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Ausgabe:

Juni/2015

Spalte:

698

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Dessoy, Valentin, Lames, Gundo, Lätzel, Martin, u. Christian Hennecke [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven.

Verlag:

Trier: Paulinus Verlag 2015. 683 S. = Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten, 4. Kart. EUR 39,90. ISBN 978-3-7902-1825-1.

Rezensent:

Ch. G.

Der voluminöse, 50 Beiträge enthaltende Band gibt einen guten Einblick in die gegenwärtige Diskussion zur Kirchenentwicklung vor allem im Bereich der römisch-katholischen Kirche. Einige Beiträge evangelischer Autoren treten hinzu.
Im ersten Teil wird Kirchenentwicklung weltweit in den Blick genommen. Innovative Ansätze in Afrika, Asien, Lateinamerika, USA, England und Frankreich beeindrucken. Dabei werden mehrfach die »Kleinen Christlichen Gemeinschaften« (KCGs) als Keimzellen einer zukunftsträchtigen Entwicklung genannt. Später ist ihnen noch ein eigener Artikel gewidmet. Besonders der in diesen Gemeinschaften zu beobachtende spirituelle Aufbruch lässt aufmerken.
Der zweite Teil präsentiert in zwei Beiträgen die Kirchenentwicklung in beiden großen deutschen Kirchen. Dabei fällt auf katholischer Seite eine große Nüchternheit auf, z. B.: »Der Zusammenbruch schreitet voran, generalisiert und beschleunigt sich.« (114)
Der dritte Teil offeriert zahlreiche Modelle, angefangen vom Strategischen Management über Qualitätsmanagement bis hin zur Gemeinwesenarbeit, um die desolate kirchliche Situation zu verbessern. Während hier der Schwerpunkt auf eher technisch-organisatorischen Überlegungen liegt, kommen im vierten Teil inhaltlich-programmatische Ansätze in den Blick. Dies wird dann im fünften, »Programm und Methode« überschriebenen Teil wieder mehr auf Praxisfelder bezogen. Der sechste Teil stellt zahlreiche konkrete Praxisbeispiele vor, von Versuchen im ländlichen Bereich in Hildesheim über eine evangelische Projektgemeinde »jesusfriends« bis hin zu verschiedenen Experimenten im Erzbistum Köln. Abschließend werden noch einmal aus verschiedenen Perspektiven »Anforderungen an eine fachlich fundierte Kirchenentwicklung« zusammengetragen.
Insgesamt fasziniert die Vielgestaltigkeit der Vorschläge, vor allem der weltkirchlich weite Blick enthält für den evangelischen Leser manch Anregendes. Dabei sind die Beiträge durchaus unterschiedlich geschrieben und positioniert. Allerdings fehlt ein Beitrag zum Kirchenrecht – und damit zu der vielleicht entscheidenden Stellschraube, will sich die römisch-katholische Kirche zeitgemäß entwickeln.