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Ausgabe:

März/2019

Spalte:

208–209

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Schilling, Johannes

Titel/Untertitel:

Die Lutherdrucke der Universitätsbibliothek Kiel. Mit zwei Editionen von B. Bauer und J. Schilling.

Verlag:

Kiel: Verlag Ludwig 2017. 158 S. m. Abb. Lw. EUR 28,90. ISBN 978-3-86935-335-7.

Rezensent:

Reinhold Rieger

Das Reformationsjubiläum 2017 hat auch die Aufmerksamkeit auf die Medien der Reformation gelenkt, insbesondere den Buchdruck. Im Zentrum des Interesses stehen die Schriften Luthers, die zu seinen Lebzeiten erschienen sind. Die Bibliographie der Lutherdrucke aus der Zeit von 1517 bis 1546 in der Universitätsbibliothek in Kiel macht den Kern der vorliegenden Publikation aus, die auch als Katalog zu einer Ausstellung diente. Darüber hinaus finden sich entgegen der Angabe im Titel, wo nur von zwei Editionen die Rede ist, drei edierte Texte aus den Beständen dieser Bibliothek. Von diesen Texten ist der erste einer Neuedition unterzogen worden. Dabei handelt es sich um das Nachlassverzeichnis der Bücher des Kieler Pfarrers Rudolf von Nimwegen von 1542, der eine vergleichsweise umfangreiche Bibliothek besaß und seine Bücher der Nikolaikirche in Kiel vermachte. Davon blieben allerdings nicht viele erhalten, unter anderem aber auch Lutherdrucke. Da der Edition des Verzeichnisses ein Faksimile vorangestellt wurde, kann sie damit verglichen werden.
Hätte man nicht besser e-caudata als ae und das als j geschriebene Schluss-i auch so wiedergeben sollen? Warum wird meist etc. unterschlagen (nicht jedoch auf den Seiten 103.110.114.117.118.119.121.123.124)? So könnte z. B. im Titel L (99) das etc. anzeigen wollen, dass in dem entsprechenden Buch nicht nur Sermones Sancti Augustini zu finden sind.
Ein Namenregister erleichtert das Auffinden der im Verzeichnis genannten Autoren. Von diesen ist Luther am häufigsten vertreten, am zweithäufigsten Melanchthon. Die Verweise sind leider nicht eindeutig, da z. B. die Buchstaben A–V zweimal vorkommen. Die zweite Edition gibt eine Predigt Luthers am 22. Juni 1522 in niederdeutscher Sprache wieder. Die dritte Edition enthält eine Auslegung des Vaterunsers eines unbekannten Verfassers. Die Editionen sind mit historischen Einleitungen versehen. Allem vorangestellt ist eine Einleitung des Bandherausgebers, in der er über die Herkunft der Lutherdrucke in der Kieler Universitätsbibliothek Auskunft gibt. Den Grundstock dafür bildete die Bibliothek von Rudolf von Nimwegen, deren Bestände aber stark ausgedünnt sind. Ein weiterer Zuwachs für die Universitätsbibliothek an Lutherdrucken folgte 1665 mit der Integration der Bibliothek der Nikolaikirche. Erst 1934 kam wieder eine große Zahl von Lutherdrucken hinzu, wohl im Zusammenhang mit dem Sondersammelgebiet Skandinavien und dem Lutherjubiläumsjahr 1933. Verantwortlich dafür war der damalige Bibliotheksdirektor Christoph Weber, ein Katholik, dem die Kieler NSDAP 1933 vorgeworfen hatte, katholische Literatur bei Neuanschaffungen zu bevorzugen. Er wurde 1935 nach Königsberg zwangsversetzt. Nach 1934 kamen keine weiteren L utherdrucke mehr an die Bibliothek. Ihr Bestand darin ist vergleichsweise klein, aber darunter finden sich auch seltene Exemplare wie die erste Buchausgabe der 95 Thesen von 1517/18 oder niederdeutsche Drucke. Der Katalog der Kieler Lutherdrucke führt die Ausgaben in chronologischer Reihenfolge an, wobei die Texte der Titel vollständig wiedergegeben werden. Der Katalog ist angereichert durch ganzseitige Farbabbildungen von Titelblättern oder einem Binnenblatt (Fehler in den Bildunterschriften: u > ü [51]; drei > drey [61]). Register der Schriften Luthers und der Druckorte und Drucker erschließen den Katalog.
Das Buch ist sehr bibliophil gestaltet und gibt dem ehrwürdigen Inhalt eine entsprechende und ansprechende Form.