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Ausgabe:

Mai/2020

Spalte:

472–485

Kategorie:

Literatur- und Forschungsberichte

Autor/Hrsg.:

Silke Petersen

Titel/Untertitel:

In Bewegung. Feministische Exegese, Gender- und Queer-Studies in den Bibelwissenschaften

Dieser Beitrag knüpft an einen 2005 in dieser Zeitschrift erschienenen Literaturüberblick an, verfasst von Christine Gerber unter dem identischen Obertitel »In Bewegung«.1 Konstatieren lässt sich seitdem ein weiterer Bewegungs- und Öffnungsprozess des hier be­handelten Themenfeldes, in dem neben dem schon länger geläufigen Begriff Gender nun auch Zugänge, die sich u. a. mit Intersek-tionalität, Queer- und Masculinity Studies bezeichnen lassen, eine noch größere Rolle spielen als bislang. Der folgende Beitrag be­schäftigt sich zunächst mit Sammelwerken und widmet sich dann ausgewählten Einzelstudien. Über die im Einzelnen besprochenen Titel hinaus ist zudem einige Literatur zur Orientierung im jeweiligen Themenbereich angegeben. Für vor 2005 erschienene Titel sei auf den eben genannten Artikel verwiesen.

I Zum Überblick: Sammelwerke und Grundlegendes


Neben schon länger existierenden und inzwischen ergänzten oder weitergeführten Publikationen wie dem Kompendium feministische Bibelauslegung,2 dem Jahrbuch der Europäischen Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen (ESWTR)3 und der Online-Zeitschrift lectio difficilior4 ist hier besonders auf ein größeres Projekt hinzuweisen, das seit 2010 unter dem Titel Die Bibel und die Frauen publiziert wird.5 Diese auf mehr als 20 Bände angelegte »exegetisch-kulturgeschichtliche Enzyklopädie«, herausgegeben von Irmtraud Fischer, Mercedes Navarro Puerto, Adriana Valerio und Christina de Groot (zuvor Jorunn Økland), will »die gesamte Ge­schichte der Bibel und ihrer Auslegung in Bezug auf Frauen und genderrelevante Fragen für die bearbeiteten Kulturräume exemplarisch aufzeigen«6. Die Serie ist ein internationales Kooperationsprojekt, die einzelnen Bände erscheinen jeweils parallel in vier Sprachen (deutsch, englisch, italienisch und spanisch).

Ziel ist eine feministische Exegese- und Rezeptionsgeschichte durch die Epochen, die sich einerseits der Rezeption biblischer Frauengestalten widmet und selten(er) gelesene Autorinnen be­kannt macht, andererseits auch Genderfragen bearbeitet und re­flektiert. Erschienen sind aus dem biblischen Bereich inzwischen alle drei vorgesehenen Bände zur Hebräischen Bibel,7 einer der beiden Bände zum Neuen Testament8 (der zweite Band über die Briefliteratur ist in Arbeit) sowie zwei zu apokryphen/pseudepigraphen Schriften.9 Dem Forschungsstand entsprechend finden sich in den biblischen Bänden eher zusammenfassende Darstellungen des schon Erarbeiteten, während jene Bände, die sich auf spätere Epochen und deren Bibelauslegung beziehen, vermehrt forschungsgeschichtliches Neuland betreten und weniger bekannte und bearbeitete Themen aufgreifen.10 Näher eingegangen sei auf den von Irmtraud Fischer und Juliana Claassens herausgegebenen Band »Prophetie«11.

Nach einer Einleitung von Irmtraud Fischer enthält dieser Sammelband drei Teile unter den Titeln »Historische Hintergründe – Prophetie und Gender im Alten Orient«; »Literarische Frauenfiguren und ihr sozio-historischer Kontext in der Vorderen Prophetie«; »Genderorientierte Zugänge, Metaphorik und Personifikationen« und bietet insgesamt einen Überblick über die Genderdiskurse im Hinblick auf die Prophetie. Die beiden ersten Artikel beschäftigen sich mit der Entstehung der israelitischen Monarchie (Omer Sergi) sowie mit den Beiträgen der Ikonographie zu einer genderorientierten Exegese der Prophetie (Silvia Schroer; mit zahlreichem Bildmaterial). Nachdem so die Bühne bereitet ist, geht es in zwei Überblicksartikeln um die »Nichtmännliche Prophetie in Quellen des Alten Orients« (Martti Nissinen; der Titel verweist darauf, dass möglicherweise auch nicht geschlechtlich nicht-binäre Personen beteiligt sind) sowie um »Frauen und magische Praktiken in den Prophetenbüchern« (Ora Brison, der Beitrag beschäftigt sich auch mit der pejorativen Darstellung solcher Frauen). Die beiden Artikel widmen sich zum Teil denselben Frauen, was darauf verweist, dass Prophetie und magische Praktiken nicht immer klar voneinander abzugrenzen sind. Im zweiten Teil kommen dann einzelne Frauen- (gestalten) in den Blick, zunächst geht es um Prophetinnen(stimmen) wie jenen von Debora, Hulda und der namenlosen Prophetin aus Jes 8,3 (Nancy C. Lee, mit sprachlichen Analysen, die mir nicht ganz nachvollziehbar erscheinen), dann folgen vier Artikel, die sich mit unterschiedlichen Frauengestalten aus der »Vorderen Prophetie« befassen, also aus Jos–2Kön, Büchern, die in der Hebräischen Bibel zum Kanonteil der Prophetie gehören, was allerdings durch die verbreitete Assoziation von Prophetie mit jenen Büchern, die im christlichen Kanon an das Ende des Alten Testaments gerückt sind, oft nicht im allgemeinen Bewusstsein ist. Rainer Kessler gibt einen Überblick über Profile widerständiger Frauen in der Vorderen Prophetie, Michaela Bauks widmet sich »Frauen im Krieg in den Erzählungen zur vorstaatlichen Zeit«, und Ilse Müllner und Maria Häusl beschäftigen sich aus einander ergänzenden Perspektiven mit den Frauen am Königshof, in den Erzählungen von Saul, David und Salomo. Dabei ist der Beitrag Häusls reich an altorientalischen Parallelen und sozialgeschichtlich orientiert, während bei Müllner narratologische Analysen und hermeneutische Fragen stärker be­tont sind. Als programmatisch sei zitiert, was Müllner zum schon länger beobachteten Phänomen der starken Präsenz von Frauen in den Samuelbüchern (wie auch in der Gen) formuliert: »Im Rahmen einer patriarchal strukturierten Geschichtsschreibung und Erzählkultur ist die schiere Quantität auffällig und sucht nach Erklärungen. Während traditionelle Ansätze die Frauenfiguren mitsamt der mit ihnen verbundenen Erzählungen ins Reich der Irrelevanz verweisen, suchen vor allem feministische Wissenschaftler­-innen nach hermeneutischen Schlüsseln, mit denen sie die Frauenerzählungen als integralen Bestandteil der jeweiligen Textkomplexe be­trachten« (195).

Der dritte Teil des Sammelbandes beginnt mit zwei grundlegenden Artikeln zu genderrelevanten metaphorischen Themen (Christl Maier über weibliche Personifikation von Städten und Ländern und Marta García Fernández zur »Ehemetaphorik bei den Propheten«). Benedetta Rossi ist anschließend ausgesprochen skeptisch, was Schlüsse auf ein »Privatleben« der Propheten angeht (schon die Bezeichnung als »privat« ist ungeeignet und eine Projektion der Forschung des 19./20. Jh.s). Es folgen drei Artikel, die sich mit dem Problem von zum Teil extrem gewalttätigen und frauenfeindlichen Metaphern in der Schriftprophetie auseinandersetzen. Während Athalya Brenner-Idan lediglich bekräftigt, was sie vor Jahrzehnten zur »Pornoprophetie« geschrieben hat, eröffnen die Beiträge von Juliana Claassens (»Zwischen unerträglichem Schmerz und Verheißung neuen Lebens: Trauma-Hermeneutik der Ge­burtsmetaphorik in der Schriftprophetie«) und Ruth Poser (»Verkörperte Erinnerung: Trauma und ›Geschlecht‹ in prophetischen Texten«) unter Rekurs auf die Trauma-Forschung neue Zugangsmöglichkeiten zu problematischen Gewalt-Texten. Die Trauma-Hermeneutik ist in der Lage, befremdliche Texte mit grausamen göttlichen Strafandrohungen oder gesteigerte Rachephantasien auf dem Hintergrund der Symptomatik (kriegs-)traumatisierter Menschen verständlicher zu machen, indem sie etwa Gottes strafendes Handeln an seinem Volk als Strategie der Trauma-Bewältigung be­schreibt: Sie führt aus der vollständigen Ohnmachtserfahrung heraus, indem sie die Beteiligung des Volkes an der Verursachung der Katastrophe behauptet und somit davon ausgeht, dass eigenes Verhalten relevant sein kann, um künftiges Unheil zu vermeiden. Den Band beschließen zwei Beiträge zu erfreulicheren Themen, von Ombretta Pettigiani zur »Bedeutung von Frauen in den messianischen Texten der Schriftprophetie« (auch neutestamentlich von Interesse) und von Hanne Løland Levinson über »Die nie aufhörende Suche nach Gottes weiblicher Seite: Weibliche Aspekte im Gottesbild der Prophetie«, letzter blickt auf ihre Monographie zum Thema zurück, die gleich im Folgenden besprochen wird.

Der Band bietet insgesamt einen hervorragenden Überblick über den Stand der Diskussion in allen Fragen, die Prophetie und Gender betreffen. Dadurch, dass die Schreibenden in vielen Fällen eigene Monographien zum jeweiligen Thema vorgelegt hatten,12 ist neben dem Überblickscharakter auch eine tiefergehende Analyse zentraler Themen und Fragenstellungen gewährleistet. M. E. verdienen insbesondere die Ansätze der Trauma-Hermeneutik eine breitere Rezeption.

Nun zur schon erwähnten Monographie, einer preisgekrönten norwegischen Dissertation von Hanne Løland,13 die inzwischen an der University of Minnesota lehrt.

Die Studie widmet sich »gendered god-language of the Hebrew Bible« (4), die L. geht der Frage nach, wie diese funktioniert und in welchen Fällen biblischer Gottesrede Gender als »salient«, hervorgehoben oder betont, zu verstehen ist – und wo dies nicht der Fall ist, in der Rede über Gott oder Gottesmetaphorik das Genderthema also »silent«, schweigsam, bleibt. Ausgehend von einigen Materialsammlungen vor allem feministischer Forschung der Frühzeit, verschiebt sie bewusst die Fragerichtung von der (zumeist undefinierten) »weiblichen« Seite Gottes o. Ä. auf das Thema gendered language, was einige theoretische Reflexion erforderlich macht. Dies geschieht in drei Unterabschnitten, die jeweils zwei der drei termini Gott, Sprache und Gender kombinieren. Zunächst geht es um Gottesrede im Allgemeinen und deren weithin metaphorischen Charakter; L. positioniert sich hier innerhalb der neueren Metapherndebatte, terminologisch redet sie von »source« und »target« und betont über das allgemein Anerkannte hinaus die Wichtigkeit von »associated commonplaces« (36) der Quellenseite als jenem Bereich, aus dem Elemente für die Metaphernbildung »salient« werden (können). Der zweite Theorieabschnitt diskutiert gendertheoretische Fragen, wobei L. ausführt, inwiefern die sex/gender-Unterscheidung im Hinblick auf die Hebräische Bibel eher nicht hilfreich ist. Der dritte Theorieabschnitt untersucht das Verhältnis Gender und Sprache zunächst auf grammatischer Ebene (hervorgehoben ist hier die Uneindeutigkeit männlicher Grammatikformen zwischen Allgemeinem und männlich konnotierten, was für weibliche Grammatikformen so nicht gilt, weshalb weibliche Rede von Gott oft als geschlechtlich konnotierter wahrgenommen wird als männliche). Anschließend geht es um geschlechtlich geprägte Metaphorik, bei der gerade im Hebräischen, das ja kein Neutrum kennt, das Geschlecht nichtmenschlicher Größen wie etwa der »Stadt« – hebräisch grammatisch weiblich und in der Hebräischen Bibel als Frau metaphorisiert – bedeutsam ist. Reden über Gott mit weiblicher Metaphorik begegnet bezeichnenderweise gerade in solchen Passagen, in denen JHWH von sich selbst rede t– Formen der 1. Pers. sind im Hebräischen im Gegensatz zu je­nen der 2./3. Pers. nicht geschlechtsdifferenziert. Der zweite Hauptteil analysiert auf dem ausgeführten theoretischen Hintergrund drei Texte aus Deuterojesaja (42,13–14; 46,3–4; 49,14–15), die schon zuvor im Fokus der Forschung zum Thema standen. Aufgeführt sind zunächst bisherige Forschungspositionen, in denen u. a. häufiger versucht wird, weibliche Metaphorik wegzuinterpretieren. Es folgt jeweils eine Übersetzung mit detaillierten Einzelanalysen unter vergleichender Berücksichtigung von Hebräischer Bibel, Septuaginta, 1QIsa/4QIsa, Vulgata und Targumim sowie formgeschichtliche Bestimmungen der Passagen. Gefragt wird schließlich jeweils, inwiefern weibliche Züge auf der Quellenseite der Metapher als »salient« anzusehen sind, wobei das Ziel »a plausible his-torical reading« (93) ist. L. betont (unter Rückgriff auf ihr Metaphernkapitel), dass die Unterscheidung zwischen Vergleich ( simile) und Metapher nicht relevant für die Interpretation ist. Das Ergebnis lautet zu­sammengefasst: »The simile of the woman in labor, the metaphor of carrying of a child since the time of pregnancy, and the comparison of YHWH to the woman with her suckling child (Isa 42:14; 46:3; and 49;15) are all explicitly marked for female gender. This makes female gender an inescapable part of this god-lan-guage. Female gender seems to be a salient feature of the god-language in these texts, and salient in the reading of them« (195). Bemerkenswert ist dabei, dass mehrfach männlich und weiblich gegenderte Rede von Gott direkt aufeinander folgen.

Die Monographie ist insbesondere wegen ihrer methodischen Präzision ein ausgesprochen wichtiger Beitrag zum Thema gendered god-language. Die Einzelanalysen sind sorgfältig und fast ausnahmslos überzeugend. Gewünscht hätte ich mir noch eine etwas deutlichere Einzeichnung der Ergebnisse in das Thema der Gottesrede bei Deuterojesaja insgesamt. Die Monographie zeigt darüber hinaus, wie sehr eine Verschiebung von der Suche nach Frauen/ Weiblichkeit auf die Frage nach Gender weiterführend für die Forschung sein kann.

II Einige Sammelbände


Beginnen möchte ich mit zwei Sammelbänden von Renate Jost und Helen Schüngel-Straumann mit Aufsätzen und Vorträgen, die insgesamt allgemeinverständlich gehalten sind.14

Die Beiträge der umfassenden Sammlung eigener Texte Renate Josts sind in fünf größere Abschnitte unterteilt: »Grundlegendes« enthält drei Artikel: Der erste trägt den Titel »Feministisch-exegetische Hermeneutiken des Ersten Testaments« und widmet sich vor allem auch postkolonialen Perspektiven; der zweite stellt die (positiv beantwortete) Frage »Ist eine feministische Sozialgeschichte des Ersten Testaments möglich?« wobei auch Gender-Theorie-debatten berücksichtigt werden (mit partieller Distanzierung vom dekonstruktiven Zugang Butlers); der dritte Artikel bietet einen Überblick zum Thema »Das Verhältnis von Gender, Sexualität und Macht in der Königszeit« und stellt die zunehmende Hierarchisierung in dieser Zeit mit ihren negativen Konsequenzen für die Mehrheit der Frauen dar. Es folgt eine Übersicht zur Institutionalisierung feministischer Exegese und Theologie (im deutschsprachigen Raum) bis ca. 2010 inklusive einer Liste feministischer und genderbezogener Qualifikationsarbeiten ab 1995. Der erste Hauptteil unter der Überschrift »Geschlechterstudien« bietet diverse Aufsätze vor allem zu biblischen Frauen (Naomi und Ruth, Jephtas Tochter, Isebel, Vashti und Esther, Prophetinnen, Königinnen, der Himmelskönigin aus Jer sowie auch zu Maria Magdalena; die Mehrzahl der Artikel ist sozialgeschichtlich reichhaltig, herangezogen werden auch zahlreiche altorientalische Parallelen). Der anschließende Abschnitt ist mit »Gender – Macht – Gewalt« überschrieben und widmet sich Themen wie dem Matriarchat, Zauberei und Magie, Fragen der Geschlechterrollen (ausgehend von Dtn 22,5) sowie dem Umgang mit Gewalt in biblischen Texten. Den Band beschließen vier Artikel über die Möglichkeiten, von Gott zu reden, die sich u. a. dem Zusammenhang von altorientalischen Göttinnen mit Marienvorstellungen widmen sowie der Frage, welche Perspektiven der biblische Befund eröffnet, von Gott nicht nur männlich zu reden. In diesem Kontext schreibt J. programmatisch: »Die Metaphernsprache für G’tt kann und muss gerade deswegen weibliche und männliche Bilder benutzen, um sicherzustellen, dass JHWH jede menschliche Erfahrung und Verfasstheit, ja sämtliche innerweltliche Realität, die einer G’ttesmetapher zum Vergleichspunkt werden kann, transzendiert« (384). Das Buch ist sehr gut lesbar geschrieben und eignet sich hervorragend zu einem überblicksartigen Einstieg in die geschlechterbezogene Forschung. Die meisten Artikel stammen aus den Jahren 1994–2009 und sind zuvor in unterschiedlichen Kontexten (u. a. bei WiBiLex) veröffentlicht worden. Insofern präsentieren sie trotz einiger Überarbeitungen nicht in jedem Falle den letzten Forschungsstand, was aber auch nicht das Ziel einer solchen Sammlung sein kann.

Als Band 4 in derselben Reihe ist auch eine Sammlung von Texten der katholischen Alttestamentlerin Helen Schüngel-Straumann erschienen. Nach zwei einführenden Texten, überschrieben mit »Überblicke« (der erste enthält auch biographische Rückblicke der Vfn.) folgen acht schon zuvor an unterschiedlichen Stellen zwischen 1998 und 2010 publizierte Texte; der Band schließt mit fünf bislang unveröffentlichten Vorträgen. Die Anlage der Sammlung bedingt Doppelungen, insbesondere im Hinblick auf die Themen Eva und Genesis(auslegung), die in den meisten Beiträgen eine Rolle spielen. Wer die Thesen der Vfn. aus ihren Monographien kennt, wird hier wenig Neues finden. Betont sind Gottesebenbildlichkeit auch der Frau, der Herrschaftsauftrag an beide Geschlechter und die einseitig frauenfeindliche Rezeption der Evagestalt, die sich durch die Auslegungsgeschichte zieht. Schuld an misogynen christlichen Adaptionen sind je nach Kontext die hellenistisch-römische Konvention, Paulus sowie einige Kirchenväter. Hervorzuheben sind die klaren Worte, die die Vfn. gegenüber ihrer, der römisch-katholischen, Kirche im Hinblick auf Ämterfragen u. a. im vorletzten abgedruckten Text (mit dem Titel »Der Fels der Kirche ist die Bibel«) findet – da sie inzwischen im Ruhestand ist, kann sie äußern, was vielen anderen Frauen nicht möglich ist, wenn sie weiterhin theologisch arbeiten wollen.

Im Gegensatz zu den beiden eben besprochenen Bänden ist der folgende, von Jörg Frey und Nicole Rupschus herausgegebene Sammelband15 primär an ein intern-universitäres Publikum gerichtet. Er geht auf eine Tagung zurück, die 2015 als achte Qumran-Tagung in Schwerte stattfand. Dementsprechend enthält der Sammelband auch überwiegend Artikel zu frühjüdischen Schriften: zu Qumran, jüdischen Papyrusarchiven, Rabbinica etc., darunter einen ausgesprochen materialreichen Überblick über »Jüdische Liturginnen zur Zeit des zweiten Tempels« von Angela Standhartinger, der eine Fülle von Quellen berücksichtigt. Näher eingegangen sei auf zwei der übrigen Artikel: zunächst auf Christfried Böttrichs ausgewogenen Beitrag »Zwischen Sensibilität und Konvention. Rollenbilder von Frauen im lukanischen Doppelwerk«, der die Widersprüchlichkeit des lukanischen Umgangs mit dem Frauenthema herausstellt: »Es scheint, als ob Lukas seinem Lesepublikum mit großem Nachdruck ein Thema ans Herz lege – ohne jedoch selbst dazu Position beziehen zu wollen« (175). Böttrich geht das Thema im Hinblick auf die unterschiedlichsten möglichen Gesichtspunkte an: Er widmet sich der Statistik im Hinblick auf namenlose und namentlich erwähnte Frauen und Männer, stellt eine Liste »geschlechts symmetrischer Paarbildungen« (wie etwa Senfkorn- und Sauerteiggleichnis) vor, setzt sodann einen Schwerpunkt bei einzelnen Frauen (besonders die Mutter Maria sowie Lydia aus der Apostelgeschichte), beschäftigt sich mit dem lukanischen androzentrischen Sprachgebrauch und analysiert ausführlicher die Osterperikope in Lk 24,1–12. Das Fazit dieses lesenswerten Überblicks betont die »eigentümliche Ambivalenz« (205) der lukanischen Haltung zum Thema. – Christina M. Kreineckers Artikel »Zum Alltagsleben von Frauen in neutestamentlicher Zeit anhand dokumentarischer Pa­pyri« widmet sich einer ganz anderen Quellengattung und ermöglicht einen sozialgeschichtlichen Blick auf das ägyptische Oxy-rhynchos mit seiner Umgebung in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten. Kreinecker summiert das Material in vier Themenbereichen (Familie, Recht, Wirtschaft, Religion) und zitiert zahlreiche Papyri mit (rekonstruiertem) Text und Übersetzung. Neben Einzelbeispielen aus einer Welt mit zahlreichen Schwangerschaften, Kindesaussetzungen und Sklaverei verweist sie auch auf statistische Auswertungen, die etwa zeigen, dass die Lebenserwartung von Frauen und Männern nicht übermäßig divergierte (132, und anders als oft für die Antike angenommen) oder dass Grundbesitzer/Grundbesitzerinnen zwischen einem Fünftel und einem Drittel Frauen waren (142 f.). Zudem zeigen die Papyri, dass Frauen Geschäfte häufig auch dann ohne Rechtsbeistand erledigten, wenn theoretisch ein solcher vorgeschrieben gewesen wäre (137). Das Fazit lautet: »In Summe vermitteln die hier dargestellten Texte den Eindruck, dass Frauen in ihren Möglichkeiten weniger durch ihr Geschlecht als vielmehr durch ihre soziale Stellung bestimmt waren« (149). Der Beitrag belegt, dass der Quellengattung der Papyri schon aufgrund des in ihnen ermöglichten Blicks in das Alltagleben in der Forschung (noch) mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden sollte.

III Gender-Analysen und problematische Texte


Im folgenden Unterpunkt geht es um drei Monographien, die sich solchen Texten widmen, die schon länger als »Problemfälle« im Hinblick auf ihre Haltung zu Frauen und zu Fragen von Macht- und Herrschaft in den Blick geraten sind: Zunächst wird ein Beitrag zum Sirachbuch16 vorgestellt, daran anschließend zwei zu den Pastoralbriefen.17

Die Monographie von Claudia V. Camp, »Ben Sira and the Men Who Handle Books«, basiert auf diversen vorherigen Studien C.s zum Sirachbuch. Analysiert werden die Verschränkungen zwischen Ben Siras Ängsten im Hinblick auf seine Frauen/Töchter, der prominenten Rolle der Weisheitsgestalt im Sirachbuch und der Entstehung von so etwas wie einem Kanonbewusstsein im 2. vor-chr. Jh. Die These lautet: »Ben Sira’s experiences, opinions, fantasies, and fears about women, as coded in his book, are integral to his appropriation and promulgation of the emerging canon-conscious-ness in his culture, and that analysis of this connection between gender and scripture – in particular, the desire to possess, whether a woman or a book – may help us understand something of both his desire to find God in a text and of our own.« (XII) C. beginnt mit einer Einzeichnung Ben Siras in die honor/shame-Kultur seiner Zeit, die sowohl sein Verhältnis zu Ehre und Besitz wie auch das zu Frauen dominiert. Kapitel 3 (54–81) widmet sich unter dem Titel »Ben Sira’s Gender Ethos II: Honor, Shame, Sex, and the Struggle for Control« den Bestrebungen Ben Siras, seine eigene Sexualität wie auch die seiner Ehefrau und Töchter so zu begrenzen, dass sie ihm keine Schande bereiten können. Im Folgenden kristallisiert sich dann die Weisheit(sgestalt) als einzige zuverlässige Frau in einer imaginierten idealen Männerwelt heraus. Ben Sira muss sich als Schriftgelehrter in einer instabilen politischen Situation behaupten und ist zudem (auch ökonomisch) abhängig von Oberschichts-Patronage. Sein Streben nach Sicherheit führt dazu, dass die Weisheit (im Vergleich vor allem mit Proverbien) depersonifiziert und schließlich sogar in ein Buch transformiert wird, wenn sie in Sir 24,23 mit der Tora gleichgesetzt ist. Parallel dazu verschiebt sich auch die Sicht auf die Frauen von Prov zu Sir: »The woman whom the Proverbs sages sought to ›grasp‹, ›love‹, and call ›sister‹ (Prov. 3.18; 8.21; 7.4) has become the book, whom Ben Sirach thinks he can handle and, indeed, reproduce. […] Reading Ben Sira’s wisdom ›program‹ against the backdrop of his concerns with honor, shame, and name gives an overall sense of someone trying to control the uncontrollable« (141). Als Buch wird die Weisheit ein besitzbares Objekt, die Tora ein »iconic book« in der Verwaltung der »men who handle books«, so der Titel von C.s Studie, der an eine Formulierung Gerhard von Rads (in englischer Übersetzung) an­knüpft. Ben Siras Buch selbst hat es allerdings, entgegen der Intention seines Verfassers, nicht überall in den Kanon geschafft.

C.s Darstellung ist überaus spannend, weil sie es versteht, Querverbindungen herzustellen, die eher in der Tiefenstruktur des Sirachbuches liegen, wobei sie methodisch sehr reflektiert vorgeht und ihre Ergebnisse auch für ihre die aktuelle Lehrsituation (be­sonders die evangelikale Bibelverwendung im bible belt der USA) kontextualisiert, wo die Bibel eher als autoritatives »ikonisches« Buch für heilig gehalten wird statt tatsächlich gelesen und analysiert zu werden.

Auch die Pastoralbriefe sind aus Frauen- und herrschaftsanalytischer Perspektive traditionell schwierige Texte, entsprechend reichhaltig ist inzwischen auch die kritisch-feministische Auseinandersetzung mit ihnen.18 Im Folgenden geht es um zwei skandinavische Beiträge (beide Monographien basieren auf Disserta-tionen an der Universität Oslo), die sich mit einem je unterschiedlichen geschlechterrelevanten Themenfeld innerhalb der Pas­toralbriefe auseinandersetzen.

Marianne Bjelland Kartzow analysiert in ihrem Buch »Gossip and Gender« den Diskurs über »Klatsch« (gossip) mit seinen genderspezifischen Konnotationen in den Pastoralbriefen (Past) im Kontext anderer antiker Texte. Das Thema ist inhaltlich und me­thodisch herausfordernd, da der Gegenstand nicht eindeutig ist und es sich immer um Fremdzuschreibungen handelt. Entsprechend widmet sich K. auch nach einleitenden Bemerkungen im 1.  Kapitel zunächst der Frage »How can gossip be studied?«, gibt eine Einführung in das Forschungsfeld »gossip studies« und seine Verschränkungen mit »gender studies« und benennt als metho-dische Perspektiven Intertextualität, feministische Kritik, Diskurs-analyse und postkoloniale Kritik (im Anschluss u. a. an Julia Kris-teva, Elisabeth Schüssler Fiorenza und Vernon Robbins). Anschließend untersucht sie in den nächsten beiden Kapiteln den antiken Diskurs über Klatsch sowie die antiken Darstellungen von »female gossipers« mit ihrem »misogynistic stereotype that gossip is feminine speech« (27). Dabei definiert sie die Sache, untersucht als Testfall das griechische Wortfeld φλύαρ- etc. und analysiert Textpassagen aus paganen (Semonides, Andocides, Lysias, Plutarch, Juvenal, Apuleius) wie jüdischen (Philo, Joseph und Aseneth, Mischna) Schriften. Dabei erweist sich der Gegenstand als schillerndes Phänomen: »Female gossipers« verletzten die Grenzen zwischen privat und politisch, sie verursachen »oikos leakage« (112) und (unerwünschte) Kommunikation zwischen polis und oikos. Einerseits zeigt sich hier ein Stereotyp, andererseits lässt sich aber in weib-lichem Klatsch auch »information management« (114) und ein »counter-discourse« (115) sehen. Anschließend wendet sich K. in Kapitel 4 den Past zu, zeichnet die bisherige (besonders die femi-nistische) Forschung nach, wobei sie auch die apokryphen Apostelakten (als Gegentexte zu den Past) einbezieht. Auf diesem Hintergrund untersucht sie in Kapitel 5 den »male discourse« und be­schreibt wie »the Pastoral Paul uses gendered power language and is involved in a process of naming and blaming« (132). Klatschvorwürfe wie in 1Tim 5,13 dienen dazu, Frauen herabzusetzen, oder können auch – im Falle von beschuldigten Männern – »as an indicator of effeminate behaviour« (132) verwendet werden. K. untersucht insbesondere 1Tim 3,11, Tit 2,3, 1Tim 4,7 und 5,13, jeweils in einem größeren Kontext. »The underlying agenda in these texts is, that only women bound to the oikos life will speak, teach, and learn properly, that is to be silent towards men, not be gossipy in all-female groups, but rather follow domesticated standards« (149). Das 6. Kapitel widmet sich Klatschvorwürfen an Männer (»The false teachers are associated with gossip in order to destabilize and at-tack their masculinity«; 196), das 7. Kapitel fasst die Ergebnisse zu-sammen. – Aus der Monographie ist immens viel über Klatsch-(zuschreibungen) und deren geschlechtliche Konnotationen zu lernen. Am Ende bleibt allerdings offen, wie sehr wir hier tatsächlich auf den Spuren von alternativen Diskursen unter Frauen sein könnten. Möglicherweise gilt: »gossip forms social ties outside of male dominance« (174), aber in der Polemik verlieren sich die Spuren. Dies ist m. E. allerdings eher dem Thema als der lesenswerten Monographie geschuldet.

Eine weitere Perspektive, die sich innerhalb von feministischen oder genderbezogenen Studien zunehmender Beliebtheit erfreut, ist jene der Intersektionalität. Hier geht es darum, einen geschlechtersensiblen Zugang zu den auszulegenden Texten mit der Wahrnehmung weiterer Ungleichheitsstrukturen zu kombinieren und zu analysieren, inwiefern sich diese überschneiden und durchkreuzen. Klassisch ist dabei der Blick auf gender, race and class, die Analysefelder können aber im Einzelnen variieren.19 Ein Beispiel für eine so angelegte Untersuchung bietet die Monographie »Birthing Salvation« von Anna Rebecca Solevåg. Die Vfn. untersucht den frühchristlichen Diskurs (der Diskursbegriff bezieht sich auf Foucault) im Hinblick auf das Kindergebären schwerpunktmäßig an drei Texten: Neben den einschlägigen Passagen aus den Past werden dabei die apokryphen Andreasakten und der Martyriumsbericht von Perpetua und Felicitas näher beleuchtet. Die intersektionale Perspektive bezieht sich in erster Linie auf die Überschneidungen von gender und class, was bedeutet, dass die Frage der Statuszugehörigkeit einen breiteren Raum einnimmt als in bisherigen Analysen der untersuchten Texte. Nach einem Einleitungskapitel verortet sich die Vfn. zunächst innerhalb des feministischen/Genderdiskurses, den sie nach dem Modell von drei Phasen oder Wellen strukturiert. Nach einer ersten Phase im 19. Jh. wird die zweite ab den 1960er und 1970er Jahren mit dem verstärkten Aufkommen feministisch-exegetischer Studien verortet. Die Vfn. selbst ordnet sich der dritten zu (»third wave«), die sich ab Mitte der 1990er Jahre dadurch auszeichnet, dass sie sich nun weniger auf die historische Rekonstruktion von Frauen(leben) fokussiert und zu­ nehmend theoretische genderbezogene Fragen und polyphone Stimmen in den Texten wahrnimmt. Dies zeigt sich auch forschungsgeschichtlich etwa an der Verschiebung in der Sicht auf die apokryphen Apostelakten, die nach anfänglicher Idealisierung als Frauentexte etc. inzwischen stärker ambivalent wahrgenommen werden. Im 2. Kapitel wendet sich die Vfn. dem griechisch-römischen childbearing discourse generell zu und zeigt anhand von philosophischen, medizinischen und anderen Texten (etwa Philo, Xenophon, Galen), wie sehr Kindergebären als zentraler Lebenssinn für Frauen dargestellt wurde.

Die folgenden drei Kapitel widmen sich nacheinander den Pas­toralbriefen (nicht nur 1Tim 2,15), den An­dreasakten und der Perpetuageschichte. Dabei werden jeweils nach Einleitungsfragen und Forschungsstand die Beziehungen zwischen Erlösung und Kindergebären im Spannungsfeld von gender und class näher analysiert, wobei auch metaphorisches »Gebären« eine Rolle spielt. Im Hinblick auf die Past findet die Vfn. im Ergebnis mehr eine starre Festlegung von Geschlechterrollen am Werke als eine spezifisch antiasketische Reaktion, die in früheren Studien oft betont wurde: »By placing the Pastorals’ discourse on childbearing within a larger discursive field, I have shown that salvation through childbearing is an integral part of the world view expressed in this text – its oikos ideology: This ideology is influenced by a concept of masculinity that distinguishes male and female roles and by a gender etiology based on the Genesis story of the Garden of Eden. My suggestion is that ›salvation through childbearing‹ is better explained as a conviction based on a supposed ontological difference between male and female, rather than as a teaching provoked by ascetic opposition.« (135) Die Analyse der Andreasakten bringt zum Vorschein, dass auch hier geschlechterbezogene Rollenerwartungen dominieren: Während Maximilla, die weibliche Protagonistin, alles tut, um ihre Keuschheit zu wahren, wird bei der ebenfalls zum Christentum bekehrten männlichen Parallelfigur Stratokles Geburtsmetaphorik verwendet, um das Hervorbringen seines wahren inneren Menschen zu beschreiben, bei ihm ist Keuschheit nicht zentral. Demgegenüber sind Sklavinnen und Sklaven im Text nicht als Personen mit eigener Erlösungsmöglichkeit gekennzeichnet, son-dern primär Hilfsfiguren für die Oberschichtanliegen. Auch bei der Analyse des dritten Textes spielt die Statusdifferenz – in diesem Falle zwischen Perpetua und Felicitas – eine zentrale Rolle. Bei beiden Frauen allerdings ist das Martyrium als erstrebenswerter dargestellt als Mutterschaft oder Kindergebären, während die positiv konnotierten Bilder von Mütterlichkeit partiell auf die göttliche Ebene verschoben sind. In der abschließenden Zusammenfassung vergleicht die Vfn. die drei Texte miteinander im Hinblick auf die unterschiedlichen Analyseebenen ihrer Monographie, wobei sich unter anderem zeigt, dass die beiden Erzähltexte »more fluid gender boundaries« (253) aufweisen als die Pastoralbriefe. In ihrer Unterschiedlichkeit gilt aber für alle Texte: »Christianity does not break with Graeco-Roman sexual mores, but constructs an intensified version of it (›whatever the pagans can do, Christians can do better‹)« (254). – Die Vfn. hat eine sowohl methodisch als auch in den Einzelanalysen überzeugende Untersuchung vorgelegt, die nur zur Lektüre empfohlen werden kann.

IV Queer Studies und Männlichkeit(en)


Die Fokussierung auf Gender als Analysekategorie bedeutet für die feministische Exegese eine zunehmende Erweiterung des Blickfeldes, wenn nun neben einer expliziten Frauenperspektive auf die Texte noch weitere Perspektivierungen und Marginalisierungen in den Blick kommen. Dies gilt insbesondere im Bereich der Queer Studies, wo ganz generell gegen heteronormative Kategorisierungen von Sex, Gender und Sexualität Stellung bezogen wird.20 Die queere Perspektive bedeutet dabei eine Verschiebung auf LGBTIQ-Menschen (die Abkürzungen wechseln je nach Kontext; hier in Anknüpfung an den englischsprachigen Diskurs für: lesbian, gay, bisexual, transgender, intersexual, queer). Sie stellt die »traditionelle« feministische Diskussion vor das Dilemma, dass mit der Dekonstruktion jeder geschlechtlichen Binarität auch das Subjekt feministischer Politik, d. h. die Frauen, verschwindet. Politik im Namen von Frauen muss sich andererseits den Vorwurf gefallen lassen, heteronormative Zweigeschlechtlichkeit vorauszusetzen, die nicht-binäre Identitäten unterdrückt. Allerdings gerät durch die Vervielfältigung von Geschlechtsidentitäten möglicherweise das tatsächliche Herrschaftsgefüge aus dem Blick, das ja gerade verändert werden sollte. Dieser Problemlage widmet sich Deryn Guest in »Beyond Feminist Biblical Studies«21. »Beyond« meint hier dezidiert keine Abschaffung, sondern eine Erweiterung. G. schreibt explizit aus einer queer-Perspektive und formuliert in der Einleitung die Leitfrage: »[W]hat does feminist biblical scholarship look like from a transgender, intersex, queer landscape?« Die Monographie enthält vier Hauptteile; die beiden ersten widmen sich wie die Einleitung den Theoriefragen. Thematisiert werden die Verschiebungen von feminist zu gender studies, deren offensichtlichste im Einschluss der masculinity studies besteht, die dann auch im vierten Kapitel extra thematisiert sind. Das dritte Kapitel widmet sich unter dem Titel »Genderqueer Analysis of the Pornoprophetic Debate« der exegetischen Umsetzung auf ein vieldiskutiertes Feld alttestamentlicher Wissenschaft (s. o.). In den Theoriekapiteln geht es unter anderem um die potentiellen Probleme, die der Übergang zu Gender Studies dem Feminismus bereiten kann, benannt als: »The potential dilusion/taming of feminism, the erasure of women, and the loss of autonomy for Women’s Studies« (31). G. beleuchtet diese Fragen zunächst aus einer allgemeinen Perspektive, in der Theorie vor allem an Judith Butler anknüpfend, und sieht die genannten Be­denken nicht bestätigt; sie begreift die Entwicklungen vielmehr im positiven Sinne als Erweiterung feministischer Studien. Dasselbe gilt im Hinblick auf queer studies, denen sich G. im zweiten Kapitel (dem m. E. lesenswertesten des Buches) zuwendet. Unter dem Titel »Que(e)ring the Agenda: The Impact of Queer Perspectives for Feminist Scholarship« beschreibt sie dort die queere Perspektive als prinzipielle Anfrage, was bedeutet: »[I]t is important to recognize that ›queer‹ is not an umbrella term for LGBTI-Q studies, though it has since often been used in such a way, but rather was meant to shatter the artificial notion of shared identities and take on the regimes that produce them« (51). Die Queer-Perspektive positioniert sich gegen »regimes of the normal, most notably regimes that sustain heteronormativity« (57). Auf der Ebene des Theoriediskurses stellt jener aus der Trans-Perspektive hier die größte Herausforderung dar, da ein Wechsel von einem Geschlecht zu einem anderen erst einmal jene Binarität voraussetzt, die es ja eigentlich zu dekonstruieren gilt. G. verweist an dieser Stelle auf einen »intriguing shift in transsexual activism where the notion of two sexes is questioned and activists call for political strategies devised to break down and eliminate this boundary« (73). Eine solche Verschiebung kann dann auch ein gemeinsames politisches Ziel bedeuten. Im Anschluss an die umfängliche Theoriedebatte, deren Verzweigungen hier nicht im Einzelnen dargestellt werden können, fragt sich, was dies nun für die Exegese austrägt. Die Anwendung auf die sogenannte »pornoprophetic debate« in Kapitel 3 bringt dann allerdings nur be­grenzt Neues zum Vorschein. Mehr als in der bisherigen Exegese ist vor allem betont, dass die Bilder der entblößten, zur Schau gestellten und vergewaltigten Frau, die in etlichen prophetischen Texten für Israel steht, nicht lediglich in einer heteronormativen Sicht weise interpretiert werden sollten: »[W]hile feminists come to these texts with a hermeneutic of suspiscion, genderqueer criticism applies a hermeneutic of hetero-suspicion« (82). Bei Anwendung dieser Maxime gerät die Männlichkeit zentraler ins Blickfeld als in bisheriger Exegese – dass es sich bei den Besiegten auch um Männer handelt, durchquert die Hetero-Sichtweise –, was allerdings auch feministischer Analyse schon zuvor aufgefallen war. Entsprechend steht auch in den anschließenden exegetischen Ausführungen JHWHs Männlichkeit im Fokus, kombiniert mit einem Aufruf, auch hier die politische Relevanz nicht aus den Augen zu verlieren (141).

Die Monographie scheint in den Theorieteilen und Problemdarstellungen überzeugender als im exegetischen Output. Zudem lässt sich fragen, ob sich (bei aller notwendigen Kritik am heteronormativen Blickwinkel) die Exegese der Bibeltexte hier nicht in einer identitätspolitischen Debatte US-amerikanischer Prägung verfangen hat. Nebenbei produziert dies wiederum andere Ausschlüsse: So ist die rezipierte und diskutierte (exegetische wie theoretische) Literatur vollständig und ausschließlich englischsprachig. Dies ist bei der im Folgenden zu besprechenden Monographie von Manuel Villalobos Mendoza, »Abject Bodies in the Gospel of Mark«22, vollkommen anders, da nun noch eine weitere Perspektive hinzutritt.

Diese Dissertation versteht sich als Bibellektüre del otro lado/ von der anderen Seite – was sowohl das andere Ufer des Rio Grande (der über weite Strecken die Grenze zwischen den USA und Mexiko bildet) als auch eine nicht heteronormative geschlechtliche Orientierung meint. Der Vf. lehrt derzeit New Testament Interpretation am Chicago Theological Seminary und stammt ursprünglich aus einem mexikanischen Dorf. Zwei persönliche Erinnerungen des Vf.s aus dem Dorfleben bilden den Einstieg zur Einleitung: Seine Tante war dafür zuständig, den (schwarzen) Christuskörper vor Ostern vom Kreuz zu nehmen, zu reinigen und für die Liturgie vorzubereiten, wobei sie die Kinder zusehen ließ. Diese erschraken vor der Veränderbarkeit des Körpers, dessen abnehmbarer Dornenkrone und Armen, und wurden zum Reinigen Letzterer jedes Jahr in die Sakristei geschickt. Der Vf. versteckte sich schließlich, um mit kindlicher Neugier das übrige Reinigungsritual zu beobachten: »Finally, the secret of what was behind Jesus’ loincloth was revealed to me: he had no penis!« (1). Die zweite Erinnerung besteht in einer Demütigung vor der versammelten Ostergemeinde: »[T]he priest made me feel that I was ›different‹ and that because of that I did not belong to the community of believers. What happened was this: After hearing with devotion Mark’s passion narrative, we blindly followed the priest’s exhortations to show our love to Jesus’ broken and vulnerable body. The priest divided us according to our ›gender‹. All the boys were lined up on the priest’s right side and the girls were lined up on the priest’s left side. Between them was an invisible but obvious abyss that none could cross or transgress from either side. In silence, each girl and boy in turn approached and kissed some part of Jesus’ disabled body. When I approached Señor de Esquipulitas, without hesitation I kissed him on the mouth. The irritated priest ›situated‹ me in my ›place‹ by saying: ›What are you doing? Are you del oltro lado, Are you from the other side?‹ Immediatly by instinct, I knew that being del oltro lado was something that I should fear and avoid, even though I did not know why« (1 f.).

Rückblenden aus Mexiko finden sich nicht nur in der Einleitung, sondern durchziehen auch die exegetischen Ausführungen des Bandes in interessanter Weise. Bevor es zu den zentralen Kapiteln über Jesu Tod kommt, werden vier Figuren aus Mk 14 näher beleuchtet (die salbende Frau; die den Petrus fragende Sklavin; Simon der Leprakranke sowie der Mann, der ein Wassergefäß durch Jerusalem trägt; vgl. Mk 14,3–9; 14,66–72; 14,3; 14,13–16) und alle vier als Grenzen überschreitende Gestalten interpretiert. Sie bekommen jeweils Namen realer Menschen aus der mexikanischen Vergangenheit des Vf.s, so fungiert die Salbende als »Pola«, eine unverheiratete Nachbarin, die in Konflikt mit der Dorfhierarchie gerät und daran schließlich stirbt. Analysiert werden dabei beide Ge­schichten in fortgesetzten Überschneidungen und Überlagerunge n– unter theoretischer Beteiligung von Butler und Lacan, daneben spielen auch Rückgriffe auf Levinas, Foucault und Kristeva insgesamt eine größere Rolle. Auch das Konzept des »abject body« (vgl. den Buchtitel) knüpft an Butlers Verwendung von Kristevas Begrifflichkeit an. Es geht um Körper, die nicht nur von Subjekten zu Objekten gemacht werden, sondern darüber hinaus in besonderer Weise kontrolliert, klassifiziert, verletzt oder ausgeschlossen sind, nicht nur (aber auch) in Gender-Perspektive (vgl. 12–14). Dies gilt insbesondere für den Körper Jesu, gefoltert und nackt am Kreuz zur Schau gestellt, den der Vf. in Kapitel 4 (»Jesus’ Abject, Precarious and Vulnerable Body«; 93–121) und Kapitel 5 (» La Muerte de un hijo de la Chingada/The Death of a Son of a Bitch«; 122–164) eindringlich beschreibt. Dabei gerät auch der Kenturion aus dem MkEv als »rep-resentative of the empire« auf die Seite der negativen machtausübenden Figuren, sein »Bekenntnis« (Mk 15,39) wird nicht als solches gelesen. Den Band beschließt ein sehr persönlicher Brief des Vf.s, der Stilmerkmale paulinischer Briefe aufnimmt: »First letter of Manuel Villalobos Mendoza to the Markan Community« (165–187).

Die Monographie ist ausnehmend kreativ in ihrer Zugangsweise, die Lektüre bereichernd. Durch die Überblendung der mexikanischen mit der antiken Welt entstehen neue Sinnzusammenhänge, wobei allerdings gelegentlich die antike Welt exegetisch etwas kurz kommt. So schiene es mir nicht unwichtig zu klären, inwieweit die Salbende im antiken Kontext durch ihre Handlung tatsächlich ihre Geschlechterrolle überschreitet, und auch die durchgehend negative Sicht auf den Kenturion scheint begründungsbedürftiger als vorgenommen. Gerade wegen seines (besonders im Kontext deutscher universitärer Verhältnisse) unkonventionellen Zugangs ist dies ein spannendes Buch.

Von Mexiko zurück in Deutschland treffen wir auf eine andere Welt, in der queer und masculinity studies in der exegetischen Landschaft nach wie vor wenig verbreitet sind. Eine der wenigen Ausnahmen ist der von Martin Fischer herausgegebene Band »Jesus und die Männer«23. Er versammelt Beiträge einer Fachtagung, die unter dem Titel »Jesus und die Männer. Männerperspektiven und Männlichkeiten in der Theologie« 2013 in Frankfurt stattfand und laut Ausweis der Einleitung »die erste ihrer Art im deutschsprachigen Raum« war (7). »Reichlich spät, meine Herren«, bemerkt denn auch der Herausgeber Martin Fischer in ebendieser Einleitung und schildert anschließend die Schwierigkeiten dieser Forschungsrichtung.24 Der Band enthält danach vier »Annäherungen« an das Thema aus der Perspektive der evangelischen/katholischen Männer-arbeit (Martin Rosowski bzw. Andreas Ruffing), der christlichen Schwulenbewegung (Michael Brinkschröder) und der universitären Theologie (Martin Leutzsch). Es schließen an: das Protokoll einer Abenddiskussion, zwei sozialwissenschaftliche, zwei exegetische und zwei systematische Beiträge. Angesichts des Obertitels »Jesus und die Männer« hatte ich auf etwas mehr Exegetisches gehofft, als tatsächlich in dem Band zu finden ist.

Der Beitrag von Martin Leutzsch, der vorwiegend die Abwesenheit des Themas in der universitären Theologie beschreibt, enthält einige bedenkenswerte hermeneutische Überlegungen; hier wäre es schön gewesen, mehr – vor allem auch Exegetisches – zu lesen, zumal Leutzsch an anderen Stellen schon seinen weiterführenden Umgang mit dem Thema gezeigt hat.25 Die beiden explizit exegetischen Beiträge machen deutlich, wie unterschiedlich man das Thema angehen kann. Während Peter Wick unter dem Titel »Radikale Männerfreundschaft im Johannesevangelium« letztlich konventionelle Exegese ohne Reflexion von Männlichkeit betreibt (und u. a. die Frage außer Acht lässt, ob unter den »Freunden« Jesu im JohEv nicht vielleicht auch Freundinnen mitgedacht werden könnten), findet sich in Moisés Mayordomos Beitrag26 »Von Androgynen, Weichlingen und Kastraten. Transgressive Männlichkeit im frühen Christentum« eine differenzierte Analyse einiger Texte aus den authentischen Paulusbriefen. Anscheinend ist es leichter, »Männlichkeit« von ihren Transgressionen her zu beschreiben – was darauf verweist, wie sehr »normale« Männlichkeit nach wie vor so sehr die »Norm« ist, dass sie sich gerade dadurch den Blicken entzieht. Die Lektüre des Sammelbandes hinterlässt den Eindruck, dass das Thema insgesamt noch etliche Forschungsdesiderate aufweist.

Im Hinblick auf »Männlichkeiten« lässt sich in der deutschsprachigen Exegese nach wie vor Zurückhaltung beobachten. Wer den zuletzt genannten Sammelband liest, kann ahnen, wie es dazu kommt. Wenn allerdings, wie in Teilen der Forschung nach wie vor üblich, die Ergebnisse von Genderforschung kaum oder überhaupt nicht rezipiert werden, so ist dies inzwischen als ein politisches Statement zu betrachten, das durch Ausblendung von Teilen des Wissenschaftsdiskurses Ausschlussmechanismen perpetuiert. Auch zum Besten der Wissenschaft wäre eine breitere Rezeption des Genderdiskurses in der deutschsprachigen Exegese sinnvoll.

Fussnoten:

1) Christine Gerber, In Bewegung. Zur Frage der Geschlechterdifferenz und zu feministischen Diskursen in den Bibelwissenschaften, in: ThLZ 130 (2005), 1365–1386.
2) Mit einiger Zeitverzögerung ist vom Kompendium Feministische Bibelauslegung (Gütersloh 2. Aufl. 1999) nun eine englische Übersetzung erschienen, mit Erweiterungen vor allem in den Literaturübersichten: Luise Schottroff/ Marie-Theres Wacker (Hrsg.), Feminist Biblical Interpretation. A Compendium of Crit-ical Commentary on the Books of the Bible and Related Literature, Grand Rapids, Michigan 2012. – Für den englischsprachigen Bereich sei auch hingewiesen auf die vielbändige feministische Kommentarreihe: Barbara E. Reid u. a. (Hrsg.), Liturgical Press Wisdom Commentary Series (ab 2015), sowie auf den dreibändigen Rück- und Überblick: Susanne Scholz (Hrsg.), Feminist Interpretation of the Hebrew Bible in Retrospect I: Biblical Books (Recent Research in Biblical Studies, 5), Sheffield 2013; II: Social Locations (Recent Research in Biblical Studies, 8), Sheffield 2017; III: Methods (Recent Research in Biblical Studies, 9), Sheffield 2017.
3) Das Jahrbuch beschäftigt sich nicht ausschließlich, aber auch mit exegetischen Themen, es erscheint mit wechselnden Herausgeberinnen jährlich seit 1990 und ist inzwischen in open access zugänglich unter Journal of the European Society of Women in Theological Research bei: https://poj.peeters-leuven.be/content.php.
4) Diese derzeit von Silvia Schroer und Tal Ilan herausgegebene Zeitschrift für feministische Exegese erscheint seit 2000 und ist im Netz frei zugänglich unter: http://www.lectio.unibe.ch/.
5) Der aktuelle Stand des Projekts ist einsehbar unter: http://www.bibleand women.org/DE/.
6) So in: Irmtraud Fischer/Mercedes Navarro Puerto/Andrea Taschl-Erber (Hrsg.), Tora (Die Bibel und die Frauen, 1.1), Stuttgart 2010, 15. Die ausführliche Projektbeschreibung findet sich online zum Download unter: http://www.bible andwomen.org/DE/tora.php; der Band ist rezensiert in ThLZ 136 [2011], 141–142.
7) Neben dem Tora-Band und dem hier ausführlicher besprochenen über die Prophetie vgl. auch: Christl Maier/Nuria Calduch-Benages (Hrsg.), Schriften und spätere Weisheitsbücher (Die Bibel und die Frauen, 1.3), Stuttgart 2013, rez. in ThLZ 140 [2015], 920–924.
8) Mercedes Navarro Puerto/Marinella Perroni (Hrsg.), Die Evangelien. Erzählungen und Geschichte. Deutsche Ausgabe hrsg. v. I. Fischer u. A. Taschl-Erber (Die Bibel und die Frauen, 2.1), Stuttgart 2012, rez. in ThLZ 138 [2013], 320–323.
9) Eileen Schuller/Marie-Theres Wacker (Hrsg.), Frühjüdische Schriften (Die Bibel und die Frauen, 3.1), Stuttgart 2017, rez. in ThLZ 144 [2019], 879–882; Outi Lehtipuu/Silke Petersen (Hrsg.), Antike christliche Apokryphen. Marginalisierte Texte des frühen Christentums (Die Bibel und die Frauen, 3.2), Stuttgart 2020.
10) Als gelungenes Beispiel für Letzteres vgl. etwa den kürzlich erschienenen Band: Franca Ela Consolino/Judith Herrin (Hrsg.), Zwischen Orient und Okzident: Frühmittelalter (6.–11. Jh.) (Die Bibel und die Frauen, 6.1), Stuttgart 2019, der besonders protestantischen Exegetinnen und Exegeten bisher unbekannte Welten eröffnen kann.
11) Fischer, Irmtraud, u. Juliana Claassens [Hrsg.]: Prophetie. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2019. 385 S. m. 19 Abb. = Die Bibel und die Frauen, 1,2. Kart. EUR 59,00. ISBN 978-3-17-036438-7.
12) Vgl. u. a. Ilse Müllner, Gewalt im Hause Davids. Die Erzählung von Tamar und Amnon (2 Sam 13,1–22) (HBS 13), Freiburg i. Br. 1997; Christl M. Maier, Daughter Zion, Mother Zion: Gender, Space, and the Sacred in Ancient Israel, Minneapolis 2008; Juliana Claassens, Mourner, Mother, Midwife: Reimaging God’s Delivering Presence in the Old Testament, Louisville 2012; Ruth Poser, Das Ezechiel-Buch als Trauma-Literatur (VTSuppl 154), Leiden 2012, sowie den oben im Folgenden besprochenen Band von Hanne Løland.
13) Løland, Hanne: Silent or Salient Gender?The Interpretation of Gendered God-Language in the Hebrew Bible, Exemplified in Isaiah 42, 46, and 49. Tübingen: Mohr Siebeck 2008. XIV, 224 S. = Forschungen zum Alten Testament. 2. Reihe, 32. Kart. EUR 54,00. ISBN 978-3-16-149705-6.
14) Jost, Renate: Feministische Bibelauslegungen. Grundlagen – Forschungsgeschichtliches – Geschlechterstudien. Münster u. a.: LIT Verlag 2014. 432 S. = Internationale Forschungen in Feministischer Theologie und Religion. Befreiende Perspektiven, 1. Kart. EUR 39,90. ISBN 978-3-643-11717-5; Schüngel-Straumann, Helen: Feministische Theologie und Gender. Interdisziplinäre Perspektiven. Münster u. a.: LIT Verlag 2015. 240 S. = Internationale Forschungen in Feministischer Theologie und Religion. Befreiende Perspektiven, 4. Kart. EUR 29,90. ISBN 978-3-643-80191-3.
15) Frey, Jörg, u. Nicole Rupschus [Hrsg.]: Frauen im antiken Judentum und frühen Christentum. Tübingen: Mohr Siebeck 2019. VIII, 320 S. = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament. 2. Reihe, 489. Kart. EUR 99,00. ISBN 978-3-16-154290-9.
16) Camp, Claudia V.: Ben Sira and the Men Who Handle Books. Gender and the Rise of Canon-Consciousness. Sheffield: Sheffield Phoenix Press 2013. XV, 209 S. = Hebrew Bible Monographs, 50. Geb. £ 50,00. ISBN 978-1-907534-74-7.
17) Kartzow, Marianne Bjelland: Gossip and Gender. Othering of Speech in the Pastoral Epistles. Berlin u. a.: De Gruyter 2009. XVI, 241 S. = Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft, 164. Geb. EUR 139,95. ISBN 978-3-11-021563-2; Solevåg, Anna Rebecca: Birthing Salvation. Gender and Class in Early Christian Childbearing Discourse. Leiden u. a.: Brill 2013. XIV, 228 S. = Bib-lical Interpretation Series, 121. Geb. EUR 131,00. ISBN 978-90-04-25778-8.
18) Vgl. u. a. Ulrike Wagener, Die Ordnung des »Hauses Gottes«. Der Ort von Frauen in der Ekklesiologie der Pastoralbriefe (1994); Annette Merz, Die fiktive Selbstauslegung des Paulus. Intertextuelle Studien zur Intention und Rezeption der Pastoralbriefe (2004); Korinna Zamfir, Men and Women in the Household of God. A Contextual Approach to Roles and Ministries in the Pastoral Epistles (NTOA 103), Göttingen 2013; rez. in ThLZ 139 [2014], 1160–1164.
19) Vgl. dazu ausführlicher den Sammelband: Ute E. Eisen/Christine Gerber/Angela Standhartinger (Hrsg.), Doing Gender – Doing Religion (WUNT 302), Tübingen: Mohr Siebeck 2013, rez. in: ThLZ 145 [2015], 24–27. Der Band enthält eine Einleitung (1–33) mit einem Überblick über die Debatte zur Intersektionalität im Kontext des internationalen Wissenschaftsdiskurses.
20) Hingewiesen sei auf zwei relevante Sammelbände aus dem US-amerkanischen Kontext: Deryn Guest/ Robert E. Goss/Mona West/Thomas Bohache (Hrsg.), The Queer Bible Commentary, London 2006; 22007; Teresa J. Hornsby/Ken Stone (Hrsg.), Bible Trouble: Queer Reading at the Boundaries of Biblical Scholarship (Semeia Studies 67), Atlanta 2011, sowie eine interessante Einzelstudie: Gillian Townsley, The Straight Mind in Corinth: Queer Readings across 1 Corinthians 11:2–16 (Semeia Studies 88), Atlanta 2017.
21) Guest, Deryn: Beyond Feminist Biblical Studies. Sheffield: Sheffield Phoenix Press 2012. XIII, 192 S. = Bible in the Modern World, 47. Geb. £ 40,00. ISBN 978-1-907534-62-1.
22) Villalobos Mendoza, Manuel: Abject Bodies in the Gospel of Mark. Sheffield: Sheffield Phoenix Press 2012. V, 210 S. = Bible in the Modern World, 45. Geb. £ 50,00. ISBN 978-1-907534-54-6.
23) Fischer, Martin [Hrsg.]: Jesus und die Männer. Impulse aus einer Fachtagung zu theologischer Männerforschung. Münster u. a.: LIT Verlag 2014. 168 S. = Theologie und Geschlecht, 2. Kart. EUR 19,90. ISBN 978-3-643-50563-7.
24) Zur englischsprachigen Diskussion vgl. u. a.: Stephen D.Moore/Janice Capel Anderson (Hrsg.), New Testament Masculinities, Leiden u. a. 2004 (rez. bei Gerber in ThLZ 130 [2005], s. Anm. 1); Björn Krondorfer (Hrsg.), Men and Mascu-linities in Christianity and Judaism. A Critical Reader, London 2009.
25) Vgl. Martin Leutzsch, Konstruktionen von Männlichkeit im Urchristentum, in: Dem Tod nicht glauben. Sozialgeschichte der Bibel (FS L. Schottroff, hrsg. von F. Crüsemann u. a.), Gütersloh 2004, 600–618; Ders., Eunuch und Intersektionalität. Ein multiperspektivischer Versuch zu Apg 8,26–29, in: Eisen u. a. (Hrsg.), Doing Gender – Doing Religion (s. Anm. 19), 405–430.
26) Vgl. zum Thema vom selben Autor auch: Constructions of Masculinity in Antiquity and Early Christianity, in: lectio difficilior 2 [2016] (Onlinezeitschrift, s. Anm. 4); Ders., Jesu Männlichkeit im Markusevangelium. Eine Spurensuche, in: Eisen u. a. (Hrsg.), Doing Gender – Doing Religion (s. Anm. 19), 359–379.