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1991

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 5

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tigkeit Gottes" nicht nur soteriologische, sondern auch ethische
Dimensionen beimißt und mit Nachdruck Glauben mit Gehorsam
zur Deckung bringt.

Als eine Überschneidungsfläche dieses systematischen Anliegens
und neuerer Arbeiten zum Verhältnis zwischen Christentum
und Judentum wird die Haltung des Paulus gegenüber dem Gesetz
(trotz der Übersetzung von xiXoc, mit „Ende" in Rom 10,4)
differenziert bestimmt: Die Ablehnung einer soteriologischen Bedeutung
der Torah, wie die Judaisten sie vertraten, schließt ihre
Anerkennung als Offenbarung des Gotteswillens nicht aus, sondern
ein. Das jüdische Festhalten an der Torah wird nicht als von
vornherein verkehrte „Gesetzlichkeit" verächtlich gemacht, sondern
die Auslegung macht vollen Ernst mit der Geschichtstheolo-
8'e des Apostels, der das jüdische Nein zum Evangelium auf eine
von Gott verhängte Blindheit zurückführt (deren Aufhebung er
■n naher Zukunft erwartet).

In allen text- und literarkritischen Fragen läßt Stuhlmacher äußerste
Vorsicht walten. Für echte Konjunkturen (Lesearten ohne
Jeden Anhalt an vorliegenden Handschriften) sieht er grundsätzlich
keine Rechtfertigung, und als sekundären Zusatz wertet er
nur Röm 16.24 (anders P. Lampe in NovTest 27, 1985, 273-
277!), nicht aber 16,25-27 (geschweige denn das ganze Kap. 16).
Eine Entscheidung gegen den Text der 26. Aufl. des Novum Te-
stamentum Graece von Nestle-Aland ist mir nur zu Röm 15,19
aufgefallen.

Das von Mitarbeitern des Vf.s erstellte Namen- und Sachregister (232-
235) ist begrüßenswert und hilfreich, in der Auswahl der aufgenommenen
Namen (vgl. etwa die Namen von S. 10) und Begriffe nicht immer glücklich
. Für Inhalte, die nur einmal im Röm vorkommen und die daher über
die Konkordanz mühelos zu finden sind (z. B. Junia in Röm 16,7 oderTer-
tlus in Röm 16,22) ist eine Erwähnung im Register entbehrlich.

Die sehr seltenen Druckfehler beeinträchtigen nur an zwei Stellen den
Sinn des Satzes: S. 10, vorletzte Zeile ist vor „Judaisten" vermutlich ein
-Christen" ausgefallen. S. 224, 7. Zeile von unten, muß es zunächst „Lu-
kios" und dann erst „Lukas" heißen.

Alles in allem ist diese erste Auflage der lange erwarteten Neubearbeitung
dieses Kommentars ein bereits ausgereifter, in sich
stimmiger Begleiter bei der Lektüre dieses Paulusbriefes, der in
der Landschaft der exegetischen Diskussion Stellung bezieht und
für die christliche Orientierung am Neuen Testament in Dogma-
t'k und Ethik klare Akzente setzt.

Wuppertal K. Haacker

Aschim. Anders: Det gamle testamente som kanon. Brevard S. Child's
eksegetiske program som bidrag til diskusjonen om teologiens enhet (TTK
6l. 1990. 109-118).

Beutler, J.: GreksCometo See Jesus (John 12,20f)(Bibl. 71, 1990,333-
347).

Buchanan, George Wesley: The Day of Atonement and Paul's Doctrine
of Redemption (NT 32, 1990, 236-249).

Gallas, Sven: „Fünfmal vierzig weniger einen... ". Die an Paulus vollzogenen
Synagogalstrafen nach 2Kor 11,24 (ZNW 81, 1990, 178-191).

Hamerton-Kelly, R. G.: Sacred Violence and "Works of Law." "Is
Christ Then an Agent of Sin?" (Galatians 2:17)(CBQ 52, 1990, 55-75).

Heil, J. p.: Mark 14,1-52: Narrative Structure and Reader-Response
(Bibl. 71. 1990, 305-332).

Hofius, Otfried: Fußwaschung als Beweis der Liebe. Sprachliche und
Schliche Anmerkungen zu Lk 7,44b (ZNW 81, 1990, 171-177).

Karrer, Martin: Das urchristliche Ältestenamt (NT 32, 1990, 152-
188).

Kemmer, Alfons: Das Neue Testament. Einführung für Laien, Neuaus-
Sabe. Freiburg: Herder 1990. 270 S. kl8* = Herder Taschenbuch, 1728.
Kart. DM 16.90.

Klauck, Hans-Josef: Zur rhetorischen Analyse der Johannes-Briefe
(ZNW 81. 1990. 205-224).

Kollmann, Bernd: Lk 12, 35-38 - ein Gleichnis der Logienquelle (ZNW
8l- 1990.254-261).

Lautenschläger, Markus: Der Gegenstand des Glaubens im Jakobusbrief
(ZThK 87, 1990, 163-184).

Linss, Wilhelm C.: Ministry in the New Testament: „In the beginning
...„(CThMi 17, 1990, 6-14).

McEleney, Neil J.: Peter's Denials - How Many? To Whom? CBQ 52.
1990, 467-472).

Meier, John P.: Jesus in Josephus: A Modest Proposal (CBQ 52. 1990.
76-103).

Pitta, A.: .Ichthys' ed ,opsarion' in Gv 21, 1-14: semplice variazone les-
sicale o differenza con valore simbolico? (Bibl. 71, 1990, 348-364).

Sumney, Jerry L.: The Bearingof a Pauline Rhetorical Pattern on the In-
tegrityof2Thessalonians(ZNW 81, 1990, 192-204).

Ulrichs, Karl Friedrich: Grave verbum, ut de re magna. Nochmals Gal
1,18: ioxopTpai tcnpäv (ZNW 81, 1990, 262-269)

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Erbacher, Hermann: Die Gesang- und Choralbücher der lutherischen
Markgrafschaft Baden-Durlach 1556-1821. Karlsruhe:
Verlag Evang. Presseverband für Baden 1984. 153 S., 324* S.
gr. $= Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in
der evang. Landeskirche in Baden, 35.

Das „Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache
" Bd. 1, Gütersloh/München (Bertelsmann) 1988, 254-255
vermag unter „Augusta Maria, Markgräfin von Baden Durlach
[...]"(1649-1728) als neueste Literaturangabe nur ein Werk aus
dem Jahr 1858 zu nennen. Sodann ist dort vermerkt, daß Augusta
Marias eigene Lieder „mangels zuverlässiger Beweise" nur
unsicher zu ermitteln sind. - Einschlägige Ergebnisse von Hermann
Erbachers Gesangbuch- Untersuchungen von 1984 waren
leider nicht zur Kenntnis genommen worden. Das ist zu bedauern
, auch wenn Erbacher die genannten Unsicherheiten gewiß
nicht endgültig beseitigen, sondern nur vorsichtig, aber schon
damit ein Stück weit überzeugend, mildern kann: von ehedem 27
für Augusta Maria angenommenen Liedern möchte Erbacher auf
elf zurückgehen (69).

Dies mag als ein erster Hinweis das hier anzuzeigende umfangreiche
Werk schon ein wenig charakterisieren: sorgfältig und
vorsichtig arbeitet sich Erbacher durch eine Fülle von dunklen
und halbdunklen Feldern eines wichtigen Gebietes südwestdeutscher
Gesangbuch-Geschichte (auch Württemberg, Straßburg).
Die Studien beschäftigten ihn über 40 Jahre (!) in „berufsbegleitenden
Beobachtungen" (7) - und das merkt man ihnen wahrlich
an! Hier liegt ein exemplarisches Werk vor, das dem Leser einiges
abverlangt, dies jedoch mit Recht, denn der Autor hat zunächst
sich selbst nichts an Mühen des Sammeins und des Recherchierens
in Archiven in Deutschland und in der Schweiz (S. 8!) erspart
, um die badische Gesangbuch-Geschichte zu erhellen. Sie
erstreckt sich von 1556 bis 1821 (ll4f; 151 A. 33 Erbacher zur
folgenden Geschichte). Und manches an Neu- und Wiederentdeckungen
- z. B. 1616, 1697/98 - verdanken wir Erbacher bzw.
seinen Verbindungen zu den Findern. Teile aus den hier nun vorgelegten
Studien hat der Vf. schon früher - mitunter ausführlicher
! - abgeschlossen bzw. veröffentlicht gehabt (35 [130] A. 1;
101 [148] A. 1).

Das Werk ist zweigeteilt. Ein kürzerer Teil (9-153) darf als zusammenfassende
Darstellung, teils auch als kommentierte Bibliographie
der Gesangbücher und Choralbücher gelten. (Martin
Rößlers ausführliche Rezension in BWKG86, 1986, 456-459
führt das einzeln vor.) Der erheblich ausführlichere Teil, (zu?) bescheiden
„Anlagen" genannt, ist aber nun geradezu eine Fundgrube
nicht nur für den Hymnologen, sondern auch den Kirchen-
geschichtler (6*-269*). Endlich Texte (Vorreden, Widmungen
etc. nicht nur, wie häufig in der einschlägigen Literatur, Liedfassung
-Vergleiche [95-991]) aus Gesangbüchern selbst und aus