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Ausgabe:

Oktober/2020

Spalte:

897–912

Kategorie:

Aufsätze

Autor/Hrsg.:

Frank Ueberschaer

Titel/Untertitel:

Das Buch Ben Sira. Zur gegenwärtigen Forschung

I Arbeiten zur Textbasis des Buches Ben Sira

Als ich vor gut 15 Jahren im Zuge meiner Dissertation die Forschungsgeschichte aufgearbeitet habe, konnte ich formulieren: »Das Buch Ben Sira gehört noch zu den weniger bearbeiteten Feldern der alt- und neutestamentlichen Wissenschaft.«1 Diese Einschätzung des Forschungsstandes ist inzwischen überholt, denn in den letzten eineinhalb Jahrzehnten hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Buch Ben Sira einen erneuten Aufschwung genommen. Zugleich hat sie einen hohen Grad an Komplexität erreicht, weil mehr und mehr die diffizile, da sehr ausdifferenzierte, textliche Überlieferung in den Fokus rückt, wodurch weitere inhaltliche Akzentsetzungen innerhalb des Buches in den Blick treten und die Auseinandersetzung mit ihnen neue Facetten hinzugewinnen lässt. So tritt immer deutlicher hervor, dass es nicht »das Buch Ben Sira« gibt, sondern allenfalls »das Buch Ben Sira in (mindestens) vierfacher Gestalt«.
Das Buch Ben Sira/Jesus Sirach wurde zu Beginn des 2. Jh.s v. Chr. verfasst. Das Datum ist durch zwei Eckdaten ziemlich präzise zu erheben, von denen das eine aus dem Werk selbst und das andere aus seiner griechischen Übersetzung stammt. So ist der Terminus a quo durch das »Lob der Väter«, einer Darstellung der Wirksamkeit herausragender Gestalten der Geschichte Israels, gegeben, an dessen Ende ein Loblied auf den Hohenpriester Simon II. steht, der 219–196 v. Chr. als Hoherpriester amtierte. Die Begeisterung Ben Siras für diesen Menschen lässt sich dem Text deutlich abspüren, so dass das Buch entweder noch zu dessen Lebzeiten oder kurz danach geschrieben worden sein wird. Der Terminus ad quem ist durch das Vorwort zur griechischen Übersetzung gegeben. Der Übersetzer stellt sich als Enkel Ben Siras vor und sagt, dass er im 38. Jahr des Königs Euergetes nach Ägypten gekommen sei und dann dort das Werk seines Großvaters übersetzt habe. Aufgrund der relativ langen Regierungszeit lässt sich der erwähnte Euergetes mit Ptolemaios VII. Euergetes II. identifizieren, der 170–164 v. Chr. und 146–117 v. Chr. regierte und als einziger ptolemäischer Herrscher auf diese lange Regierungszeit kam. Bei dem 38. Regierungsjahr Ptolemaios’ VII. handelt es sich also um das Jahr 132 v. Chr. Rechnet man dann zwei Generationen zurück und bezieht Simon II. ein, dann kommt man etwa auf das erste Viertel des 2. Jh.s. Zumeist wird ein Zeitraum von 190–180 v. Chr. oder 190–175 v. Chr. angenommen.
Verfasst wurde das Buch wahrscheinlich in Jerusalem. Dafür sprechen neben Ben Siras deutlich erkennbarer Begeisterung für den Tempel vor allem die regional bezogenen geographischen Angaben im Buch, insbesondere im zentralen Kapitel 24. Die darin genannten Orte und Regionen (Libanon, Hermon, En Gedi, Jericho und das Flachland) legen sich wie ein Kreuz mit Jerusalem als Schnittpunkt über das Land (V. 13 f.). Zudem handelt es sich bei der Aufzählung der Flüsse in V. 25–27 um eine Verflechtung der Paradiesflüsse aus Gen 2 und regionaler Wasserläufe2
Der Verfasser selber wird in der Regel mit ›Ben Sira‹ und in der griechischen Tradition mit ›Jesus Sirach‹ bezeichnet. Die Namensvielfalt entsteht dadurch, dass es innerhalb des Buches und seiner Überlieferung sehr unterschiedliche Angaben zum Verfassernamen gibt (vgl. Sir 50,27; 51,30 miteinander und in den verschiedenen Versionen), die ironischerweise leider verhindern, diesem Buch, das erstmalig in der biblischen und nachbiblischen Literatur überhaupt einen Verfassernamen angibt, einen eindeutigen zuzuordnen.
Das geistige Umfeld des Werkes ist das des Hellenismus. Dabei lässt sich heute nicht mehr genau sagen, wie weit die Hellenisierung Jerusalems als Stadt und als Gesellschaft zur Zeit Ben Siras ging, doch sie muss erheblich gewesen sein, wenn Gedanken, wie sie in 1Makk 1; 2Makk 4 in negativem Licht erscheinen, tatsächlich die Chance gehabt haben sollten, Fuß zu fassen (vgl. auch Josephus, Ant. XII,240 f.). Auch das Buch Ben Sira spiegelt die Faszination wider, die diese Kulturmacht ausübte; so setzt sich Ben Sira mit hellenistischen Lebensäußerungen auseinander, beispielsweise mit der Form des Symposions (Sir 32/35), und nimmt sie positiv auf.
3 Gleichzeitig ist das Buch von dem Bemühen geprägt, sich der Auseinandersetzung mit dieser neuen und hoch attraktiven Gedankenwelt zu stellen und die eigenen Traditionen in diesem Umfeld neu auszusagen. In dieser Herausforderung versucht Ben Sira einen Neuentwurf, und es handelt sich bei seinem Werk um nichts weniger als um eine weisheitliche Theologie, mit der er nicht nur das weisheitliche Denken theologisiert, sondern auch die theologischen Traditionen, wie beispielsweise die Tora, im Rahmen weisheitlichen Denkens neu fasst.
Geschrieben hat er sein Werk auf Hebräisch. Damit hat er sich bei aller Aufgeschlossenheit für die neuen Zeiten für die Sprache der theologischen Väter entschieden und damit also für die Sprache der Tradition. Der Enkel – sofern man seine Bezeichnung Ben Siras als ὁ πάππος μου (Prol. 7) nicht für eine allgemeine Bezeichnung der Selbstzuordnung versteht – hat das Werk zwei Generationen später ins Griechische übersetzt, wahrscheinlich in Alexandria. In den ersten zwei bis drei Jahrhunderten nach Beginn der christlichen Zeitrechnung ist das Buch dann aus dem Hebräischen ins Syrische übersetzt worden. Dabei ist unsicher, ob die erste Übersetzung von Juden oder von Christen angefertigt wurde; deutlich ist nur, dass es syrische Christen waren, die das Buch auf Syrisch weitertradiert haben und im Buch auch ihre (christlichen) Spuren hinterlassen haben. Etwa zeitgleich und kurz danach entstanden die lateinische und die weiteren Übertragungen in die Sprachen des spätantiken Nahen Ostens.
All dies ist deshalb von Bedeutung, weil das Buch Ben Sira nur in diesen verschiedenen Gestalten zugänglich ist und wir auf all diese verschiedenen Texte und Übersetzungen angewiesen sind. Denn das Buch ist innerhalb des Judentums nicht kanonisiert worden und hat damit nicht die Aufmerksamkeit für die höchstmögliche Präzision bei der Textüberlieferung durch die Jahrhunderte erfahren wie der masoretische Text der Bibel. In der Folge weisen auch die hebräischen Handschriften des Buches Ben Sira so viele Differenzen auf, dass gelegentlich zu fragen ist, ob man überhaupt von einem hebräischen Text sprechen kann. Dies ist in den anderen Sprachen innerhalb einer Sprachtradition nicht ganz so ausgeprägt, aber durchaus im Vergleich zwischen den Übersetzungen. Die Differenzen sind hier gelegentlich so groß, dass man – ausgehend von den vier »Grundsprachen« Hebräisch, Griechisch, Syrisch und Lateinisch – auch von vier Versionen des Werkes reden kann, die nicht auf eine gemeinsame »Ur-Version« zurückgeführt werden können. Daher ist es nur folgerichtig, wenn in der aktuellen Forschung zum Buch Ben Sira die Frage nach der Textgrundlage besondere Aufmerksamkeit erfährt.
Die Textbasis des Buches Ben Sira ist sehr disparat. Die meiste Berücksichtigung finden der hebräische, der griechische, der syrische und der lateinische Text. Die Schwierigkeit besteht darin, dass sie alle auf sehr unterschiedliche Weise zugänglich sind.
Der hebräische Text ist nach wie vor lediglich zu gut zwei Dritteln des Buchumfangs bekannt. Abgesehen von einigen Zitaten aus dem Buch Ben Sira in der rabbinischen Literatur, in der Ben Sira mal als rabbinische Autorität, mal als eigene und auch mal als Heilige Schrift zitiert wird,4 war er lange Zeit verschollen, bis im ausgehenden 19. Jh. die Textfunde aus der Kairoer Karäer-Synagoge bekannt wurden. Die Auffindung dieser aus dem Mittelalter stammenden Handschriften hat Stefan Reif plastisch nachgezeichnet.5 Mitte des 20. Jh.s kamen noch die Fragmente aus Qumran und Massada hinzu, die gegenüber den Texten aus der Genizah zwar einen relativ geringen Umfang haben, jedoch aufgrund ihres Alters von großer Bedeutung sind. Die mittelalterlichen Manuskripte aus Kairo werden sechs unterschiedlichen Handschriften zugeordnet, die mit A–F bezeichnet werden. Auch neuere Fragmentfunde6 lassen sich bislang diesen Manuskripten zuordnen. Unter den Handschriften stellt Ms C eine Besonderheit dar, denn dabei handelt es sich im Unterschied zu den anderen nicht um eine Abschrift des Buches, sondern um ein Florilegium, dessen Zielsetzung und Verwendungsabsicht bis heute ungeklärt ist. Der hebräische Textbestand ist heute in zahlreichen Editionen zugänglich, die zugleich auch die fortschreitende Entdeckung der Textfragmente widerspiegeln. Dies gilt auch für die bislang letzte Ausgabe, die von Pancratius C. Beentjes erstellt und als VT.S 68 im Jahr 1997 publiziert und 2006 in einer korrigierten Form bei SBL nachgedruckt wurde.7 Sie bietet in einem ersten Teil aufeinanderfolgend alle Handschriften und in einem zweiten die mehrfach überlieferten Textteile in einer Synopse.
Für den griechischen Text wird in der Regel die Göttinger Ausgabe der Septuaginta als maßgeblich betrachtet, die Joseph Ziegler erstellt hat.8 Dabei handelt es sich um eine eklektische Ausgabe, bei der also die einzelnen textkritischen Entscheidungen, die zum Obertext geführt haben, kritisch zu bedenken sind. Besonders auffällig ist, dass Ziegler an zahlreichen Stellen Emendationen und Konjekturen vorgenommen hat, die keinen Anhalt an der griechischen Textüberlieferung haben und für die er auf andere Texttraditionen zurückgreift. Daher hat der von Rahlfs besorgte (ebenfalls eklektische) Text in der Handausgabe (Rahlfs/Hanhart) einen nicht zu überschätzenden bleibenden Wert, denn er beschränkt sich im Wesentlichen bei seinen Entscheidungen auf die griechischen Textzeugen.9
Für die syrische Texttradition gibt es bislang keine textkritische Ausgabe. Es liegt jedoch eine von Nuria Calduch-Benages, Joan Ferrer und Jan Liesen besorgte diplomatische Edition des Mailänder Codex Ambrosianus (7a1) vor,10 die zudem eine spanische und eine englische Übersetzung bietet.
Der lateinische Text wird zurzeit im Rahmen der Vetus Latina-Ausgabe von Anthony Forte (in Nachfolge von Walter Thiele) erarbeitet.11 Bislang liegt Sir 1–28 vor. Darüber hinaus gibt es die von Roger Gryson bearbeitete Vulgata-Edition.12

1. Eine neue Edition der hebräischen Texte


Seit der Zeit der Edition von Pancratius C. Beentjes hat sich vor allem die Zugänglichkeit des Handschriftenmaterials deutlich verbessert. Gary Rendsburg und Jacob Binstein haben sich mit der Internetpräsenz www.bensira.org dadurch verdient gemacht, dass sie die in verschiedenen Bibliotheken verstreuten Handschriften (bzw. deren Digitalisierungen) auf einer Seite zusammengefasst haben. Neben hochauflösenden Fotos stehen zudem im Layout angepasst die Transkriptionen von Martin Abegg und die englischen Übersetzungen von Benjamin Parker und Abegg.
Selbstverständlich finden sich die entsprechenden Aufnahmen auch auf den Internetseiten ihrer jeweiligen Eigentümerinstitutionen, insbesondere Cambridge (http://cudl.lib.cam.ac.uk) und Oxford (https://digital.bodleian.ox.ac.uk).13 Hier sind zudem die Auflösungsgrade der Digitalisierungen wesentlich besser als die auf www.bensira.org.14 Der Vorteil von www.bensira.org besteht darin, dass (insbesondere im Unterschied zur Darstellung der Bodleian Library) die Seiten in ihrer textlichen Reihenfolge geboten werden. Dies erweist sich jedoch gleichzeitig als Nachteil, wenn man der Materialität der Handschriften nachgehen möchte, denn auf www.bensira.org gerät aufgrund der Darstellungsweise leicht aus dem Blick, dass es sich um Doppelseiten handelt. Gerade bei Handschriften wie Ms C ist das jedoch von großer Bedeutung, so dass sich hier eine weitere Darstellungsoption anbieten würde.
Mit der Digitalisierung und der erheblich besseren Zugänglichkeit des Materials ist jedoch zugleich der Bedarf nach einer neuen Textausgabe gestiegen. Dies mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen, doch haben gerade die Fotografien gezeigt, dass es noch zahlreiche Details in den Handschriften gibt, die bislang sowohl in den Editionen als auch in der weiteren Forschung unberücksichtigt geblieben sind. Diese Lücke füllt nun ein neues Projekt einer Edition der hebräischen Handschriften des Buches Ben Sira: Jean-Sébastien Rey (Metz) und Eric Reymond (Yale) erarbeiten zurzeit eine Edition, in der der in den Handschriften gebotene Text in seiner vollumfänglichen Form inklusive der Marginalien geboten wird. Letzteres ist insofern von Bedeutung, als sich an diesen ablesen lässt, wie die Textüberlieferungen aufeinander Be­zug nehmen, ohne dass sie aneinander angeglichen werden. Erstmals in einer Edition werden ein paläographischer und ein philologischer Kommentar mitgegeben. In diesen werden zugleich un­terschiedliche mögliche Lesarten diskutiert und vor allem auch neue, bislang unberücksichtigte vorgestellt. Einzelne sind bereits auf Tagungen und Kongressen präsentiert worden und bilden einen Schwerpunkt der Publikationstätigkeit Eric Reymonds und Jean-Sébastien Reys.15 Damit bleibt diese Edition nicht nur dabei stehen, Lesarten anzugeben und bei schwieriger Leserlichkeit le­diglich zu behaupten, sondern legt Rechenschaft über die möglichen Lesungen ab und ordnet die neu entdeckten darüber hinaus in einen sprachgeschichtlichen Zusammenhang ein. Dabei findet neben dem Hebräischen insbesondere das Aramäische und das Syrische Berücksichtigung. Ebenfalls neu ist die damit einhergehende Zurückhaltung der Herausgeber, bei schwierig lesbaren Worten und Buchstaben in den Text einzugreifen. Haben die bisherigen Editionen in der Regel stillschweigend eine Lesart favorisiert und zur »plausibelsten« tendiert, werden hier nun die Lesarten geboten, die sich dem Text entnehmen lassen, auch wenn es sich dabei um aus inhaltlicher Perspektive unwahrscheinliche handelt. Die Herausgeber tragen damit der Tatsache Rechnung, dass es zahlreiche Fälle gibt, die eindeutig einen anderen als den erwarteten Buchstaben bieten,16 und diskutieren die Textdarstellungen vorlaufender Editionen kritisch.
Ein Vergleich zwischen den Handschriften wird in dieser Edi-tion durch einen eigenen Apparat ermöglicht, da eine synoptische Darstellung der hebräischen Texte bewusst vermieden wird. Den Abschluss bilden eine englischsprachige und eine französischsprachige Übersetzung, die sich ausschließlich auf die hebräischen Texte stützt und somit einen »Mischtext« vermeidet, wie er in vielen Übersetzungen vorliegt. Die neue Edition wird somit eine textliche Erschließung der erhaltenen hebräischen Teile des Buches Ben Sira in inhaltlicher, philologischer und paläographischer Hinsicht er­möglichen.

2. Eine Synopse der vier ältesten Textformen


Gewissermaßen komplementär zur Textausgabe von Rey/Reymond verhält sich das ebenfalls zurzeit laufende Projekt der Erstellung einer Synopse der vier ältesten Texttraditionen des Buches Ben Sira. Das seit 2015 von der DFG geförderte Projekt stellt spaltenweise (von links nach rechts) nebeneinander die syrische, die hebräische, die griechische und die lateinische Textüberlieferung dar und übersetzt sie alle versweise ins Deutsche. Beteiligt sind Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Disziplinen: Heinz-Josef Fabry (Bonn), Bonifatia Gesche (Mariendonk/Saarbrücken), Ingeborg Hartung (Saarbrücken), Gerhard Karner (Erlangen), Wolfgang Kraus (Saarbrücken), Christoph Kugelmeier (Saarbrücken), Christian Lus-tig (Saarbrücken), Gabriel Rabo (Eichstätt/Salzburg), Frank Ueberschaer (Halle), Jürgen Wehnert (Braunschweig/Göttingen), Burkard Zapff (Eichstätt).
Eine Synopse des Buches Ben Sira unterliegt besonderen Herausforderungen, da die jeweiligen Textüberlieferungen in sehr unterschiedlichen Formen vorliegen und es sich daher nicht ganz vermeiden lässt, »Äpfel mit Birnen« zu vergleichen. So werden die hebräischsprachigen und die syrischsprachigen Texttraditionen auf der Basis ihrer Handschriften dargestellt, während für das Griechische und das Lateinische auf kritische Editionen zurückgegriffen wird, soweit dies möglich ist. Angesichts der Fülle des grie-chischen und lateinischen Materials lässt sich dies nicht anders gestalten, wollte man nicht eine eigene, weitere Edition mit ausführlichem Variantenapparat neben der Zieglerschen Ausgabe schaffen. Doch auch wenn sie sich nicht verhindern lässt, wird diese Differenz bei der künftigen Verwendung der Synopse zu be­denken sein.
Für das Hebräische werden alle bislang bekannten Handschriften vollständig wiedergegeben. Auch die von Eric Reymond und Gerhard Karner gemachten Entdeckungen in Ms A werden einbezogen.17 Eigenheiten der einzelnen Manuskripte, wie beispielsweise Versumstellungen, werden dahingehend berücksichtigt, dass diese Verse zweimal wiedergegeben werden: einmal an ihrem Ort im jeweiligen Manuskript und dann an der Stelle, an der sie »synoptisch« stehen »sollten«. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die einzelnen Manuskripte auch in ihrer synoptischen Perspektive als individuelle Textzeugen lesbar sind. Die Wiederholung wird typographisch vom originären Standort des Verses unterschieden, so dass sie deutlich zu erkennen ist (dasselbe gilt für die synoptisch gebotenen Texte, die ebenfalls typographisch unterscheidbar »wiederholt« werden). Eine Ausnahme ist das Florilegium Ms C, dessen Anordnung sich im Rahmen einer Synopse nicht sinnvoll wiedergeben lässt; der Text von Ms C wird stattdessen als Textzeuge in die synoptische Struktur eingearbeitet.
Während in der Spalte des Hebräischen alle bislang bekannten Textzeugen abgedruckt werden, so dass ein unmittelbarer Textvergleich möglich ist, wird für die syrische Texttradition eine einzelne Handschrift zugrunde gelegt. Das ist insofern gerechtfertigt, als die syrische Textüberlieferung relativ stabil ist. Geboten wird der Text des Codex Ambrosianus (7a1), einem der ältesten Textzeugen für die Peschitta. Abweichungen zu weiteren syrischen Handschriften der Peschitta-Texttradition werden in einem Apparat beigegeben. Dabei werden die Londoner Polyglotta (7h1), das Manuskript Syr. 341 der Pariser Nationalbibliothek (8a1), das Cambridger Manuskript Oo.I.1,2 (12a1) und einige weitere berücksichtigt. Ausgenommen ist die Syrohexapla; da sie jedoch keine eigenständige Texttradition, sondern einen griechischen Text repräsentiert, wird sie im Apparat der griechischen Textspalte wiedergegeben.
Im Unterschied zu den hebräischen und syrischen Texten wird im Griechischen und im Lateinischen auf kritische Editionen zurückgegriffen. Im Griechischen handelt es sich um die Zieglersche Ausgabe aus der Göttinger Septuaginta (s. o.), auf die auch für ein weiteres und ergänzendes Studium der umfassenden Varianten im Griechischen verwiesen wird. Der bereits angesprochenen Problematik der zahlreichen Konjekturen Zieglers wird in solchen Fällen mit einer zweiten Textwiedergabe begegnet, die sich auf den in der Regel durchaus erschließbaren Gr I-Text stützt. Dies gilt auch, wenn Ziegler sich textkritisch für eine Variante entscheidet, die aus einem Gr II-Text stammt. Für die lateinische Textüberlieferung wird auf die Beuroner Vetus Latina-Edition sowie auf kritische Vulgata-Ausgaben zurückgegriffen. Letzteres ist notwendig, da die Beuroner Edition bislang erst bis zur Buchmitte gelangt ist, so dass der lateinische Text für die Synopse für die zweite Buchhälfte erst erstellt werden muss.
Doch die beiden Spalten zur griechischen und lateinischen Textüberlieferung leisten weit mehr, als die Texte der Editionen ab-zudrucken. Jedem Vers ist in beiden Spalten jeweils ein umfang-reicher Apparat beigegeben, aus dem heraus die Beziehungen zwischen den Textversionen für die Nutzerinnen und Nutzer der Synopse nachvollziehbar werden. So finden unter dem griechischen Haupttext die umfangreichen Bezeugungen des Gr II-Textes ihren Ort, aber auch die Syrohexapla, die diesen in syrischer Sprache repräsentiert. Auch in der lateinischen Spalte werden die verschiedenen Texttypen berücksichtigt und teils vollständig, teils als Variantenapparat wiedergegeben.
Unterhalb eines jeden Verses werden alle Texte – sowohl die Haupttexte als auch die Varianten der Apparate – ins Deutsche übersetzt. Diese Übersetzung ist konsequent ausgangssprachlich orientiert. Auf diese Weise soll den Nutzerinnen und Nutzern die Erschließung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden erleichtert werden, weil bereits in der deutschen Übersetzung Differenzen zum Ausdruck kommen. Die Einbeziehung der Apparate in die Übersetzung stellt dabei eine besondere Herausforderung dar, insbesondere wenn es sich um nur schwer verständliche Varianten oder gar Fehler in der Textüberlieferung handelt. Sie erleichtert aber den Zugang zu einer breiten Textüberlieferung, die in der Regel unberücksichtigt bleibt, und ermöglicht Nutzerinnen und Nutzern, die nicht aller vier Sprachen mächtig sind, einen Zugang zur komplexen Textgeschichte des Buches.

3. Weitere Untersuchungen zum Text des Buches


Neben diesen Editionen sind in den letzten Jahren einige Studien zum Textbestand des Buches Ben Sira erschienen, die alle für sich den Horizont der Forschung erweitert haben. Drei seien exemplarisch erwähnt. Bereits 1951 hatte Conleth Kearns seine Dissertation »The Expanded Text of Ecclesiasticus« abgegeben und verteidigt, doch sie wurde damals nicht publiziert. Es ist Pancratius C. Beentjes’ Verdienst, gemeinsam mit Nuria Calduch-Benages, Maurice Gilbert und Gerard Norton diese Arbeit sechzig Jahre nach ihrem Abschluss einem weiteren Kreis der Forschung zugänglich ge­macht zu haben.18
Kearns war der Erste, der sich den textlichen Differenzen zwischen den beiden Texttypen Gr I und Gr II umfassend widmete.19 So nahm er nicht nur das offensichtliche Faktum wahr, dass es einen längeren und einen kürzeren Text des Buches Ben Sira gibt, sondern auch, dass Gr I und Gr II in Passagen voneinander variieren, die sie miteinander teilen. Darüber hinaus ist er der Erste, der diese Zusätze und Varianten in einen geistesgeschichtlichen Zu­sammenhang stellt.
Kearns Arbeit läuft im Wesentlichen darauf hinaus, dass er versucht, die konzeptionelle Einheitlichkeit der Zusätze und Veränderungen zu erweisen, die zu der zweiten Textversion geführt haben, die er konsequenterweise nicht einfach H II oder Gr II nennt, sondern Sir II. Dies drückt sich auch in der Überschrift seines Werkes aus, in der er nur von einem, nämlich »The Expanded Text of Ecclesiasticus« spricht. Den zu erwartenden inhaltlichen Zusammenhang erkennt er in einer eschatologischen Perspektive, die er dann vor allem mit apokalyptischen Schriften, aber auch mit weiteren Texten des hellenistischen Judentums vergleicht. Dabei geht er von einer Abhängigkeit von Sir II von den meisten untersuchten Schriften aus, so dass das erweiterte Sirachbuch seines Erachtens zwischen 75 und 60 v. Chr. entstanden ist, also gut 100 Jahre nach dem Buch, das Ben Sira verfasst hatte. Es mag der Zeit geschuldet sein, dass Kearns nicht nur bei dem Erweis von literarischen und theologischen Abhängigkeiten stehen bleibt, sondern sie auch mit den Gruppen der Essener und ihrer Vorläufer in Verbindung bringt – 1951 war die Zeit der sukzessiven Entdeckung der Qumranschriften. Gleichzeitig ermöglicht ihm die Theorie, Spannungen innerhalb der Zusätze und Varianten mit Dissensen innerhalb der essenischen Gemeinschaft bzw. in ihrer Entwicklung zu erklären und die große Perspektive der Eschatologie beizubehalten.
Kearns war mit seiner Theorie damals, als die Qumranschriften nach und nach publiziert wurden, von denen er 1951 aber auch nur einen sehr geringen Umfang kennen konnte, Vorreiter, und wie der weitere Verlauf der Forschungsgeschichte zeigt, hält sich seine Theorie bis heute durch, beispielsweise in der umfangreichen Un­tersuchung von Thierry Legrand von 199620
Eine weitere Studie, die sich Gr II widmet, ist Severino Bussinos Dissertation »The Greek Additions in the Book of Ben Sira«, die er 2011 verteidigt hat – im selben Jahr, in dem Kearns’ bis dahin weitestgehend unbekannte Studie publiziert wurde.21 Insofern muss diese Untersuchung auch für sich gesehen werden und darf nicht, nur weil sie erst 2013 erschienen ist, in Kearns Schatten stehen. Bussino verfolgt zudem einen anderen Ansatz. Er geht der Reihenfolge des Buches entlang und kommentiert an jeder einzelnen Stelle die Zusätze von Gr II gegenüber Gr I. Dabei legt er den Fokus auf die Frage, warum jeweils dieser spezifische Text an dieser Stelle ergänzt wurde, lässt allerdings – und dies bewusst und explizit erwähnt! – die weiteren textlichen Varianten, die sich zwischen Gr I und Gr II beobachten lassen und die Bussino als »redactional work of GrII«22 bezeichnet, aus.
Bussino stellt an jede Ergänzung dieselben sechs Fragen: nach dem Kontext, nach der Textgeschichte, nach dem Vokabular, nach einer möglichen hebräischen Vorlage, nach dem Grund für die Zufügung an dieser konkreten Stelle und nach der Theologie bzw. der Aussageabsicht der jeweiligen Zufügung. Als Ergebnis seiner Untersuchung zeigt Bussino auf, dass die Zusätze zum weitaus überwiegenden Teil in zwei Rezensionen bezeugt sind: im An-tiochenischen Text, gefolgt vom Origeneischen Text. Letzterer stammt aus der Hexapla des Origenes aus der ersten Hälfte des 3. Jh.s n. Chr. und weist gegenüber dem Antiochenischen Text auch noch einen kleinen Überhang auf.23
Aus seiner Sprachanalyse schließt er, dass die Ergänzungen ursprünglich in Hebräisch geschrieben und dann unter Verwendung von Vokabular, das dem aktuellen Sprachgebrauch des jeweils ersten Jahrhunderts vor und nach Beginn der christlichen Zeitrechnung entspricht, ins Griechische übersetzt worden seien. Demzufolge nimmt er selbstverständlich auch die Überarbeitung von der ersten, kürzeren zur zweiten, längeren Textform in hebräischer Sprache an. Aus Texten, die er als Anspielungen an und Vor- und Rückverweise zu Sentenzen aus der kürzeren Fassung versteht, schließt er, dass es bei den Zusätzen um eine bewusste Fortführung des Werkes Ben Sira ging, auch wenn jene sehr häufig den Gedankengang von ganzen Passagen unterbrechen. Letzteres ist für ihn wichtig, denn aus dieser Beobachtung heraus stellt er die Frage, ob sich in den einzelnen Passagen tatsächlich die Perspektive eines einzelnen Verfassers bzw. einer bestimmten Gruppe, die den Text einer Redaktion unterzog, ausspricht. Damit kommt er zu einem anderen Ergebnis als Kearns und alle, die ihm nachfolgten. Im Gegensatz zu Kearns benennt Bussino dann auch nicht nur die Eschatologie als Hauptthema der Zusätze, sondern eine ganze Reihe von weiteren Themen: anthropologische Fragen, die Nähe zu Gott, Weisheit und Gottesfurcht, Freundschaft und soziale Beziehungen, Frauen, die Bedeutung der Tora in Israel. Zudem hält er fest, dass es im Grunde zu wenig Anhaltspunkte gibt, um die Er­weiterungen einer bestimmten Gruppe zuzuschreiben. Stattdessen sieht er ihren Zweck darin, Ben Siras Werk in einer zweiten Auflage zu aktualisieren – und dies so vielschichtig wie das Buch selber.
Den Blick auf eine andere textliche Welt des Buches Ben Sira eröffnet Garegin Hambardzumyan mit seiner Dissertation zum armenischen Text des Buches Ben Sira und dessen Kommentierung durch Yakob Nalean im 18. Jh.24 Diese Arbeit ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Zum einen schaut Hambardzumyan auf eine textliche Tradition jenseits der üblicherweise wissenschaftlich bearbeiteten Felder. Zwar hat es zweifellos seinen Sinn, dass der Ausgangspunkt bei den vier Sprachtraditionen Hebräisch, Griechisch, Syrisch, Lateinisch liegt, doch hat sich auch in der weiteren Textforschung am Alten Testament gezeigt, dass es außerhalb der Ränder des sich langsam zurückziehenden Einflussbereiches des Römischen Reiches bedeutende Texttraditionen gibt, gerade weil sie nicht den Veränderungsprozessen im Mittelmeerraum unterworfen waren. Die armenische lässt sich für Ben Sira dabei sogar bis in das 5. Jh. zurückverfolgen.25 Zum anderen richtet die Studie den Blick auf die Kommentarliteratur zum Buch Ben Sira, die bei Weitem noch nicht überblickt wird. Dies gilt nicht nur für die armenische Theologie, sondern auch für weitere; so harrt auch der für die syrische Kirche bedeutende Kommentar von Dionysios Bar Salibi (12. Jh.) einer Edition und Auswertung. Dies ist insofern unverzeihlich, als die syrische Texttradition anerkanntermaßen zu den Hauptzeugen des Buches Ben Sira gehört.
Abschließend sei noch auf den von Jean-Sébastien Rey und Jan Joosten 2011 herausgegebenen Band »The Texts and Versions of the Book of Ben Sira« hingewiesen,26 in dem sie zahlreiche herausragende Beiträge zum Text, zu den Versionen und zur Textentwicklung des Buches Ben Sira zusammengestellt haben. In ihm werden Diskussionen zusammengefasst, gebündelt und wichtige Anstöße für die weitere Arbeit gegeben, so dass dieser Band auch für einen Einstieg in die komplexe Textgeschichte des Buches geeignet ist.

II Neue Kommentarprojekte


Nachdem das Buch Ben Sira in der Kommentarliteratur vor allem Anfang des 20. Jh.s im Zuge der Auffindung der hebräischen Textfragmente Aufmerksamkeit gefunden hatte,27 hat es längere Zeit gebraucht, bis weitere erschienen sind. Für die heutige Forschung bedeutsam sind selbstverständlich neben den älteren die Kommentare von Patrick Skehan und Alexander Di Lella von 1987,28 Georg Sauer von 2000,29 Josef Schreiner (zu Sir 1–24) und seine Fortsetzung von Burkard Zapff von 2002 bzw. 201030 sowie von Johannes Marböck (zu Sir 1–23) von 2010, der mittlerweile ebenfalls von Burkard Zapff fortgeführt wird.31 Doch es werden nicht nur begonnene Kommentarprojekte zu Ende geführt, sondern zurzeit entstehen auch zahlreiche neue.

1. The Anchor Bible


Gut dreißig Jahre nach dem Erscheinen des Kommentars von Patrick Skehan und Alexander Di Lella in der Anchor Bible Series ist dies der erste Kommentar in einer Reihe, der völlig neu erarbeitet wird. Mit Samuel Adams (Union Presbyterian Seminary, Richmond, VA) und Eric Reymond (Yale Divinity School, New Haven, CT) als Verfasser haben sich zwei profilierte Ben Sira-Forscher zu einer verheißungsvollen Kooperation zusammengefunden. Während Samuel Adams durch Arbeiten zur Theologie des Buches Ben Sira und zu seinem Umfeld ausgewiesen ist, 32 hat sich Eric Reymond durch seine text- und sprachgeschichtlichen Arbeiten einen Namen gemacht.33
Wie in der Anchor Bible Series vorgesehen, ist der Kommentar dreigeteilt in Übersetzung, Notizen zur Übersetzung und einen eigentlichen Kommentar. Dort, wo er überliefert ist, gehen beide vom hebräischen Text aus; sonst bildet der griechische Text die Grundlage. Hierbei zeigt sich ein bedeutender Unterschied zur Textedition, an der Eric Reymond beteiligt ist. Wird in der Edition ausschließlich am hebräischen Text gearbeitet und nur das übersetzt, was dieser bietet, nehmen sich Adams und Reymond im Kommentar die (durchaus notwendige) Freiheit, eine textkritische Diskussion zu führen, die auch die weiteren Überlieferungen einbezieht. So nehmen sie an manchen Stellen einen anderen als den heute noch erhaltenen hebräischen Text als ursprünglicher an und legen diesen ihrer weiteren Arbeit zugrunde.
In der Kommentierung spannen sie einen weiten Bogen und stellen die Einzelsentenzen nicht nur in ihrem Kontext im Buch selber dar, sondern auch eine mögliche gedankliche Entwicklung. Dazu greifen sie auf weitere, biblische Weisheitsbücher zurück, insbesondere auf Sprüche, aber auch auf Texte außerhalb derselben. Insbesondere beziehen sie aber auch altorientalische Weisheitstexte und -traditionen ein, so dass ein weiter Horizont der ideengeschichtlichen Entwicklung entsteht. Daneben wird selbstverständlich auch auf die historischen Hintergründe und Ge­gebenheiten zur Zeit Ben Siras eingegangen. Einen Schwerpunkt wird die Sozialgeschichte bilden, wobei es weniger um die Lebenswelt des Verfassers geht als um die Gegebenheiten, die hinter einzelnen Sentenzen und Gedankengängen stehen und darin reflektiert werden. Damit verspricht der neue Anchor Bible-Kommentar zu einem wertvollen ideen- und sozialgeschichtlichen Begleiter in der Arbeit am Buch Ben Sira zu werden.

2. Hermeneia


In der Hermeneia-Reihe fehlt bislang ein Kommentar zum Buch Ben Sira. Diesen wird nun Benjamin G. Wright (Lehigh University, Bethlehem, PA), eine der zentralen Persönlichkeiten der Ben Sira-Forschung, erarbeiten. Die Hermeneia-Reihe bietet für einen Kommentar zu einem Buch, das in seinem Umfang dem Buch Genesis entspricht, dafür aber eine wesentlich komplexere Textgeschichte hat, so dass man im Grunde von mehreren Büchern sprechen muss, einen idealen Rahmen, denn ihre Autoren unterliegen fast keinen Beschränkungen, außer der Vorgabe einer historisch-kritischen Ausrichtung.
Das gibt Wright die Möglichkeit, eine breite Textbasis zugrunde zu legen, die er entsprechend nutzt: den hebräischen Text, wo er bezeugt ist, und den griechischen als wahrscheinlich älteste vollumfängliche Übersetzung. Darüber hinaus wird er den syrischen Text an den Stellen einbeziehen, an denen kein hebräischer erhalten ist; hinzu kommen punktuelle Anmerkungen zum lateinischen Text. Bereits seit seiner Dissertation hat sich Wright mit der Problematik einer möglichen Rekonstruktion eines hebräischen »Urtextes« auseinandergesetzt und sich schon damals zurückhaltend geäußert.34 So ist dieses Vorgehen in einem gewissen Sinne konsequent, denn es gibt ihm die Möglichkeit, die verschiedenen Versionen zu diskutieren, je für sich getrennt, aber auch gemeinsam und in ihrem Verhältnis zueinander, ohne einen hypothetischen Urtext zugrunde legen zu müssen, von dem man annehmen könnte, dass ihn Ben Sira einmal geschrieben hätte. Auch in dieser Frage hat Wright ja immer wieder zur Vorsicht gemahnt.35 Auf dieser textlichen Basis wird der Kommentar, ganz den Hermeneia-Richtlinien entsprechend, eine historisch orientierte Exegese des Buches in seinem geschichtlichen Kontext bieten, aber auch theologische Fragen und Schwerpunktsetzungen des Buches in diesem Umfeld thematisieren und diskutieren.

3. Internationaler Exegetischer Kommentar zum Alten Testament


Der Internationale Exegetische Kommentar zum Alten Testament, der seit 2013 erscheint, hat als Zielsetzung, die synchrone und die diachrone Perspektive auf die Texte gleichermaßen in deren Exegese einzubeziehen. Helmut Utzschneider und Wolfgang Oswald haben dies in ihrem Band zu Ex 1–15 programmatisch ausgeführt.
Bei einem Buch wie Ben Sira müssen diese beiden Perspektiven, die dem IEKAT ihr spezifisches Profil geben, neu bestimmt werden. Denn das Buch Ben Sira hat weder eine den meisten biblischen Schriften vergleichbare Wachstumsgeschichte (jedenfalls keine, die sich nachvollziehen ließe) noch hat es jemals eine Gestalt gefunden, die sich mit dem Wert und der Bedeutung des masoretischen Textes vergleichen ließe. Das allein zeigt die vielfältige Textüberlieferung des Buches, angesichts derer man eher von mindestens vier Büchern sprechen müsste, die vorliegen (und dies auch dann nur, wenn man die weiteren Überlieferungstraditionen nicht einbezieht).
Dennoch lässt sich die von IEKAT vorgesehene Dreiteilung in Synchronie, Diachronie und Synthese auch für die Kommentierung des Buches Ben Sira fruchtbar machen. So bietet der vorgesehene Abschnitt zur Synchronie die Möglichkeit, die unterschiedlichen Versionen des Buches und ihre jeweiligen Eigenheiten zu besprechen. In diesem Bereich muss zudem Grundlagenarbeit ge­leistet werden, denn die in den Versionen unterschiedlichen textpragmatischen und inhaltlichen Akzentsetzungen haben bislang kaum Berücksichtigung gefunden. Der Abschnitt zur Diachronie wird im Unterschied zur klassischen Fragestellung hier nun die Textgeschichte als Buchgeschichte nachzeichnen und damit die Gelegenheit geben, Gedanken und Akzentsetzungen im Vergleich der Versionen zu verfolgen. Dabei ist natürlich nicht zu negieren, dass auch das Buch Ben Sira Traditionsgut aufnimmt; auch diesem kann in diesem Abschnitt nachgegangen werden. Hinzu tritt die Auseinandersetzung mit der Umwelt, die im Buch Ben Sira immer wieder aufscheint.
Neben die Dreiteilung der Kommentierung treten Exkurse, um das innerhalb des Buches verstreut dargebotene Material thematisch zu bündeln und theologischen Linien des Buches nachzu-gehen. Dies ermöglicht, gedankliche Linien, die sich durch das Buch ziehen, als Ganze nachzuverfolgen und theologische Schwerpunkte herauszuarbeiten. Das so skizzierte Projekt wird von Frank Ueberschaer (Halle) verfolgt.

III Perspektiven aktueller Forschung


Abschließend seien noch einige Themenfelder erwähnt, an denen in der gegenwärtigen Forschung zum Buch Ben Sira gearbeitet wird bzw. vor Kurzem gearbeitet worden ist.36
Im engeren Sinne mit Textwissenschaft und Textgeschichte so­wie mit linguistischen Themen befasst sind verschiedene Tagungsdokumentationen. Im Rahmen der Arbeiten zur oben erwähnten Textsynopse wurden bislang zwei ergänzende Fachtagungen 2014 und 2018 durchgeführt, von denen der erste Tagungsband unter dem Titel »Texte und Kontexte des Sirachbuches« 2017 erschienen ist.37 In ihm werden neben Beiträgen zur Umwelt des Buches zahlreiche Untersuchungen zur Sprache, zu einzelnen Textzeugen und zu den verschiedenen Versionen geboten. Mit vorwiegend linguis-tischen Themen beschäftigen sich die Beiträge in zwei weiteren Bänden: »Hebrew in the Second Temple Period« von 201338 sowie »Hebrew of the Late Second Temple Period« von 201539.
Einen lohnenden Einblick in die exegetische Arbeit Ben Siras gibt Lindsey Askin in ihrer Dissertation »Scribal Culture in Ben Sira« (2018) und zeigt damit auf, wie schriftgelehrte/schreiberliche Tätigkeit an biblischen Texten in dieser Zeit aussah.40 Sie konzentriert sich dabei naheliegenderweise zunächst auf das Väterlob (Sir 44–50), geht dann aber über die Kosmologie (Sir 42,15–43,33) zu Einzelthemen über (»Tod und Körper« sowie »Arzt und Frömmigkeit«) und zeigt an ihnen exemplarisch Methoden und Perspektiven auf, mit und unter denen die biblischen Texte im Buch Ben Sira verwendet und bearbeitet werden. Hervorzuheben ist, dass sie trotz einer naheliegenden Konzentration auf das Hebräische doch auch die griechische, syrische und lateinische Überlieferung einbezieht. Bereits zuvor hat sich Markus Witte in mehreren Beiträgen mit der Aufnahme und Bearbeitung biblischer Texte und Themen im Buch Ben Sira beschäftigt, von denen er einige nun in einem Sammelband 2015 erneut herausgegeben hat.41 Hervorzuheben ist hierzu zunächst die Untersuchung zum Ezechiel-Abschnitt im Väterlob (Sir 49,8–10), in der Witte am Beispiel der Nennung Hiobs in der Ezechiel-Notiz Text- und Kanongeschichte betreibt, zum anderen aber eindrucksvoll deutlich macht, wie entschieden zu enggeführt eine Exegese wird, die sich lediglich auf einen Textzeugen stützt.42 In »Der ›Kanon‹ heiliger Schriften des antiken Judentums im Spiegel des Buches Jesus Sirach«43 zeigt Witte Ben Siras Schriftgebrauch auf und weist darauf hin, dass für Ben Siras Denken die Tora nicht nur im theoretischen Sinne, sondern auch als Bezugsgröße der theologischen Auseinandersetzung eine zentrale Rolle spielt. In seinem Beitrag »Theologien im Buch Jesus Sirach«44 stellt Witte zentrale Facetten der Rede von Gott im Buch Ben Sira dar.
Der Entstehung des Buches Ben Sira ist Katja Teschs Dissertation »Weisheitsunterricht bei Ben Sira« (2013) gewidmet.45 Sie arbeitet an mehreren Beispielen heraus, dass der Verschriftlichung des Buches bzw. der entsprechenden Passagen Unterrichtsskizzen zu­grunde gelegen haben können, und bietet damit ein gutes Beispiel dafür, wie sich Perspektiven aus zwei Wissenschaften – in diesem Fall Theologie und Pädagogik – bereichern können.
Zum Themenbereich »Geschlecht und Gender« haben Ibolya Balla, Claudia V. Camp und Teresa Ann Ellis gearbeitet. Ibolya Balla legt in ihrer Studie »Ben Sira on Family, Gender, and Sexuality« (2011)46 zuerst die verschiedenen Fäden des familiären Beziehungsgeflechtes dar, wie sie von Ben Sira bedacht werden, und arbeitet dann ausführlich zu Ben Siras Lehren zum sexuellen Verhalten. Den Abschluss bilden Analysen der Weisheitsgedichte Ben Siras, was angesichts der sexualisierten Sprache in diesen Passagen nur folgerichtig ist.47 Balla arbeitet die Kategorien Ehre und Schande als zentrales Motiv im Denken Ben Siras heraus. Gleichzeitig stellt sie die Differenziertheit in Ben Siras Lehren heraus und zeigt auf, dass die Rede von Sexualität je nach Kontext unterschiedlich be­stimmt wird. Claudia V. Camp nimmt in ihrer zwei Jahre nach Ballas Arbeit erschienenen Monographie »Ben Sira and the Men Who Handle Books« (2013)48 den Gedanken von Ehre und Schande ebenfalls auf, ohne jedoch Bezug auf Balla zu nehmen. Sie erhebt ihn zum zentralen Schlüssel des Verständnisses der verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen, die Ben Sira bedenkt. Die sexuell konnotierte Perspektive Ben Siras auf die Weisheit erweitert Camp noch um die Themen Kult und den kultisch bestimmten Raum, d. h. den Tempel, sowie um die Tora. Ebenfalls 2013 ist Teresa Ann Ellis’ Dissertation »Gender in the Book of Ben Sira« erschienen.49 Sie betrachtet das Buch Ben Sira vor dem Hintergrund der Diskurstheorie Bruce Lincolns, Gender-Theorien und post colonial-Perspektiven. Sie arbeitet schließlich die Frömmigkeit als Fixpunkt des Denkens Ben Siras heraus, der gleichermaßen für beide Ge­schlechter gilt, und hält trotz der misogynen Äußerungen im Buch auch Motive fest, in denen Ben Sira die Gender-Konzeptionen seines hellenistischen Umfeldes sprengt und Frauen einen höheren Stellenwert gibt als im hellenistischen Umfeld üblich.
Bradley Gregory hat sich in seiner Dissertation »Like an Everlast-ing Signet Ring« von 2010 mit der Tugend der Großzügigkeit im Denken Ben Siras beschäftigt.50 Ausführlich geht er sowohl auf die positiv-ermutigenden als auch auf die negativ-warnenden Beispiele ein, mit denen Ben Sira das Thema an zahlreichen Stellen über sein Werk verstreut in seinen verschiedenen Facetten zu fassen sucht. Dabei arbeitet Gregory heraus, dass Ben Sira von der realistischen Beobachtung ausgehend, dass es sich beim Tun-Ergehen-Zusammenhang zwar um eine wertvolle hermeneutische, aber nicht um eine sich durchgehend empirisch nachweisbare Kategorie handelt, diesen nicht aufgibt, ihn aber um das Motiv der Ehre bei Gott ergänzt, die im Zweifelsfalle gewissermaßen an die Stelle der eigentlich zu erwartenden positiven Reaktion im Rahmen des Tun-Ergehen-Zusammenhangs tritt. Auch den Tod, der angesichts einer fehlenden Vorstellung von einem Leben nach dem Tod ja die ultimative Grenze für den Tun-Ergehen-Zusammenhang ist, kann Ben Sira in dieses Denken integrieren, indem nämlich gerade dieser den Menschen darauf verweist, im Leben großzügig zu sein und es sinnvoll zu nutzen. Dies äußert sich schließlich insbesondere im Almosengeben. Zugleich zeigt sich gerade bei diesem Punkt, wie sehr Ben Sira in den Denkkategorien des Tun-Ergehen-Zusammenhangs verhaftet ist, denn das Almosengeben bringt dem Geber einen himmlischen Schatz ein, der ihm wiederum als Sühne für Sünden dienen kann. Auf diese Weise bekommt das Almosengeben eine kultische Funktion. Am Ende der Studie befinden sich ausführliche textkritische Diskussionen der bearbeiteten Stellen.51
Mit den Reflexionen zum Thema »Fremde, fremde Völker«, aber auch »fremde Herrschaft« hat sich Marko Marttila in seiner Studie »Foreign Nations in the Wisdom of Ben Sira« (2012) beschäftigt.52 Gegen die ältere Forschung, wie sie sich in den Positionen Theophil Middendorps53 und Hans Volker Kieweler54 exemplarisch ausspricht und die Ben Sira entweder als »Hellenisten« oder als »Anti-Hellenisten« klassifiziert hat, versteht Marttila das Buch zu Recht als den Versuch eines Mittelweges, die eigenen Traditionen zu bewahren und sich zugleich mit hellenistischen Gedanken und Einflüssen auseinanderzusetzen.
Abschließend sei noch auf fünf Aufsatzbände hingewiesen, in denen vier bedeutende Sirach-Forscher ihre Erträge zusammengestellt haben: Pancratius C. Beentjes mit den beiden Bänden »Happy the One Who meditates on Wisdom« (2006)55 und »With All Your Soul Fear The Lord« (2017)56, Maurice Gilbert unter dem schlichten Titel »Ben Sira« (2014)57 und Friedrich Vinzenz Reiterer im Band »Die Vollendung der Gottesfurcht ist Weisheit« (2011)58. Im Jahr 2013 hat Siegfried Kreuzer nach Georg Sauers Tod 2012 dessen Beiträge zu Ben Sira zusammengestellt und veröffentlicht.59

IV Fazit


Das Buch Ben Sira ist und bleibt ein spannender Gegenstand der Forschung, aus inhaltlichen Gründen, aber auch, weil sich an ihm exemplarisch die Überlieferung von Texten beobachten lässt. Gera de in diesem Bereich hat die Arbeit zu diesem Buch auch Bedeutung über ihren eigenen Forschungsgegenstand hinaus. Denn sie führt uns in aller Deutlichkeit vor Augen, in welcher Vielfalt Texte verfasst, bearbeitet, übersetzt, tradiert wurden. Dabei ist das Besondere am Buch Ben Sira eigentlich nur, dass wir durch die Vielzahl der Textzeugen und deren Diversität dazu gezwungen werden, uns mit ihnen auseinanderzusetzen, denn im Grunde weist es uns le-diglich darauf hin, dass es keinen Grund gibt, davon auszugehen, dass diese Komplexität bei den kanonischen Schriften einmal nicht bestanden hätte, bevor sich die Fixierung auf den masoretischen Text durchgesetzt hat. Die Funde in Qumran, aber auch die in den letzten Jahren erfolgten Arbeiten zur Septuaginta haben dies deutlich gezeigt. So wird auch an den meisten der aktuellen Studien zum Buch Ben Sira deutlich, wie fruchtbar sich Exegese und Textwissenschaft verbinden lassen.

Abstract


In this contribution the author provides an overview to research on the book of Ben Sira in the past 15 years. Special emphasis is given to the textual situation of this book, which is unique among writ-ings with some association to the biblical canon. Although it is clearly based on a work by a single author, its transmission history led to a textual situation that can best be characterized as multiple works in different languages (most importantly Hebrew, Greek, Syriac, Latin). Current projects that focus on this textual plurality or on single versions of the book are described. This is followed by a n overview of current commentaries. The third section presents thematic research projects that cover topics concerning scribal culture and the use of scripture in the book of Ben Sira, Ben Sira’s approach to sex and gender, to generosity, and to foreign nations. The book of Ben Sira appears to be a focal point both of textual research relevant both to the book itself and to biblical texts as well research on the culture of Hellenistic Judaism.

Fussnoten:

1) Ueberschaer, Frank, Weisheit aus der Begegnung. Bildung nach dem Buch Ben Sira, BZAW 379, Berlin/New York 2007, 3.
2) Siehe dazu Ueberschaer, Frank, Die Welt des Ben Sira. Orte und Räume im Denken Ben Siras, in: Die Septuaginta – Orte und Intentionen. 5. Internationale Fachtagung veranstaltet von Septuaginta Deutsch (LXX.D), Wuppertal 24.–27. Juli 2014, hrsg. v. Siegfried Kreuzer/Martin Meiser/Marcus Sigismund, WUNT 361, Tübingen 2016, 215–231.
3) Vgl. auch Keel, Othmar, Die Geschichte Jerusalems und die Entstehung des Monotheismus, OLB IV,1, Göttingen 2007, 1154 f.
4) Als Beispiele für die Anführung Ben Siras als rabbinische Autorität seien genannt BerR 8; 44; Tanh 8; bPes 113b (anonym); bBM 112a (anonym); Beispiele für Erwähnungen aus dem Buch Ben Sira als eigene Schrift: bHag 13a; jBer 7,2; bSan 100b: bNid 16b; bJev 63b; Zitierungen als Heilige Schrift: bBQ 92b. Vgl. dazu insbesondere Cowley, Arthur E./Neubauer, Adolf, The Original Hebrew of a Portion of Ecclesiasticus (XXXIX.15 to XLIX.11) together with the Early Versions and an English Translation followed by the Quotations from Ben Sira in Rabbinical Literature, Oxford 1897, aber auch Wright, Benjamin G., B. Sanhedrin 100b and Rabbinic Knowledge of Ben Sira, in: Calduch-Benages, Núria/Vermeylen, Jaques (Hrsg.), Treasures of Wisdom. Studies in Ben Sira and the Book of Wisdom, FS Maurice Gilbert, BEThL 143, Leuven 1999, 41–50.
5) Reif, Stefan, The Discovery of the Cambridge Genizah Fragments of Ben Sira: Scholars and Texts, in: Beentjes, Pancratius C. (Hrsg.), The Book of Ben Sira in Modern Research. Proceedings of the First International Ben Sira Conference, 28–31 July 1996, Soesterberg, Netherlands, BZAW 255, Berlin/New York 1997, 1–22.
6) Elizur, Shulamit, Two New Leaves of the Hebrew Version of Ben Sira, DSD 17 (2010), 13–29; Dies./Rand, Michael, A New Fragment of the Book of Ben Sira, DSD 18 (2011), 200–205.
7) Beentjes, Pancratius C., The Book of Ben Sira in Hebrew. A Text Edition of All Extant Hebrew Manuscripts and A Synopsis of All Parallel Hebrew Ben Sira Texts, Atlanta 2006 (ursprünglich VT.S 68, Leiden 1997).
8) Septuaginta. Vetus Testamentum Graecum Auctoritate Academiae Scientarum Gottingensis editum, Bd. 12,2: Sapientia Iesu Filii Sirach, hrsg. v. Joseph Ziegler, Göttingen 21980 (bei der dritten Auflage handelt es sich um einen unveränderten Nachdruck der zweiten).
9) Septuaginta. Id est Vetus Testamentum gaece iuxta LXX interpretes. Editio altera, hrsg. v. Alfred Rahlfs/Robert Hanhart, Stuttgart 2006.
10) Calduch-Benages, Núria/Ferrer, Joan/Liesen, Jan, Wisdom of the Scribe. Diplomatic Edition of the Peshitta of the Book of Ben Sira according to Codex Ambrosianus, with Translations in Spanish and English, Estalla 22015.
11) Vetus Latina. Die Reste der altlateinischen Bibel, Bd. 11/2: Sirach (Eccle-siasticus), hrsg. v. Walter Thiele, Freiburg 1987 ff.; ab 2014 hrsg. v. Anthony Forte.
12) Biblia Sacra iuxta Vulgatam Versionem, hrsg. v. Roger Gryson, Stuttgart 52007.
13) In beiden Bibliotheken empfiehlt sich die Suche nach den Signaturen. Für die Bodleian Library in Oxford handelt es sich um die Signatur MS. Heb. e. 62, unter der alle Einzelseiten subsummiert worden sind. Leider werden sie in keiner nutzungsfreundlichen Reihenfolge geboten.
14) Dies gilt insbesondere für die Bodleian Library.
15) Exemplarisch seien genannt: Rey, Jean-Sébastien, Is the Hebrew of the Cairo Genizah Manuscripts of Ben Sira Relevant for the Study of the Hebrew of the Hellenistic Period?, in: Joosten, Jan/Machiela, Daniel/Ders. (Hrsg.), The Reconfiguration of Hebrew in the Hellenistic Period: Proceedings of the Seventh International Symposium on the Hebrew of the Dead Sea Scrolls and Ben Sira at Strasbourg University, June 2014, STDJ 124, Leiden/Boston 2018, 213–225; Joosten, Jan/Ders./Reymond, Eric, A New Hebrew Word in Ben Sira 40:4 (Ms B IX verso, line 12 = Or. 1102): sygh, RdQ 124 (2017), 103–110; Ders., Si 10,12–12,1: nouvelle édition du fragment Adler (ENA 2536-2), 1, RdQ 25 (2012), 575–604; Ders., Un nouveau feuillet du manuscrit D de Ben Sira: notes de philologie et de critique textuelle, RdQ 25 (2012), 395–422; Reymond, Eric, New Readings in Ben Sira 40:9–49:11 Ms B (MS.Heb.e.62 and Or. 1102), RdQ 28 (2016), 127–140; Ders., New Hebrew Text of Ben Sira Chapter 1 in Ms A (T-S 12.863), 1, RdQ 27 (2015), 83–98; Ders., New Readings in the Ben Sira Masada Scroll (Mas 1h), RdQ 26 (2014), 327–344.
16) In der Regel betrifft dies auch bei Ben Sira die Klassiker der Buchstabenvertauschungen: Beth und Kaf, Waw und Jod, Daleth und Resch. Ein Beitrag da-zu wird in der Dokumentation der von Samuel Adams und Gregory Schmidt-Goering 2015 in Virginia organisierten Ben Sira Tagung erscheinen.
17) Reymond, Eric, New Hebrew Text of Ben Sira Chapter 1 in Ms A (T-S 12.863), 1, RdQ 27 (2015), 83–98; Karner, Gerhard, Ben Sira Ms A Fol. I Recto and Fol. VI Verso (T-S 12.863) Revisited, RdQ 27 (2015), 177–203.
18) Kearns, Conleth, The Expanded Text of Ecclesiasticus. Its Teaching on the Future Life as a Clue to Its Origin, hrsg. v. Pancratius C. Beentjes, DCLS 11, Berlin/New York 2011.
19) Kearns bezieht sich auf die griechischen Manuskripte Sinaiticus, Vaticanus und Alexandrinus für Gr I und auf die Uniziale Venetus, einige Minuskeln, die Joseph Ziegler in seiner Edition später den Gruppen O und L zuordnen wird, sowie auf die Vetus Latina/Vulgata, die Syrohexapla, aber eben auch auf das hebräische Ms A für Gr II.
20) Legrand, Thierry, Le Siracide: Problèmes textuels et théologiques de la recension longue, 3 Bde., diss.masch. 1996. Für Weiteres siehe Gilbert, Maurice, Introduction to Kearns’ Dissertation, in: Kearns, Conleth, The Expanded Text of Ecclesiasticus. Its Teaching on the Future Life as a Clue to Its Origin, hrsg. v. Pancratius C. Beentjes, DCLS 11, Berlin/New York 2001, 9–21, worauf sich auch dieser Abschnitt bezieht.
21) Bussino, Severino, The Greek Additions in the Book of Ben Sira, Rom 2013.
22) Bussino, Greek Additions, 16. Ein weiteres Manko seiner Untersuchung ist, dass sich Bussino auf die ersten 25 Kapitel des Buches konzentriert und die zweite Buchhälfte lediglich summarisch behandelt.
23) Vgl. zu den beiden Texttypen Kreuzer, Siegfried, Entstehung und Überlieferung der Septuaginta, LXX.H 1, Gütersloh 2016, 29–88 (insbesondere 66–73), wobei es sich beim Antiochenischen Text in Abweichung zu Kreuzers Beobachtungen zu den Geschichtsbüchern tatsächlich um eine jüngere Rezension handelt.
24) Hambardzumyan, Garegin, The Book of Sirach in the Armenian Biblical Tradition. Yakob Nalean and His Commentary on Sirach, DCLS 33, Berlin/Boston 2016.
25) Hambardzumyan, Sirach, 77.
26) Rey, Jean-Sébastien/Joosten, Jan (Hrsg.), The Texts and Versions of the Book of Ben Sira. Transmission and Interpretation, JSJ.S 150, Leiden 2011.
27) Vgl. beispielsweise Peters, Norbert, Das Buch Jesus Sirach oder Ecclesiasticus, EH 25, Münster 1913, und Eberharter, Andreas, Das Buch Jesus Sirach oder Ecclesiasticus, Die Heilige Schrift des Alten Testaments 6/5, Bonn 1925.
28) Skehan, Patrick W./Di Lella, Alexander A., The Wisdom of Ben Sira, AncB 39, New York 1987.
29) Sauer, Georg, Jesus Sirach/Ben Sira, ATDA 1, Göttingen 2000.
30) Schreiner, Josef, Jesus Sirach 1–24, NEB, Würzburg 2002; Zapff, Burkard, Jesus Sirach 25–51, NEB, Würzburg 2010.
31) Marböck, Johannes, Jesus Sirach 1–23, HThK.AT, Freiburg/Basel/Wien 2010.
32) Adams, Samuel, Wisdom in Transition. Act and Consequence in Second Temple Judaism, JSJ.S 125, Leiden 2008; Ders., Social and Economic Life in Second Temple Judea, Louisville 2014.
33) Neben den bereits erwähnten Publikationen ist noch seine Dissertation zu nennen: Reymond, Eric, Innovations in Hebrew Poetry. Parallelism and the Poems of Sirach, SBL 9, Atlanta 2004.
34) Wright, Benjamin G., No Small Difference. Sirach’s Relationship to its Hebrew Parent Text, SBL.SCS 26, Atlanta 1989.
35) Wright, Benjamin G., Ben Sira on the Sage as Exemplar, in: Ders., Praise Israel for Wisdom and Instruction. Essays on Ben Sira and Wisdom, the Letter of Aristeas and the Septuagint, JSJ.S 131, Leiden/Boston 2008, 165–182; Ders., Conflicted Boundaries. Ben Sira, Sage and Seer, in: Nissinen, Martti (Hrsg.), Congress Volume Helsinki 2010, VT.S 148, Leiden/Boston 2012, 229–253 (236).
36) Angesichts der Vielfalt und Diversität der gegenwärtigen Ben Sira-Forschung kann hier nur eine Auswahl aufgeführt werden. Im Wesentlichen wird auf Monographien verwiesen.
37) Karner, Gerhard/Ueberschaer, Frank/Zapff, Burkard (Hrsg.), Texts and Contexts of the Book of Sirach/Texte und Kontexte des Sirachbuches, SBL.SCS 66, Atlanta 2017.
38) Fassberg, Steven E./Bar-Asher, Moshe/Clements, Ruth A. (Hrsg.), Hebrew in the Second Temple Period. The Hebrew of the Dead Sea Scrolls and of Other Contemporary Sources. Proceedings of the Twelfth International Symposium of the Orion Center for the Study of the Dead Sea Scrolls and Associated Literature and the Fifth International Symposium on the Hebrew of the Dead Sea Scrolls and Ben Sira, 29–31 December 2008, STDJ 108, Leiden/Boston 2013.
39) Tigchelaar, Eibert/Van Hecke, Pierre (Hrsg.), Hebrew of the Late Second Temple Period. Proceedings of a Sixth International Symposium on the Hebrew of the Dead Sea Scrolls and Ben Sira, STDJ 114, Leiden/Boston 2015.
40) Askin, Lindsey A., Scribal Culture in Ben Sira, JSJ.S 184, Leiden/Boston 2018.
41) Witte, Markus, Texte und Kontexte des Sirachbuches. Gesammelte Studien zu Ben Sira und zur frühjüdischen Weisheit, FAT 98, Tübingen 2015.
42) Witte, Ist auch Hiob unter den Propheten? Grundsätzliche Probleme der Sirachexegese am Beispiel von Sir 49,8–10, in: A. a. O., 23–37.
43) Witte, Der ›Kanon‹ heiliger Schriften des antiken Judentums im Spiegel des Buches Jesus Sirach, in: A. a. O., 39–58.
44) Witte, Theologien im Buch Jesus Sirach, in: A. a. O., 59–82.
45) Tesch, Katja, Weisheitsunterricht bei Ben Sira. Lehrkonzepte im Sirachbuch und ihre Relevanz für heutiges Lernen im Religionsunterricht, BBB 169, Bonn 2013. Die Bezugnahme auf heutiges Lehren und Lernen im zweiten Teil der Dissertation ist dem Umstand geschuldet, dass sie an der TU Braunschweig im Kontext der dortigen Studiengänge zum Lehramt an Grund- und weiterführenden Schulen entstanden ist.
46) Balla, Ibolya, Ben Sira on Family, Gender, and Sexuality, DCLS 8, Berlin/New York 2011.
47) Hinzuweisen ist zudem auf den ausführlichen Anhang, in dem Balla auch die Textüberlieferung darstellt und diskutiert.
48) Camp, Claudia V., Ben Sira and the Men Who Handle Books. Gender and the Rise of Canon-Consciousness, HBM 50, Sheffield 2013.
49) Ellis, Teresa Ann, Gender in the Book of Ben Sira. Divine Wisdom, Erotic Poetry, and the Garden of Eden, BZAW 453, Berlin/Boston 2013.
50) Gregory, Bradley, Like an Everlasting Signet Ring. Generosity in the Book of Sirach, DCLS 2, Berlin 2010.
51) Siehe zum Thema bereits vorher Wright, Benjamin G., The Discourse of Riches and Poverty in the Book of Ben Sira, SBL.SP 37 (1998), 559–578, sowie nach ihm Witte, Markus, Begründungen der Barmherzigkeit gegenüber den Bedürftigen in jüdischen Weisheitsschriften aus hellenistisch-römischer Zeit, in: Konradt, Matthias/Schläpfer, Esther (Hrsg.), Anthropologie und Ethik im Frühjudentum und im Neuen Testament, WUNT 322, Tübingen 2014, 387–412.
52) Marttila, Marko, Foreign Nations in the Wisdom of Ben Sira. A Jewish Sage between Opposition and Assimilation, DCLS 13, Berlin/Boston 2013.
53) Middendorp, Theophil, Die Stellung Jesu Ben Siras zwischen Judentum und Hellenismus, Leiden, 1973.
54) Kieweler, Hans Volker, Ben Sira zwischen Judentum und Hellenismus. Eine Auseinandersetzung mit Th. Middendorp, BEAT 30, Frankfurt (Main) u. a. 1992.
55) Beentjes, Pancratius C., »Happy the One Who meditates on Wisdom« (Sir 14,20). Collected Essays on the Book of Ben Sira, CBETh 43, Leuven 2006.
56) Beentjes, Pancratius C., »With All Your Soul Fear The Lord« (Sir 7:26). Collected Essays on the Book of Ben Sira II, CBETh 87, Leuven 2017.
57) Gilbert, Maurice, Ben Sira. Recueil d’Études – Collected Essays, BEThL 264, Leuven 2014.
58) Reiterer, Friedrich Vinzenz, »Die Vollendung der Gottesfurcht ist Weisheit« (Sir 21,11). Studien zum Buch Ben Sira (Jesus Sirach), SBA 50, Stuttgart 2011.
59) Sauer, Georg, Studien zu Ben Sira, hrsg. v. Siegfried Kreuzer, BZAW 440, Berlin/Boston 2013.