Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Dezember/2019

Spalte:

1320–1321

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Hallensleben, Barbara [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Einheit in Synodalität. Die offiziellen Dokumente der Orthodoxen Synode auf Kreta 18. bis 26. Juni 2016. 2. Aufl.

Verlag:

Münster: Aschendorff Verlag 2017. IV, 112 S. = Epiphania Egregia, 12. Kart. EUR 12,00. ISBN 978-3-402-12068-2.

Rezensent:

Michaela C. Hastetter

Nur ein Jahr nach der Erstauflage erschien 2017 die zweite Auflage der 2016 erstmals in deutscher Übersetzung von Barbara Hallensleben herausgegebenen Dokumente der vom 18. bis 26. Juni 2016 auf Kreta tagenden »Orthodoxen Synode«. Die Gliederung des Buches und die Textstruktur des Vorwortes (mit einer Auslassung und einem Zusatz) sind bis hin zu Seitenzählung und Umfang in der Neuauflage gleichgeblieben. Auch am Layout hat sich nichts geändert. Wie bei der Erstauflage folgen auf das Vorwort die Enzyklika zur Einberufung der Synode vom 20. März 2016, das in Chambésy am 27. Januar 2016 unterzeichnete Dokument der Organisations- und Arbeitsweise der Synode, die Eröffnungsansprache des Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus, die Botschaft und die Enzyklika der Synode und schließlich die Einzeldokumente zur Bedeutung des Fastens, zum Sakrament der Ehe, zur Autonomie und der Weise ihrer Proklamation, zur orthodoxen Diaspora, zu den Beziehungen der orthodoxen Kirche zu der übrigen christlichen Welt und zur Sendung der Kirche in der Welt von heute. Ein Anhang mit Listen der Delegationen, Berater und Beobachter der Synode rundet das Buch ab.
Wie die Erstauflage verzichtet auch die Zweitauflage auf den Anspruch einer »kirchlich approbierten Übersetzung« (22017, III). Eine offizielle kirchenamtliche Fassung, allerdings ohne Liste der Teilnehmenden, wurde erst 2018 von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland in einer zweisprachigen Ausgabe (deutsch-griechisch) zum »Heiligen und Großen Konzil[] der Orthodoxen Kirche« herausgegeben, womit mittlerweile drei un­terschiedliche Textvarianten in deutscher Sprache vorliegen. Den Wortgebrauch »Orthodoxe Synode« hat Hallensleben auch in der zweiten Auflage beibehalten, da für sie mehr der griechischen sýnodos entsprechend, während die englische und französische (und mittlerweile auch die offizielle deutsche) Übersetzung vom »Konzil (council, concile) der Orthodoxen Kirche« spricht. Zudem hat Hallensleben wie auch schon in der Erstauflage im Vorwort auf eine theologische Analyse verzichtet, die sie »an dieser Stelle nicht vorwegnehmen« (22017, II) wollte.
War die Erstauflage noch im Jahr des Synodenabschlusses unter erheblichem Zeitdruck mit dem Risiko vorgenommen worden, »dass es bei der offiziellen Zusammenstellung der Synodenakten noch zu Korrekturen kommt, z. B. aufgrund der Aktualisierung der Listen der angemeldeten Delegationen, Berater und Beobachter durch die schließlich real anwesenden Teilnehmenden« (12016, III), wurde mit der Neuauflage die Publikation nun auf das solide Fundament des Tatsächlichen gestellt: »Ein Jahr nach der ersten Auflage wird die zweite Auflage der deutschsprachigen Synodendokumente notwendig. Aus diesem Anlass wurden [sic!] die Übersetzung an einigen Stellen leicht überarbeitet. Vor allem konnten die Delegationen der teilnehmenden Kirchen nun gemäß der wirklich anwesenden Synodenmitglieder dokumentiert werden« (22017, IV). »Als Vorlage dienten« wie schon 2016 »die Dokumente auf der offiziellen Website der Synode« (22017, II). So stellt sich für den Leser der zweiten Auflage die Frage, was sich am Text und den Listen im Vergleich zur Erstauflage verändert hat. Die allermeisten Texteingriffe betreffen kleinere sprachliche Glättungen und Satzumstellungen, die vom Inhalt nicht weiter oder kaum ins Gewicht fallen: aus »Doppelehe« (12016, 64) wird wie im Griechischen »Bigamie« (22017, 64), die Rede vom »heutigen Menschen« (12016, 88) wird zum »zeitgenössischen Menschen« (12017, 88), die »innere Unruhe« (12016, 93) zu »Unruhen« (22017, 93) schlechthin, »ökonomische[] Akteure« (12016, 96) werden zu »Vertreter[n] der Finanzwelt« 22017, 96). Auch die Bezeichnung des ÖRK wurde von »Weltrat der Kirchen« (12016, 82) zugunsten seiner offiziellen Bezeichnung »Ökumenischer Rat der Kirchen« (22017, 82) hin korrigiert. Mehr Schwierigkeiten macht die deutsche Wiedergabe von proskynetēn miktón aus einem Zitat von Gregor dem Erleuchter mit »anbetendes Mischwesen« (12016, 89), das auch als »anbetendes Wesen zusammengesetzter Natur« (22017, 89) in der Zweitauflage noch nicht wirklich überzeugt. Die offiziell approbierte Übersetzung von 2018 hat dies verständlicher gelöst und den Menschen als »umfassende[n] Anbeter« verstanden.
Die weitreichendste Sinnänderung im Vergleich zur Erstauflage betrifft jedoch die Rolle und Aufgabe des in der Diaspora vorsitzenden Bischofs bei Bischofsversammlungen, »ex offizio der erste unter den Bischöfen des Ökumenischen Patriarchats«: Die un­glückliche Textübertragung des proexárchei tōn sylleitoúrgōn mit »führt den Vorsitz über seine Kollegen« (12016, 73) wurde in der Zweitauflage mit »steht den gemeinsamen Gottesdiensten vor« (22017, 73) entsprechend dem Urtext korrigiert, was die offizielle Übersetzung mit »der Erste bei Konzelebrationen« noch näher an das griechische Original gefasst hat. Hingegen hat sich die Übertragung des mè áametaklétōs lythéntos in Bezug auf das Ehehindernis einer »nicht unwiderruflich aufgelöste[n]« (12016, 64) Ehe zu einer »nicht vollständig aufgelöst[en]« (22017, 65) in der korrigierten Fassung nicht unbedingt verbessert, was in der offiziellen Übersetzung von 2018 mit »nicht endgültig aufgelöst« kanonisch präziser ist. In Bezug auf die Listen der Synodenteilnehmer, die gemäß den Vorworten (12016, III/22017, IV) einer Revision und Aktualisierung bedurften, konnten nur zwei Anpassungen in der Zweitauflage vermerkt werden: die Streichung des Zusatzes »II.« bei »Jovan (Vraniškovski)« aus der serbischen Delegation und die im Grunde einzige wirklich neue Einfügung des offiziellen Begleiters der Beobachter, »Prof. Dr. Giorgios Larentzakis« (22017, 112), ganz am Ende der Liste. Allerdings wurde bei allen Patriarchen der vollständige Titel im Vergleich zum griechischen Original auf der offiziellen Website auch in der zweiten Auflage gekürzt, was insbesondere beim Ökumenischen Patriarchen ins Gewicht fällt, dessen Titulatur »Seine Allheiligkeit, Ökumenischer Patriarch Bartholomäus, Vorsitzender der Heiligen und Großen Synode« (www.holycouncil.org/delegations) auf den Namenszusatz »Patriarch, Vorsitzender« ( 12016/22017, 103) reduziert wurde. Auch auf die Nummerierung der Delegationsmitglieder nach der unnummerierten An-führung des jeweiligen Patriarchen am Anfang der Liste wurde verzichtet (vgl. 12016/22017, 103 ff.).
Die Textkorrekturen und Anpassungen der Namensliste, die man für die Zweitauflage hätte erwarten können, bleiben somit aufs Ganze gesehen überschaubar. Barbara Hallensleben ist zu danken, dass mit der zweiten Auflage nun eine revidierte endgültige ›inoffizielle‹ deutsche Übersetzung zugänglich ist. Ihr großes Verdienst ist, dass sie die Dokumente der Kreta-Synode und ihre Namenslisten so rasch einer deutschen Leserschaft zur Verfügung gestellt hat.