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Ausgabe: | 1995 |
Spalte: | 225-226 |
Kategorie: | Allgemeines |
Titel/Untertitel: | Alfred Raddatz zum 65. Geburtstag 1995 |
Rezensent: | Haendler, Gert |
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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 3
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(Honnefelder, 140, 148), einer ..kausale(n)" und „metaphysi-
sche(n)" und d.h. ..metaphysische(n)" bzw. „modale(n) Transzendenz
" (ebd., 153. 155) mit dem Ergebnis, daß sich bei Thomas
„eine dem Leitfaden der Analogie folgende und im Gedanken
der Partizipation gründende Theorie des Transzendenten"
und bei Scotus ..eine dem Leitfaden der transkategorialen Uni-
vokation folgende und in einer Modalmetaphysik gründende
Theorie des Transzendentalen" finde (161) - was immer eine
solche Rekonstruktion besagen mag!
So überrascht es. daß eigentlich nur ausnahmsweise auf die
Schwierigkeit einer näheren Bestimmung des Transzendenz/
uTunanenzverhältnisses hingewiesen wird (Stallmach, 186), ja,
daß als fraglich bezeichnet wird, „ob .Transzendenz/Immanenz"
geeignet ist, das (metaphysische) Verhältnis von Gott/Welt... zu
kennzeichnen" (187). und dies nicht von ungefähr eben bei
Nikolaus von Kues. Einer solchen Frage kann ich mich nur
anschließen, muß sie aber zugleich erweitern und radikalisie-
ren: Durch wen und in welchem Interesse ist die Kategorie
..Transzendenz" in dem hier verhandelten Verständnis überhaupt
geprägt bzw. umgeprägt worden'.' Klassischer Latinität
steht sie - und erst recht „Immanenz" überhaupt nicht zur
Verfügung. (In Pseudo-Thomas-Schriften findet sich „transcen-
dentia" im Zusammenhang mit den Transzendentalien; .inima-
nentia- fehlt auch hier.) Seit wann also gibt es diese Antithese?
Und in welcher zeitlichen und sachlichen Relation steht „Transzendenz
" zu anderen - allem Anschein nach erst neuzeitlich so
belangreichen - Termini wie das Absolute, das Unendliche, das
Universum, das All, aber auch das Heilige? Und in welchem
Sinn wird durch all diese Kategorien das Wort ..Gott" substituiert
(bis hin zu Schleiermachers Aussage, daß das Unendliche
mehr sei als Gott)?
Durch genaue Zuweisungen zu jeweils möglicherweise (Afferenten
Entstehungskontexten dürften sich ebensowohl die verschiedenen
Akzentuierungen solcher Termini näher erfassen als
auch vermutlich ein Gesamtkontext abzeichnen lassen, der für
die Frage nach der „Trans/enden/" als einem „Grundwort der
Metaphysik" überhaupt erst den richtigen Fragehorizont anzugeben
vermag. Wie auch immer: „Transzendenz" erweist sich keineswegs
als eine Kategorie seit je.
In einfachen Hinweisen hat immerhin R. Guardini in seinen)
Buch „Das Ende der Neuzeit" deutlich gemacht, daß die Griechen
- und hier speziell Piaton, Aristoteles und Plotin - nicht
über diese Welt hinausgingen, daß für sie - mindestens nach
Guardini - der Mensch ..von keinem Punkt außerhalb der Welt"
weiß; erst eine mittelalterlich-christlich durchkonstruierte Unabhängigkeit
Gottes aufgrund seiner „echten Absolutheit" ließ im
Empyreum jenen ...Ort Gottes' im Draußen und Droben" in
Erscheinung treten, eben „die Transzendenz über die Welt hinaus
" (Würzburg 1950. 21950, 17, 21. 27).
Wie immer man Guardinis Konzept einschätzen mag. die
Annahme der ..'I rans/enden/" und einer ihr korrespondierenden
..Immanenz" seit je erweist sich als schwerwiegender methodischer
und sachlicher Irrtum. Der hier anzuzeigende Band erweist
sich somit als eine Problemanzeige: Das Thema bedarf dringend
der Aufarbeitung.
Gilthing Ernst Feil
[Raddatz, Alfred:] 11.-13. Symposion der internationalen
Kommission für vergleichende Kirehengeschichte - Sub-
kommission Österreich. Alfred Raddatz zum 65. Geburtstag
. Wien: Institut für Kirehengeschichte an der kath.-theol.
Fakultät der Universität Wien; Institut für Kirchengeschichte,
christliehe Archäologie u. kirchl. Kunst an der evang.-theol.
Fakultät der Univ. Wien 1994. 170 S. 8° = Veröffentlichungen
des Instituts für Kirehengeschichte an der kath.-theol.
Fakultät und des Instituts für Kirehengeschichte. Christi.
Archäologie u. kirchl. Kunst an der evang.-theol. Fakultät der
Universität Wien in Zusammenarb. mit der internationalen
Kommission für vergleichende Kirchengeschichte-Subkom-
mission Österreich, N.F., 2. ISBN 3-901467-00-9.
Der Band ist Alfred Raddatz gewidmet, der seit 22 Jahren den
Lehrstuhl für Kirehengeschichte an der Evangelisch-Theologischen
Fakultät der Unviersitäl Wien inne hat. Promotion 1959
und Habilitation 1963 hatte er als Schüler von Walter Eiliger an
der Theologischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität
vollzogen.
Elligers aktiver Widerstand gegen die Politisierung der Universitäten
in der damaligen DDR sowie die ebenso eindeutige
Ablehnung des Systems auch durch seinen Schüler Raddatz
ließen eine akademische Laufbahn in der damaligen DDR -
zumal nach der dritten Hochschulreform 1969 - als völlig
unmöglich erscheinen. Seine Berufung nach Wien hat der Jubilar
in vielfacher Hinsicht gerechtfertigt: Er hat sich nicht nur
um die Fakultät verdient gemacht (u.a. mehrfach Dekan und
Prodekan), er hat sich auch energisch eingesetzt für die
Europäischen Theologenkonferenzen in Wien, die Fachkollegen
aus Ost und West auch in der Zeit der Spaltung Europas
zusammengeführt haben. Aber auch als langjähriger Vorsitzen
der der Subkommission Österreich im Rahmen der CIHEC hat
sich R. Verdienste erworben, die jetzt zur Widmung des Aufsatzbandes
geführt haben. Der vorgelegte Band setzt eine Reihe
fort, deren I. Band 1987 erschienen war als Ausdruck einer
„verstärkten ökumenischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet
der Kirehengeschichte an beiden theologischen Fakultäten der
Universität Wien" (zitiert aus dem Vorwort in ThLZ 113, 1988.
902). Nachstehend seien die Beiträge genannt:
Gert Haendler: Die Bekehrung der Goten (9-21): Walter Seih: henai und
henat qejama in der syrischen Kirehengeschichte: Hans (Inn/ Handel um
König Lothars II. Ehen (35-50): Josef Lenzenweger: Die Eheangelegenheiten
der Margarete Maultaseh von Tirol: Rudolf Zinnhobler: Die Ehescheidung
Heinrichs VIII. von England und die Kirche (71-82); Bruno Primetshofer.
Die Bischofsbestellungen seit dem Beginn der Neuzeit bis zur Gegenwart:
Lorenz Mikoletzky: Was bezweckte Kaiser Joseph II. mit seinen Reformen
auf religiösem Gebiet wirklich? Einige Überlegungsansätze (98-104); Johann
Rainer: Die josephinische Diözesanregulierung in Innerösterreich; Floridus
Röhring: Die Klosteraufhehungen Josephs 11. (114-122): Josef Lenzenweger:
Cölestin Joseph Kardinal Gangibauer. Fürsterzbischof von Wien (|IX17|
1881-1889); Hermann Hold: Struktur der Kirchengeschichtsdidaktik und ihre
Implikationen für das Selbst Verständnis der Kirehengeschichte (144-170).
G. H.
Rietschel, Ernst: Jugenderinnerungen. Hg. u. kommentiert
von M. Schulte-Arndt. 3., erw. Aufl. Leipzig: Evang. Verlagsanstalt
1994. 182 S. m. Abb. 8«. ISBN 3-374-01530-1.
In einer Einleitung (7-20) stellt M. Schulte-Arndt den vor allem
durch seine Denkmale berühmt gewordenen, langjährigen Dresdener
Akademieprofessor Ernst Rietschel (1804-1881) kurz vor
und weist auf die Entstehung der abgedruckten .Jugenderinnerungen
" hin. Im Text selbst (21-124) schildert Rietschel eindringlieh
seine in bitterer Armut und in einem frommen Elternhaus
verbrachte Kindheit, die Not des Kriegsjahres 1813 sowie
seinen langsamen, aber steten Aufstieg als Kunststudent. Frömmigkeitsgeschichtlich
sind dabei vor allem die Passagen, die
seinen Vater (23f.), seine Schulausbildung (3()f.) und seine
Konfirmation (57) schildern, besonders interessant.
Eine Zeittafel zu Leben und Werk Rictschels nach dem Ende
seiner Jugenderinnerungen, 1832, sowie Indices und Register
runden das Bändchen ab.
Gh. G.