, das Dumpfe […] es hat Ihnen […] stets fast körperliche Qualen bereitet, sich darein zu vertiefen.«120

Auf Wallmann, der harte Schicksalsschläge mit Gelassenheit trug und durchaus zu froher Gemütsart neigte, möchte man Worte Harnacks über Holl anwenden. Zwei Gruppen von Wissenschaftlern, so Harnack, gebe es; die eine sehe die geistige Welt als »ein […] zusammengesetztes Ganze[s]«; »die andere Gruppe« schaue »die Dinge und die Personen in großen Gegensätzen«; zu dieser Gruppe gehöre Holl. Ihm sei ein Blick »für alle versteckten Unzureichendheiten, Ausflüchte und Menschlichkeiten in Wissenschaften und Leben zu eigen«, aber auch ein »ethisches Pathos«. »Verbunden mit seiner lückenlosen Quellenkenntnis und seinem systematischen Drang, den Stoff restlos in die Einheit einer Hauptbetrachtung aufgehen zu lassen, verlieh dieses ethische Pathos allen seinen Arbeiten eine eigentümliche Würde […].«121

Moeller und Wallmann waren Berliner und blieben der Stadt ihrer Kindheit und Jugend verbunden; beide standen in einer Genealogie der großen Berliner Kirchenhistoriker: der adelsskeptische Bürger Moeller in der noblen historistischen Linie Adolf von Harnack – Hans von Soden – Hans von Campenhausen, Wallmann in der methodisch dem Historismus verbundenen, gleichwohl den Antihistoristen gegenüber aufgeschlossenen Linie Karl Holl – Hanns Rückert – Gerhard Ebeling.

Beide werden in unseren Erinnerungen und in ihren Texten, auf Papier, bleiben – ein Schicksal, das Eberhard Jüngel seinem talentierten und vielfach begehrten Freund Wallmann schon als 26-Jährigem in durchaus gehässiger, gegenüber Wallmanns Gelehrsamkeit nicht neidfreier Weise prophezeit hatte:

»Weil alle um ihn bettelten

Muss sich der Mann verzettelen:

Er löst sich auf: Papier, Papier,

In Zettelform, so steht er hier.

So endete sein Lebenslauf.

Oh Mensch, bedenk, wer zuviel kann

Wird leicht ein Zettelkastenmann.«122

Abstract



Bernd Moeller (1931–2020) and Johannes Wallmann (1930–2021) were prominent church historians of their generation. They represent-ed their subject in a way that gave special importance to academic contact with the non-theological reference disciplines. Both operas were influenced by the two great Berlin church historians Adolf von Harnack and Karl Holl. Through his research on the urban Reformation, Moeller shaped a line of research that accentuated the connection between piety, theology and social and legal life. Through his research on the 17th century, Johannes Wallmann fundamentally changed perspectives on Orthodoxy and Pietism; in doing so, he made a decisive contribution to the historiographical rehabilitation of an era that was widely judged negatively. Both works have had a profound influence on international research into church and Christianity in the early modern period.

Fussnoten:

* Vortrag im Rahmen einer Akademischen Gedenkfeier der Theologischen Fakultät Berlin für Prof. Dr. Dr. h.c. Johannes Wallmann, die am 11.5.2022 in der Sophienkirche stattfand.

1) Erste Würdigungen von meiner Seite liegen vor in Gestalt kurzer Nachrufe: Lehrer aus Leidenschaft. Ein drängender Veränderer: Zum Tod des Kirchenhistorikers Bernd Moeller, in: FAZ Nr. 255, 2.11.2020, 12; s. auch meinen Nachruf im Jahrbuch der Göttinger Akademie der Wissenschaften 2021; Johannes Wallmann ist gestorben, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 3, 5./6.1.2021, 13. Ich lernte Bernd Moeller als Göttinger Student im Sommersemester 1986 und Johannes Wallmann als Doktorand bei einer Tagung zur lutherischen Konfessionalisierung ([SVRG 197], hg. von Hans-Christoph Rublack, Gütersloh 1992) im September 1988 kennen. Die Sachverhalte und Impressionen, die ich zu belegen vermochte, habe ich belegt. Ansonsten schwingen viele Erinnerungen an zahlreiche persönliche Begegnungen mit, die subjektiv sind und nicht belegt werden können. Biblio- graphische Zusammenstellungen der Schriften Moellers (bis 2011) finden sich in den Bänden: Bernd Moeller, Die Reformation und das Mittelalter, Göttingen 1991, 343–362; ders., Luther–Rezeption, Göttingen 2001, 285–292; ders., Zwinglis Disputationen, Göttingen 22011, 197–203. Wallmanns Schriften (bis 1995) sind verzeichnet in dem als Festschrift für ihn erschienenen Bd. 21 der Zeitschrift Pietismus und Neuzeit, 11–19. Eine Komplettierung der vollständigen Bibliographie Wallmanns bis 2021 stellt ein Desiderat dar.

2) Wallmann, GA IV (s. Anm. 9), VI.

3) Bernd Moeller, Adolf von Harnack – der Außenseiter als Zentralfigur, in: Kurt Nowak/Otto Gerhard Oexle (Hg.), Adolf von Harnack. Theologe, Historiker, Wissenschaftspolitiker [VMPIG 161], Göttingen 2001, 9–22.

4) Johannes Wallmann, Karl Holl und seine Schule, zuletzt in: GA IV (s. Anm. 9), Nr. XII, 288–317.

5) Bernd Moeller, Geschichte des Christentums in Grundzügen, Göttingen 1965; 10., völlig neu bearbeitete Auflage Göttingen 2011 [UTB 905].

6) Johannes Wallmann, Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation, Berlin 1973; 7. durchges. Aufl. Tübingen 2012 [UTB 1355].

7) Bernd Moeller, Deutschland im Zeitalter der Reformation [Deutsche Geschichte Bd. 4], Göttingen 1977; 3. durchges. bibliographisch erg. Aufl. Göttingen 1988.

8) Johannes Wallmann, Der Pietismus [Die Kirche in ihrer Geschichte Bd. 4 Lfg. 1], Göttingen 1990; Göttingen 2005; 2. veränd. Aufl. Göttingen 2019 [UTB 2598].

9) Zu Moellers Aufsatzbänden s. Anm. 1; Wallmanns Aufsatzbände, die im Folgenden mit dem Kürzel »GA« und einer lateinischen Bandziffer zitiert werden, lauten: Johannes Wallmann, Theologie und Frömmigkeit im Zeitalter des Barock. Gesammelte Aufsätze, Tübingen 1995 [GA I]; ders., Pietismus-Studien. Gesammelte Aufsätze II, Tübingen 2008 [GA II]; ders., Pietismus und Orthodoxie. Gesammelte Aufsätze III, Tübingen 2010 [GA III]; ders., Von der Reformation bis zur Gegenwart. Gesammelte Aufsätze IV, Tübingen 2019 [GA IV].

10) Johannes Wallmann/Udo Sträter (Hg.), Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit 1666–1686, Bd. 1–7, Tübingen 1992–2021; dies. (Hg.), Philipp Jakob Spener, Briefe mit August Hermann Francke 1689–1704, Tübingen 2006.

11) Bernd Moeller (Bearb.), Confessio Tetrapolitana. Apologie der Confessio Tetrapolitana, Anlagen zur Confessio Tetrapolitana, in: Martin Bucers Deutsche Schriften Bd. 3: Confessio Tetrapolitana und die Schriften des Jahres 1531, Gütersloh 1969, 13–185; 187–318; 321–397.

12) Vgl. Bernd Moeller, Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz [QFRG 28], Gütersloh 1961, 7.

13) Die wichtigsten Arbeiten in dieser Phase sind neben dem Druck der Habilitationsschrift (s. Anm. 12) 1961 die Erstausgabe von Reichsstadt und Reformation, 1962; das Faszikel »Spätmittelalter« im Handbuch »Die Kirche in ihrer Geschichte«, Lfg. H, Göttingen 1966 und die 1. Aufl der Geschichte des Christentums, 1965, s. Anm. 5.

14) Johannes Wallmann, Von der Erweckung zum konfessionellen Luthertum. Zum 200. Geburtstag von Missionsinspektor Johann Christian Wallmann, in: Ders., Gesammelte Aufsätze IV, Nr. XI, 248–287.

15) Johannes Wallmann, Die Evangelische Gemeinde Theresienstadt. Zum Umgang der evangelischen Kirche mit ihrer Geschichte, Leipzig 2019, 18; zum Kirchenkampf in Berlin vgl. nur Manfred Gailus, Protestantismus und Nationalsozialismus. Studien zur nationalsozialistischen Durchdringung des protes-tantischen Sozialmilieus in Berlin [Industrielle Welt, Band 61], Köln 2001.

16) Wallmann, Theresienstadt (s. Anm. 15), 18.

17) Vgl. Bernd Moeller, Lebensbericht, ed. von Martin Keßler, in: Thomas Kaufmann, Aneignungen Luthers und der Reformation [Christentum und Moderne Welt 2], Tübingen 2022, 519–539, hier: 522.

18) Moellers letzte wichtige wissenschaftliche Arbeit war die als Monographie publizierte Studie zu »Zwinglis Disputationen« (s. Anm. 1); sie stellt die gründliche Neubearbeitung einer Sequenz von Aufsätzen aus den Jahren 1970–1999 dar.

19) Moeller, Lebensbericht (s. Anm. 17).

20) A. a. O., 523; eine knappe Zusammenfassung der Dissertation erschien in der damals üblichen Form in ThLZ 82, 1957, 307 f.

21) Einzelne Hinweise auf ihn in: Kaufmann, Aneignungen (s. Anm. 17), 327–522.

22) Moeller, Zwick (s. Anm. 12), 7.

23) S. Anm. 12; zur wissenschaftsgeschichtlichen Einordnung s. meine Einleitung zu: Bernd Moeller, Reichsstadt und Reformation, hg. von Thomas Kaufmann, Tübingen 32011, 1–38.

24) Als zentrales Motiv aufgenommen in: Bernd Moeller, Klerus und Antiklerikalismus in Luthers Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation, in: Peter A. Dykema/Heiko A. Oberman (Hg.), Anticlericalism in Late Medieval and Early Modern Europe [SMRT 51], Leiden u. a. 1993, 353–365.

25) Vgl. Bernd Moeller, Pfarrer als Bürger [Göttinger Universitätsreden 56], Göttingen 1972; ders., Kleriker als Bürger, zuletzt in: Moeller, Die Reformation und das Mittelalter (s. Anm. 1), 35–52.284–294.

26) Vgl. nur: Kaspar von Greyerz, Stadt und Reformation. Stand und Aufgaben der Forschung, in: ARG 76, 1985, 6–63; vgl. auch Bernd Moeller, Nachwort: Zum weiteren Forschungsstand (1985), in: Moeller, Reichsstadt (s. Anm. 23), 149–201.

27) SVRG 180, Gütersloh 1962.

28) Bernd Moeller, Villes d’Empire et Réformation, Traduction de l’allemand par André Chenou [Travaux d’Histoire Éthico-politique 10], Genf 1962; ders., Imperial Cities and the Reformation. Three Essays, edited and translated by H. C. Erik Midelfort and Mark U. Edwards jr., Philadelphia 1962.

29) Bernd Moeller, Probleme der Reformationsgeschichtsforschung, in: Ders., Die Reformation und das Mittelalter, Göttingen 1991, 9–20.283 f.

30) Pars pro toto sei verwiesen auf die Sicht des eng mit Moeller zusammenarbeitenden Göttinger Historikers Hartmut Boockmann, etwa: Das 15. Jahrhundert und die Reformation, in: Ders., Wege ins Mittelalter. Historische Aufsätze, München 2000, 65–80.

31) Bernd Moeller, Frömmigkeit in Deutschland um 1500 (zuerst 1965), jetzt in: Ders., Die Reformation und das Mittelalter (s. Anm. 1), 73–85.307–317; zu seinem Rekurs auf Hermann Heimpel s. a. a. O., 307 Anm. 2; 85; 316 Anm. 120 (Bezug: Hermann Heimpel, Das Wesen des deutschen Spätmittelalters, zuletzt in: Ders., Der Mensch in seiner Gegenwart, Göttingen 21957, 109–135). Unlängst hat Hamm auf diese besondere Abhängigkeit Moellers von Heimpel hingewiesen und in der im Anschluss an Heimpel verwendeten Rede von Deutschland als einem »besonders mittelalterliche[n] Land« (a. a. O., 120) eine weiterhin latent pejorative Sicht auf das ›Spätmittelalter‹ identifiziert, vgl. Berndt Hamm, Die theologische Dynamik des 15. Jahrhunderts, in: Günter Frank/Franz Fuchs/Mathias Herweg (Hg.), Das 15. Jahrhundert [Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten 15], Stuttgart/Bad Canstatt 2021, 323–373, hier: 324. Für Hamm gebührt die Priorität eines veränderten Mittelalterbildes in der evangelischen Kirchengeschichte dem Niederländer Heiko A. Oberman, der im Wesentlichen Impulse seines Landsmanns Huizinga aufnahm und in die Kirchengeschichte einführte. M. E. ist diese These lediglich in Bezug auf die Theologiegeschichte diskussionswürdig. Überdies wäre die Frage der Rezeptionskanäle und -foren des auf Deutsch publizierenden Moeller und des zunächst vor allem auf Englisch veröffentlichenden Oberman in den Blick zu nehmen, wenn man die Frage, wer von beiden wirkungsvoller auf die Revision des traditionellen protestantischen Mittelalterbildes in der deutschen Kirchengeschichte eingewirkt hat, weiter vorantreiben will.

32) Willy Andreas, Deutschland vor der Reformation: eine Zeitenwende, Stuttgart 61959.

33) Joseph Lortz, Die Reformation in Deutschland, 2 Bde. (1939/40), Freiburg i. Br. 61982; Wilhelm Damberg, Das Spätmittelalter. Wandel eines Epochenbildes und Konsequenzen für die Reformationsgeschichte von Joseph Lortz, in: Historisches Jahrbuch 117, 1997, 168–180; Bernd Moeller, Art. Lortz, Joseph, in: Bernd Moeller mit Bruno Jahn (Hg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen [DBETh], Bd. 1, München 2005, 868 f.

34) Johannes Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters, Freiburg i. Br. 1876–1894 [bis 1924 erschienen einzelne Bände bis in 20. Aufl.]; vgl. nur: Heribert Smolinsky, Art. Janssen, Johannes, in: TRE 16, 1987, 509 f.

35) Zuletzt vollständig abgedruckt in: Moeller, Die Reformation und das Mittelalter (s. Anm. 1), 73–85.307–317; und: Matthias Pohlig (Hg.), Reformation. Basistexte, Stuttgart 2015, 35–55; gekürzt in: Thomas Kaufmann, Martin Keßler (Hg.), Luther und die Deutschen, Stuttgart 2017, 244–251.

36) Vgl. meinen Beitrag: Die Frage nach dem reformatorischen Durchbruch. Ernst Bizers Lutherbuch und seine Bedeutung, in: Kaufmann, Aneignungen (s. Anm. 17), 462–489 [Lit.].

37) Aus einer knappen Bemerkung in seiner Antrittsvorlesung geht hervor, dass Moeller in der Frage der potentiellen Gegenwartsbedeutung der Reformation mit Troeltsch und Dilthey – bzw. dem hier nicht genannten Harnack – und gegen Holl votierte: »Dazu kommt wohl, daß uns die tiefe Verschiedenheit des reformatorischen und des modernen Geistes deutlich bewußt geworden, daß auch unter den Theologen Troeltschs, auch Diltheys Standpunkt gegenüber Holl heute, wenn auch mit abweichender und unterschiedlicher Akzentuierung, Begründung und Ausdeutung, wohl nahezu allgemein, bis hin zu Friedrich Gogarten, durchgedrungen ist.« Moeller, Probleme (s. Anm. 29), 10. Möglicherweise war Gogarten bei der am 22.5.1965 gehaltenen Göttinger Antrittsvorlesung Moellers im Auditorium.

38) Johannes Ficker (Hg.), Anfänge reformatorischer Bibelauslegung, Bd. 1, Leipzig 41930; Bd. 2, Leipzig 1929; DBETh 1, 419.

39) Karl Holl, Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte Bd. 1: Luther, 2. und 3. vermehrte und verbesserte Aufl. Tübingen 1923; zu Holl umfassend: Heinrich Assel (Hg.), Karl Holl. Leben – Werk – Briefe, Tübingen 2021.

40) Moeller, Probleme (s. Anm. 29), 15.

41) Heinrich Dannenbauer, Luther als religiöser Volksschriftsteller 1517–1520. Ein Beitrag zur Frage nach den Ursachen der Reformation [SGV 145], Tübingen 1930. Dannenbauer war evangelischer Pastorensohn; er gehörte zu den frühen Parteigängern des Nationalsozialismus und verdankte seine Tübinger Berufung diesem Umstand; vgl. über ihn im Kontext der Mediävistik: Anne Christine Nagel, Im Schatten des Dritten Reichs. Mittelalterforschung in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1970 [Formen der Erinnerung. Bd. 24], Göttingen 2005, 35–39. Moeller zitierte die Arbeit Dannenbauers immer wieder; dass er ideologische Implikationen in ihr wahrnahm, ist mir nicht bekannt. Möglicherweise ließe sich auch an diesem Beispiel die breit diskutierte Transformation von der Volks- zur Sozialgeschichte exemplifizieren; vgl. dazu: Reinhard Blänkner, Nach der Volksgeschichte. Otto Brunners Konzept einer »europäischen Sozialgeschichte«, in: Manfred Hettling (Hg.), Volksgeschichten im Europa der Zwischenkriegszeit, Göttingen 2003, 326–366; ders., Otto Brunner (1898–1982). »Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich«, in: Karel Hruza (Hg.), Österreichische Historiker. Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Bd. 3, Wien u. a. 2019, 439–478; ders., Von der »Staatsbildung« zur »Volkwerdung«. Otto Brunners Perspektivenwechsel der Verfassungstheorie im Spannungsfeld zwischen völkischem und alteuropäischem Geschichtsdenken, in: Luise Schorn-Schütte (Hg.), Alteuropa oder Frühe Moderne. Deutungsmus-ter für das 16. bis 18. Jahrhundert aus dem Krisenbewusstsein der Weimarer Republik in Theologie, Rechts- und Geschichtswissenschaft [ZHF Beih. 23], Berlin 1999, 87–136.

42) Vgl. bes. Bernd Moeller, Das Berühmtwerden Luthers, in: Ders., Luther-Rezeption (s. Anm. 1), 15–41.

43) Moeller, Probleme (s. Anm. 29), 12, spricht z. B. von »tiefsinnigen Ausdeutungen der Christologie« bei Luther; a. a. O., 15 konstatiert er, dass »[g]erade uns […] der theologische Tiefsinn und Weitblick Luthers viel deutlicher als früheren Generationen geworden« sei. Erläuterungen des »Tiefsinns« sucht man bei Moeller in der Regel vergebens; hier verfährt er gemäß dem Adagium »Quae supra nos nihil ad nos«!

44) Vgl. Moeller, Probleme (s. Anm. 29), 11, wo er eine knappe Analyse der Situation des Fachs seit dem »grundstürzende[n] Umbruch […] um 1920« bietet, Harnack und Barth zitiert und dann feststellt: »Es liegt zwischen diesen Äußerungen die tief [sic] eindringende Besinnung auf den Kern der christlichen Verkündigung im energischen Griff über die Zeiten hinweg und damit der Ausbruch aus dem Gefängnis, in das der Historismus die Theologie gebannt zu haben schien.« Die prinzipielle Berechtigung der »antihistorischen Revolution« wollte Moeller also nicht bestritten sehen, vgl. in Bezug auf Gerhard Ritter und die mit seinem Namen verbundene Neuausrichtung des Archivs für Reformationsgeschichte: Bernd Moeller, Der Verein für Reformationsgeschichte. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft, in: ARG 68, 1977, 284–301, bes. 298; s. auch Kaufmann, Aneignungen (s. Anm. 17), 315 f.

45) Vgl. auch Bernd Moeller, Nekrolog Hans Freiherr von Campenhausen 15.12.1903 bis 6.1.1989, in: HZ 249, 740–743; im Vorwort zu seiner Habilitationsschrift (Moeller, Zwick [s. Anm. 12], 7) dankt er aber seinen »beiden verehrten Heidelberger Lehrern«. Zu Campenhausen s. auch Christoph Markschies (Hg.), Hans Freiherr von Campenhausen, Weg, Werk und Wirkung [SHAW Phil. Hist. Kl. 43], Heidelberg 2008; zu Bornkamm vgl. nur Kaufmann, Aneignungen (s. Anm. 17), s. v. Bornkamm.

46) DBETh 2, 1428.

47) Als Beispiel sei das von Moeller verfasste Vorwort zu dem aus Anlass des 250-jährigen Universitätsjubiläums Göttingens (1987) erschienenen Band »Theologie in Göttingen.« Eine Vorlesungsreihe, hg. von Bernd Moeller [Göttinger Universitätsschriften Serie A, Bd. 1], Göttingen 1987, 6, angeführt. Moeller begründet, dass man das 20. Jh. nur mit zwei Zeitzeugenbeiträgen (Wolfgang Trillhaas für die Weimarer Zeit und Eduard Lohse für die Periode ab 1945 – zwei »Glanzzeiten« der Fakultätsgeschichte) vertreten habe, so: »Gewissermaßen umkreisen sie die düstere Periode des Dritten Reiches, für die uns ein unmittelbarer Augenzeuge nicht zur Verfügung stand.« (Ebd.)

48) Vgl. nur: Hans-Joachim Köhler (Hg.), Flugschriften als Massenmedium der Reformationszeit [SMAFN 13], Stuttgart 1981; s. a. Bernd Moeller, Art. Flugschriften der Reformationszeit, in: TRE 11, 1983, 240–246.

49)Pars pro toto sei verwiesen auf: Siegfried Bräuer/Helmar Junghans (Hg.), Der Theologe Thomas Müntzer, Göttingen/Berlin 1989.

50) Vgl. bes. Helmar Junghans (Hg.), Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546. Festgabe zu seinem 500. Geburtstag, 2 Bde., Berlin 21985.

51) Vgl. bes. Adolf Laube/Hans Werner Seiffert (Hg.), Flugschriften der Bauernkriegszeit, Berlin 21978; Adolf Laube (Hg.), Flugschriften der frühen Reformationsbewegung (1518–1524), 2 Bde., Berlin 1983; ders. (Hg.), Flugschriften vom Bauernkrieg zum Täuferreich (1526–1535), 2 Bde., Berlin 1992.

52) Vgl. Bernd Moeller, Was wurde in der Frühzeit der Reformation in den deutschen Städten gepredigt? In: ARG 75, 1984, 176–193; Ders./Karl Stackmann, Städtische Predigt in der Frühzeit der Reformation [AAWG Phil. hist. Kl. III, Nr. 220], Göttingen 1996; s. dazu meine Rezension in: GGA 251, 1999, 229–249.

53) Vgl. Moeller, Frühzeit (s. Anm. 52), 193; Bernd Moeller, Die Rezeption Luthers in der frühen Reformation, in: LuJ 57, 1990, 57–72, hier: 66 Anm. 13; Wechsel zu »evangelische Engführung« in: Bernd Moeller, Die Rezeption Luthers in der frühen Reformation, in: Berndt Hamm/Bernd Moeller/Dorothea Wendebourg, Reformationstheorien. Ein kirchenhistorischer Disput über Einheit und Vielfalt der Reformation, Göttingen 1995, 9–30, hier: 21 mit Anm. 22.

54) Vgl. Moeller, Rezeption (s. Anm. 53), 27; zu Holl vgl. ders., Luther (s. Anm. 39), 534; s. zu meiner Kritik dieser Position: Thomas Kaufmann, Der Anfang der Reformation, Tübingen 22018, 6–11.

55) Thomas Hohenberger, Lutherische Rechtfertigungslehre in den reformatorischen Flugschriften der Jahre 1521–1522 [SuR N.R. 6], Tübingen 1996.

56) S. o. Anm. 1.

57) Bernd Moeller, Die deutschen Humanisten und die Anfänge der Reformation, in: Ders., Die Reformation und das Mittelalter (s. Anm. 1), 98–110.318–320, hier: 109.

58) Bernd Moeller, Stadt und Buch. Bemerkungen zur Struktur der reformatorischen Bewegung in Deutschland, zuletzt in: Ders., Die Reformation und das Mittelalter (s. Anm. 1), 111–124.321 f., hier: 115; s. dazu meinen Aufsatz: »Ohne Buchdruck keine Reformation«? In: Stefan Oehmig (Hg.), Buchdruck und Buchkultur im Wittenberg der Reformationszeit [Schriften der Stiftung Luther-Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt 21], Leipzig 2015, 13–34.

59) Bernd Moeller, Die letzten Ablasskampagnen. Luthers Widerspruch gegen den Ablaß in seinem geschichtlichen Zusammenhang, in: Ders., Die Reformation und das Mittelalter, 53–72.295–307, hier: 68.

60) Bernd Moeller/Hans Patze/Karl Stackmann (Hg.), Studien zum städti-schen Bildungswesen des späteren Mittelalters und der frühen Neuzeit [AAWG Phil. hist. Kl. Folge III, 137], Göttingen 1983; Hartmut Boockmann/Bernd Moeller/Karl Stackmann (Hg.), Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit [AAWG Phil. hist. Kl. Folge III, 179], Göttingen 1989; Hartmut Boockmann/Ludger Grenzmann/Bernd Moeller/Martin Staehelin (Hg.), Literatur, Musik und Kunst im Übergang vom Mittelalter zur Neuzzeit [AAWG Phil.hist Kl. Folge III, 208], Göttingen 1995; dies. (Hg.), Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Bd. 1 [AAWG Phil. hist Kl. Folge III, 228], Göttingen 1998.

61) Die vielfältigen publizistischen Aktivitäten Moellers im Kontext des Vereins für Reformationsgeschichte sind am einfachsten recherchierbar in: Luise Schorn-Schütte (Hg.), 125 Jahre Verein für Reformationsgeschichte [SVRG 200], Gütersloh 2008.

62) Bernd Moeller/Karl Stackmann, Luder – Luther – Eleutherius. Erwägungen zu Luthers Namen, in: NAWG Phil. hist. Kl. 7, 1981, 169–203; dies., Laune Luthers? Bedeutungsvoller Namenswechsel, in: FAZ 287, 1982, 11.12.1982, 25.

63) Bernd Moeller, Thesenanschläge, in: Joachim Ott – Martin Treu (Hg.), Luthers Thesenanschlag – Faktum oder Fiktion [Schriften der Stiftung Luther-Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt 9], Leipzig 2008, 9–31.

64) Karl Arndt/Bernd Moeller, Albrecht Düreres »Vier Apostel«. Eine kirchen- und kunsthistorische Untersuchung [NAWG 2003/4], Göttingen 2003 (auch als SVRG 202, Gütersloh 2003).

65) Karl Arndt/Bernd Moeller, Die Bücher und letzten Bilder Mathis Gotharts, des sogenannten Grünewald [NAWG 2002/5], Göttingen 2002.

66) S. Anm. 1.

67) Vgl. dazu nur: Kaufmann, Aneignungen (s. Anm. 17), 433–461.

68) Brief des Rektors der Kirchlichen Hochschule Berlin-Zehlendorf Martin Fischer an G. Ebeling (Tübingen), 11.12.1954 (Privatbesitz [NL Wallmann]; für die Nutzung dieses und weiterer in diesem Beitrag unter dem Siglum »NL Wallmann« zitierten Dokumente danke ich meiner sehr geschätzten Kollegin Prof. Dr. Dorothea Wendebourg [Berlin]). Wallmann war an der Kirchlichen Hochschule in Westberlin immatrikuliert, aber nach der Rückkehr aus Tübingen in den Ostsektor, in das Sprachenkonvikt in der Borsigstraße (s. Anm. 72), gezogen; die Studienstiftung akzeptierte das. Ebeling war übrigens im Juni 1954 zu Gastvorlesungen an der Kirchlichen Hochschule in Berlin gewesen, s. Albrecht Beutel, Gerhard Ebeling. Eine Biographie, Tübingen 2012, 554.

69) DBETh 2, 1156; Berndt Hamm, Hanns Rückert als Schüler Karl Holls, in: Thomas Kaufmann/Harry Oelke (Hg.), Evangelische Kirchenhistoriker im »Dritten Reich« [VGWTh 21], Gütersloh 2002, 273–309; Johannes Wallmann, Die Wiedergründung derZeitschrift für Theologie und Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg, zuletzt in: GA IV (s. Anm. 9), Nr. XIII, 318–336.

70) Zu allen Ebeling betreffenden Fragen s. Beutel, Ebeling (s. Anm. 68).

71) Fischer (s. Anm. 68) schrieb: »Nun hat er selbst [sc. Wallmann] bisher am meisten in der Kirchengeschichte gearbeitet und offenbar bei Ihnen [sc. Ebeling] und dem Kollegen Rückert für etwaige Promotionspläne Anstösse gewonnen.« Martin Fischer an Gerhard Ebeling 11.12.1954 [NL Wallmann].

72) Ebd. Im Vorwort zu seiner Dissertation formulierte Wallmann folgenden Dank: »Zunächst der Kirchlichen Hochschule Berlin [sei zu danken], die mich [sc. J. W.] nach Beendigung meines Studiums zur Mitarbeit als wissenschaftlicher Assistent aufforderte und mir über längere, durch Krankheit erzwungene Unterbrechung hinweg die äußeren Möglichkeiten zum Fertigstellen dieser Arbeit gewährte.« Johannes Wallmann, Der Theologiebegriff bei Johann Gerhard und Georg Calixt [BHTh 30], Tübingen 1961, [III].

73) Vgl. dazu: Wolf Krötke, Das Profil des Berliner Sprachenkonvikts für die selbständige Theologenausbildung in der DDR, in: ZThK 107, 2010, 123–138; Rudolf Mau, Das »Sprachenkonvikt«. Theologische Ausbildungsstätte der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (»Kirchliche Hochschule Berlin-Brandenburg«) 1950–1991, in: Berliner Theologische Zeitschrift 9, 1992, 107–118; zu den theologischen Fakultäten: Friedemann Stengel, Die theologischen Fakultäten in der DDR als Problem der Kirchen- und Hochschulpolitik des SED-Staates bis zu ihrer Umwandlung in Sektionen 1970/71 [Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte 3], Leipzig 1998.

74) Wallmann, GA I (s. Anm. 9), V.

75) Ebd.

76) Ebd.

77) S. Anm. 72.

78) Vgl. nur: Rudolf Bultmann, Das Problem des Verhältnisses von Theologie und Verkündigung im Neuen Testament, in: Aux sources de la tradition chrétienne. Melanges offerts à M. Goguel, Neuchatel 1950, 32–42; Gerardus van der Leeuw/Ernst Käsemann, Die Anfänge christlicher Theologie, in: ZThK 57, 1960, 162–185; Ernst Fuchs, Über die Aufgabe einer christlichen Theologie, in: ZThK 58, 1961, 245–267; Gerhard Ebeling, Der Grund christlicher Theologie, in: ZThK 58, 1961, 227–244 (wiederabgedruckt in: Gerhard Ebeling, Wort und Glaube Bd. II, Tübingen 1969, 72–91); s. auch ders., Art. Theologie I. Begriffsgeschichtlich, in: RGG3, Bd. 6, 754–769.

79) Wallmann dankte Ebeling im Vorwort für dessen Verständnis dafür, der »Tendenz zur ›Vorgeschichte›« (Theologiebegriff [s. Anm. 72], [III]) erlegen zu sein. In seinen »Vorbemerkungen« teilte er mit, dass an eine Arbeit gedacht war, die dann den Theologiebegriff bei Spener, Semler und Schleiermacher darstellen wollte (Theologiebegriff, a. a. O., 1). Dem vorangegangen war offenbar der Plan, eine von »Schleiermachers Theologiebegriff ausgehende und die Diskussion über die Kirchlichkeit der Theologie im 19. Jahrhundert verfolgende Arbeit« (ebd.) abzufassen, die aber »bald über ihre Grenzen hinaus« (ebd.) gewachsen sei. Das Inhaltsverzeichnis einer geplanten Habilitationsschrift Wallmanns mit dem Titel »Pietismus und Orthodoxie. Die Grundlegung des pietistischen Theologiebegriffs bei Philipp Jakob Spener« (NL Wallmann) lässt den Schluss zu, dass er für die weitere akademische Qualifikation ursprünglich eine Fortsetzung der thematischen Perspektive der Dissertation beabsichtigt hatte. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um die schriftliche Leistung für den 1961 an der Kirchlichen Hochschule geplanten Habilitationsakt. Das Kollegium der Kirchlichen Hochschule hatte Wallmann dazu ermutigt. Die Habilitation kam damals und dort allerdings nicht zustande, weil Wallmann seitens der Kirchenleitung mit der Erwartung konfrontiert wurde, nach Erwerb dervenia legendi für mindestens fünf oder gar zehn Jahre in ein Pfarramt in der Kirchenprovinz Sachsen zu wechseln ehe man ihm ein kirchliches Lehramt übertragen würde (Korrespondenz Wallmann – Präses Scharf [18.6.1961]; Wallmann – Rektor Kupisch [12.7.1961]; Wallmann – Ebeling [29.6.1961]). Diese offenbar rasch verschriftlichte Habilitationsschrift, die thematisch die Bochumer Habilitation zu »Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus« präludierte, hatte die Perspektive der Dissertation auf den Theologiebegriff aufgenommen und auf Spener angewandt.

80) S. Beutel, Ebeling (s. Anm. 68), 211 ff.

81) In einem Brief Eberhard Jüngels an Wallmann aus Zürich (13.1.1958) wird vorausgesetzt, dass Wallmann Ebeling kurz vorher getroffen habe. (»Inzwischen werden Sie von Ihrem Meister ergötzt und bereits wieder verlassen worden sein.« [NL Wallmann]). Wallmann scheint daraufhin Erfreuliches von seiner Begegnung mit Ebeling berichtet zu haben. Die oben im Haupttext zitierte Passage stammt aus einem Brief Jüngels an Wallmann (27.1.1958), der auf ein inzwischen eingegangenes Schreiben Wallmanns antwortete.

82) Jüngel an Wallmann, 27.1.1958 [NL Wallmann]. Das Jahr 1957 scheint für Wallmann durch Krankheit und Kur weitgehend verloren gewesen zu sein (vgl. Brief Wallmann an Kirchenleitung Magdeburg [30.1.1958]; Wallmann schildert hier, dass er beinahe nur in den Semesterferien zu seiner Dissertation komme und auch ein Hebräischtutorium zu übernehmen hatte. Damals hoffe Wallmann, Ende 1958 mit seiner Dissertation fertig zu sein.). Das Rigorosum fand schließlich am 11.6.1960 in Zürich statt (Brief Wallmann an Ev. Konsistorium Kirchenprovinz Sachsen, 24.5.1960 [NL Wallmann]).

83) Christof Gestrich, Luther und Melanchthon in der Theologiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, in: LuJ 66, 1999, 29–53; Heinz Scheible, Das Melanchthonbild Karl Holls, in: Ders., Aufsätze zu Melanchthon [SHR 49], Tübingen 2010, 447–461.

84) Wallmann, Theologiebegriff (s. Anm. 72), 145.

85) A. a. O., 161.

86) Vgl. nur: Christoph Strohm, Nach hundert Jahren. Ernst Troeltsch, der Protestantismus und die Entstehung der modernen Welt, in: ARG 99, 2008, 6–35; Martin Laube, Troeltschs Konzept des Amtprotestantismus, in: Kaspar von Greyerz/Anselm Schubert (Hg.), Reformation und Reformationen/Reformation and Reformations/Kontinuitäten, Identitäten, Narrative/Continuities, Identities and Narratives [SVRG 221], Gütersloh (voraussichtlich 2023).

87) Otto Ritschl, Dogmengeschichte des Protestantismus Bd. I, Leipzig 1908; Bd. II Leipzig 1912; Bd. III–IV Göttingen 1926–1927.

88) Hans Emil Weber, Reformation, Orthodoxie und Rationalismus Bd. I und II [BFcTh 35,45,51], Gütersloh 1937–1951.

89) Werner Elert, Morphologie des Luthertums Bd. I/II, München 21958.

90) Emanuel Hirsch, Geschichte der neuern evangelischen Theologie im Zusammenhang mit den allgemeinen Bewegungen des europäischen Denkens, Bd. I–V, Gütersloh 1949–1954; 31964; ND der 3. Auflage Münster 1984.

91) Gerhard Ebeling, Luther und der Anbruch der Neuzeit, zuletzt in: Ders., Wort und Glaube Bd. III, Tübingen 1975, 29–59.

92) Hanns Rückert, Die geistesgeschichtliche Einordnung der Reformation, in: Ders., Vorträge und Aufsätze zur historischen Theologie, Tübingen 1972, 52–70.

93) Vgl. Alf Christophersen, Umkämpfter Protestantismus. Karl Holls Kritik an Ernst Troeltsch, in: Assel (Hg.), Karl Holl (s. Anm. 39), 315–342.

94) Wallmann, GA I (s. Anm. 9), V; s. o. Anm. 75.

95) Dies gilt m. E. für folgende Beiträge, die sich relativ unmittelbar an das Thema der Dissertation bzw. in die dort aufgerissenen Perspektiven einordnen lassen: 1. Zwischen Reformation und Humanismus. Eigenart und Wirkungen Helmstedter Theologie unter besonderer Berücksichtigung Georg Calixts (1977), zuletzt in: GA I, Nr. IV (s. Anm. 9), 61–86; 2. Die Rolle der Bekenntnisschriften im älteren Luthertum (1980), zuletzt in: GA I (s. Anm. 9), Nr. III, 46–60; 3. Spener und Dilfeld (1968; wohl in Teilen bereits in dem Manuskript »Pietismus und Orthodoxie, s. Anm. 28, enthalten), zuletzt in GA I (s. Anm. 9), Nr. X, 197–219; 4. Johann Salomon Semler und der Humanismus (1980), in: GA IV (s. Anm. 9), Nr. VI, 126–138.

96) Vgl. Brief Wallmanns an Rückert (13.7.1961; NL Wallmann); Wallmann an [Ebeling] (29.6.1961; NL Wallmann).

97) S. o. Anm. 79.

98) Die Begutachtung der Arbeit erfolgte durch die beiden Kirchenhistoriker an der neugegründeten Bochumer Fakultät Martin Tetz und Walter Elliger (Wallmann, Spener [s. Anm. 100], 8). Der Lehrbetrieb in Bochum scheint zum WS 1965/66 aufgenommen worden zu sein, vgl. Johannes Wallmann, Art. Bochum, in: TRE 6, 1980, 742–744, hier: 742. Elliger war 1964 von Ostberlin nach Bochum berufen worden; vermutlich kannte Wallmann ihn noch aus Berlin. Zu Elliger vgl. Siegfried Bräuer, »Kein Freund unserer Republik, sagt aber, was er meint«. Der Berliner Kirchenhistoriker Walter Elliger (1903–1985), in: ZThK 102, 2005, 435–471; Norbert Friedrich: Walter Elliger als Kirchenhistoriker in drei politischen Systemen, in: Jochen-Christoph Kaiser (Hg.), Vom Ertrag der neueren Kirchengeschichte für Kirche und Gesellschaft, Marburg 2008, 105–120.

99) Wallmann, Spener (s. Anm. 100), VIII.

100) »Die Geschichte der Entstehung des Pietismus ist zum großen Teil die Geschichte des Lebens von Philipp Jakob Spener […].« RE3, Bd. 15, 775, zit. in Johannes Wallmann, Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus [BHTh 42], Tübingen 21986, VII.

101) Wallmann, Spener (s. Anm. 100), VII.

102) Ich benutze den Neudruck in GA II (s. Anm. 9), Nr. I, 1–21; in dem Vorwort zu Wallmann, Spener (s. Anm. 100), VII, verweist Wallmann explizit auf diesen Text.

103) Wilhelm Goeters, Die Vorbereitung des Pietismus in der reformierten Kirche der Niederlande bis zur labadistischen Krisis 1670, Leipzig 1911; ND Amsterdam 1974.

104) Kurt Aland, Spener-Studien [AKG 28], Berlin 1943.

105) Albrecht Ritschl, Geschichte des Pietismus, 3 Bde., Bonn 1880–1886; ND Berlin 1966.

106) Hans Leube, Die Reformideen in der deutschen lutherischen Kirche zur Zeit der Orthodoxie, Leipzig 1924.

107) Wallmann, Spener (s. Anm. 100), VII.

108) Paul Grünberg, Philipp Jakob Spener, Erster Band, Göttingen 1893. Auf den Seiten 127–174 behandelt Grünberg Speners Biographie bis zum Erscheinen derPia Desideria im Jahre 1675, also jenen Zeitraum, für den Wallmann ein Buch von über 350 Seiten benötigt. Allein dies verdeutlicht den immensen Erkenntnisgewinn in Bezug auf Speners Biographie, der mit Wallmanns Studie verbunden war.

109) Heinrich Boehmer, Der junge Luther. Mit einem Nachwort von Heinrich Bornkamm, Leipzig 51952.

110) Wilhelm Dilthey, Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing, Goethe, Novalis, Hölderlin [Gesammelte Schriften XXVI], Göttingen 2005.

111) Wallmanns Auseinandersetzungen mit Kurt Aland gehören zu den ›klassischen‹ Kontroversen unseres Faches. Im Nachgang zum abermaligen Abdruck der die Auseinandersetzung eröffnenden Polemik Alands (in: Kurt Aland, Supplementa zu den Neutestamentlichen und den Kirchengeschichtlichen Entwürfen, hg. von Beate Köster, Berlin/New York 1990, 365–399) druckte auch Wallmann die entsprechenden Texte nach, vgl. Johannes Wallmann, Spener-Studien, in: GA I (s. Anm. 9), Nr. XVI, 351–389; ders., Pietismus und Chiliasmus. Zur Kontroverse um Philipp Jakob Speners »Hoffnung besserer Zeiten«, in: a. a. O., Nr. XVII, 390–421; vgl. auch die Rezension der Spener-Studienausgabe, hg. von Kurt Aland, in: Johannes Wallmann, Eine Neuedition der Pia Desideria, in: ThR 62, 1997, 208–231.

112) Horst Stephan, Der Pietismus als Träger des Fortschritts in Kirche, Theologie und allgemeiner Geistesbildung [SGV 51], Tübingen 1908; s. auch Wallmann, Der Pietismus [UTB 2598], Göttingen 2005 (s. Anm. 8), 24 f.

113) S. Anm. 8.

114) In dieser Perspektive sichtete Wallmann die Forschungstradition: Johannes Wallmann, Pietismusforschung – Gesamt- und übergreifende Darstellungen und Aufsatzbände I, in: ThR 76, 2011, 222–254; II, in: a. a. O., 296–322. Impliziten Widerspruch formulierte Hartmut Lehmann, Perspektiven für die Pietismusforschung, in: ThR 77, 2012, 226–240. Zu Wallmanns Ablehnung der vierbändigen »Geschichte des Pietismus« (Göttingen 1993–2004) s. die Anm. 116 genannten Rezensionen.

115) Vgl. v. a.: Johannes Wallmann, Vom Katechismuschristentum zum Bibelchristentum. Zum Bibelverständnis im Pietismus, in: GA II (s. Anm. 9), Nr. XIV, 228–258.

116)Pars pro toto sei verwiesen auf die in GA III (s. Anm. 9), Nr. XVI (Fehlstart. Zur Konzeption von Band 1 der neuen »Geschichte des Pietismus«, 369–387) und XVII (»Pietismus« – mit Gänsefüßchen, 369–405) abgedruckten Beiträge; s. Johannes Wallmann, Was ist Pietismus?, in: GA II (s. Anm. 9), Nr. XIII, 221–227.

117) Zur Orientierung über aktuelle Sichtweisen: Wolfgang Breul (Hg.), Pietismus Handbuch, Tübingen 2021.

118) S. GA I–IV (s. Anm. 9).

119) Johannes Wallmann, Luthers Stellung zu Judentum und Islam, in: Luther 57, 1986, 49–60; ders., The Reception of Luther’s Writings on the Jews from the Reformation to the End of the 19th Century, in: LuthQ 1, 1987, 72–97 (in deutscher Übersetzung in: Wallmann, Theresienstadt [s. Anm. 15], 121–168); ders., Der Pietismus und das Judentum, in: a. a. O., 169–198; ders., Der von Luther angeblich eingerichtete Judensonntag, in: a. a. O., 199–210; ders., Der alte und der neue Bund. Zur Haltung des Pietismus gegenüber den Juden, in: Hartmut Lehmann (Hg.), Glaubenswelt und Lebenswelten [Geschichte des Pietismus Bd. 4], Göttingen 2004, 143–165; ders., Martin Luthers Judenschriften [Studienreihe Luther 18], Bielefeld 2018; 22019. Eine ausführliche Würdigung vor allem dieser letzten Arbeit bietet Martin Ohsts Rezension in: Jahrbuch für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 69, 2020, 213–220.

120) Adresse Holls an Harnack zum 50-jährigen Doktorjubiläum am 29. Mai 1923, in: Heinrich Karpp (Hg.), Karl Holl (1866–1926). Briefwechsel mit Adolf von Harnack, Tübingen 1966, 81 f. Zu dem Verhältnis der beiden Berliner Kirchenhistoriker vgl. auch Christian Nottmeier, Karl Holl, Adolf von Harnack und der liberale Protestantismus zwischen Kaiserreich und Republik im Spiegel einer Gelehrtenfreundschaft, in: Assel (Hg.), Karl Holl (s. Anm. 39), 283–314.

121) Rede Harnacks auf Holl 12.6.1926, in: Karpp, a. a. O., 83–92, hier: 85.

122) Jüngel an Wallmann 13.12.1957 [NL Wallmann].