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Ausgabe: | 1995 |
Spalte: | 450-452 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie |
Titel/Untertitel: | Augustinus-Lexikon 1995 |
Rezensent: | Delius, Hans-Ulrich |
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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 5
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Melania konnte dank ihrer Herkunft aus der römischen Oberschicht
..sich zwei der begabtesten Intellektuellen der asketischen
Bewegung zu Freunden und Beratern" wählen: Rufin von
Aquileja und Evagrius von Pontus (291). Die beiden folgenden
Kapitel sind besonders zu empfehlen mit ihren lebensvollen
Schilderungen: Kap. 14 Ehe und Sterblichkeit: Gregor von
Nyssa; Kap. 15 Die Sexualität und die Stadt: Johannes Chryso-
stomus.
Teil III ..Von Ambrosius zu Augustin: Die Entstehung der
lateinischen Tradition" (347-437) zeigt einmal mehr die Vielfalt
der Möglichkeiten. Hieronys wird bezeichnet „als ein mona-
stischer Jean-Jaques Rousseau". Hieronymus vermittelte „ein
lebhaftes Gefühl für die Herausforderung und die Romantik der
Wüste", ebenso auch „ein feines Gefühl für die sexuellen
Gefährdungen des Körpers" (380). Hieronymus bewirkte vor
anderen, „daß Paulus" Begriff des Fleisches endgültig sexuali-
siert wurde" (383).
Über Augustin, der oft als Erfinder der Erbsündenlehre abgestempelt
wird, sagt B.: „Etwa vom Jahre 400 bis an sein Lebensende
beschrieb Augustin Adam und Eva ausnahmslos als körperliche
menschliche Wesen, die mit denselben Körpern und
sexuellen Merkmalen ausgestattet sein sollten wie wir. Gott hatte
sie für die Freuden der menschlichen Geselligkeit geschaffen
" (408). Das galt auch für eine gefallene Menschheit. „Die
vena Caritas, der klare, tiefe Quell der Nächstenliebe, durchströmte
das Menschengeschlecht. Dieser Strom war durch das
Leben der Patriarchen geflossen, als sie feierlich Kinder für die
Zukunft Israels zeugten. Nun floß derselbe Strom im Leben des
christlichen Ehepaars" (411). Die coneupiscentia camis war für
Augustin eine „besonders tragische Beschwerde, weil sie so
wenig mit dem Körper zu tun hatte. Sie hatte ihren Ursprung in
einer bleibenden Verzerrung der Seele selbst" (427). Aus diesem
Grunde waren alle Menschen „von derselben bitteren Flut
einer unharmonischen Sexualität erfaßt worden" (437).
Der Epilog „Leib und Geist: „das frühe Mittelalter" mahnt zu
bedenken, „daß wir die Schicksale einer kleinen und lautstarken
Minderheit in einer antiken Gesellschaft verfolgt haben, die
sich sehr langsam änderte. Selbst die Minderheit war in ihren
Ansichten geteilt. Die Frühkirche war größtenteils deshalb so
schöpferisch, weil ihre beredtesten Mitglieder so häufig miteinander
uneins waren" (439).
Die Kaiserin Theodora zeigt die Vielfalt im 6. Jh.: „Als Kurtisane
, als Konkubine und schließlich kaiserliche Gattin Justini-
ans wirkte Theodora auch als die fromme und mächtige Beschützerin
der Mönche Syriens" (440). Vom Mönchtum sagt B.
u.a.: „Viele Klöster waren in hohem Maße organisierte landbesitzende
Konzerne geworden" (446). Die Aszeten waren auch
im frühen Mittelalter „eine winzige, wenn auch faszinierende
Minderheit". Aber sie spielten eine ..entscheidende Rolle in der
kollektiven Phantasie einer Gesellschaft, die jetzt eine vorwiegend
christliche war" (453).
Abschließend verweist B. auf den Aufstieg des Marienkults:
„Mit solchen Szenen eindringlicher Zartheit haben wir uns in
die Träume eines Zeitalters begeben, das ganz anders ist als das.
in dem wir mehr als 300 Jahre früher in Palästina, in Rom und
in den griechischen Städten Kleinasiens unsere Geschichte begannen
" (456f.).
Für moderne Leser enthalten diese Gedanken aus der frühen
Christenheit „eisige Untertöne". Ob sie auch „etwas sagen, das
für unsere Zeiten Hilfe und Trost bietet, müssen die Leser dieses
Buches für sich entscheiden" (457).
Rostock Gert Haendler
Mayer, Cornelius u. a. [Hrsg.|: Augustinus-Lexikon. Red. K.
H. Chelius. Vol. 1: Fase. 3: Anima, animus - Asinus; Fase. 4:
Asinus - Bellum; Fase. 5/6: Bellum - Ciuitas dei; Fase. 7/8:
Ciuitas dei -Conuersio; Schlußlieferung zu Vol. I: l äse. 1/2:
pp. I-LX, Col. 1-24. Basel: Schwabe 1988, Sp. 321-480:
1990, Col. 481-640; 1992, Col. 641-960; 1994, Col. 961-
1294; 1994, Col. 1-24 erneut. ISBN 3-7965-0925-8.
Zum Ende des Jahres 1994 liegt nun mit der Schlußlieferung
tles ersten Bandes dieser komplett vor, nachdem die erste Doppellieferung
im Jahr der 1600. Wiederkehr der Bekehrung
Augustins, am 28. August 1986, dem 1556. Todestag des Kirchenvaters
anläßlich eines großen Augustin-Kongrcsscs in Rom
vorgelegt werden konnte.
Ich habe diese erste (Doppel-»Lieferung in ThIZ 1 12, 1987,
730-734 ausführlich angezeigt, doch muß einiges davon nach so
langer Zeit erneut angesprochen werden.
Im Timing war damals vorgesehen, daß der erste Band im
September 1990 vorliegen sollte - tatsächlich sind es nun vier
Jahre mehr geworden. Damit fällt natürlich auch der Gesamt
Zeitplan, der das Erscheinen des auf vier Bände und einem
Registerband geplanten Lexikons innerhalb von fünfzehn Jahren
vorsah. Die Wissenschaft wird dankbar sein, wenn dem
Team um Cornelius Mayer, Augustinerpater und Professor für
Systematische Theologie an der Universität Gießen, es gelingt,
das Werk in 25 bis 30 Jahren fertigzustellen. Es hat sich hier
wieder einmal mehr gezeigt, daß auch die modernste Computertechnik
nicht die zögerliche Ablieferung von Artikeln der einzelnen
Mitarbeiter aufholen kann. Es ist dies eine Crux. an der
alle Sammelwerke kranken, die auf die Zulieferung diverser
Auloren angewiesen sind. Karl Rahner hatte sicher Recht, als er
seinerzeit dem Herausgeber gegenüber äußerte, daß Gott den.
den er strafen wolle, ein Lexikon machen lasse. Es ist nur zu
hoffen, daß weder der DFG noch dem Redaktionskollegium des
Lexikons der lange Atem ausgeht.
Der erste Band enthält nun insgesamt 191 Artikel von „Aaron" bis
..Conuersio". Die größeren und gewichtigeren seien hier ein/ein spe/ili-
ziert, ohne damit eine Wertung geben zu wollen:
..Abraham"
C. Mayer
10-33
..Abstinentia - conlinentia"
A. Zumkeller
33-40
„Academia"
M. Haltes
40-46
..Actio - contemplatio"
G.J.P. O'Daly / L. Verheijen
58-63
„Adam"
F. Decret
63-94
„Aduentus Christi"
W. Geerlings
104-106
..Adulterium"
A.-M la Bonnardiere
125-138
..Aequalitas"
C. Mayer / B. Studer
141-150
„Aelas"
B. Körting / W. Geerling
150-158
„Affeetus"
G.J.P. O'Daly / A. Zumkeller
166-179
„Africa"
C. Lepelley / S. Lancel
179-219
,,Allegoria"
C. Mayer
234-239
..Alypius"
Ii. Feldmann / A. Schindler /
O. Wermelinger
246-267
..Ambrosius"
E. 1 >assmarui
270-285
..Angelus"
G. Madec
303-315
..Anima. animus"
G.J.P. O'Daly
315-339
..Animal"
M. Baltes / D. Lau
355-374
„Apostolus (apostolatus)"
F.. Feldmann
395-406
..Apparitio"
Ii. Studer
407-416
..Appellatio"
C. Munier
416-419
„Ascensio, ascensus"
G. Madec
466-475
„Ascensio Christi"
W. Gerlings
475-479
..Auctoritas"
K.-H. Lütcke
498-510
..Balneum, balnea"
A. Zumkeller
570-573
„Baptismus"
V. Grossi
583-591
„Beatitudo"
H. de Noronha Galvao
624-638
„Bonum"
N. Fischer
671-681
„Canon"
C. Munier
710-713
„Canon scripturarum"
K.-H. Ohlig
714-724
..Caritas"
I). Dideberg
730-743
„Caro - Spiritus"
C. Mayer
743-759
„Castitas, castus"
A. Zumkeller
781-788
„Catholicus. -a"
A. Schindler
815-820