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Ausgabe:

September/2014

Spalte:

1011–1012

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Staikos, Konstantinos Sp.

Titel/Untertitel:

The History of the Library in Western Civilization.

Verlag:

6 Vols. M. zahlr. Abb. u. Ktn. Leiden u. a.: Brill (Hes & De Graaf Imprint); New Castle: Oak Knoll Press; Athen: Kotinos. Vol. I: From Minos to Cleopatra. The Greek World from the Minoans’ Archival Libraries to the Universal Library of the Ptolemies. Transl. by T. Cullen. 2004. XXIII, 349 S. Geb. EUR 80,00. ISBN 978-90-6194-239-IX. Vol. II: From Cicero to Hadrian. The Roman World from the Beginnings of Latin Literature to the Monumental and Private Libraries of the Empire. Transl. by T. Cullen. 2005. XXIV, 428 S. Geb. EUR 80,00. ISBN 978-90-6194-349-3. Vol. III: From Constantine the Great to Cardinal Bessarion. Imperial, Monastic, School and Private Libraries in the Byzantine World. Transl. by T. Cullen, D. Hardy. 2007. XXXIII, 572 S. Geb. EUR 80,00. ISBN 978-90-6194-459-1. Vol. IV: From Cassiodorus to Furnival. Classical and Christian Letters, Schools and Libraries in the Monasteries and Universities, Western Book Centres. Transl. by T. Cullen, D. Sloman. 2010. XXXI, 500 S. Geb. EUR 80,00. ISBN 978-90-6194-290-0. Vol. V: From Petrarch to Michelangelo. The Revival of the Study of the Classics and the First Humanistic Libraries Printing in the Service of the World of Books and Monumental Libraries. Transl. by T. Cullen, N. Koutras. 2012. XXXI, 588 S. Geb. EUR 80,00. ISBN 978-90-6194-320-4. Vol. VI: Epilogue and General Index. Transl. by A. Doumas. 2013. 215 S. Geb. EUR 45,00. ISBN 978-90-6194-330-3.

Rezensent:

Helwig Schmidt-Glintzer

In den letzten Jahren wird den Bibliotheken und ihrer Geschichte ebenso wie historischen Bibliotheksgebäuden vermehrt Aufmerksamkeit zuteil. Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass die wachsende Buchproduktion nach Raum zur Unterbringung für die Neuerscheinungen verlangt, weswegen in aller Welt neue Bibliotheken gebaut werden. Für ein besseres Verständnis der Wissenschaftsgeschichte und der sich im Laufe der Jahrtausende verändernden Organisation von Wissen ist ein Blick in die historischen Bibliotheken für den Historiker ebenso sinnvoll wie für all jene, welche sich heute mit der Organisation von Wissensbeständen und deren Bereitstellung und Vermittlung beschäftigen. In diesem Zusammenhang muss auch die seit 2004 erscheinende fünfbändige Darstellung der Bibliotheksgeschichte im Westen von den Anfängen bis zur Renaissance gesehen werden, die nun mit einem weiteren sechsten Band (Epilogue and General Register) abgeschlossen wurde.
Diese von Konstantinos Sp. Staikos verfasste und von mehreren Übersetzern aus dem Griechischen ins Englische übertragene Darstellung ist opulent mit Bildern ausgestattet und erlaubt es dem interessierten Leser, die Geschichte der Bibliotheken und der Überlieferung schriftlicher Zeugnisse seit der minoischen und kretisch-mykenischen Zeit bis ins 16. Jh. nachzulesen und sich von zahlreichen Bildern wie Stadtansichten, Gebäuden, Statuen sowie Abbildungen von Schriftträgern informieren und faszinieren zu lassen. Fußnoten sowie ein jedem Band beigegebenes Register und Literaturverzeichnisse machen das Werk zugleich zu einem Nachschlagewerk für all jene, die vertiefende Fragestellungen verfolgen wollen. Der zweite Band (»From Cicero to Hadrian«) behandelt das Römische Reich und die lateinischen Literatur der Zeit bis Hadrian, während der dritte Band (»From Constantine the Great to Cardinal Bessarion«) das Byzantinische Reich thematisiert. Der vierte Band (»From Cassiodorus to Furnival«) stellt das Mittelalter in den Mittelpunkt, während der fünfte Band (»From Petrarch to Michelangelo«) der Renaissance (14.–16. Jh.) gewidmet ist.
Das Werk richtet seine Blicke auf vielfältige Aspekte des mediterranen und westeuropäischen Bibliothekswesens, auf die Architektur, die Anlage urbaner Strukturen ebenso wie auf die geographische Verteilung von Bibliotheken und ihre unterschiedlichen Typen, von der Privatbibliothek bis hin zur großen imperialen Sammlung.
Die Üppigkeit der Darstellung wird manchen nach prägnanten Aussagen Suchenden überfordern. Dennoch sei jedem die Lektüre empfohlen, weil der Vf. tatsächlich an jeder Stelle des Werkes die Bibliotheksgeschichte in einen Kontext stellt. Daher ist das Werk auch dem allgemein kulturgeschichtlich Interessierten anzuraten. Im letzten Band geht die Darstellung, in der Regel bezogen auf exemplarische Einzelfälle, auch verstärkt auf die Geschichte des Buchdrucks ein. Die Fülle der abgehandelten Themen und Personen einschließlich ihrer Bibliotheken und Sammlungen ist überwältigend, so dass dieser enzyklopädischen Darstellung eine weite Verbreitung zu wünschen ist. Das Bibliothekswesen seit der Reformation erforderte einen eigenen darstellerischen Zugriff und würde manches im fünften Band dargestellte Thema noch einmal neu kontextualisieren. Die Forschung zu einzelnen Spezialthemen hat sich selbstverständlich in den letzten Jahren weiter entwickelt, doch hält gerade für diese Spezialforschung der mit dem vorliegenden großen Werk von Konstantinos Staikos ausgeschrittene Rahmen vielerlei Anregungen bereit.