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Ausgabe:

Januar/2016

Spalte:

122-123

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Kerner, Hanns

Titel/Untertitel:

Gottesdienst im Wandel. Hrsg. v. K. Müller u. Th. Melzl.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2015. 281 S. Kart. EUR 38,00. ISBN 978-3-374-04080-3.

Rezensent:

Ch. G.

Der anlässlich des 65. Geburtstags des früheren Leiters des Gottesdienst-Instituts der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Hanns Kerner herausgegebene Band umfasst 17 seiner zwischen 1989 und 2014 bereits anderweitig veröffentlichten Aufsätze. Sie sind von den Herausgebern in drei große Themenbereiche aufgeteilt: »Geschichte und Gestalt des Gottesdienstes«; »Wahrnehmung des Gottesdienstes«; »Ökumene und Spiritualität« und markieren wichtige Anliegen des Jubilars, der einige Jahre auch als Ökumene-Referent seiner Landeskirche tätig war.
Zum Thema Geschichte und Gestalt des Gottesdienstes hat sich K. nicht zuletzt durch seine Habilitationsschrift (Reform des Gottesdienstes. Von der Neubildung der Gottesdienstordnung und Agende in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern im 19. Jh. bis zur Erneuerten Agende, Stuttgart 1994) einen Namen gemacht. Die jetzt abgedruckten Aufsätze nehmen manche der dort behandelten Themen wieder auf. Dabei bildet die Orientierung am »sonntäglichen Regelgottesdienst« und der zu ihm versammelten Gemeinde gleichsam den Cantus firmus, von dem aus dann auch sogenannte Sondergottesdienste in den Blick kommen. Die Überlegungen sind historisch und dogmatisch orientiert: »Ausgangspunkt einer Erneuerung des Gottesdienstes ist die im Namen des Dreieinigen Gottes sich aktuell konstituierende Kirche, der Gott in Wort und Sakrament seinen Dienst des Heils schenkt.« (18)
Der zweite Teil bringt vier Beiträge zu zwei qualitativen empirischen Untersuchungen, die das Gottesdienst-Institut anregte. Inhaltlich werden sie auf die Themen Predigt, Ordnung des Gottesdienstes, Kirchenraum und Kirchenmusik hin ausgewertet und bieten interessante Einblicke in die liturgische Logik bayrischer Protestanten.
Der dritte Teil führt in ökumenische Gefilde. Eine Arbeit zu ökumenischen Benediktionen steht neben einer historischen Studie zu ökumenischen Gottesdiensten auf der ersten Weltkirchenkonferenz in Stockholm (1925); dazu kommen die Sicht der an ökumenischen Feiern Teilnehmenden, die Kindertaufe sowie die Beichte in den Blick. Eine gewissermaßen systematische Zusammenschau er­folgt in Reflexionen zur gottesdienstlichen Spiritualität.
Insgesamt liegt ein anregender Band vor, der von einer traditionsorientierten Grundposition aus die sich gegenwärtig vollziehenden Wandlungen in der Liturgie beobachtet. Empirische Einsichten sorgen dabei für zusätzliche Facetten. Sie irritieren aber den Grundtenor K.s nicht, Vertrautes zu bewahren.