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Ausgabe:

Oktober/2014

Spalte:

1244–1245

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Feulner, Hans-Jürgen [Ed.]

Titel/Untertitel:

Liturgies in East and West. Ecumen­ical Relevance of Early Liturgical Development. Acts of the International Symposium Vindobonense I, Vienna, November 17–20, 2007.

Verlag:

Münster u. a.: LIT-Verlag 2013. 352 S. = Österreichische Studien zur Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie. Austrian Studies of Liturgy and Sacramental Theology, 6. Kart. EUR 29,90. ISBN 978-3-643-90412-6.

Rezensent:

Predrag Bukovec

Die Liturgiewissenschaft an den Katholisch-Theologischen Fakultäten im deutschsprachigen Raum zeichnet sich dadurch aus, dass eine Vielzahl von methodischen Ansätzen vertreten wird, die zu unterschiedlichen Fachzuordnungen führen: Einige Lehrstühle gehören der historischen Theologie an, andere wiederum der systematischen oder praktischen Fächergruppe. Der Methodenpluralismus ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend als produktive Chance erkannt worden und führt sukzessive zu einem befruchtenden intradisziplinären Diskurs.
Der Herausgeber dieses Tagungsbandes vertritt den historischen Zweig und reflektiert vom Standpunkt der Schule der Vergleichenden Liturgiewissenschaft aus den gewinnbringenden Beitrag einer komparatistischen Liturgiegeschichtsforschung für die Gottesdienstreformen des 20. Jh.s (137–164). Die fachinterne Me­thodendiskussion rezipierend, spricht er sich für einen modifizierten Zugang aus, der den Akzent auf die ökumenische Bedeutung dieser Schule legt. Überzeugend kann der Herausgeber aufzeigen, wie eine vergleichende Methodik den historischen Austauschbeziehungen über die Konfessionsschranken hinweg gerecht wird und die Perspektive auf das gemeinsame Erbe im Gebet lenkt. Diese Beobachtung trifft auf die komplexen, aber spannenden gegenseitigen Beeinflussungen zwischen evangelischen, katholischen und östlich-orientalischen Liturgien zu und macht darauf aufmerksam, dass der Gottesdienst oftmals selbst dort zu verbinden weiß, wo das Bekenntnis trennt.
Diesem Anliegen ist auch der ganze Band verpflichtet, der stichprobenartig Untersuchungen aus nahezu allen Liturgietraditionen bietet. Er ist in der neu konzipierten Reihe Österreichische Studien zur Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie (ÖSLS) erschienen, die die Vorgängerserie Liturgica Oenipontana fortsetzt; daraus erklärt sich, dass der erste Band gleich mit Nr. 6 einsetzt. Der rote Faden der Publikation besteht im gemeinsamen liturgischen Erbe der Alten Kirche, das sowohl im Hinblick auf die geschicht-lichen Gegebenheiten als auch auf die aktuelle Bedeutung abgeklopft wird. Die Beiträge gehen auf eine vom Herausgeber veranstaltete internationale Tagung im Jahr 2007 zurück, die ausführlich und anschaulich dokumentiert wird (335–346). Die durchgehend hohe Qualität macht den Band zu einem Referenzwerk für künftige Forschungen auf dem Gebiet. Ich möchte an dieser Stelle besonders den Aufsatz von Heinzgerd Brakmann über die Rezeption der Ordinationsgebete der spätantiken Kirchenordnungen bis hin zur Moderne (61–98), die Untersuchung zur Entstehung der Quadragesima von Harald Buchinger (99–117) und zur melkitischen Bischofsweihe von Hanna Ghoneim (165–185) eigens erwähnen.