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Ausgabe:

Juni/2019

Spalte:

662–687

Kategorie:

Literatur- und Forschungsberichte

Autor/Hrsg.:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Titel/Untertitel:

Die jüdisch-hellenistische Literatur in der jüngeren Forschung

I Einleitung


Vor 50 Jahren erschien in erster Auflage die »Bibliographie zur jüdisch-hellenistischen und intertestamentarischen Literatur« von Gerhard Delling.1 Sie umfasste neben den literarischen Werken des Frühjudentums (einschließlich Septuaginta, Philon und Josephus) auch einführende Literatur zu Geschichte, Kultur und Religion der jüdischen Diaspora, nichtliterarische Quellen wie Inschriften, Papyri und Zeugnisse bildender Kunst sowie Belege zu Juden in der paganen antiken Literatur. Die erste Auflage dieses Werkes zählte 2.230 Nummern, die zweite gut fünf Jahre später schon 3.650. Zwei rund 25 Jahre später erschienene, gleich näher zu besprechende Bibliographien bieten, obwohl deutlich weniger umfassend angelegt, ein Vielfaches an Titeln. Heute ist die Zeit für gedruckte Bibliographien zur frühjüdischen Literatur endgültig vorbei, und angesichts elektronischer Suchmaschinen sind sie auch überflüssig geworden. Die geradezu explosionsartige Zunahme an wissenschaftlichen Publikationen zur jüdisch-hellenistischen Li­teratur entspricht aber nicht bloß proportional dem Anstieg akademischer Publikationen auf dem Gebiet der Bibelwissenschaften insgesamt, sondern spiegelt darüber hinaus auch ein deutlich ge­wachsenes Interesse am antiken vorrabbinischen Judentum, nicht zuletzt, wenn auch nicht allein, aus Sicht der christlichen Bibelexegese und der ältesten Kirchengeschichte.

Der folgende Literaturbericht kann weder einen ausgewogenen Überblick über die jüngere Forschung zum Frühjudentum bieten noch die angezeigten Werke inhaltlich und im Blick auf ihren Forschungsertrag ausreichend würdigen. Es soll lediglich versucht werden, anhand der bei der ThLZ in einem längeren Zeitraum zur Besprechung eingegangenen Werke aktuelle Orientierungen über wichtige Hilfsmittel, Publikationsreihen und Sammelwerke zu vermitteln sowie anhand einzelner Publikationen ausgewählte Problemstellungen anzusprechen. Nicht behandelt werden hier Arbeiten aus den schnell wachsenden Forschungsgebieten zur Septuaginta,2 zur Qumran-Literatur3 und zu den nichtliterarischen Quellen des Frühjudentums (Papyri, Inschriften, Münzen, Archäologie, Ikonographie).4 Auch übergreifende Darstellungen zu Ge­schichte,5 Religions- und Kulturgeschichte6 oder zu theologischen Themen7 können hier nicht berücksichtigt werden. Zur Philon- und Josephus-Forschung sind zudem kürzlich eigene Beiträge in dieser Zeitschrift erschienen.8

II Bibliographien, Hilfsmittel, Einleitungen, Überblicke


Das ursprünglich von Otto Kaiser und Werner Georg Kümmel an-geregte, seit 1973 unter der Hauptherausgeberschaft von Kümmel erscheinende und seit 1987 von Hermann Lichtenberger fortge-führte Sammelwerk »Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit« (JSHRZ)9 hat unter seinen »Supplementa« im Jahr 1999 eine von Andreas Lehnardt verantwortete Bibliographie herausgebracht.10 Sie ergänzt die Teilbibliographien zu den einzelnen Faszikeln des Ge­samtwerkes und führt sie bis zum Jahr 1998 fort. Gezielt erweitert wurde sie vor allem durch Nachweise von Forschungsbeiträgen in modernem Hebräisch und in slawischen Sprachen. Die Bibliographie ist auf den Schriftenkreis der JSHRZ beschränkt, schließt also Philon11 und Josephus12 aus und behandelt nur die-jenigen Teile der Septuaginta, die als eigenständige literarische Werke der frühjüdischen Literatur gelten können (also Sir, Weish, 1/2Makk, Jdt, Tob, Bar, aber auch OrMan, ZusDan, ZusEst, EpJer). Während sie in ihrem Hauptteil den Rubriken der JSHRZ folgt (His­toriographische und legendarische Erzählungen, Unterweisung in erzählender Form, Un­terweisung in lehrhafter Form, Poetische Schriften, Apokalypsen, innerhalb der Rubriken der Textfolge der JSHRZ-Bände) und auch die Gliederung im Wesentlichen aus deren Teilbibliographien übernimmt (Textausgaben, Übersetzungen und Kommentare, Aufsätze – Artikel – Monographien), bietet sie zu Beginn zusätzliche Abschnitte zum wissenschaftlichen Umgang mit der frühjüdischen Literatur (u. a. Bibliographien und Hilfsmittel, Einleitungen, Sammelwerke, methodische und forschungsgeschichtliche Probleme) und zu übergreifenden Themen (u. a. Apokalyptik und Eschatologie, Messias, Tora, Weisheit, Frauen, Engel). Besonders hilfreich ist die »Bibliographie der Bibliographien« (Nr. 1–88), während die ca. jeweils 25 bis 30 Einträge zu Themen wie »Messias«, »Geschichte Israels« oder »Weisheit« eher wie zufällig ausgewählt wirken und kaum als Zugang zur aktuellen Forschungsdiskussion ausreichen (»Apokalyptik« hat im­merhin knapp 300 Titel). Obwohl alle Titel durchnummeriert sind, wurde auf Querverweise verzichtet, so dass viele Werke mehrfach komplett bibliographiert werden. Ein Autorenregister ermöglicht aber leicht die gezielte Durchsicht auf besonders wichtige und quellenübergreifend einschlägige Werke.

Die Bibliographie von Lorenzo DiTommaso13 beruht auf einer älteren Zusammenstellung von J. H. Charlesworth,14 dem Herausgeber der »Old Testament Pseudepigrapha«.15 Auch sie beschränkt sich auf die in diesem Sammelwerk enthaltenen frühjüdischen Schriften, die freilich von den JSHRZ charakteristisch abweichen. Einerseits fehlen die Apokryphen (also die nur in der Septuaginta, nicht in der hebräischen Bibel überlieferten Schriften), anderer-seits wurden in OTP erheblich mehr Texte aufgenommen, deren Ur­sprünge freilich oft kaum über ihre Textüberlieferung in der (christlichen!) Spätantike und zum Teil erst im Mittelalter hin-aus zurückverfolgt werden können. Ausgeschlossen bleiben bei DiTommaso neben der Septuaginta auch Philon und Josephus.

Ähnlich wie bei Lehnardt gibt es auch bei DiTommaso eine vorangestellte Rubrik zu übergreifenden Fragestellungen und Themen (ca. 600 Einträge). Angeordnet sind die folgenden Einzelbibliographien nach dem Alphabet der Eigennamen, unter denen die Texte traditionell überliefert sind bzw. denen sie zugewiesen werden, sei es als (pseudepigraphen) Autoren oder als Gestalten, von denen in den betreffenden Texten die Rede ist. Das führt biswei-len zu merkwürdigen Nachbarschaften. So steht der Aristeasbrief hinter verschiedenen Adam-Schriften sowie Achiqar und vor den Baruch-Schriften, und die Sibyllinischen Orakel folgen auf die Schrift des Sem und gehen verschiedenen Salomo-Schriften (OdSal, PsSal, TestSal) voraus. Ganz aus dem Anordnungsschema fallen Texte wie die hellenistischen Synagogengebete (unter H), das Jubiläenbuch (unter J), die Vitae Prophetarum (unter P), die syrisch überlieferten apokryphen Psalmen (unter S) und die Fragmente pseudepigrapher paganer Autoren (ganz am Schluss, aber Pseudo-Phokylides steht unter P nach Pseudo-Philo [= Liber Antiquitatum Biblicarum]). Auch wenn jede Anordnung der überaus vielfältigen und aus weit voneinander entfernten Orten und Zeiten stammenden Quellen mit Schwierigkeiten behaftet ist: die mechanisch-al­phabetische Reihenfolge der Bibliographie von DiTommaso trennt Zusammengehöriges und stellt radikal Verschiedenes nebeneinander (so etwa unter der Überschrift »The Primary Adam Literature« Texte, die möglicherweise noch aus der Zeit vor 70 n. Chr. stammen [ApkMos = grLAE], mit dem syrischen »Testament Adams«, einem mandäischen »Buch Adams« und der koptisch überlieferten Apokalypse Adams sowie weiteren aus den Nag-Hammadi-Funden stammenden Texten, die auf die Weltschöpfung Bezug nehmen). Weder literarisch noch entstehungsgeschichtlich haben diese Texte ir-gendetwas miteinander zu tun.

Innerhalb der Abschnitte zu den einzelnen Quellen stehen in der Regel Textausgaben und Übersetzungen am Beginn, gefolgt von weiter untergliederten allgemeineren und speziellen Studien. Gelegentlich gibt es auch Zusammenstellungen von Literatur zu speziellen Themen, etwa bei den Sibyllinischen Orakeln zur antiken paganen und christlichen Sibyllen-Tradition, zum Orakel des Hystaspes und zum Töpfer-Orakel. Leider fehlen Register jeglicher Art, und die Titel sind nicht durchnummeriert. Das verstärkt die s chon mit der Anordnung gegebenen Orientierungsschwierig-keiten. Das relativ detailliert gegliederte Inhaltsverzeichnis hilft kaum weiter, da es keine quellenübergreifende Suche ermöglicht. Am Beginn werden gut 100 übergreifende Werke und Lexika in einem Abkürzungsverzeichnis angeführt, auf die später verwiesen wird. Weitere Querverweise gibt es nicht, so dass ein Teil des gewaltigen Umfangs (über 1000 Seiten) auf mehrfachen Nachweis derselben Titel zurückgeht.

Von Albert-Marie Denis stammt eine voluminöse zweibändige wissenschaftliche Einleitung in die jüdisch-hellenistische religiöse Literatur.16 Mit diesem Werk hat der 1999 verstorbene französische Gelehrte, der zuvor schon mit seiner Einleitung in die griechischen Pseudepigraphen zum Alten Testament17 und einer Konkordanz18 zwei Standardwerke zu dieser Literatur vorgelegt hatte, sein Opus magnum abgeschlossen und gekrönt (das Vorwort ist am 1. Dezember 1998 datiert). Es umfasst in etwa den Schriftenkreis der JSHRZ, allerdings ohne Apokryphen; Philon und Josephus sind auch hier beiseitegelassen. Die Anordnung der Werke folgt im Wesentlichen dem dreiteiligen alttestamentlichen Bibelkanon. Dem ersten Teil sind Schriften zugewiesen, die sich irgendwie auf biblische Gestalten aus dem Pentateuch und den Geschichtsbüchern beziehen (von Adam bis zu den Makkabäern), dem zweiten Werke mit Bezug zur prophetischen Literatur (darunter die meisten sogenannten »Apokalypsen«) und dem dritten Texte, die den »Schriften« zugeordnet werden können (wie in der Bibel ist auch hier der dritte Teil am wenigsten kohärent). Auch zu dieser Anordnung kann man Bedenken äußern, etwa wenn die Psalmen Salomos (zusammen mit wei teren Salomo-Schriften) bei den Geschichtsbüchern stehen und nicht bei den »Schriften« oder die Henoch-Bücher (äthiopisch und slawisch) nicht bei den apokalyptischen Texten, sondern zusammen mit dem Leben Adams und Evas, dem Jubiläenbuch und der Novelle »Joseph und Aseneth« im ersten Teil. Aber jede Aufteilung der Quellen hat ihre Probleme, und die von Denis gewählte lässt sich wenigstens einigermaßen gut überblicken. Zudem erschließen umfangreiche Register hervorragend das Werk.

Sein entscheidender Wert liegt aber in der ausführlichen Darstellung und Diskussion der klassischen Einleitungsfragen zu den aufgenommenen Schriften. Behandelt werden u. a. Titel und In­halt, antike Bezeugung und Textgeschichte mit Nachweis der handschriftlichen Überlieferung in der Originalsprache (soweit erhalten) und den Versionen, Ursprungsmilieu, Verfasser und Da­tierung, religiöse Eigenart und Gattung. Der flüssig geschriebene Text ist unterlegt mit einem detaillierten Anmerkungsapparat, der oft mehr als die Hälfte der Seite einnimmt und einen immensen Vorrat an jüngerer, oft auch älterer Sekundärliteratur auswertet. Die Urteile zu den zahllosen, oft extrem komplizierten Fragen der Textentstehung und -überlieferung der hellenistisch-jüdischen Literatur sind immer klar und nachvollziehbar begründet, zu­gleich mit dem notwendigen Maß an Vorsicht und Zurückhaltung versehen, wo keine klaren Antworten möglich sind. Als Werk eines einzelnen Gelehrten (der sich gleichwohl im Vorwort bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedankt) sucht das Buch seinesgleichen und dürfte es wohl kaum mehr finden.19

Am ehesten nach Aufbau, Aktualität und wissenschaftlicher Gründlichkeit mit ihm vergleichbar sind die vier Lieferungen der »Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit«, die als Supplementa zu den JSHRZ bisher erschienenen sind. Sie folgen der Aufteilung der in dieser Sammlung gebotenen Texte nach den schon genannten Rubriken. Über die Darstellung der klassischen Einleitungsfragen hinaus wollen die Einführungen besonders die historische Bedeutung und den theologischen Gehalt der frühjüdischen Texte erschließen. Während die Einleitungsfragen auf der Basis der Einleitungen in den JSHRZ-Lieferungen nur relativ knapp zusammengefasst und je nach Bedarf aktualisiert wurden, tragen die historische Einordung der Schriften und die Herausarbeitung ihrer theologischen Bedeutung in den Einführungsbänden den Hauptakzent.

Der ersten Abteilung der JSHRZ (Historische und legendarische Erzählungen) ist auch der als Erster erschienene Band von Ulrike Mittmann-Richert gewidmet.20 Hier findet sich ein »Vorwort der Herausgeber«,21 das die Intention des Einführungswerkes und den geplanten Aufbau der Artikel erläutert. Demnach sollen die Schriften in der Regel nach fünf Aspekten erschlossen werden: 1. Inhalt, 2. Textentstehung, 3. Historische Bedeutung, 4. Theologische Be­deutung, 5. Wirkungsgeschichte. Angestrebt wird für alle Artikel eine gemeinsame Gliederung (mit Untergliederungen vor allem bei 2. bis 4.), die der schnellen Orientierung dient, aber auch den Besonderheiten der einzelnen Werke gerecht wird. Auch für die historischen und theologischen Hauptteile sind Stichworte vorgegeben, die in den Artikeln aufgegriffen werden können (z. B. unter Historische Bedeutung: Chronologie, Politische Situation, Wirtschaftliche Situation, Soziale Verhältnisse; unter Theologische Bedeutung: Gott und sein Volk, Der Mensch vor Gott, Urzeit und Endzeit, Engel und Dämonen, Geschichtsbild).

Der Schwerpunkt bei der theologischen Interpretation der Schriften in ihrem historischen Zusammenhang tritt besonders im Band von Ulrike Mittmann-Richert hervor, wie sich schon in der kurzen Einführung zeigt.22 Bei einem Großteil der Schriften aus ihrer Rubrik identifiziert sie als gemeinsames theologisches Thema die Bewältigung der religiösen Katastrophe der Religionsverfolgung unter Antiochus IV., also den Kampf um die Hellenisierung des Judentums. Die geistige Sammlung um den Jerusalemer Tempel und die Tora bilden seither eine »innere Einheit«, in der Juden Palästinas mit denen in der Diaspora verbunden sind. Die meisten der »historischen und legendarischen Erzählungen« spiegeln einen Prozess der »Traditionsneubildung«, der maßgeblich durch die Zweisprachigkeit jüdischen Lebens in hellenistischer Zeit beeinflusst wird. Die Übersetzung der hebräischen biblischen Traditionsliteratur in das Griechische, aber auch die sprachliche und inhaltliche Neufassung der biblischen Überlieferungen in griechischer Sprache, ist mehr als ein äußerlich-kultureller Faktor. Zweisprachigkeit wird als theologisches Identitätsmerkmal verstanden, das die Geschichte des Volkes Israel in frühjüdischer Zeit auszeichnet.

Vergleicht man die einzelnen Artikel von Mittmann-Richert mit den Einleitungen zu den betreffenden Schriften im Textband, so findet man nicht selten Positionen, die von den Urteilen der ursprünglichen Bearbeiter abweichen. Auch sind die Artikel öfter (besonders bei älteren Faszikeln der JSHRZ) deutlich länger als die Einleitungen in den Textausgaben (besonders ausführlich: ZusEst [97–113], ZusDan [114–138]), und zwar nicht nur wegen der Schwerpunkte bei der theologischen und historischen Einordnung, sondern oft auch bei den klassischen Einleitungsfragen. Im Grunde handelt es sich um eigenständige Darstellungen. Besonders hilfreich sind die sorgfältig gegliederten Inhaltsübersichten zu den behandelten Schriften. Auf weiterführende Literatur wird jeweils unter Verwendung der Nummern der Bibliographie von Lehnardt verwiesen. Ein detailliert gegliedertes Namen- und Sachregister und ein Stellenregister beschließen diesen Band, der als eigenständige Monographie zur frühjüdischen Geschichtsschreibung (abgesehen von Josephus) angesehen werden kann.

Die drei weiteren bereits erschienenen Einführungen (Unterweisung in erzählender Form,23 Poetische Schriften,24 Apokalypsen25) stammen von Gerbern S. Oegema, wobei allerdings ein Teil der Beiträge zu Lieferung 1,2 von anderen Autoren verfasst wurde. Der Band zu den Apokalypsen, im gleichen Jahr erschienen wie der von Mittmann-Richert, setzt ein mit einem forschungsgeschichtlichen Überblick zur Apokalyptik-Forschung (im Wesentlichen nach J. M. Schmidt und J. J. Collins).26 Gegenüber den oft sehr knappen Einleitungen in den früheren Lieferungen der JSHRZ aus den siebziger Jahren bringen die Artikel im Band von Oegema die Forschung auf einen neuen Stand. Über die Aktualisierung der Einleitungsfragen hinaus werden hier zum Teil recht ausführliche Darstellungen zur historischen und theologischen Bedeutung der Texte geboten.

Besonderes Gewicht kommt neben der Analyse des apokalyptischen Geschichtsbildes dem Bezug auf die biblischen Schriften zu (oft in einem eigenen Paragraphen »Bibelauslegung«). Im Fall der nur koptisch überlieferten Elija-Apokalypse ist allerdings die sehr ausführliche und differenzierte Darstellung von W. Schrage (JSHRZ V/3, 1980, 195–225) durch Oegema nicht überholt. Auch die umfangreichen Aufstellungen zur Textgeschichte des 1. Henoch-Buches (= äthHen) von S. Uhlig (JSHRZ V/6, 1984, 470–491) sind weiterhin unverzichtbar, ganz abgesehen von der gerade bei diesem Text nicht abreißenden Welle neuer Spezialpublikationen. Bei den neueren Faszikeln von JSHRZ V wird man ohnehin auf die ausführlicheren Darstellungen in deren Einleitungen zurückgreifen (bes. C. Böttrich, 1996, zum 2. Henoch-Buch [= slHen]; H. Merkel, 1998, zu den Sibyllinen), und Oegema konnte sich hier entsprechend kürzer fassen.

Deutlich knapper fällt Supplement 1,4 zu den Poetischen Schriften aus, und zwar nicht nur, weil der entsprechende JSHRZ-Band der schmalste ist. Obwohl alle Faszikel schon zwischen 1974 und 1983 erschienen und die Einleitungen darin oft recht kurz sind, gehen die Informationen im Band von Oegema kaum über diesen Forschungsstand hinaus, bleiben zum Teil sogar dahinter zurück (vor allem bei den von N. Walter in JSHRZ IV/3 bearbeiteten Zeugnissen pseudepigrapher hellenistischer Dichtung). Der bisher letzte Band der Einführungen27 erschien 2005 und behandelt sehr verschiedene Werke, die in JSHRZ unter der Überschrift »Unterweisung in erzählender Form« zusammengestellt sind (JSHRZ VI 1,2). Neben Oegema (zum Aristeasbrief, dem Liber Antiquitatum Biblicarum, dem Jubiläenbuch und Joseph und Aseneth) haben dazu Jan Dochhorn (zur Ascensio Isaiae), Beate Ego (zu Tobit) und Otto Merk/Martin Meiser (zum Leben Adams und Evas) beigetragen, in den beiden letzten Fällen also dieselben Autoren, die auch die wenige Jahre zuvor erschienenen Faszikel verfasst hatten. Die vollständig nur auf Äthiopisch überlieferte, aber auf ein griechisches Original zurückgehende Ascensio Isaiae (in JSHRZ II/1, 1973, von Erling Hammershaimb noch unter »Martyrium Jesajas« [= AscJes 1–5] bearbeitet) wird jetzt von Jan Dochhorn sehr ausführlich, geradezu monographisch und auf einem völlig veränderten Forschungsstand analysiert. Demnach lässt sich aus dem überlieferten (christlichen) Gesamttext literarkritisch keine vorchristlich-jüdische Martyriumserzählung (= MartJes) herausoperieren, sondern die ganze Schrift ist »von Anfang an als Einheit geplant und gewissermaßen auf die Visionserzählung in Asc Isa 6,1–11,40 als Höhepunkt hinzukomponiert« worden und somit »eine originär christliche Schrift«.28

Demgegenüber ist der umfangreiche Artikel zu Tobit über weite Strecken textidentisch mit der Einleitung zu dem Faszikel in JSHRZ II/6 (1999), nur entsprechend der Gliederung der Einführungsbände anders angeordnet. Dasselbe gilt für die ebenfalls sehr ausführliche Einleitung zum Leben Adams und Evas (vgl. JSHRZ II/5, 1998), so dass rund 80 der knapp 200 Textseiten des Bandes inhaltlich eine Sekundärpublikation darstellen. Die übrigen Artikel bieten im Vergleich zu den schon recht lang zurückliegenden Einleitungen der Textausgabe kaum neue Forschungserträge und haben ihren Wert vor allem in den Abschnitten zur historischen und theologischen Bedeutung der jeweiligen Schrift. Das gesamte Werk macht damit einen etwas unausgewogenen Eindruck. Teile sind nicht viel mehr als aktualisierte Nachdrucke, andere bringen gegenüber den Textbänden neueste Forschungsergebnisse ein, wieder andere (insbesondere der Band von Ulrike Mittmann) bieten eine systematisierende, vor allem theologische Gesamtinterpretation zu einer ganzen Schriftengruppe.

Eine der größten Herausforderungen für jeden, der sich wissenschaftlich mit der jüdisch-hellenistischen Literatur beschäftigt, bildet die äußerst komplizierte Überlieferungsgeschichte der Texte. Abgesehen von den mit der Septuaginta überlieferten Schriften sind sie vollständig oft nur in Versionen in orientalischen und mittelalterlichen Kirchensprachen erhalten, wobei in der aktuellen Forschung die Existenz literarisch eigenständiger ursprünglich jüdischer Fassungen in solchen Fällen zunehmend in Frage gestellt wird. Exemplarisch soll hierfür auf den kaum überschaubaren Bereich der altslavischen Überlieferung hingewiesen werden.29 Einen Einblick in diese Welt ermöglicht der Sammelband von Lo­renzo DiTommaso und Christfried Böttrich.30 Böttrich, einer der wenigen deutschsprachigen Spezialisten auf diesem Gebiet, hat in JSHRZ das 2. Henochbuch und in der Neuen Folge die »Geschichte Melchisedeks«31 sowie gemeinsam mit Sabine Fahl die »Leiter Jakobs«32 bearbeitet. Neben der Einführung hat er für den vorliegenden Band auch noch einen umfangreichen Beitrag zur Ge­schichte Melchisedeks im slavischen Kulturkreis verfasst.33 Außer den genannten nur kirchenslavisch überlieferten Schriften (hinzu kommt noch die Apokalypse Abrahams) gibt es weitere, bei denen die slavischen Versionen für die Textgeschichte und -rekonstruktion der vorausliegenden Sprachstufen wichtig sind. So bietet der Band Beiträge zu den Testamenten der Zwölf Patriarchen und den Sibyllinischen Orakeln sowie mehrere zur Apokalypse Abrahams; erwähnt werden noch das Testament Abrahams, Joseph und Aseneth, das 3. (= grBar) und 4. Baruch-Buch (= Paralipomena Ieremiae) und die Ascensio Isaiae. Wichtig ist besonders der letzte Beitrag von Evgenij Vodolazkin zur so genannten Paleja34 und ihren verschiedenen Redaktionen, einer in sich vielschichtigen Textsammlung von Apokryphen in der altrussischen Literatur.35 Stellenregister erschließen den Band.36

Im Blick auf die in diesem Bericht behandelte jüdisch-hellenis-tische Literatur steht das Buch von Arkady Kovelman37 etwas am Rande, soll aber hier als hoch anregender Beitrag aus der aktuellen russischen Forschung zum antiken Judentum gewürdigt werden.

Der Autor ist Professor an der Staatlichen Universität Moskau und Leiter des dortigen Zentrums für Jüdische Studien. In fünf Kapiteln, die auf jeweils verschiedenen Quellengattungen beruhen (römische und byzantinische Papyri aus Ägypten, Ester-Rolle und Midrasch Ester, Philon und haggadische Midraschim, Aristeasbrief und Midraschim, Popularphilosophie und -literatur), behandelt er die für das mittelalterliche und neuzeitliche, also im Wesentlichen rabbinische Judentum formative Phase vom Hellenismus bis zur Spätantike. Gegenüber herkömmlichen Modellen eines Mutter-Tochter-Verhältnisses zwischen Judentum und Christentum wird deutlich, dass pagan-hellenistische, jüdisch-hellenistische und rabbinische Kultur und Religion viel enger, ja, geradezu wurzelhaft miteinander in Verbindung stehen, weil erst aus ihrer Begegnung die »klassischen« Religionsformen entstanden sind, die heute als »Judentum« und »Christentum« einander gegenüberstehen. Den Übergang von der hellenistisch-römischen zur byzantinischen Periode der Geschichte des antiken Judentums hat auch der vierte Band der Cambridge History of Judaism38 zum Gegenstand. Themen der frühjüdischen Literatur begegnen hier aber nur am Rande; sie sind in den beiden Vorgängerbänden ausführlich behandelt worden.39

III »Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit«


Das schon mehrfach angesprochene Sammelwerk »Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit« ist in seiner Hauptreihe erst kürzlich mit dem Band zum 3. Makkabäerbuch zum Abschluss gekommen.40 Schon vor längerer Zeit und noch kurz vor Beginn der »Neuen Folge« waren zwei Lieferungen zu Werken erschienen, die nach heutigem Forschungsstand allenfalls am äußersten Rand der frühjüdischen Literatur stehen. Mit der Bezeichnung »5. und 6. Esra-Buch«41 sind Texte gemeint, die in frühneuzeitlichen Dru-cken der Vulgata zusammen mit dem (außerkanonischen) 4. Esra-Buch stehen, obwohl sie entstehungsgeschichtlich weder mit ihm noch miteinander zusammengehören (die handschriftliche Überlieferung des biblischen Esra- und Nehemia-Buches zusammen mit weiteren außerkanonischen Esra-Schriften ist noch weitaus komplizierter).42

Michael Wolter konnte für seine Ausgabe auf eine kommentierte Arbeitsübersetzung und Vorarbeiten von Hartmut Stegemann zurückgreifen, verantwortet als Autor aber nicht nur die Endfassung von Übersetzungen43 und Kommentar, sondern vor allem die umfangreichen Einleitungen, zunächst zu beiden Büchern ge­meinsam (wegen der gemeinsamen Textüberlieferung), sodann noch einmal zu jedem für sich (wegen der je eigenen Literargeschichte). Beide Werke gehen vermutlich auf griechische Originale zurück, von denen allerdings bei 5Esra gar nichts, bei 6Esra nur ein kleines Stück erhalten ist. 5Esra setzt das Matthäusevangelium und 4Esra voraus, ist nach Wolter gar »als eine Art Gegenschrift«44 zu 4Esra zu verstehen und dürfte aus der Zeit zwischen 150 und 250 n. Chr. stammen, 6Esra erst aus der zweiten Hälfte des 3. Jh.s. Bei beiden Texten ist Wolter – ganz im Trend der jüngeren Forschung – mit Blick auf mögliche jüdische Urfassungen äußerst skeptisch; literarkritisch rekonstruieren ließen sie sich in keinem Fall. Die Texte gehören also in den Kontext der spätantiken frühchristlichen Literatur, für die es geradezu typisch ist, biblisch-jüdische Vorstellungen und Überlieferungen aufzunehmen und zu tradieren.

Dasselbe gilt für die von Bernd Jörg Diebner bearbeiteten Ze­phanja-Apokalypsen.45 Schon der Plural ist signifikant, handelt es sich doch um drei verschiedene handschriftlich überlieferte Texte (ein kurzes griechisches Fragment bei Clemens von Alexandrien sowie zwei längere, ebenfalls fragmentarische Fassungen in koptischen Dialekten), die auf mindestens zwei voneinander verschiedene Werke zurückgehen (die drei Fassungen werden nacheinander übersetzt und kommentiert). Auch Diebner kommt nach detaillierten Analysen der Textüberlieferung und äußerst sorgfältiger Diskussion der literarischen Verhältnisse46 zu dem Schluss, dass wir nur die christlichen Fassungen der Texte zur Verfügung haben, die Annahme vorchristlich-jüdischer Fassungen dagegen äußerst hypothetisch bleibt.

Für die in der »Neuen Folge« der JSHRZ bearbeiteten Texte ist noch fraglicher, ob sie oder ihre literarischen Vorstufen sich bis in die nichtchristliche jüdisch-hellenistische Literatur zurückverfolgen lassen. Das gilt auch für die drei hier angezeigten Lieferungen. Ganz unsicher ist eine jüdische Vorstufe bei den »Fragen Esras«, die von Jutta Leonhardt-Balzer bearbeitet wurden.47 Der nur ar­menisch, aber in zwei verschiedenen Fassungen überlieferte Text gibt ein Gespräch des Sehers Esra mit dem Engel des Herrn über das Schicksal der Seelen nach dem Tod wieder (die Übersetzung bietet beide Fassungen synoptisch). In ihrer knappen, aber die Überlieferungsverhältnisse gründlich nachzeichnenden Einleitung kommt Leonhardt-Balzer zu dem Ergebnis, »dass der Text eine christliche Bearbeitung des apokryphen Esramaterials ist und auf jüdischen Vorbildern aufbaut« (8). Aber kann man einen solchen Text noch als »jüdische Schrift aus hellenistisch-römischer Zeit« ansehen?

James H. Charlesworth, der Bearbeiter der »Schrift des Sem«,48 einer nach den zwölf Tierkreiszeichen geordneten Sammlung von Ankündigungen katastrophaler Ereignisse, möchte annehmen, dass der Verfasser dieser in einem einzigen syrischen Manuskript aus dem 15. Jh. überlieferten und nirgendwo in der antiken Literatur bezeugten Schrift ein Jude aus Alexandria war. Er datiert das seiner Meinung nach aramäische Original »sehr wahrscheinlich in den 20er Jahren« des 1. Jh.s v. Chr. (10 f.). Die Argumentation dafür ist kaum überzeugend. Kriterien für die Bestimmung der Abfassungsverhältnisse sind »die Identifizierung historischer Anspielungen« (3) speziell auf Ereignisse der römischen Geschichte im letzten Drittel des 1. vorchristlichen Jh.s sowie eine gewisse inhaltliche Nähe zu astrologischen Motiven in einigen Texten aus Qumran. Zwar gibt es in der frühjüdischen Literatur tatsächlich astrolo-gische Motive, und in spätantiken Synagogenmosaiken treten sie sogar bildlich vor Augen, aber das kann kein Datierungskriterium sein, solange nicht die spätantiken und mittelalterlichen Belege für diese Motivik ebenfalls kritisch analysiert und die Überlieferungs-

verhältnisse des einzigen spätmittelalterlichen Textzeugen we-nigstens ansatzweise zu erhellen versucht wurden.

Von ganz anderer Qualität ist die Behandlung des »Testament Jakobs« durch Jan Dochhorn.49 Von Anfang an stellt er klar, dass dieser Text »ausschließlich ein Produkt der koptischen Kirche des Mittelalters« (IX) ist, und widmet sich dann umso sorgfältiger dessen überaus verwickelter Vor- und Nachgeschichte (die Einleitung umfasst rund 70, die Übersetzung gut 30 Seiten, von denen der Kommentar jeweils mehr als vier Fünftel einnimmt). Nach Dochhorn wurde das Testament Jakobs im 10. Jh. als dritter Teil den beiden älteren, aber ebenfalls nur in christlicher Überlieferung zu­gänglichen Testamenten Abrahams und Isaaks hinzugefügt, um in einem koptischen Kloster als Vorlesetext am Gedenktag für die drei biblischen Patriarchen zu dienen. Aus der verzweigten, vorwiegend koptischen, aber auch christlich-arabischen und äthiopischen Textüberlieferung (bis hin zu den Falascha, den äthiopischen Juden) gelingt es Dochhorn, einen Archetyp zu identifizieren, der auch in einer Handschrift erhalten ist (Codex Vat. copt. 61,5), deren Schreiber laut Kolophon Makari hieß – eine philologische Meis-terleistung! Während eine Sammlung von drei Patriarchentesta-menten und mit ihm das »Testament Jakobs« erst im koptischen Christentum seit dem 10. Jh. und davon abhängigen Überlieferungen existiert, lässt sich die Überlieferung der Testamente Abrahams und Isaaks je für sich etwas weiter zurückverfolgen; ob allerdings bis zu einer rekonstruierbaren frühjüdischen Entstehungs- und Überlieferungsstufe, ist beim TestAbr umstritten, beim Test-Isaak eher unwahrscheinlich.

Bereits im Jahr 2000 fand »anläßlich des bevorstehenden Ab­schlusses der Reihe« (XI) in Tübingen ein internationales Symposium statt, dessen Beiträge zusammen mit weiteren Aufsätzen von Autoren und Herausgebern der JSHRZ zwei Jahre später im Druck erschienen.50 Der Band bietet einen reichhaltigen Einblick in Geschichte und Methoden der Erforschung, Quellenbereiche und Themen des Frühjudentums, die zum Teil weit über den Schriftenkreis der Textsammlung hinausreichen.

Man muss also fragen, ob der Reihentitel »Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit« für die »Neue Folge« noch sachgemäß oder nicht eher irreführend ist. Das an den drei hier besprochenen Texten gewonnene Bild wird durch die übrigen bisher vorgelegten Lieferungen der »Neuen Folge«51 durchweg bestätigt und hatte sich schon bei den oben besprochenen letzten Lieferungen der Haupt-reihe aufgedrängt. Die Annahme einer frühjüdischen vorchristlichen Entstehungs- oder Überlieferungsstufe der meisten hier zu-sammengeführten Texte ist fraglich, wenn nicht unbegründet.52

Die nun schon mehrfach angesprochene Frage nach der Möglichkeit, für ausschließlich christlich überlieferte Schriften mit Bezug auf biblische Themen oder Gestalten eine vorchristlich-jüdische »Urfassung« zu rekonstruieren, wird in der Monographie von James R. Davila aufgegriffen und grundsätzlich diskutiert, mit einem radikalen Ergebnis, das an den Grundfesten der Erforschung des hellenistischen Judentums rüttelt.53 Nach Davila liegt die Beweislast grundsätzlich bei denen, die einen jüdischen Ursprung solcher Werke annehmen wollen; solange sich jüdische Herkunft nicht in Gestalt von Textzeugen nachweisen lasse, seien diese Texte ausgehend von den überlieferten Handschriften zunächst allein als christliche Quellen zu interpretieren (5). Der Suche nach Kriterien zur Identifikation von ursprünglich jüdischen Werken ist die erste Hälfte des Buches gewidmet. Die zweite bietet einen Durchgang durch ausgewählte Schriften, unterteilt nach »Jewish Pseud-epigrapha« (EpArist, 2Bar, 1Hen 37–71 [ similitudines], 4Esr, 3/4Makk, TestMos, LAB, PsSal) und »Some Pseudepigrapha of Debatable Origin« (Sib III und V, JosAs, TestHi, TestAbr, HistRech [= ApkZos]). Andere in diesem Zusammenhang schon länger diskutierte Schriften wie 3Bar (= grBar), 4Bar (= ParJer), VitProph oder TestXII untersucht Davila nicht eigens; er hält sie offenbar von vornherein für christliche Kompositionen. Die Sapientia Salomonis und das apokryphe Baruch-Buch (= 1Bar) behandelt er in einem kurzen Exkurs (SapSal sei »written by a gentile Christian in the second half of the first century C.E.« [225], 1Bar dagegen eine »Jewish composition before the first Jewish revolt against Rome« [227]).

Freilich lassen sich gegenüber dem Ansatz von Davila gewichtige methodische Einwände erheben. So stellt schon sein »preliminary corpus of ancient Jewish literature« (14: Hebräische Bibel, Qumran-Texte, Masada-Texte, Bar-Kochba-Texte, 1Hen, Jub, Tob, Sir, EpJer, tannaitische Quellen) die Weichen für die Beurteilung der übrigen literarischen Quellen. Es handelt sich dabei nämlich ausschließlich um Quellen des früher »palästinisch« genannten Judentums. Dass die Mehrheit jüdischer Gruppen schon in vorchristlicher Zeit außerhalb des biblischen Landes und des hebräisch-aramäischen Kulturraums lebte, bleibt dabei ebenso unbeachtet wie die offenkundig erst nach dem Jüdischen Krieg einsetzende Reduktion der maßgeblichen jüdischen Überlieferung auf den hebräisch-rabbinischen Überlieferungsstrom. Zudem ergibt sich aus Davilas Ansatz geradezu zwangsläufig, dass sämtliche später als »christlich« erkennbar werdenden Merkmale solcher Schriften von vornherein als »un­jü-disch« anzusehen sind, was der inneren Verwurzelung der Jesus-Bewegung im Frühjudentum schwerlich gerecht wird. Auch die nichtliterarischen Zeugnisse des antiken Judentums bleiben bei Davila völlig unbeachtet. Wenn man demgegenüber die in der jüngeren Forschung herausgearbeitete Vielfalt jüdischer Gruppen und jüdischen Lebens in der Antike ernst nimmt, kann man die überlieferten Quellen nicht einem derart verengten Maßstab dessen unterwerfen, was als »jüdisch« gelten darf und was nicht. Vielmehr sollte man sich vor einer eindeutigen Zuweisung oder gar Ausgrenzung einzelner Quellen aus dem Judentum hüten und stattdessen die gegenseitige Beeinflussung religiöser Gruppen stärker gewichten, die sich aus dem gemeinsamen Wurzelgrund der biblischen Überlieferung speisten und erst im Verlauf der Spätantike sich in »jüdische« und »christliche« Identitäten auseinanderentwickelten. 54

IV Kommentarreihen


Ein eindrucksvolles Zeichen für die aktuelle Blüte der Forschung zur jüdisch-hellenistischen Literatur ist das kontinuierliche Er­scheinen von wissenschaftlichen Kommentaren zu Einzelschriften aus der frühjüdischen Literatur in gleich mehreren Kommentarreihen. Außer den groß angelegten Serien zu Philon und Josephus, die im nächsten Abschnitt zu besprechen sind, sollen hier zwei Bände aus verschiedenen Serien angezeigt werden, die jeweils pars pro toto für die ganze Reihe stehen. Zu erwähnen wären für den deutschsprachigen Bereich darüber hinaus noch die Ergänzungsreihe zu »Das Alte Testament Deutsch«, in der im Bereich der Apokryphen neuere Kommentare zur Weisheit Salomos,55 dem Buch Baruch,56 dem Brief Jeremias,57 den Stücken zu Ester und Daniel58 sowie zu Jesus Sirach59 vorliegen, sowie für den englischsprachigen die Reihe Hermeneia – A Critical and Historical Commentary on the Bible mit in der Abteilung Old Testament Apocrypha and Noncan-onical Jewish Writings derzeit vorliegenden Bänden zu 4Esra,60 1Hen,61 und 2Makk.62

Der Kommentar von David DeSilva zum 4. Makkabäerbuch63 stammt aus der Septuagint Commentary Series.64 Das sowohl in der Septuaginta als auch in einem Teil der Josephus-Überlieferung tradierte 4. Makkabäerbuch (seit Euseb und Hieronymus wurde es fälschlicherweise dem jüdischen Historiker zugeschrieben) gibt sich als philosophische Rede, die den Grundsatz vermitteln will, dass die gottesfürchtige Urteilskraft (ὁ εὐσεβὴς λογισμός) souveräne Herrscherin über die Leidenschaften sei (1,1).65 Die literarische Gestalt der philosophischen Lehrrede kann allerdings ebenso we­nig wie die verwendete Terminologie das Hauptanliegen der Schrift verdecken, die Leser zur Treue gegenüber der Tora angesichts innerer und äußerer Bedrängnisse aufzurufen. Dazu bedient sich der Autor verschiedenster Elemente der philosophischen Schulrichtungen seiner Zeit, ohne sich einer von ihnen eindeutig zuweisen zu lassen. Umgekehrt gestaltet er biblische Überlieferungen und geschichtliche Stoffe aus der Makkabäerzeit so um, dass sie einem ›philosophischen Leben‹ nach jüdischen Maßstäben dienen können. Die Schrift zeigt damit exemplarisch, wie ein gebildeter jüdischer Autor im besten Griechisch seiner Zeit philosophische Topoi aufgreifen, differenziert diskutieren und seiner paränetischen Zielsetzung unterwerfen kann.

DeSilva legt seinem Kommentar den Text des Codex Sinaiticus zugrunde und führt davon abweichende Lesarten der Septuaginta-Ausgabe von Rahlfs in Fußnoten an. Der griechische Text wird zu­nächst fortlaufend zusammen mit einer englischen Übersetzung abgedruckt (2–63) und anschließend ausführlich kommentiert (67–268). Bibliographie und Register beschließen den Band. Vorangestellt ist eine gut 30 Seiten lange Introduction, in der die klassischen Einleitungsfragen sorgfältig diskutiert und vorsichtig beantwortet werden (Abfassung im letzten Drittel des 1. Jh.s n. Chr., nicht unbedingt in Alexandria, sondern möglicherweise in Syrien). Die Schrift wendet sich an ein jüdisches, für griechisch-römische Ideen offenes Publikum, ist beeinflusst von Konventionen und Formen protrep-tischer Literatur, aber ebenso stark von Inhalten und Grundsätzen biblisch-jüdischer Überlieferung. Sie wirkte stärker in der frühchristlichen (bes. Märtyrertradition) als in der jüdischen Überlieferung der Antike nach. Dem Kommentar liegt eine sorgfältige, rhetorischen Grundsätzen folgende Gliederung des Textes zugrunde. Verweise auf antike Quellen und Sekundärliteratur werden nicht in Fußnoten, sondern im Fließtext in Klammern geboten.

In der Reihe Commentaries on Early Jewish Literature hat Walter T. Wilson einen Kommentar zu den Sentenzen des (Pseudo-)Phokylides vorgelegt.66 Der Autor hatte sich schon in seiner Monographie von 199467 besonders mit der literarischen Struktur dieses pseudepigraphen, in Hexametern verfassten frühjüdischen Mahngedichtes beschäftigt und legt die dort begründete Analyse auch seinem Kommentar zugrunde. Demnach sei ein Teil des Gedichts nach den vier Kardinaltugenden der griechischen Moralphilosophie aufgebaut: Verse 9–54 lassen sich der Gerechtigkeit zuordnen, 55–96 der Mäßigung, 97–121 der Tapferkeit und 122–131 der Weisheit. Die Eingangsverse 3–8 bilden als Zusammenfassung des Dekalogs die Einleitung, während der zweite Hauptteil (132–227) Sozialbeziehungen im vorausgesetzten frühjüdischen Adressatenkreis thematisiert. Darüber hinaus werden in der Einleitung Gattung (»gnomic poem«), Sitz im Leben (enzyklische Unterweisung), Quellen (klassische griechische Dichtung ebenso wie hellenistisch-jüdische Moralphilosophie) und ethische Grundlagen des Werkes (Konventionen helle-nistisch-römischer Popularethik und jüdische Tora-Traditionen) behandelt. Eine Übersicht zur Textüberlieferung und eine ausführliche Bibliographie schließen die Einleitung ab.

PseudPhok kann als klassisches Beispiel für die Rezeption literarischer Formen und Konventionen der hellenistischen Umwelt durch jüdische Autoren gelten, worin sich das Kulturbewusstsein jüdischer Kreise niederschlägt, das organisch mit religiösen und ethischen Werten der Tora verbunden wurde. Herkunftszeit und Entstehungsort des Gedichts lassen sich weder zeitlich noch geographisch genauer eingrenzen, wenngleich das implizierte Milieu am ehesten auf das hellenistisch-römische Alexandria zutrifft. Auf den fortlaufenden Kommentar, abschnittsweise untergliedert in Bibliographie, einführenden Überblick, englische Übersetzung, textkritische Anmerkungen und Kommentierung, folgen der Ab­druck des griechischen Textes (ohne Apparat) sowie umfangreiche Register.

V Philon und Josephus


Die äußerst lebendige Philon- und Josephus-Forschung kann hier auch nicht ansatzweise skizziert werden. Sie wird inzwischen längst als je eigenes Forschungsfeld intensiv beackert, wenngleich auch Bezüge zwischen diesen beiden herausragenden frühjüdischen Autoren und den Schriften des Neuen Testaments weiterhin Aufmerksamkeit finden.68 Hier soll lediglich auf die beiden derzeit im Erscheinen begriffenen groß angelegten Kommentarreihen zu Philon und Josephus eingegangen werden.

1. Philon von Alexandrien

Zu den Werken Philons69 sind in der Philo of Alexandria Commentary Series bisher vier Bände erschienen.70 Der Traktat De virtutibus, zu dem Walter T. Wilson einen Kommentar vorgelegt hat,71 gehört zu der sogenannten Expositio legis, einer fortlaufenden, sys-tematisch aufgebauten Auslegung des Pentateuch von der Schöpfungsgeschichte bis zu den Segens- und Fluchsprüchen in Dtn 28. Sie steht neben zwei weiteren philonischen Auslegungswerken zur Tora (Allegorischer Genesis-Kommentar und Quaestiones in Genesim et Exodum) und unterscheidet sich von diesen vor allem durch die Auslegungsmethode, möglicherweise auch durch einen anderen Adressatenkreis.72 Während in den beiden anderen Kommentarwerken die allegorische Auslegung von zum Teil kleinsten De­tails des Bibeltextes in bisweilen äußerst weitschweifigen Interpretationen dominiert, zeichnet sich die Expositio legis durch einen eher systematischen und thematischen Zugriff auf größere Sinneinheiten der Tora aus, die häufig zunächst nach dem Literalsinn interpretiert werden, woran sich freilich auch hier gelegentlich allegorische Auslegungen anschließen können.73

Die Einleitung des Kommentars setzt ein mit einer Einordnung des Traktats in die Expositio legis und das Gesamtwerk Philons und bestimmt von hier aus seine Funktion: Er soll die universale Ausrichtung der Tora im Sinne einer allgemeinen Tugendlehre zusammenfassend unterstreichen und zugleich ihre Bedeutung gegenüber alternativen Gesetzgebungen apologetisch herausstellen, herausgefordert nicht zuletzt durch antijüdische Stimmungen in Alexandria zu Lebzeiten Philons. Nach einem Blick auf die durchaus komplizierte handschriftliche Überlieferung zum Titel des Traktats folgt die Analyse seines Inhalts, der sich in vier Hauptabschnitte gliedern lässt, die zum Teil schon in den Handschriften voneinander abgegrenzt sind: De fortitudine, De humanitate, De paenitentia, De nobilitate.

Schon diese Titel zeigen, dass der Traktat keineswegs schematisch dem vorgegebenen griechischen Tugendkanon folgt, vielmehr sich primär an den moralischen und religiösen Intentionen der mosaischen Tora orientiert. Relativ ausführlich und anhand eines instruktiven Vergleichs mit den Antiquitates romanae des Dionysius von Halikarnassos versucht Wilson, Charakter und Zielgruppe des Traktates und der Expositio legis als Ganzer näher zu bestimmen, mit einem ebenso vorsichtigen wie uneindeutigen Er­gebnis: Angesprochen sind primär Juden, aber auch Nichtjuden in Alexandria, die jedenfalls bisher nur unzureichend mit den Prinzipien jüdischen Glaubens und Lebens vertraut sind. Auf eine eng-lische Übersetzung (gut 40 Seiten) folgen der sehr ausführliche Kommentar (gut 300 Seiten), jeweils gegliedert in Analysis/General Comments, Detailed Comments, Parallel Exegesis (gemeint: Parallelen in Philons sonstigen Werken) und Nachleben, sowie Bibliographie und Register.

Ergänzend sei noch auf die spanische Übersetzung der Werke Philons hingewiesen, deren fünfter Band zur Besprechung vorliegt.74 Er wurde verfasst von José Pablo Martín, dem Direktor des internationalen Projekts Philo Hispanicus, und Sofía Torallas Tovar und enthält die so genannten »historisch-theologischen Traktate« (Vita Mosis, De vita contemplativa, Contra Flaccum, Legatio ad Gaium), jeweils mit ausführlicher Einleitung und Fußnoten sowie einer umfangreichen Bibliographie und Registern. Zu erwähnen sind schließlich noch der kürzlich erschienene Band zu De migratione Abrahami in der Reihe SAPERE,75 der neben dem griechischen Text mit Übersetzung und erläuternden Anmerkungen kommentierende Essays aus unterschiedlichen Fachperspektiven enthält, sowie zwei Hefte der Reihe »Kleine Bibliothek der jüdischen und christlichen Literatur« (hrsg. v. J. Wehnert) mit jeweils ausführlich eingeleiteten Übersetzungen von De Josepho76 und Quid omnis probus liber sit.77

2. Flavius Josephus

Die Serie der Kommentare zu Josephus78 ist schon weiter fortgeschritten als die zu Philon, wenngleich auch hier angesichts der zum Teil äußerst komplizierten Textüberlieferung (besonders in der zweiten Hälfte der Antiquitates) noch kein Ende abzusehen ist.79 Die Forschungslage hinsichtlich einer kritischen Edition des kompletten Josephus-Textes und einer auf ihr basierenden wis-senschaftlichen Kommentierung ist äußerst unübersichtlich. Die Textausgabe von Niese mit ihren immer wieder in der Einzelforschung aufgewiesenen Mängeln bleibt so lange maßgeblich, wie keine neue Gesamtedition vorliegt. Eine solche ist aber trotz jahrzehntelanger Bemühungen an verschiedenen Orten derzeit nicht in Sicht. Ähnlich ist die Lage mit Blick auf eine neue deutsche Übersetzung des Gesamtwerkes, wohingegen wenigstens für das Bellum80 und die sogenannten »Kleinen Schriften« (Vita,81 Contra Apionem82) inzwischen mehrere hervorragende Neuübersetzungen zur Verfügung stehen. Für die Antiquitates ist aber die anerkanntermaßen wissenschaftlich unverantwortbare Übersetzung von Clementz immer noch konkurrenzlos.

Von den sieben Büchern des Bellum liegt bisher lediglich zu Buch 2 ein Kommentar aus dem Brill Josephus Project vor.83 Bearbeitet hat ihn Steve Mason, der Gründer und spiritus rector der Kommentarreihe, der auch schon den Band zur Vita geschrieben hatte.84 Laut Preface (XV–XVII) hat Mason auch eine Gesamteinleitung zum Bellum sowie die Übersetzung und Kommentierung des Prologs (I 1–30) verfasst, die aber erst mit Bd. 1A erscheinen sollen, auf den man freilich seit nunmehr zehn Jahren vergeblich wartet. Damit hängt der Kommentar zu Buch 2 etwas in der Luft, obwohl gerade die hier geschilderten Ereignisse (vom Tod des Herodes bis zum Ausbruch des Jüdischen Krieges) für die neutestamentliche Zeitgeschichte von besonderer Bedeutung sind und die Einzelkommentierung auf der Grundlage der neuen englischen Übersetzung in philologischer, literarischer und religionshistorischer Hinsicht kaum Wünsche offenlässt. Textbasis ist wie für das ge­samte Kommentarprojekt weiterhin Niese, während neuere Ausgaben (Loeb, Michel-Bauernfeind) sowie Ergebnisse laufender Editionsprojekte (Nodet, Schreckenberg/Siegert) zum Vergleich herangezogen wurden.

Zu den Antiquitates liegen inzwischen die Bücher 1–10 vollständig kommentiert vor,85 von der zweiten Hälfte des Werkes dagegen erst zwei Lieferungen zu jeweils einem Buch. Das hängt nicht zuletzt mit der in diesem Bereich besonders schwierigen Textüberlieferung zusammen. Der zuletzt erschienene Kommentar von Paul Spilsbury und Chris Seeman behandelt Buch 11.86 Jan Willem van Henten hat Buch 15 kommentiert.87 Eine Einleitung zu den Antiquitates insgesamt hatte schon L. H. Feldman in dem zuerst erschienenen Band der Reihe geboten.88 Spilsbury/Seeman bringen noch einmal eine eigene (knappe) Einleitung zu Buch 11, wo die Ereignisse der Perserzeit dargestellt werden, und darüber hinaus drei weitere Einleitungen zu den Passagen zu Esra/Nehemia, Ester und zur späten Perserzeit sowie einen Appendix von Ory Amitay zu »Alexander in Jerusalem: The Extra-Josephan Traditions« (128–147). In van Hentens Kommentar gibt es lediglich zu Beginn ein kurzes »Summary of Antiquities 15« (3 f.), wo die Herrschaft Herodes des Großen bis zu seinem 18. Regierungsjahr behandelt wird. Alle Bände bieten Bibliographien und umfangreiche, detaillierte Re-gister.

Geradezu kurios zu nennen ist die Publikationslage für eine der sogenannten »Kleinen Schriften« des Josephus, den Traktat Contra Apionem. Hierzu gibt es inzwischen neben dem Kommentar von John Barclay im Brill Josephus Project89 noch eine zweibändige kommentierte Ausgabe mit Text und Übersetzung von Folker Siegert und dem Münsteraner Josephus-Arbeitskreis90 sowie zu Buch 1 eine weitere Übersetzung mit Kommentar von Dagmar Labow.91 Am gründlichsten textkritisch untermauert ist die Münsteraner Ausgabe, die freilich leider auch nicht bis zu einer eigenständigen kritischen Edition geführt werden konnte. Sie bietet in Band 1 eine sehr umfangreiche Einleitung, in der vor allem der Abschnitt zur Textkritik die Forschung auf eine ganz neue Grundlage stellt (I 65–82), sowie eine abschnittsweise deutsche Übersetzung mit detaillierten Nachweisen der griechischen Textvarianten (ein Appendix verzeichnet die nicht berücksichtigten Konjekturen früherer Ausgaben). Band 2 enthält weitere Beigaben zur Textüberlieferung, verfasst von Folker Siegert, und dann vor allem kommentierende Anmerkungen zur Übersetzung von Manuel Vogel sowie einen Exkurs zur Frage des jüdischen Bürgerrechts in Alexandrien. Am Ende stehen ein fortlaufender griechischer (bzw. für II 52–113 lateinischer) Lesetext nach Niese sowie Stellenregister (nur Ap-Stellen) und Literaturverzeichnis.

Die Mainzer Dissertation von Dagmar Labow ist ungefähr gleichzeitig mit der Münsteraner Ausgabe von Contra Apionem entstanden und stützt sich weitgehend auf schon von Heinz Schreckenberg zusammengetragene Daten zur Textüberlieferung (vgl. dazu in der Einleitung XLVII–LXXIII). Auch sie legt den Text der Edition von Niese zugrunde, immerhin kritisch überprüft anhand der editio minor, die textkritisch oft Verbesserungen gegenüber der früher erschienenen editio maior bot. Die Hauptleistung der Arbeit steckt in dem Fußnotenkommentar zu Ap I mit parallel gesetztem griechischem Text und eigener Übersetzung sowie einem textkritischen Apparat, der vor allem die antike Sekundärüberlieferung und Lesarten anderer Ausgaben verzeichnet. Hinzu treten Einleitungen zu den einzelnen Abschnitten, oft mit um­fangreichen Bibliographien, sowie zahlreiche thematische Exkurse. Im Anhang stehen Quellen- und Literaturverzeichnisse sowie Register.

Am umfangreichsten ist der Kommentar von Barclay im Brill Josephus Project. Auch er bietet eine ausführliche Einleitung (XVII–LXXI) und dann mehr als 300 Seiten zweispaltig gesetzten Kommentar zu seiner Übersetzung, die oft nur wenige Zeilen der Seite einnimmt, sechs thematische Appendizes sowie Bibliographie und umfangreiche Register. Textbasis für Übersetzung und Kommentar ist der Münsteraner Text, auf den Barclay schon vor Erscheinen der Ausgabe von Siegert zurückgreifen konnte. An nur wenigen Stellen (aufgezählt LXIV, Anm. 173) weicht er von ihm ab. In der Einleitung werden u. a. die politischen, sozialen, kulturellen und religiösen Verhältnisse zur Zeit der Abfassung Ende des 1. Jh.s in Rom dargestellt. Besonders sorgfältig und differenziert diskutiert Barclay Aussageabsicht und Adressaten der Schrift. Er unterscheidet zwischen »declared«, »implied« und »intended audience«. Während explizit Nichtjuden angesprochen werden und der implizierte Verstehenshorizont auf gebildete Römer mit einem positiven Interesse am Judentum deutet, lässt sich der Adressatenkreis von der Aussageabsicht der Schrift her nicht eindeutig eingrenzen: »it is likely that its intended audience was sympathetic non-Judeans and, perhaps, fellow Judeans of Josephus’ social and intellectual status« (LI).

Nimmt man die hier angezeigten Publikationen zusammen, so gehört Contra Apionem zu den derzeit wohl am besten wissenschaftlich erschlossenen frühjüdischen Texten überhaupt.

VI Einzelbeispiele


Aber auch andere frühjüdische Texte sind in jüngster Zeit intensiv bearbeitet worden. Auf einige Beispiele gehe ich anhand von zur Rezension eingegangenen Publikationen, vor allem Editionen und Kommentaren, näher ein.

1. Tobit

Als Teil der Apokryphen galt dem Tobit-Buch schon immer die besondere Aufmerksamkeit der Bibelwissenschaftler, insbesondere der katholischen Alttestamentler. Aber auch in den JSHRZ wurde es von Beate Ego bearbeitet.92 Die Textüberlieferung bietet hier be­sondere Herausforderungen. Erhalten sind, wenn auch zum Teil nur fragmentarisch, drei voneinander erheblich abweichende griechische Versionen (mit weiteren davon abhängigen antik-christlichen Übersetzungen), zwei lateinische, eine syrische sowie Reste der aramäischen (ca. 20 % des Gesamttextes) und hebräischen Überlieferung (ca. 5 %). Zahlreiche Fragmente von vier aramäischen und einem hebräischen Manuskript aus den Qumran-Funden (4Q 196–200) waren schon in den 50er Jahren von Jósef Milik entziffert und identifiziert worden und sind inzwischen von Joseph Fitzmyer in der offiziellen Reihe der Qumran-Texte vorbildlich ediert.93 Zur griechischen Überlieferung wurden die gründlichsten Untersuchungen von Robert Hanhart durchgeführt.94 Demnach liegt, kurz gesagt, die größere Wahrscheinlichkeit bei der Annahme, dass die durch den Codex Sinaiticus repräsentierte Langfassung (der im Wesentlichen auch die Vetus Latina folgt) gegenüber der Kurzfassung der Codices Vaticanus, Alexandrinus und Venetus (der die

Vulgata entspricht) in der Regel ursprünglich ist, obwohl es Fälle gibt, bei denen die griechische Kurzfassung dem aramäischen Text nähersteht, der in der Regel mit der ursprünglichen Version des Werkes identifiziert wird.95

Diese insgesamt vielsprachige und -fältige Textüberlieferung wird in zwei fast gleichzeitig erschienenen, aber weitgehend unabhängig voneinander erarbeiteten Textsynopsen bis ins kleinste Detail dokumentiert. Die von Christian J. Wagner erstellte Polyglotte Tobit-Synopse96 entstammt einem DFG-Projekt unter Leitung von Armin Schmitt. Geboten werden nach einer relativ kurzen Einleitung, die die Befunde zur Textüberlieferung zusammenfasst, in sechs Spalten die drei griechischen Fassungen, die beiden lateinischen und die syrische, jeweils nach den aktuellen Editionen, also nicht aus den Handschriften kritisch erstellt. Die Qumran-Fragmente werden in einem zweiten Teil einspaltig abgedruckt – alles ohne Übersetzung und Kommentierung, also als rein philologisches Arbeitsinstrument. Am Ende stehen ein hebräisch-aramäisch-griechischer Index und eine deutsche Wortliste mit den hebräischen bzw. aramäischen Äquivalenten.

Der wesentlich umfangreichere Band von Stuart Weeks, Simon Gathercole und Loren Stuckenbruck97 bietet im Wesentlichen die gleiche Textüberlieferung (allerdings zusätzlich noch die mittelalterlichen hebräischen Zeugen), ist aber ganz anders angelegt. Auf eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Textzeugen in den vier Überlieferungssprachen (9–59) folgt die Wiedergabe der Texte je­weils in kurzen Sinnabschnitten untereinander, also nicht nebeneinander in Spalten mit korrespondierenden Zeilen. Der entscheidende Unterschied zur Synopse von Wagner liegt darin, dass Weeks et al. keinen Rezensionstext darbieten, sondern die einzelnen Textzeugen unverändert wiedergeben (mit einigen pragmatischen Kompromissen wie etwa bei Worttrennungen und Akzenten), so dass meist auf einer Doppelseite mehr als ein Dutzend Textfassungen desselben Verses stehen. Erst so wird die extreme Varianz der Überlieferung voll sichtbar. Immerhin haben wir es mit Bibeltext zu tun, und man fragt sich, was angesichts dieser Varianz im Wortlaut die Berufung auf ›das Wort‹ der Heiligen Schrift konkret bedeutet (dass Tobit nach protestantischer Terminologie ›bloß‹ zu den Apokryphen gehört, ist ein schwacher Trost!). Nach der synoptischen Textdarbietung bringt die Rubrik Notes (336–413) knappe Diskussionen zu Varianten in anderen Textzeugen und Editionen. Ein äußerst umfangreicher Konkordanzteil (416–732: griechisch, lateinisch, hebräisch, aramäisch) sowie die im Anhang vollständig abgedruckten Texte des Codex Alexandrinus und sechs verschiedener lateinischer Zeugen beschließen den Band.

Der Kommentar zum Tobit-Buch von Joseph Fitzmyer98 gehört zur Serie der Commentaries on Early Jewish Literature.99 In seiner Einleitung diskutiert auch Fitzmyer die Textüberlieferung und verweist auf die neue Lage, die sich durch die (von ihm edierten, s. o.) Qumran-Funde ergeben hat. Mit der Mehrheit der gegenwärtigen Forschung hält er eine aramäische Fassung für ursprünglich, die er auf die Zeit zwischen ca. 225 und 175 v. Chr. datiert und vorsichtig als in Palästina entstanden ansieht (Alternative wäre die östliche Diaspora). Der Kommentarteil druckt die beiden griechischen Hauptüberlieferungen in englischer Übersetzung synoptisch in Spalten und bietet jeweils kurze Einleitungen zu den einzelnen Abschnitten und detaillierte Notes zu philologischen Problemen, Fragen der Textüberlieferung, Parallelen in biblischen und frühjüdischen Schriften. Register am Ende des Bandes, bibliographische Hinweise zu den Abschnitten und eine Gesamtbibliographie am Ende der Einleitung erschließen die ganze Breite der aktuellen Forschung zum Tobit-Buch.

2. Sibyllinische Orakel

Die Sibyllinischen Orakel sind als christliche Sammlung in 14 Bü­chern, einem Prolog und Fragmenten in spätmittelalterlichen Handschriften überliefert, die auf spätantike (ebenfalls christliche) Zusammenstellungen zurückgehen.100 Das Werk besteht aus Sprü- chen und Spruchgruppen in griechischen Hexametern, die der heidnischen Sibylla (bzw. verschiedenen Prophetinnen dieses Na­mens) in den Mund gelegt sind, einer in hellenistisch-römischer Literatur durchaus populären Gestalt, deren Prophetien freilich abgesehen von unserer Sammlung nicht überliefert sind.101 Als Konsens kann gelten, dass Teile von Buch III, IV und V auf eine vorchristlich-jüdische Überlieferungsstufe zurückgehen, ohne dass diese im Wortlaut eindeutig rekonstruiert werden könnte. Sie be­stehen zu großen Teilen aus apokalyptischen Zukunftsansagen und Vorstellungen vom Endgericht, einschließlich traditioneller Ermahnungen zu einer Lebensführung nach den Grundsätzen der Tora.

Die Monographie von Rieuwerd Buitenwerf,102 eine von H. J. de Jonge und J. Tromp betreute Leidener Dissertation, konzentriert sich auf Buch III der Sibyllinen und versucht diesen Teil der Sammlung historisch und kultur- bzw. religionsgeschichtlich genauer einzuordnen. Nach einer Einführung in die Überlieferungs- und Forschungsgeschichte der Sibyllinen insgesamt analysiert er Buch III genauer. Bis auf wenige Passagen (V. 93–96.371 f.776 »have a more or less Christian ring«, 125) lasse es sich auf eine jüdische Vorlage zurückführen, die anhand von Anspielungen auf die römische Herrschaft in Kleinasien vor der Eroberung Ägyptens (31 v. Chr.) sowie wegen der Paraphrase eines Orakels bei Alexander Polyhistor auf die Zeit zwischen 80 und 40 v. Chr. datiert werden kann. Kleinasien sei auch die Ursprungsregion dieser jüdischen Sibylle, wie Buitenwerf aufgrund von topographischen Indizien annimmt, im Unterschied zu Ägypten, wie bisher meist vermutet (130–134). Der Hauptteil des Buches besteht in einem fortlaufenden Kommentar zu Sib III mit sorgfältiger Strukturanalyse, eigener Übersetzung und erläuternden Notes (137–300). Im letzten Teil der Untersuchung werden Sitz im Leben, Stil, ethische und religiöse Konzeptionen und die Aussageintention des Verfassers bei der Wahl der Gattung sibyllinischer Orakel systematisch herausgearbeitet (303–385). Eine Zusammenfassung, Literaturverzeichnis und Register beschließen den eindrucksvollen Band.

Olaf Waßmuth geht in seiner in Bern bei Ulrich Luz und Samuel Vollenweider geschriebenen Dissertation insofern neue Wege, als er auch für Sib I und II eine vorchristlich-jüdische Überlieferungsstufe nachweisen möchte.103 Sein Buch ist ähnlich aufgebaut wie das von Buitenwerf: Auf eine Einführung in die christlichen Sibyllinen insgesamt (3–40) folgt die systematische Analyse von Buch I und II im Rahmen des Corpus der sibyllinischen Bücher (41–86), die zu der These führt, es lasse sich »aus dem … Doppelbuch (sc. Sib I und II – KWN) eine umfassende (wenn auch lückenhafte) Grundschrift … rekonstruieren, die es verdiente, als Quelle in die Diskussion um die jüdische Identität in der kaiserzeitlichen Diaspora eingeführt zu werden« (6). Diese Arbeitshypothese liegt dem umfangreichen analytischen Kommentar von Sib I und II zugrunde, dessen Ergebnisse im Schlussteil zusammengeführt werden (465–512; Literaturverzeichnis und Register erschließen auch diesen Band). Demnach lasse sich die Grundschrift anhand der ver-arbeiteten Noah-Tradition im kleinasiatischen Judentum lokalisieren und in das 1./2. Jh. n. Chr. datieren. Sie diente der Integra-t ion jüdischer Gemeinden in Kleinasien in ihre mehrheitlich nichtjüdische Um­gebung. Die These von Waßmuth verdient meiner Ansicht nach Beachtung, weil sie ein wenig gegenläufig zu einem derzeitigen Trend der Forschung steht. Seine Argumente für die Annahme einer jüdischen Grundschrift (vgl. bes. 465–494) müssen im Einzelnen geprüft werden und sollten nicht pauschal mit Verweis auf angeblich allgemein geltende Befunde abgewiesen werden.

3. Joseph und Aseneth

Auch die romanhaft-erbauliche Erzählung von Joseph und Aseneth gehört zu den in jüngerer Zeit besonders häufig untersuchten frühjüdischen Texten. Hier können nur zwei neuere Bücher zur Textrekonstruktion angezeigt werden, die freilich eines der zentralen Probleme der einschlägigen Forschung bildet. Die Textüberlieferung lässt sich stark vergröbert in eine längere und eine kürzere Fassung aufteilen, die sowohl in griechischer Ursprache als auch in verschiedenen antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Übersetzungen erhalten sind (wichtig vor allem lateinisch, armenisch und rumänisch). Umstritten ist immer noch, ob die längere Fassung eine spätere Bearbeitung der kürzeren ist (so Batiffol, Istrin, Philonenko, ihnen folgend Standhartinger, Kraemer) oder ob die Sache umgekehrt liegt (so Burchard, Fink, ihnen folgend die Mehrheit der neueren Interpreten).

Nachdem Christoph Burchard seiner kommentierten Übersetzung in JSHRZ104 schon einen »vorläufigen«, wenn auch auf umfassenden textkritischen Studien beruhenden Text zugrunde gelegt hatte,105 der die längere Fassung als ursprünglich erachtet, hat er die textkritische Grundlagenforschung danach weitergeführt und mit seiner kritischen Ausgabe vollendet.106 Diese wurde freilich wenige Jahre später von seiner Schülerin Uta Barbara Fink, die schon an der kritischen Edition beteiligt war, noch einmal einer »Revision« unterzogen.107 Während Burchard in seiner Ausgabe die s. E. gegenüber dem »vorläufigen Text« von 1979 besseren Lesarten nur im Apparat anführt und in einer Liste im Anhang zusammenstellt (372–384), bietet der Band von Fink auf der Grundlage der textkritischen Urteile von Burchard einen fortlaufenden Lesetext, freilich ganz ohne Apparat (171–197). Man braucht also, um die textkritischen Entscheidungen am fortlaufenden Text nachvollziehen zu können, entweder beide Bücher, oder man muss sich in der Ausgabe von Burchard die besseren Lesarten aus dem Apparat in den Text ziehen.

Darüber hinaus hat Fink im zweiten Teil ihrer Dissertation als weiteren Textzeugen die zweite lateinische Übersetzung der Schrift, basierend auf sechs lateinischen Handschriften aus dem 13.–15. Jh. (198–325), kritisch untersucht und ediert. Außerdem hat sie im ersten Teil ihres Buches die im Wesentlichen schon von Burchard durchgeführten Analysen zur Textgeschichte noch einmal ausführlich dargestellt und diskutiert, zum Teil ergänzt (insbesondere durch Heranziehung eines bisher nur unzureichend entzifferten griechischen Palimpsests und die erwähnte zweite lateinische Übersetzung) und zu einem Stemma der gesamten Textüberlieferung geführt (14–17). Für die Textrekonstruktion sind die beiden hier angezeigten Bände unverzichtbar. Für die Interpretation dieses faszinierenden Dokuments frühjüdischer Literatur wird man weiter den JSHRZ-Band von Burchard heranziehen und kann sich darüber hinaus verschiedener seither erschienener Ausgaben und Einzelstudien bedienen. 108

4. Leben Adams und Evas

Ähnlich kompliziert ist die Textüberlieferung für das »Leben Adams und Evas«. Als literarisch eigenständige Fassungen lassen sich un­terscheiden: das Griechische Leben Adams und Evas (grLAE = ApkMos), von dem eine armenische Version abhängig ist (armLAE I), das Lateinische Leben Adams und Evas (latLAE = VitAd), von dem eine weitere armenische (armLAE II) und eine georgische Version (georgLAE) abhängen, sowie das Slavische Leben Adams und Evas (slLAE).109 Das Werk entfaltet, ausgehend von Gen 3,23 f., aber verknüpft mit umfangreichen zusätzlichen Szenen und Erzählstoffen, die biblische Geschichte von Adam und Eva samt ihrer Nachkommen Kain, Abel und Set. Besonderes Gewicht hat der Tod der Erzeltern, der stark narrativ ausgestaltet und mit weit (u. a. bis zur Auferstehung Adams) reichenden theologischen und anthropologischen Reflexionen versehen wird.110

Nachdem schon Thomas Knittel in seiner Leipziger Dissertation zu erheblichen Passagen eigene Textrekonstruktionen vorgelegt hatte,111 erschienen kurz darauf zwei weitere Monographien, die sich mit der Textgestalt, darüber hinaus aber auch mit der literarischen Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der Schrift befassen, und zwar mit stark voneinander abweichenden Ergebnissen. Während Jan Dochhorn in seiner Göttinger Dissertation112 als Ausgangspunkt der literarischen Überlieferung eine im späten 1. oder frühen 2. Jh. im Land Israel verfasste jüdische griechischsprachige Erstfassung nachweisen will, beschränkt sich Johannes Tromp in seiner Edition ganz auf die mittelalterliche griechische Textüberlieferung113 und enthält sich aller weiter- und tiefergehenden Urteile über die literarische Entstehungsgeschichte.114 Der Band bietet ne­ben der erwähnten Rekonstruktion der Textgeschichte eine knappe, kritische Forschungsgeschichte (nur zur Textüberlieferung), eine Beschreibung der Handschriften, ausführliche Grammatical Notes sowie im Anschluss an die Edition mit Apparat und zwei kurzen Appendizes Bibliographie und Register. Der Band ist für die griechische Überlieferung künftig maßgeblich.

5. Jubiläenbuch und Aufsatzbände

Nur noch anhangsweise sei auf eine Monographie zum Jubiläenbuch hingewiesen, die gegenüber dem Hauptstrom der jüngeren Forschung zu diesem vollständig nur auf Äthiopisch erhaltenen, aber ausweislich der Qumran-Funde, wo das Werk in 14 verschiedenen Handschriften bezeugt ist, ursprünglich hebräisch ver-fassten Werk neue Wege geht.115 Michael Segal möchte in seiner Dissertation (Hebrew University Jerusalem 2004) nachweisen, dass das Jubiläenbuch in seiner überlieferten Gestalt literarisch nicht einheitlich ist, sondern Ergebnis einer Redaktion, die er mit der durch die Qumran-Funde belegten religiösen Gruppe in Verbindung bringt (319–322).

»The final product, as known to us today, is not the work of one individual, but a compound of different traditions and sources. The redactor’s contribution can be found in the chronological framework throughout the book, in the legal passages juxtaposed to the rewritten stories, and in those passages that share the same unique terminology with the legal passages.« (35)

Nur bibliographisch aufgezählt werden können die zur Besprechung eingegangenen Aufsatzbände und Festschriften zu Themenbereichen der frühjüdischen Literatur, die sich beliebig vermehren ließen.116

VII Ausblick


Die aktuelle Forschung zur frühjüdischen Literatur ist wie die in vielen anderen Bereichen der Bibelwissenschaften durch eine überbordende Fülle von Publikationen gekennzeichnet – das ist nichts Besonderes. Nach wie vor spielt sich die Debatte weitgehend auf Papier ab, in Editionen, Übersetzungen, Kommentaren, Monographien, Zeitschriften, Sammelbänden, Festschriften usw. Online-Medien spielen als Publikationsorte von Forschungsergebnissen bisher kaum eine Rolle, haben in den letzten Jahren in dieser Hin sicht sogar eher ab- als zugenommen. Zuverlässige, nachhaltig nutzbare, d. h. über viele Jahre ständig aktualisierte Datenbanken für die Erforschung der frühjüdischen Literatur stehen bisher nicht in einer Weise zur Verfügung, die ihre Verzeichnung in diesem Bericht sinnvoll macht. Als Hilfsmittel für die Recherche und im privaten Meinungsaustausch werden elektronische Medien (social media), Software und Datenbanken natürlich zunehmend genutzt, was sich aber naturgemäß in einem Literaturbericht nicht erfassen lässt.

Die außerordentliche Vielfalt des antiken Judentums, die im letzten halben Jahrhundert in der bibelwissenschaftlichen und judaistischen Forschung hervorgetreten ist und die »rabbinische Engführung« der älteren neutestamentlichen Wissenschaft endgültig beendet hat, zeigt sich besonders auch auf dem Gebiet der frühjüdischen Literatur. Schon deshalb ist eine zu enge Abgrenzung »jüdischer« von »christlichen« Texten fragwürdig. Vielmehr hat die Einsicht in die wurzelhafte und ursprüngliche Verbindung von antikem Judentum und Christentum Konsequenzen auch für die Einordnung ihrer literarischen Quellen. Ebenso wenig wie neutestamentliche und frühchristliche Texte bis weit in das 2. Jh. Zeugnisse einer neuen Religion namens »Christentum« sind, sondern spezifische Entfaltungen der biblischen Überlieferung in hellenistisch-römischer Zeit und damit Quellen auch für das antike Judentum, ebenso müssen auch frühjüdische Texte, die keinen erkennbaren Bezug zur Jesus-Bewegung haben, zum Verständnis dieser Bewegung und ihrer Schriften herangezogen werden. Dass beide, die frühchristlichen wie die frühjüdischen Texte, zugleich auch zur religiösen Literatur der griechisch-römischen Antike ge­hören, versteht sich (fast) von selbst.

Gegenüber den an sich schon vielfältigen und komplexen Ur­sprungszusammenhängen der frühjüdischen Literatur hat sich ihre handschriftliche Überlieferung durch die Spätantike und das Mittelalter bisweilen bis in die Neuzeit hinein als noch erheblich komplexer erwiesen – die Textüberlieferung der neutestamentlichen Schriften ist im Vergleich dazu geradezu schlicht zu nennen. Nicht selten verbieten die zahlreichen überlieferten antiken Versionen die Suche nach der einen, ursprünglichen Fassung einer Schrift. In solchen Fällen müssen alle erhaltenen Versionen – in den betreffenden antik-christlichen Überlieferungssprachen! – im Grunde gleichrangig als Zeugnisse für die frühjüdische Litera-tur ausgewertet werden. Die Textüberlieferung des Tobit-Buches zeigt, dass dieses Phänomen bis in die biblische Literatur hineinreicht, womit sich grundsätzliche bibelhermeneutische Fragen stellen.

Gleichzeitig ist die Erforschung der frühjüdischen Literatur heute nicht mehr eine Domäne der Bibelwissenschaftler. Die ge­meinsame Arbeit von Philologen, Althistorikern, Judaisten, Reli-gionshistorikern, Kulturwissenschaftlern etc., ja, und auch Theologen, stellt die Texte vielmehr in einen weiten Raum geisteswissenschaftlicher Forschung, in dem sie vor allem zunächst einmal als Quellen je eigener literarischer, religiöser, historischer, kultureller Art und Intention ernst genommen werden müssen. In der neueren Josephus-Forschung ist das geradezu Programm. Das ist gegenüber einer lange Zeit vorherrschenden Instrumentalisierung der frühjüdischen Literatur zur höheren Ehre des Christentums sicher ein Fortschritt, sollte allerdings nicht dazu führen, dass ihre spezifisch theologische Bedeutung von den Theologen unter den Erforschern der frühjüdischen Literatur nicht mehr für voll ge­nommen wird.

Fussnoten:

1) G. Delling in Verb. mit G. Zachhuber und H. Berthold, Bibliographie zur jüdisch-hellenistischen und intertestamentarischen Literatur 1900-1965, TU 106, Berlin 1969 (2. überarb. u. bis 1970 fortgeführte Aufl. in Verb. mit M. Maser 1975).
2) S. dazu die in regelmäßiger Folge erscheinenden Sammelbände der Fachtagungen von »Septuaginta Deutsch« (vgl. ThLZ 134 [2009], 437 f.; 136 [2011], 276 f.; 138 [2013], 301 f.; 141 [2016], 33). Zu diesem Übersetzungsprojekt vgl. auch in dieser Zeitschrift W. Kraus, Hebräische Wahrheit und Griechische Übersetzung. Überlegungen zum Übersetzungsprojekt Septuaginta-deutsch (LXX.D), ThLZ 129 [2004], 989–1007; M. Müller, A German Translation of the Septuagint. A reminder of an unsolved canonical problem, ThLZ 137 [2012], 1276–1287. Ein »Handbuch zur Septuaginta« hat 2016 mit der »Einleitung in die Septuaginta«, hrsg. v. S. Kreuzer, zu erscheinen begonnen (Gütersloh 2016, vgl. die Besprechung von F. Siegert in ThLZ 142 [2017], 37–39). Einen Überblick über die Septuaginta-Forschung bietet K. De Troyer, The Seventy-two and their Many Grandchildren: A Review of Septuagint Studies from 1997 Onward, CBR 11 [2012], 8–64. Eine fortlaufend aktualisierte Bibliographie zur Septuaginta-Forschung findet sich unter http://www. septuagintaforschung.de/content/bibliographie (Stand: 08/2016, Abruf: 25.8.2018).
3) Vgl. dazu die elektronische »Orion Dead Sea Scrolls Bibliography« unter http://orion.mscc.huji.ac.il/resources/bib/bibliosearch.shtml (Stand: 08/2018, Abruf: 25.8.2018); vgl. auch C. Hempel, Recent Research in the »Dead Sea Scrolls«, ThLZ 139 [2014], 650–665.
4) Vgl. dazu R. Deines, J. Herzer, K.-W. Niebuhr (Hrsg.), Neues Testament und hellenistisch-jüdische Alltagskultur. Wechselseitige Wahrnehmungen. III. Internationales Symposium zum Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti, WUNT 274, Tübingen 2011, sowie J. K. Zangenberg, Archäologie Palästinas. Ein Forschungsbericht zur hellenistisch-römischen Zeit, ThLZ 138 [2013], 258–274.
5) Vgl. dazu zuletzt B. Eckhardt, Die »hellenistische Krise« und der Makkabäeraufstand in der neueren Diskussion, ThLZ 143 [2018], 983–998.
6) Vgl. dazu D. Mendels, Phases of Inscribed Memory Concerning the Land of Israel in Palestinian Judaism of the Second Century BCE, ThLZ 138 [2013], 151–164; B. Ego, Der Gottesdienst der Engel – Von den biblischen Psalmen zur jüdischen Mystik. Traditionskritische Überlegungen zu den Sabbatopferliedern von Qumran, ThLZ 140 [2015], 886–901.
7) Vgl. dazu U. Mittmann, Die theologische Bedeutung der jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Eine Problemanzeige, ThLZ 138 [2013], 1301–1314.
8) J. Sievers, Josephus und seine biblischen Quellen, ThLZ 144 [2019],556–569; G. E. Sterling, The Structure of Philo’s Allegorical Commentary, ThLZ 143 [2018], 1225–1238.
9) Zu seiner Vorgeschichte vgl. H. Lichtenberger, Einführung, in: Ders., Oegema, Jüdische Schriften (s. u. Anm. 50), 1–8. Zu den letzten Faszikeln des Gesamtwerks und seiner »Neuen Folge« s. u. unter 3.
10) Lehnardt, Andreas: Bibliographie zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 1999. XVI, 502 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, VI: Supplementa, Lfg. 2. Geb. EUR 349,99. ISBN 978-3-579-04277-0.
11) Zu Philon gibt es eine fortwährend aktualisierte Spezialbibliographie in Studia Philonica Annual (SPhiloA), die von D. T. Runia verantwortet wird und drei als Buch gedruckte Ausgaben fortführt: R. Radice, D. T. Runia u. a., Philo of Alexandria. An Annotated Bibliography 1937 –1986, SVigChr 8, Leiden 1988 (21992); D. T. Runia, Philo of Alexandria. An Annotated Bibliography 1987–1996, SVigChr 57, Leiden 2000; ders., Philo of Alexandria. An Annotated Bibliography 1997–2006 with Addenda for 1987–1996, SVigChr 109, Leiden 2012.
12) Für Josephus sind H. Schreckenberg, Bibliographie zu Flavius Josephus, ALGHJ 1, Leiden 1968; Supplementband mit Gesamtregister, ALGHJ 14, Leiden 1979, sowie L. H. Feldman, Josephus and Modern Scholarship (1937–1980), Berlin/New York 1984, bisher nicht ersetzt; vgl. aber jetzt H. Chapman, Z. Rodgers (Hrsg.), A Companion to Josephus, Oxford 2016.
13) DiTommaso, Lorenzo: A Bibliography of Pseudepigrapha Research 1850–1999. Sheffield: Sheffield Academic Press (London u. a.: Bloomsbury) 2001. 1067 S. = The Library of Second Temple Series. Geb. US$ 270,00. ISBN 978-1-84127-13-9.
14) J. H. Charlesworth, The Pseudepigrapha and Modern Research, SCSt 7, Missoula 1976, 21981.
15) J. H. Charlesworth (Hrsg.), The Old Testament Pseudepigrapha, 2 Bde., New York/London 1983–1985. Als weitere englische Textsammlung der frühjüdischen Pseudepigraphen erschien vor einigen Jahren: L. H. Feldman, J. L. Kugel, L. H. Schiffman (Hrsg.), Outside the Bible. Ancient Jewish Writings Related to Scripture, 3 Bde., Lincoln 2013 (vgl. dazu M. Tilly, ThLZ 140 [2015], 187–189).
16) Denis, Albert-Marie et collaborateurs: Introduction à la littérature religieuse judéo-hellénistique. Avec le concours de J.-C. Haelewyck. Tome I et II: Pseudépigraphes de l’Ancien Testament. Turnhout: Brepols 2000. XXI, 1420 S. Geb. EUR 330,00. ISBN 978-2-503-50981-5.
17) A.-M. Denis, Introduction aux pseudépigraphes Grecs d’Ancien Testament, SVTP 1, Leiden 1970.
18) A.-M. Denis, avec la collaboration d’Yvonne Janssens, Concordance grecque des pseudépigraphes d’Ancien Testament. Concordance. Corpus des textes. In-dices, Louvain-la-Neuve 1987.
19) Eine »Einleitung in die hellenistisch-jüdische Literatur. Apokrypha, Pseud-epigrapha und Fragmente verlorener Autorenwerke« (Berlin/Boston 2016) hat kürzlich auch F. Siegert vorgelegt; vgl. dazu meine ausführliche Besprechung in ThLZ 143 [2018], 201–204.
20) Mittmann-Richert, Ulrike: Einführung zu den historischen und legendarischen Erzählungen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2000. XIII, 238 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, VI: Supplementa, Lfg. 1,1. Kart. EUR 209,00. ISBN 978-3-579-04272-5.
21) A. a. O., IX–XI.
22) A. a. O., 1–3.
23) Oegema, Gerbern S.: Unterweisung in erzählender Form. M. Beiträgen v. J. Dochhorn, B. Ego, M. Meiser u. O. Merk. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2005. IX, 209 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, VI: Supplementa, Lfg. 1,2. Kart. EUR 179,00. ISBN 978-3-579-04273-2.
24) Oegema, Gerbern S.: Poetische Schriften. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2002. IX, 101 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, VI: Supplementa, Lfg. 1,4. Kart.EUR 89,00. ISBN 3-579-04275-0.
25) Oegema, Gerbern S.: Apokalypsen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2001. IX, 210 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, VI: Supplementa, Lfg. 1,5. Kart. EUR 179,00. ISBN 978-3-579-04276-3.
26) A. a. O., 1–8.
27) Es fehlt noch die Einführung zur Abteilung III »Unterweisung in lehrhafter Form«, die von J. Dochhorn in seinem Band zum Testament Jakobs in der Neuen Folge der JSHRZ angekündigt wird (s. u., Anm. 49).
28) Dochhorn, in: Oegema, Unterweisung in erzählender Form (s. Anm. 23), 19.23.
29) Vgl. aus diesem Bereich jüngst auch die Monographie von J. Petkov, Altslavische Eschatologie. Texte und Studien zur apokalyptischen Literatur in kirchenslavischer Überlieferung, TANZ 59, Tübingen 2016 (Rez. C. Böttrich, ThLZ 142 [2017], 485–487).
30) DiTommaso, Lorenzo, and Christfried Böttrich [Eds.]: The Old Testament Apocrypha in the Slavonic Tradition. Continuity and Diversity. Ed. with assistance of M. Swoboda. Tübingen: Mohr Siebeck 2011. XIV, 486 S. = Texts and Studies in Ancient Judaism, 140. Lw. EUR 129,00. ISBN 978-3-16-149516-8.
31) C. Böttrich, Geschichte Melchisedeks, JSHRZ, Neue Folge II/1, Gütersloh 2010.
32) S. Fahl, C. Böttrich, Leiter Jakobs, JSHRZ, Neue Folge I/6, Gütersloh 2015.
33) A. a. O., 159–200.
34) A. a. O., 453–470.
35) Vgl. dazu demnächst C. Böttrich, Die »Leiter Jakobs« und die Erforschung der slavischen Apokryphen, ThLZ 144 [2019].
36) Speziell zu 2Hen vgl. auch den Sammelband von A. A. Orlov, G. Boccaccini (Hrsg.), New Perspectives on 2 Enoch: No Longer Slavonic Only, Studia Judaeo-slavica 4, Leiden 2012.
37) Kovelman, Arkady: Between Alexandria and Jerusalem. The Dynamic of Jewish and Hellenistic Culture. Leiden u. a.: Brill 2005. XIV, 177 S. = The Brill Reference Library of Judaism, 21. Geb. EUR 167,00. ISBN 978-90-04-14402-6.
38) Katz, Steven T. [Ed.]: The Cambridge History of Judaism. Vol. 4: The Late Roman-Rabbinic Period. Cambridge u. a.: Cambridge University Press 2006. XXVII, 1135 S. m. Abb. u. Ktn. Lw. £ 100,00. ISBN 978-0-521-77248-8.
39) W. D. Davies, L. Finkelstein (Hrsg.), The Cambridge History of Judaism, Bd. 2: The Hellenistic Age, Cambridge 1989; W. Horbury, W. D. Davies, J. Sturdy (Hrsg.), The Cambridge History of Judaism, Bd. 3: The Early Roman Period, Cambridge 1999 (vgl. zu Bd. 3 die Besprechung von J. Maier, ThLZ 126 [2001], 379–382).
40) Als letzte Lieferung erschien der Faszikel von T. Knöppler, 3. Makkabäerbuch, JSHRZ I/9, Gütersloh 2017, der noch eigens in dieser Zeitschrift rezensiert werden soll. Das ursprünglich für Bd. III vorgesehene Testament Isaaks wird jetzt im Rahmen der Neuen Folge von Jan Dochhorn bearbeitet.
41) Wolter, Michael: 5. und 6. Esra-Buch. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2001. V, 114 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, III: Unterweisung in lehrhafter Form, Lfg. 7. Kart. EUR 99,00. ISBN 978-3-579-03928-2.
42) Genaueres zum Verhältnis der betreffenden Schriften zueinander, zu ihrer Benennung in den unterschiedlichen antiken und neuzeitlichen Überlieferungskontexten und zur handschriftlichen Überlieferung bei Wolter, a. a. O., 767–774.
43) Angesichts der gespaltenen Textüberlieferung, die nicht auf einen Archetypus zurückgeführt werden kann, wird die Übersetzung von 5Esra komplett und von 6Esra teilweise zweispaltig wiedergegeben.
44) A. a. O., 793.
45) Diebner, Bernd Jörg: Zephanjas Apokalypsen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2003. VI, 104 S. m. 8 Abb. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, V: Apokalypsen, Lfg. 9. Geb. EUR 89,00. ISBN 978-3-579-03945-9.
46) Das Verhältnis von ca. 50 Seiten Einleitung zu gut 30 Seiten Textdarbietung (mit Kommentar) zeigt, dass auch hier eine monographische Untersuchung vorliegt.
47) Leonhardt-Balzer, Jutta: Fragen Esras. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2005. VII, 28 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Neue Folge, 1: Apokalypsen und Testamente, Lfg. 5. Kart. EUR 36,95. ISBN 978-3-579-05240-3.
48) Charlesworth, James H.: Die Schrift des Sem. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2005. VIII, 35 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Neue Folge, 2: Weisheitliche, magische und legendarische Erzählungen, Lfg. 9. Kart. EUR 29,95. ISBN 978-3-579-05241-0.
49) Dochhorn, Jan: Testament Jakobs. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2014. XII, 127 S. = Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Neue Folge, 1: Apokalypsen und Testamente, Lfg. 7. Kart. EUR 109,00. ISBN 978-3-579-05249-6.
50) Lichtenberger, Hermann, u. Gerbern S. Oegema [Hrsg.]: Jüdische Schriften in ihrem antik-jüdischen und urchristlichen Kontext. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2002. XI, 499 S. = Studien zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, 1. Kart. ISBN 3-579-05360-4 (nicht mehr lieferbar).
51) Bis 2017 sind in der »Neuen Folge« erschienen: E. Grypeou, Apokalypse Adams, I/2, 2015; M. Henze, Syrische Danielapokalypse, I/4, 2006; S. Fahl, C. Böttrich, Leiter Jakobs, I/6, 2015; C. Böttrich, Geschichte Melchisedeks, II/1, 2010; H. Niehr, Aramäischer Ah.iqar, II/2, 2007; J. H. Newmann, Gebet Jakobs, II/3, 2015; A. Pietersma, Jannes und Jambres, II/4, 2013; A. Klostergaard Petersen, Die Geschichte Josephs, II/5, 2017; D. Lührmann, Bundesbuch, II/12, 2006. Lt. Klappentext von Lieferung I/6 (2015) stehen folgende Texte noch aus: Pseudepigrapha in Qumran, Testament Adams, Testament Isaaks, Sprüche Menanders, Geschichte des Zosimus, Oden Salomos, Testament Salomos, Pseudo-Kallisthenes.
52) Erst recht gilt das für die von R. Bauckham, J. R. Davila und A. Panayotov herausgegebene Textsammlung: Old Testament Pseudepigrapha. More Non-canonical Scriptures, Grand Rapids/Cambridge 2013, deren Titel auf die im englischen Sprachraum verbreitete zweibändige Sammlung »The Old Testament Pseudepigrapha« zurückverweist (s. Anm. 15). Hier wird, angeordnet nach der biblischen Chronologie der Protagonisten oder (pseudepigraphen) Autoren, eine Vielzahl von Texten bzw. Textausschnitten geboten (in englischer Übersetzung mit knappen Einleitungen und Fußnotenkommentaren), für deren Auswahl allein der Bezug auf biblische Gestalten und Themen, nicht aber der Nachweis oder die Annahme einer frühjüdischen Entstehung leitend ist.
53) Davila, James R.: The Provenance of the Pseudepigrapha. Jewish, Christian, or Other? Leiden u. a.: Brill 2005. VI, 279 S. = Supplements to the Journal for the Study of Judaism, 105. Geb. EUR 151,00. ISBN 978-90-04-13752-3. Die Problematik wird auch in der Einleitung in die hellenistisch-jüdische Literatur von Siegert diskutiert, vgl. a. a. O. (Anm. 19), 56–67.
54) Vgl. dazu exemplarisch P. Schäfer, Die Geburt des Judentums aus dem Geist des Christentums. Fünf Vorlesungen zur Entstehung des rabbinischen Judentums, TrC 6, Tübingen 2010.
55) H. Hübner, Die Weisheit Salomos. Liber Sapientiae Salomonis, ATD.A 4, Göttingen 1999. Vgl. zur Sapientia Salomonis auch den Band aus der Reihe SAPERE, der neben dem griechischen Text mit Übersetzung und erläuternden Anmerkungen noch kommentierende Essays bietet: K.-W. Niebuhr (Hrsg.), Sapientia Salomonis (Weisheit Salomos) eingeleitet, übersetzt und mit interpretierenden Essays versehen, SAPERE 27, Tübingen 2015.
56) O. H. Steck, Das Buch Baruch, ATD.A 5, Göttingen 1998, 11–68.
57) R. G. Kratz, Der Brief des Jeremia, ATD.A 5, Göttingen 1998, 71–108.
58) I. Kottsieper, Zusätze zu Ester, ATD.A 5, Göttingen 1998, 111–207; ders., Zusätze zu Daniel, a. a. O., 211–328.
59) G. Sauer, Jesus Sirach / Ben Sira, ATD.A 1, Göttingen 2000.
60) M. E. Stone, Fourth Ezra, Minneapolis 1990.
61) G. W. E. Nickelsburg, J. C. VanderKam, 1 Enoch, 2 Bde., Minneapolis 2001/2012.
62) R. Doran, 2 Maccabees, Minneapolis 2012; angekündigt war für 2018 noch J. C. VanderKam, Jubilees (2 Bde.).
63) DeSilva, David A.: 4 Maccabees. Introduction and Commentary on the Greek Text in Codex Sinaiticus. Leiden u. a.: Brill 2006. XLIV, 303 S. = Septuagint Commentary Series. Geb. EUR 157,00. ISBN 978-90-04-14776-8.
64) In dieser Reihe sind zu den Apokryphen weiterhin erschienen: S. A. Adams, Baruch and the Epistle of Jeremiah, Leiden 2014; R. Littman, Tobit, Leiden 2008; N. C. Croy, 3 Maccabees, Leiden 2006.
65) Vgl. grundlegend H.-J. Klauck, 4. Makkabäerbuch, JSHRZ III/6, Gütersloh 1989, 645–763.
66) Wilson, Walter T.: The Sentences of Pseudo-Phocylides. Berlin u. a.: De Gruyter 2005. XIV, 302 S. = Commentaries on Early Jewish Literature. Lw. EUR 109,95. ISBN 978-3-11-018241-5. Vgl. dazu meine ausführlichere Besprechung in JSJ 38 [2007], 444–447. In dieser Reihe sind außerdem erschienen: D. C. Allison, Tes-tament of Abraham, 2003; D. R. Schwartz, 2 Maccabees, 2008; P. W. van der Horst, J. H. Newman, Early Jewish Prayers in Greek, 2008; A. Kulik, 3 Baruch, 2010; L. T. Stuckenbruck, 1 Enoch 91–108, 2007; D. L. Gera, Judith, 2014; J. A. Fitzmyer, Tobit, 2013 (s. dazu u., Anm. 98); B. G. Wright, The Letter of Aristeas, 2015.
67) W. T. Wilson, The Mysteries of Righteousness. The Literary Composition and Genre of the Sentences of Pseudo-Phocylides, TSAJ 40, Tübingen 1994.
68) Vgl. dafür exemplarisch die beiden einschlägigen Konferenzbände des »Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti«: R. Deines, K.-W. Niebuhr (Hrsg.), Philo und das Neue Testament. Wechselseitige Wahrnehmungen. I. Internationales Symposium zum Corpus Judaeo-Hellenisticum, WUNT 172, Tübingen 2004; C. Böttrich, J. Herzer (Hrsg.), Josephus und das Neue Testament. Wechselseitige Wahrnehmungen. II. Internationales Symposium zum Corpus Judaeo-Hellenisticum, WUNT 209, Tübingen 2007.
69) Eine aktuelle Einführung in die Philon-Forschung bietet A. Kamesar (Hrsg.), The Cambridge Companion to Philo, Cambridge 2009. Vgl. auch in dieser Zeitschrift die Einblicke in den Anm. 8 angeführten Aufsätzen.
70) Außer dem hier zur Besprechung vorliegenden noch: D. T. Runia, On the Creation of the Cosmos according to Moses, 2001; P. W. van der Horst, Philo’s Flaccus. The First Pogrom, 2003; A. C. Geljon, D. T. Runia, On Cultivation, 2013.
71) Wilson, Walter T.: Philo of Alexandria,On Virtues. Introduction, Translation, and Commentaries. Leiden u. a.: Brill 2012. XIX, 479 S. = Philo of Alexandria Commentary Series, 3. Lw. EUR 186,00. ISBN 978-90-04-18907-2.
72) Das ist die These von M. R. Niehoff, Philo of Alexandria. An Intellectual Biography, New Haven 2018, 93–170; vgl. dies., Philo’s Exposition in a Roman Context, StPhilo Annual 23 [2011], 1–22.
73) Vgl. dazu Näheres bei J. R. Royse, The Works of Philo, in: Kamesar [Ed.], The Cambridge Companion to Philo (Anm. 69), 32–64; s. a. Sterling, The Structure of Philo’s Allegorical Commentary (Anm. 8), 1229–1233.
74) Filón de Alejandría: Obras Completas. Vol. V. Edición dirigida por J. Pablo Martín. Madrid: Editorial Trotta 2009. 358 S. = Estructuras y Procesos. Religión. Kart. EUR 22,00. ISBN 978-84-9879-023-8.
75) M. R. Niehoff, R. Feldmeier (Hrsg.), Abrahams Aufbruch. Philon von Alexandria, De migratione Abrahami. Eingel., übers. u. m. interpretierenden Essays versehen, SAPERE 30, Tübingen 2017.
76) Philo von Alexandria: Das Leben des Politikers oder Über Josef. Eine philosophische Erzählung, übers. u. eingel. v. B. Lang, Göttingen 2017.
77) Philo von Alexandria – Über die Freiheit des Rechtschaffenen, übers. u. eingel. v. R. von Bendemann, Göttingen 2016.
78) Vgl. zur aktuellen Einführung Chapman/Rodgers, A Companion to Josephus (s. Anm. 12).
79) Zwei Bände wurden in dieser Zeitschrift bereits von M. Frenschkowski ausführlich besprochen, vgl. ThLZ 128 [ 2003], 509–512, zu L. H. Feldman, Judean Antiquities 1–4 [= Bd. 3], 2000; S. Mason, Life of Josephus [= Bd. 9], 2001. Weiter sind inzwischen erschienen: C. Begg, Judean Antiquities Books 5–7 (= Bd. 4), 2005; C. T. Begg, P. Spilsbury, Judean Antiquities Books 8–10 (= Bd. 5), 2005.
80) O. Michel, O. Bauernfeind, Flavius Josephus. De Bello Judaico / Der Jüdische Krieg. Griechisch und Deutsch, 3 Bde., München, Darmstadt 1959–1969.
81) F. Siegert, H. Schreckenberg, M. Vogel, Flavius Josephus. Aus meinem Leben (Vita). Kritische Ausgabe, Übersetzung und Kommentar, Tübingen 2001.
82) S. u., Anm. 89–91.
83) Mason, Steve: Judean War 2. Translation and Commentary by S. Mason with H. Chapman. Leiden u. a.: Brill 2008. XX, 522 S. m. 3 Ktn. = Flavius Josephus. Translation and Commentary, 1B. Geb. ISBN 978-90-04-16934-0 (Buch nicht mehr lieferbar, eBook: EUR 222,00. ISBN 978-90-04-44221-9).
84) S. o., Anm. 79.
85) S. o., Anm. 79.
86) Spilsbury, Paul, and Chris Seeman: Judean Antiquities 11. Translation and Commentary. Leiden u. a.: Brill 2017. XXI, 186 S. = Flavius Josephus. Translation and Commentary, 6A. Geb. EUR 119,00. ISBN 978-90-04-33061-0.
87) Henten, Jan Willem van: Judean Antiquities 15. Translation and Commentary. Leiden u. a.: Brill 2014. XXXIII, 397 S. m. 3 Ktn. = Flavius Josephus. Translation and Commentary, 7B. Geb. EUR 182,00. ISBN 978-90-04-26302-4.
88) Feldman, Judean Antiquities 1–4 (s. Anm. 79), XIII–XXXV.
89) Barclay, John M. G.: Against Apion. Translation and Commentary. Leiden u. a.: Brill 2007. LXXI, 430 S. = Flavius Josephus. Translation and Commentary, 10. Geb. EUR 205,00. ISBN 978-90-04-11791-4.
90) Siegert, Folker [Hrsg.]: Flavius Josephus: Über die Ursprünglichkeit des Judentums (Contra Apionem). 2 Bde. Hrsg. in Zus.arbeit m. d. Josephus-Arbeitskreis d. Institutum Judaicum Delitzschianum, Münster. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008. 429 S. Bd. 1: Erstmalige Kollation d. gesamten Überlieferung (griechisch, lateinisch, armenisch), literarkritische Analyse u. deutsche Übersetzung. 218 S. Bd. 2: Beigaben, Anmerkungen, griechischer Text. 211 S. = Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum, 6/1–2. Geb. EUR 200,00. ISBN 978-3-525-54206-4.
91) Labow, Dagmar: Flavius Josephus: Contra Apionem, Buch I. Einleitung, Text, Textkritischer Apparat, Übersetzung u. Kommentar. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2005. LXXXIV, 395 S. = Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, 167. Kart. EUR 50,00. ISBN 978-3-17-018791-0. Hinzu kommt noch die Monographie von C. Gerber, Ein Bild des Judentums für Nichtjuden von Flavius Josephus. Untersuchungen zu seiner Schrift Contra Apionem, AGAJU 40, Leiden 1997, die auf der Basis der kritisch diskutierten Textüberlieferung eine detaillierte Analyse und Kommentierung von Ap II 145–296 mit Übersetzung bietet. Vgl. auch noch den umfangreichen Sammelband von L. H. Feldman, J. R. Levison (Hrsg.), Josephus’ Contra Apionem. Studies in its Character and Context with a Latin Concordance to the Portion Missing in Greek, AGAJU 34, Leiden 1996.
92) S. o., Anm. 23. Zu erwähnen sind auch die neueren Kommentare von H. Schüngel-Straumann, Tobit, HThKAT, Freiburg u. a. 2000, und C. A. Moore, Tobit. A New Translation with Introduction and Commentary, AB 40A, New York u. a. 1996.
93) Discoveries in the Judaean Desert. Vol. XXI: Qumran Cave 4. XIV: Parabiblical Texts, Part 2. By M. Broshi, E. Eshel, J. Fitzmyer, E. Larson, C. Newsom, L. Schiffman, M. Smith, M. Stone, J. Strugnell, and A. Yardeni in consultation with J. VanderKam. Oxford: Oxford University Press (Clarendon Press) 1996. XI, 267 S. u. 29 Tafeln im Anhang. Lw. US$ 350,00. ISBN 978-0-19-826389-0.
94) R. Hanhart, Text und Textgeschichte des Buches Tobit, AAWG.PH 3,139, Göttingen 1984. S. auch die Dissertation von M. Hallermayer, Text und Überlieferung des Buches Tobit, DCLS 3, Berlin u. a. 2008.
95) So auch Ego, in: Oegema, Unterweisung in erzählender Form (s. Anm. 23), 120–127 (= JSHRZ II/6, 875–881).
96) Wagner, Christian J.: Polyglotte Tobit-Synopse. Griechisch – Lateinisch – Syrisch – Hebräisch – Aramäisch. M. e. Index zu d. Tobit-Fragmenten vom Toten Meer. M. Unterstützung d. Dt. Forschungsgemeinschaft zusammengestellt u. hrsg. v. Ch. J. Wagner. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003. XXXIII, 241 S. = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-Hist. Klasse. Dritte Folge, 258; Mitteilungen des Septuaginta-Unternehmens (MSU), 28. Lw. EUR 85,00. ISBN 978-3-525-82530-3.
97) Weeks, Stuart, Gathercole, Simon, and Loren Stuckenbruck [Eds.]: The Book of Tobit. Texts from the Principal Ancient and Medieval Traditions. With Synopsis, Concordances, and Annotated Texts in Aramaic, Hebrew, Greek, Latin, and Syriac. Berlin u. a.: De Gruyter 2004 (Reprint 2013). X, 792 S. m. 4 Abb. = Fontes et Subsidia ad Bibliam pertinentes, 3. Geb. EUR 239,00. ISBN 978-3-11-017676-9.
98) Fitzmyer, Joseph A.: Tobit. Berlin u. a.: De Gruyter 2003 (Reprint 2013). XVIII, 374 S. = Commentaries on Early Jewish Literature. Geb. EUR 149,95. ISBN 978-3-11-017574-5.
99) S. dazu o., Anm. 66.
100) Den besten Überblick über den Gesamtbestand bietet die englische Übersetzung von J. J. Collins in OTP I (s. Anm. 15), 327–472. Eine Inhaltsübersicht bietet auch H. Merkel, Sibyllinen, JSHRZ V/8, Gütersloh 1998, 1046–1059. Die zweisprachige Ausgabe von J.-D. Gauger, Sibyllinische Weissagungen. Griechisch-deutsch. Auf der Grundlage der Ausgabe von Alfons Kurfeß neu übers. u. hrsg., Düsseldorf/Zürich 1998, bietet nur eine Auswahl und ist zudem textkritisch problematisch. Als Edition maßgeblich ist nach wie vor J. Geffcken, Die Oracula Sibyllina, GCS 8, Leipzig 1902.
101) Nach I 283–290 und III 809–829 sieht sich die Sibylle als Schwiegertochter Noahs, die nach der Flut in Babylon lebte und von dort aus als Prophetin nach Griechenland gesandt wurde.
102) Buitenwerf, Rieuwerd: Book III of theSibylline Oracles and its Social Setting. With an Introduction, Translation, and Commentary. Leiden u. a.: Brill 2003. X, 443 S. = Studia in Veteris Testamenti Pseudepigrapha, 17. Geb. EUR 170,00. ISBN 978-90-04-12861-3.
103) O. Waßmuth, Sibyllinische Orakel 1-2. Studien und Kommentar, Leiden 2011 (Rez. D. Jacobs, ThLZ 137 [2012], 313–315). Waßmuth verweist im Vorwort und auf S. 54–56 auf die wenige Jahre zuvor erschienene vorwiegend philologische Studie zu Buch I und II der Sibyllinen von J. L. Lightfoot, The Sibylline Oracles. With Introduction, Translation, and Commentary on the First and Second Books, Oxford 2007, die er nur noch partiell berücksichtigen konnte.
104) C. Burchard, Joseph und Aseneth, JSHRZ II/4, Gütersloh 1983, 588 f.
105) C. Burchard, Ein vorläufiger griechischer Text von Joseph und Aseneth, DBAT 14 [1979], 2–53; verbessert und mit Akzenten versehen in: Ders., Gesammelte Studien zu Joseph und Aseneth, SVTP 13, Leiden u. a. 1996, 161–209.
106) Burchard, Christoph [Hrsg.]: Joseph und Aseneth. Kritisch hrsg. m. Unterstützung v. C. Burfeind u. U. B. Fink. Leiden u. a.: Brill 2003. XII, 384 S. = Pseud-epigrapha Veteris Testamenti Graece, 5. Geb. EUR 170,00. ISBN 978-90-04-13018-0 (zur Diskussion um »Kurz-« oder »Langfassung« ausführlich a. a. O., 34–46).
107) Fink, Uta Barbara: Joseph und Aseneth. Revision des griechischen Textes und Edition der zweiten lateinischen Übersetzung. Berlin u. a.: De Gruyter 2008. XI, 353 S. = Fontes et Subsidia ad Bibliam pertinentes, 5. Geb. EUR 159,95. ISBN 978-3-11-020140-6. Dieser Text liegt auch dem SAPERE-Band zugrunde (s. Anm. 108), vgl. U. B. Fink, Textkritische Situation, a. a. O., 33–53.
108) Einen aktuellen Einblick gibt der Band von E. Reinmuth (Hrsg.), Joseph und Aseneth. Eingel., ed., übers. u. m. interpretierenden Essays versehen, SAPERE 15, Tübingen 2009 (Bibliographie: 261-–267), darin insbesondere M. Vogel, Einführung in die Schrift, 3–31. S. a. in der Reihe »Kleine Bibliothek der antiken jüdischen und christlichen Literatur« das Heft von S. Holder, Joseph und Aseneth. Ein Roman über richtiges und falsches Handeln, Göttingen 2017 (mit einer ausführlichen Einleitung: 7–39).
109) Englische Übersetzungen bieten G. A. Anderson, M. E. Stone, A Synopsis of the Books of Adam and Eve, Atlanta 21999. Die Ausgabe von J. R. Levison, Texts in Transition. The Greek Life of Adam and Eve, Atlanta 2000, druckt lediglich vier verschiedene Zeugen der griechischen Überlieferung synoptisch ab, ohne den Versuch einer Rezension zu unternehmen.
110) Vgl. dazu K.-W. Niebuhr, Auf der Suche nach dem Paradies. Zur Topographie des Jenseits im griechischen Leben Adams und Evas, in: W. Ameling (Hrsg.), Topographie des Jenseits. Studien zur Geschichte des Todes in Kaiserzeit und Spätantike, Altertumswissenschaftliches Kolloquium 21, Würzburg 2011, 49–67. In JSHRZ wurde der Text von Otto Merk und Martin Meiser bearbeitet (JSHRZ II/5 [1998], 740–870).
111) T. Knittel, Das griechische ›Leben Adams und Evas‹. Studien zu einer narrativen Anthropologie im frühen Judentum, TSAJ 88, Tübingen 2002 (Rez. J. Dochhorn, ThLZ 129 [2004], 146–148).
112) J. Dochhorn, Die Apokalypse des Mose. Text, Übersetzung, Kommentar, TSAJ 106, Tübingen 2005 (Rez. M. Meiser, ThLZ 131 [2006], 496–498).
113) Tromp, Johannes: The Life of Adam and Eve in Greek. A Critical Edition. Leiden u. a.: Brill 2005. VIII, 206 S. = Pseudepigrapha Veteris Testamenti Graece, 6. Geb. EUR 110,00. ISBN 978-90-04-14317-3; Ergebnis und Stemma: a. a. O., 103–107.
114) Vgl. aber die komprimierte Darstellung in M. de Jonge, J. Tromp, The Live of Adam and Eve and Related Literature, Sheffield 1997. Wieder eine etwas andere Sicht der Einleitungsfragen vertritt M. D. Eldridge, Dying Adam with his Multiethnic Family. Understanding the Greek Life of Adam and Eve, SVTP 16, Leiden u. a. 2001 (Rez. T. Knittel, ThLZ 129 [2004], 1173–1176).
115) Segal, Michael: The Book ofJubilees. Rewritten Bible, Redaction, Ide-ology and Theology. Leiden u. a.: Brill 2007. XI, 370 S. = Supplements to the Journal for the Study of Judaism, 117. Lw. EUR 200,00. ISBN 978-90-04-15057-7.
116) Collins, John J.: Jewish Cult and Hellenistic Culture. Essays on the Jewish Encounter with Hellenism and Roman Rule. Leiden u. a.: Brill 2005. VIII, 231 S. = Supplements to the Journal for the Study of Judaism, 100. Geb. EUR 120,00. ISBN 978-90-04-14438-5; Feldman, Louis H.: Judaism and Hellenism Reconsidered. Leiden u. a.: Brill 2006. XIII, 950 S. = Supplements to the Journal for the Study of Judaism, 107. Geb. EUR 287,00. ISBN 978-90-04-14906-9; [Feldman, Louis H.:] Studies in Josephus and the Varieties of Ancient Judaism. Louis H. Feldman Jubilee Volume. Ed. by Sh. J. D. Cohen and J. J. Schwartz. Leiden u. a.: Brill 2007. VIII, 312 S. m. 1 Porträt. = Ancient Judaism and Early Christianity, 67. Geb. EUR 151,00. ISBN 978-90-04-15389-9; Frey, Jörg, Schwartz, Daniel R., u. Stephanie Gripentrog [Eds.]: Jewish Identity in the Greco-Roman World. Jüdische Identität in der griechisch-römischen Welt. Leiden u. a.: Brill 2007. VIII, 435 S. = Ancient Judaism and Early Christianity, 71. Geb. EUR 177,00. ISBN 978-90-04-15838-2; Goodman, Martin: Judaism in the Roman World. Collected Essays. Leiden u. a.: Brill 2007. XI, 275 S. = Ancient Judaism and Early Christianity, 66. Geb. EUR 135,00. ISBN 978-90-04-15309-7; [Wilson, Stephen G.:] Identity and Interaction in the Ancient Mediterranean. Jews, Christians and Others. Essays in Honour of Stephen G. Wilson. Ed. by Z. A. Crook and Ph. A. Harland. Shef-field: Phoenix Press 2007. XVI, 292 S. = New Testament Monographs, 18. Geb. EUR 75,00. ISBN 978-1-906055-17-2; Xeravits, Géza G., and József Zsengellér [Eds.]: Studies in the Book of Wisdom. Leiden u. a.: Brill 2010. IX, 233 S. = Supplements to the Journal for the Study of Judaism, 142. Geb. EUR 120,00. ISBN 978-90-04-18612-5.