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Ausgabe:

Oktober/2022

Spalte:

946-947

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Hofius, Otfried

Titel/Untertitel:

Exegetische und theologische Studien.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2021. VIII, 355 S. = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, 467. Lw. EUR 144,00. ISBN 9783161608902.

Otfried Hofius, tätig zunächst in Paderborn (1972–1980) und dann vor allem in Tübingen (1980–2002), hat seit gut vier Jahrzehnten die exegetische Diskussion zur Theologie des Neuen Testaments mit tiefschürfenden Studien bereichert. Textorientiert und quellengesättigt sind viele seiner Aufsätze längst zu Standardlektüren des Faches geworden. In mehreren Sammelbänden (Paulusstudien I/II, Johannesstudien, Neutestamentliche Studien, Exegetische Studien), die in wiederholten Auflagen erschienen sind, liegen diese Aufsätze leicht zugänglich vor. Ihnen schließt sich auch dieser jüngste Band an, der achtzehn Studien aus den Jahren 2009–2019 vereint. Vier davon erscheinen hier zum ersten Mal: 1. »Abba! Vater!«; 2. Sprachliche Probleme im griechischen Text des Vaterunsers. Zur Exegese der ersten und dritten Wir-Bitte; 3. »In eurer Tora steht geschrieben«. Zur Auslegung von Joh 8,17; 10,34; 15,25; 4. Das Predigtamt der Kirche und das Priestertum aller Gläubigen.

Die erste Studie liest die drei neutestamentlichen Abba-Stellen (Mk 14,36; Röm 8,15; Gal 4,6) in kanonischer Perspektive; die zweite tritt in die Diskussion namentlich der Versuchungs-Problematik ein und votiert dabei für eine Bitte um Bewahrung; die dritte analysiert drei auffällige Zitateinleitungen bei Joh im Lichte rabbinischer Parallelen; die vierte weist nach, dass das Neue Testament keinen Begründungszusammenhang zwischen dem Priestertum aller Glaubenden und dem kirchlichen Amt der Verkündigung kennt. Die weiteren, bereits bekannten Aufsätze des Bandes beziehen sich auf die Evangelien, die Theologie des Johannes und die Christologie im Ganzen: Sündenvergebung als Prärogative Gottes und Jesu Zuspruch der Sündenvergebung. Mk 2,1–12 als narratives Christuszeugnis; Die Erzählung von der Fußwaschung Jesu. Joh 13,1–11 als narratives Christuszeugnis; Mensch und Schöpfung nach dem Zeugnis des Römerbriefs; »Fides ex auditu«. Verkündigung und Glaube nach Röm 10,4–17; »Wandeln im Glauben« – »Wandeln im Schauen«? Zum Problem der Übersetzung und Auslegung von 2Kor 5,7; »Extra nos in Christo«. Voraussetzung und Fundament des »pro nobis« und des »in nobis« in der Theologie des Paulus; Got-tes Wort im Menschenwort. Zum Verständnis des Evangeliums bei dem Apostel Paulus; »Sünde« – »Gesetz« – »Gnade«. Überlegungen zu drei Grundbegriffen paulinischer Theologie; Das kirchliche Amt der Verkündigung bei Paulus und in den Deuteropaulinen; Die Ordination zum Amt der Kirche und die apostolische Sukzession nach dem Zeugnis der Pastoralbriefe; Die Frage nach dem »historischen Jesus« als theologisches Problem; Jesus Christus – die Mitte der heiligen Schrift. Grundlinien des evangelischen Schriftverständnisses.

Einen besonderen Akzent setzen die beiden letzten Aufsätze, in denen das große Engagement des Autors für einen Dialog mit der ostkirchlichen Tradition zum Ausdruck kommt: Die Auferweckung des Lazarus in den gottesdienstlichen Hymnen der Orthodoxen Kirche. Ein Beitrag zur Auslegungsgeschichte von Joh 11,1–44; Struktur und Gedankengang des Christushymnus Ό μονογενὴς Υἱός. Eine Ergänzungs-Bibliographie der Schriften von Otfried Hofius (2009–2021), Nachweise der Erstveröffentlichungen sowie detaillierte Register (Stellen, Autoren, griech. Begriffe und Wendungen) runden den Band ab.