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Ausgabe:

1995

Spalte:

70-72

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Knauer, Peter

Titel/Untertitel:

Der Glaube kommt vom Hören 1995

Rezensent:

Petzoldt, Matthias

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69 Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. I 70

Schlußabschnitt des 5. Kapitels, der die grundsätzliche Diffe- Paradigmas. Denn zum einen stellt D. als die Pointe eines ange-

renz zwischen mythischer und christologischer Rede begründen messenen neuzeitlichen Umgangs mit dem Mythos heraus, daß

soll (203-215): Beide vollziehen eine Vermittlungsleistung, dieser zum inncrtheologischen Problem wird: Es reicht nicht

beziehen sich aber auf unterschiedliche Gegensätze. Denn mehr aus, sich vom Mythos nur abzugrenzen; er will interpre-

während der Mythos den Gegensatz von Natur und Kultur ver- tiert werden (104f). D.s eigener Versuch, den Gegensatz zwi-

nittelt, geht es in der Christologie um den „dazu querstehen- sehen mythischer und christologischer Rede unter Verweis auf

den" Gegensatz zwischen „Geschichte bzw. Welt und Eschaton, deren „eschatologischen" Charakter zu begründen (203-215),

menschlichem Handeln bzw. gcschöpflichcm Geschehen und läuft dagegen im Effekt auf das alte Muster einer theologischen

G«ttes Handeln" (203). Darüber hinaus sind beide Gegensatz- Abgrenzung vom Mythos hinaus. Auffällig ist in diesem Zu-

Paare D. zufolge unterschiedlich fundiert: Der Gegensatz zwi- sammenhang auch die unbefangene Verwendung des Begriffs

sehen Natur und Kultur ist mit dem Begriff des menschlichen der Eschatologie zur Kennzeichnung des spezilisch Christli-

Handelns gesetzt, während sich der „Geschichte-Eschaton- chen, die Rede vom „eschatologischen Wesen des christlichen

Kontrast" (ebd.) dem Begriff des Handelns Gottes verdankt. - Glaubens" (162), die ja ihrerseits ihren geschichtlichen Ort

amit läßt sich folgendes Zwischenergebnis rekonstruieren: (gehabt) hat (vgl. zu ihrer Entstehungsgeschichte H.-J. Birkner:

>e christliche Symbolsprache unterscheidet sich als christolo- Eschatologie und Erfahrung, in: Wahrheit und Glaube. FS E.

gische Rede grundsätzlich von mythischer Sprache. Um sie Hirsch, hg. v. H. Gerdes, Itzehoe 1963, 31-41). Zum anderen

adäquat erlassen und beschreiben zu können, bedarf es also besteht eine Unstimmigkeit zwischen dem vorausgesetzten

einer Theorieform, die nicht dem Gegensatz zwischen Mythos Theologiebegriff und der faktischen Durchführung der theo-

und Logos verhaftet ist. Weil nun die „grammatische Rationa- logischen Argumentation: Wenn „Gegenstand theologischer

llat nicht in der Differenz, von Mythos und I ,ogOS aufgeht, ent- Reflexion" nicht „Gott an sich" ist. „sondern die Art und Weise,

spricht es der Dogmatik, sich als Grammatik zu entwerfen. Die- wie Christen [...] von Gott reden" (238), dann ist allen Aussa-

se Fassung der dogmatischen Aufgabe wird von D. im ab- gen, die in gegenständlicher Weise vom „Handeln Gottes"

schließenden und umfänglichsten Kapitel 6 (216-313) im „Ver- (211 ff) oder dem „Wort Gottes" (247ff) reden, der genuin theo-

§ eich mit einigen exemplarischen Ansätzen [...], die sich der logische Status streitig zu machen: Sie gehören als Äußerungs-

^rammatik-Analogie bedienen" (216), erläutert und präzisiert. formen der Religion zum Gegenstand der Theologie, nicht zur

ciiierkonswcttes Resultat etwa der Auseinandersetzung mit L. theologischen Reflexion selbst. Dasselbe gilt dann womöglich

'ttgensteins Aufforderung, „Theologie als Grammatik" zu be- auch für die emphatische Betonung des „kerygmatischen

rri! ' 'sl D.s Festhalten an der Differenz zwischen der Schriftgebrauchs" im Gottesdienst, die ohnehin mit dereigcnai-

tgosen Praxis des Glaubens und der davon kategorial zu tigen Konsequenz einer willkürlichen Aufwertung dieser einen

unterscheidenden theologischen Theorie: „Gegenstand theolo- religiösen Kommunikationsform belastet ist.

e^her Reflexion ist [...] nicht Gott an sich, sondern die Art und Man kann daher abschließend die Frage stellen, ob es wirk-

eise, wie Christen [...) von Gott reden" (238). Diese Grund- lieh nötig (und möglich) ist, fundamentale „Denkgewohnhei-

^nterscheidung des neuzeitlichen Theologieverständnisses ten" zu verabschieden: Alte Gewohnheiten lassen sich offenbar

•-'schreibt 1). auch als die „Umstellung von der Rede von Gott nicht so ohne weiteres ändern. Denn auch D.s Entwurf selbst

Wurf V"n "^otl"" '238). Was dagegen in Wittgensteins Ent- verläuft über weite Strecken in logisch stringenter Argumentati-

Gl- h^e' SC' e'° normat'ves Kriterium zur Beurteilung dieser on, befindet sich also „diesseits" von Mythos und Logos, näm-

a uunensrede. Als ein solches Kriterium schlägt D. die „Selbst- lieh beim Logos. Und das scheint ja für die Theologie auch -

egungskraft des Wortes Gottes" (246) vor, die er im Rück- nicht nur etymologisch - der angemessene Ort zu sein,
»»g auf Luthers Schriftverständnis (247-294) entwickelt: Das

erstehen des Wortes Gottes kann sieh dieser Deutung zufolge Kiel Martin Rössler

r nach dem Modell des Hörens, als personale Kommunikation
if ^°Pr'isen/s'tu;monen- vollziehen. Diese Kommunikati-

orm findet nach D. vorzüglich im Gottesdienst Statt, weil Knauer, Peter: Der Glaube kommt vom Hören. Ökumenische

er die Bibel im Lichte ihres zentralen Themas. Gottes Heils- Fundamentalthcologic. 6.. neubearb. u. erw. Aufl. Freiburg-

sandelns in jesus Christus, verstanden wird („kerygmatischer Basel-Wien: Herder 1991. 448 S. 8«. Kart. DM 36.-.
^Wtgebrauch"; 2621'f). Der Gottesdienst ist also für D. „der

e Kontext, in dem sich die Schrift als Schlüssel /um Es geht zu Lasten des Rez., dafi die 1991 erschienene 6. Aufl.

°rt Gottes erweist" (266). Dieser gottesdienstliche Verkündi- der Fundamentaltheologie (FTh) von Peter Knauer erst jetzt

maA nteXt 'St demnacn aucn von cincr Dogmatik als „Gram- angezeigt wird. Allerdings wird in der ThLZ dieses Buch über-

Auf C^ristl'cnen Glaubenslebens" zu berücksichtigen, deren haupt zum ersten Mal besprochen. Dabei kann sich das Werk

s gaben D. noch einmal abschließend und ausblickend zu- des an der Frankfurter Universität lehrenden Jesuiten des Inter-

' n'Tlen'a^t (295-313). esses evangelischer Theologie sicher sein. Zeichnet sich doch

und 'C,Stiirken des Buches liegen deutlich in seinen theologie- diese „Ökumenische Fundamentaltheologie aus katholischer

onsfphllos«phiegeschichtlichen Teilen: zentrale Argumentati- Sicht" (16f.) besonders dadurch aus, daß sie das Gespräch mit

fa|t "rnicn einzelner Autoren werden auf virtuose Weise so ent- Luther, Schleiermaeher und mit protestantischer Theologie des

borten i *C jcw«ligcn Intentionen plausibel, aber auch ver- 20. Jh.s (bes. mit G. Ebcling) sucht. Das durchgängige Be-

eineCnC lnkons'stcnzen sichtbar werden. Daraus ergibt sich mühen gilt dabei dem Nachweis......daß die vermeintlichen

sie lnStrUlaive tneologiegeschichtliche Darstellung (zu kriti- Glaubensdifferenzen auf Sprachdifferenzen beruhen." (9)

Liter" T diesem Zusammenhang allenfalls das Fehlen von Auf reformatorische Akz.entsctzung deutet schon der Titel

Aus dt|"rverzeicnnis und Namensregister). Diese geschichtliche des Buches hin: „Der Glaube kommt vom Hören". Mit diesem

histo i "g entsPr'cht genau der Absicht des Buches, das „in programmatischen Bezug auf Rö 10,17 zeigt der Vf. vor allem

Po-.—---- n_......rf „ini.r Grammatik an. daß sein fundamentaltheologisches Konzept im Gegensatz

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«J-Jeh« Perspektive" zum Entwurf einer „Grammatik an, ^^SS^SSZd^^^

*2£ben O.aubenslebens" führen will, während ein ange- ^^gSS^SSS^ O.aubensha.tung philo

«JJgter zweiter Band eine systematische Entfaltung dieser ^^^S^bSSSS» ^ darin den Glauben zun.

85?£ÄS GramS wÄmharen Tatsache der G.aubensverkündigung. „Die