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Ausgabe:

Mai/2020

Spalte:

407–409

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Frevel, Christian

Titel/Untertitel:

Geschichte Israels. 2., erw. u. überarb. Aufl.

Verlag:

Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2018. 489 S. m. 63 Abb., 17 Tab. u. 16 Ktn. = Kohlhammer Studienbücher Theologie, 2. Kart. EUR 36,00. ISBN 978-3-17-035420-3.

Rezensent:

Michael Pietsch

Bereits zwei Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe der Geschichte Israels von Christian Frevel ist eine Neuauflage des Werkes notwendig geworden, die Gelegenheit bot, den Text gründlich durchzusehen, neuere Literatur einzuarbeiten und das bewährte Konzept des Studienbuchs behutsam weiterzuentwickeln. Dabei ist die Gesamtanlage des Werkes unverändert geblieben (vgl. ThLZ 143 [2018], 604–607), die einzelnen Abschnitte sind jedoch sämtlich überarbeitet und teilweise erweitert worden, so dass für die Argumentation im Einzelnen künftig durchgängig auf die Neuauflage verwiesen werden muss.
Bei der Neubearbeitung standen dem Vf. aber auch didaktische Gesichtspunkte vor Augen, wie sich nicht nur an der Hinzufügung weiterer Übersichtskarten und -graphiken erkennen lässt, sondern auch an der Umstellung und Verknüpfung einzelner Abschnitte, um auf diese Weise eine kohärentere Darstellung zu erreichen. Dies schlägt sich unter anderem im Wegfall bisheriger sowie in der Hinzufügung neuer Abschnitte nieder. So ist beispielsweise die Diskussion über den Status und die Rolle der ‘apiru bei der Entstehung Israels, die bislang auf zwei Abschnitte verteilt war, in eine zusammenhängende Darstellung überführt worden (II.2.6 »Die Amarna-Korrespondenz und die ‘Apiru/Ḫapiru«). Umgekehrt wurde die Diskussion über die historische Plausibilität der Exodusereignisse um einen zusätzlichen Abschnitt »Zur Lage des Sinai« (II.4.3) ergänzt, in dem die verschiedenen Vorschläge zur to­pographischen Identifikation des Gottesberges vorgestellt und kritisch evaluiert werden. Ein weiteres Beispiel für die Neuorganisa-tion der Darstellung ist die Streichung bzw. Umstellung des bisherigen Abschnittes zu »Kultnotizen und Tempelrenovierungen in Juda« (IV.4.10, 1. Aufl.), der jetzt mit der Diskussion über eine Kult-reform unter Hiskia zusammengefügt worden ist (»Kultzentralisation und eine Kultreform Hiskijas?«, V.7.3).
Die vielleicht tiefgreifendste Umarbeitung im Vergleich zur Erstausgabe betrifft die Darstellung der Geschichte der Nachbarkulturen der Phönizier, Philister, Ammoniter, Moabiter, Edomiter und Aramäer, die erheblich ausgeweitet und an einem Ort gebündelt worden ist (IV.2 »Die Nachbarn Israels und ihre Entwicklung im 12.–9. Jh. v. Chr.«). Damit wird der soziokulturellen Einbindung Israels bzw. Judas in die Staatenwelt der südlichen Levante Rechnung getragen und ein Desiderat in der früheren Darstellung behoben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Ge­schichte des Aramäerstaates von Damaskus, dessen Aufstieg zur regionalen Hegemonialmacht in der zweiten Hälfte des 9. Jh.s v. Chr. und seiner Auswirkung auf die politische Geschichte Israels und Judas nochmals gesondert behandelt wird (V.3.4 »Aram-Damaskus als Hegemonialmacht«).
Sehr zu begrüßen ist auch das verstärkte Gespräch zwischen der erzählten Geschichte der biblischen Literatur und der kritischen historischen Konstruktion, das wiederholt in die Darstellung aufgenommen worden ist, sowie die Verknüpfung kulturgeschichtlicher und literatursoziologischer Überlegungen im Abschnitt »Die Blütezeit Israels unter Jerobeam II.« (V.5.9). Die breitere Einbeziehung literarischer Zeugnisse der Nachbarkulturen Israels und Judas sowie die Geschichte der judäischen Diaspora in Babylonien und Ägypten, für die eine wachsende Datenmenge zur Verfügung steht, bleiben hingegen auch in der Neuauflage ein empfindliches Desiderat.
Im Anhang werden nun die »Chronologischen Übersichten«, die bisher auf verschiedene Abschnitte der Darstellung verteilt waren (z. B. die synchronistische Übersicht der Könige von Israel und Juda), gebündelt präsentiert (X.1). Darüber hinaus ist dem Werk ein kurzes Abkürzungsverzeichnis neu hinzugefügt worden, das vor allem den Studierenden eine rasche Orientierung ermöglicht (X.3).
Das Werk wird auch in der neuen Gestalt seinen Platz als Referenzwerk für Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Geschichte Israels und Judas behaupten und gewiss noch zahlreiche Neuauflagen erleben, für die kaum weniger das Motto im Nachwort der zweiten Ausgabe gelten wird: dies diem docet (419).