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Ausgabe:

Juni/2014

Spalte:

791–793

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Pohl-Patalong, Uta

Titel/Untertitel:

Religionspädagogik. Ansätze für die Praxis.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013. 187 S. = Elementar. Ar­beitsfelder im Pfarramt, 3. Kart. EUR 17,99. ISBN 978-3-525-62011-3.

Rezensent:

Erhard Holze

»Religionspädagogisches Arbeiten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist ein spannendes Unterfangen. Die Begegnung zwischen christlicher Tradition und Menschen von heute ist immer wieder interessant, bewegend und überraschend, nicht zuletzt für diejenigen, die solche Prozesse initiieren und begleiten. Manchmal ergeben sich fruchtbare Momente wie von selbst. Die Chancen dafür, dass eine solche Begegnung gelingt, steigen jedoch deutlich mit didaktisch produktiven Wegen« (7). Auf der Basis dieser engagierten Haltung gibt Uta Pohl-Patalong einen prägnanten »Überblick über die verschiedenen religionspädagogischen Ansätze, die in den letzten 20 Jahren entwickelt wurden und gegenwärtig praktiziert werden (7)«.
Insgesamt stellt sie zehn aktuelle Ansätze vor: Kinder- und Jugendtheologie, Kreative Bibeldidaktik, Bibliolog, Bibliodrama, Godly Play, Performative Religionsdidaktik, Kirchenpädagogik, Genderbewusste Religionspädagogik, Interreligiöses Lernen, Diakonisches Lernen (19–160).
Die Darstellung erfolgt mit jeweils ca. 13–14 Seiten in einem prägnanten Umfang und nach einem klaren und sinnvollen Schema: Bei jedem Ansatz werden »Inhalt und Anliegen«, »Gestalt und Methoden«, »Beispiele«, »Entstehung und Entwicklung« beschrieben, sodann der »gesellschaftliche und religionspädagogische« und der »theologische und theoretische Hintergrund« dargelegt, bevor speziell »Rolle und Aufgaben der Leitung bzw. Lehrkraft«, die »Sicht der Lerngruppe« und »didaktische Konsequenzen« erläutert werden. Den Abschluss bilden jeweils faire Beschreibungen der »Schwierigkeiten und Grenzen« und des passenden »Religionspädagogischen Handlungsfeldes«. Diese wiederkehrenden Darstellungsschritte geben dem Buch eine plausible Struktur und den zehn Ansätzen eine gute Vergleichbarkeit.
Dieser instruktiven Vorstellung der aktuellen Ansätze stellt die Vfn. eine Einleitung (»Von den leitenden Konzeptionen zur Vielfalt der Ansätze«, 9–18) voran, in der sie den Weg von den klassischen »Konzeptionen«, die eher grundsätzlich und von größerer »Reichweite« sind, zu diesen aktuellen zehn Ansätzen aufzeigt und drei wichtige »Herausforderungen für religionspädagogische Ansätze heute« benennt: Die »Herausforderung religiöse Pluralität« (Stichwort: Pluralisierung und Pluriformisierung von Religion), die »Herausforderung Subjektivität« (Stichwort: Individualisierung und Subjektorientierung) und die »Herausforderung veränderte Rolle von Traditionen« (Stichwort: Traditionen als »Optionen, de­nen man folgen kann, aber nicht muss«, 16).
Gegen Ende ihres Buches (161–180) wirft die Vfn. »einen Blick zu­rück: Religionspädagogische Konzeptionen des 20. Jahrhunderts«: Wiederum in einem prägnanten Umfang von jeweils ca. zwölf Seiten skizziert sie die maßgeblichen Konzeptionen (Liberale Reli-gionspädagogik, Evangelische Unterweisung, Hermeneutischer so­wie Thematisch-problemorientierter und therapeutischer Religionsunterricht, Bibeldidaktik, Symboldidaktik und Konstruktiv-ideologiekritische Religionsdidaktik). Auch hier überzeugt das Buch durch eine klare Strukturierung, indem die einzelnen Konzeptionen in einem identischen Dreischritt (»Kontext«, »Gestalt« und »Impulse für heutige Ansätze«) rekapituliert und bilanziert werden.
Abschließend (181–187) gibt die Vfn. einen »Ausblick«, in dem sie drei »Offene Fragen« benennt: Die Kompetenzorientierung, die Konfessionalitätsfrage und den Gesellschaftsbezug. Bei der Kompetenzorientierung sei entscheidend, »wie genau der Kompetenzbegriff jeweils gefüllt wird«. »Es bleibt jedoch zu fragen, ob es dabei wirklich um die Kinder und Jugendlichen als Subjekte geht oder die Orientierung an ihren Lebenswelten nicht Mittel zum Zweck bleibt, damit sie die gestellten Anforderungen besser erfüllen kön nen.« Hinsichtlich der konfessionellen Bindung konstatiert die Vfn., dass der konfessionelle Religionsunterricht im Zuge der enormen gesellschaftlichen und religiösen Pluralisierung an seine Grenzen kommt, aber nicht durch eine bloße Religionskunde abgelöst werden dürfe.
Im Blick auf »Ethik und Gesellschaftsbezug« stellt sie fest: »In­teressanterweise ist gegenwärtig kein Ansatz erkennbar, der ethische und gesellschaftspolitische Fragen in den Mittelpunkt reli-gionspädagogischen Handelns rückt und nach deren didaktischer Vermittlung im 21. Jahrhundert fragt.«
Die Vfn. hat ein Buch vorgelegt, das durch seine vielen prägnanten Informationen und durch sein ausgewogenes Ur­teil für alle in der religiösen Bildungsarbeit von Hochschule, Schule und Ge­meinde Engagierten eine wertvolle Arbeitshilfe darstellt.