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Ausgabe:

1991

Spalte:

337-338

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Die Theologie al-Ghazalis und Augustins im Vergleich 1991

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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Seite 1

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337

Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 5

338

Tim. hom II). Vgl. K. Baus/E. Ewig im HKG/I II/1 (1973), 281 f.

• Letzte kritische Ausgabe von A.-M. Malingrey in der Reihe „Sources
yiretiennes" 272, Paris 1980.

Das hat uns unser Lehrer Hermann Dörries unter Berufung auf seine
{-ehrer eingeprägt.

R- Staats. Die katholische Kirche des Ignatius von Antiochien, ZNW
[]• '986, 126-145, 242-254(249-251).

* Kap. 7 u. 8. Wir folgen der Edition von B. Botte, S Chr 11, 2. Aufl. Paris
°4, S. 44 u. 56. Nur aus hochkirchlichem und röm.-kath. Interesse ist zu

^erstehen, daß diese geistliche (aber nicht funktionale) Gleichsetzung von
Bischofs- und Presbyterwahl übersehen wird. Vgl. Botte S.57, Anm. 2. E.

egelberg. The Ordination Prayers in Hippolytus. In: Studia Patristica
XI'I(-TU 116) Berlin 1975,397-408(402). K. Richter, Zum Ritus der Bi-
sehofsordination in der „Apostolischen Überlieferung" Hippolyts von

om und davon abhängigen Schriften, Archiv für Liturgiewissenschaft
XVII / XVIII, 1975/76, 7-51. Richtig dagegen schon C. H. Turner; Theor-

mation prayer for a presbyter in the church Order of Hippolytus. In: The
Journal of Theological StudiesXVI 1915, 542-547.

13 Irreführend schon Segelberg (a.O. 399): „spirit of leadership" und
Richter(a.O. 26): „die von Gott kommende Kraft... zur Lenkung und Regierung
".

14 Lumen gentium 21 u. 26. S. o. Anm. 5.

15 Vgl. E. Lange, Brief an einen westdeutschen Bischof. In: Wiss. u. Praxis
in Kirche und Gesellschaft 1974. S. 352. Wiederabdruck in: M. Benk-
kert, Brüderlich verbunden. Bischöfe in Berlin. Gespräche mit Martin
Kruse, Kurt Scharf, Albrecht Schönherr, Frankfurt/M. 1977, 121f. Vgl.
auch H. Schultze, „Das Amt der Einheit" ThLZ 113, 1988. 81-96.

16 B. Sundkler, Nathan Söderblom. His Life and Work, 1968. Zum Begriff
„Evangelische Katholizität" bei Söderblom - s. das Buch von S.-E.
Brodd (s.o. Anm. 4) 104-134.

17 Sveriges Kyrka, Stockholm 1908, 14.

18 Zitate aus verschiedenen Söderblom-Schriften nach S.-E. Brodd,
108-110.

19 Gregor v. Nazianz, Or. XIX (MPG 35, 909 A).

20 Philad. 9,1.

Religionswissenschaft

Bouman, Johan: Glaubenskrise und Glaubensgewißheit im Christentum
und im Islam. II: Die Theologie al-Ghazalis und Augu-
stins im Vergleich. Gießen-Basel: Brunnen 1990. VIII, 364 S.
ff Kart. DM 44,-.

Das ebenso wichtige wie gründliche Buch B.s, gewissermaßen
der zweite Band einer mit Augustinus einsetzenden Untersuchung1
, wird in manchen theologischen und religionswissen-
Schaftlichen Kreisen Beachtung finden, vor allem dort, wo auch
die aktuelle Auseinandersetzung zwischen Christentum und
'slam zum neuen Durchdenken vieler Positionen zwingt. B. gibt
w'chtige. jedoch auch bedenkliche Ansätze, so wenn er bereits im
Vorwort (V) fragt, ob die „Gemeinsamkeiten" oder die „Unterschiede
" (natürlich zwischen Augustinus und al-Ghazali) überlegen
. Dies ist nicht nur von unserem aktuellen Erleben her, das
lch als Historiker nicht unterschätzen möchte - man denke nur
an den „Heiligen Krieg" oder an die „Satanischen Verse" - naiv,
sondern auch von den Grundpositionen der beiden Mystiker her:
Gehen doch der christliche und der islamische Mystiker von
recht unterschiedlichen Grundpositionen aus.

Al-Ghazali (1059-1111) ist zweifellos der bedeutendste oder
doch einflußreichste islamische Theologe gewesen, nicht zuletzt
weil er nach seinem Ausscheiden als Lehrer der Bagdader Universität
zu einem prononcierten Vorkämpfer der Mystik, aber
auch der Toleranz wurde, den man mit den Epitheta „Zierde des
Glaubens" und „Wiedererwecker seines Jahrhunderts" versah
(S- 6). B. arbeitet solche biographischen Gesichtspunkte schön
heraus und verbindet sie, seinem sorgsamen Arbeitstitel entsprechend
, mit der Untersuchung der „Chronologie der authentischen
Werke" (so der Ihya oder der Mishkät) und dem Weg Ghalis
von der Glaubenskrise zur Glaubensgewißheit.

Der im zweiten Teil des Bandes folgende Vergleich zwischen
Augustinus und al-Ghazali stößt auf die bereits angedeuteten
Schwierigkeiten. Denn trotz vieler Ähnlichkeiten oder sogar - so
man will - Gemeinsamkeiten müssen Theologie und Anthropologie
bei den beiden Denkern recht unterschiedlich sein, da sie
einerseits ausschließlich auf der Bibel, bzw. dem NT, andererseits
auf dem Koran fußen. Es läßt sich sagen: Der monotheistische
Grundkonsens ist nur eine sehr weit gedehnte, mit Mühe
a"es Erforderliche umfassende Klammer, die Wesen und Eigenschaften
Gottes, die Position Jesu, die Sündenlehre (und dies angesichts
der Wichtigkeit der Erbsündenlehre des Hipponenser Bischofs
!), die Erschaffung und Natur des Menschen sowie seine

recht unterschiedlich konzipierte Erlösung nicht umfassen kann.
Einige Einzelprobleme vermögen dies wohl zu illustrieren. Bei
Ghazali ist beispielsweise die Sünde eine wichtige Kategorie,
Adams Sündenfall jedoch nicht entscheidend, die Menschheit
dadurch nicht zur „massa perditionis" geworden. Ghazali sieht
den Menschen zwar der Allmacht Gottes unterworfen, gibt ihm
aber einen größeren intellektuellen und voluntaristischen Freiraum
als Augustinus. B. spricht selbst einmal davon, daß Ghazali
„die pelagianische Auffassung" teile (284). Im Abschnitt „Des
Menschen Erlösung" (285-295) sieht B. auch, daß sich vor allem
in der Erlösungslehre die Positionen endgültig trennen. Denn bei
Augustinus ist „das Herzstück nicht der individuelle Mensch in
eigener Sache, sondern die Erlösertat Christi" während bei Ghazali
der Mensch selbst „das Herzstück alles Geschehens" ist, natürlich
„eingekapselt in der Allmacht Gottes" (295).

Vor allem in der weiteren Erschließung al-Ghazalis und auch in
seinem in vielen Details aufschlußreichen Vergleich mit Augustinus
hat B. Wichtiges gesagt und auch an recht schwierigen Stellen
sich um eine Erklärung bemüht. Dafür muß ihm, trotz der oben
angemeldeten Bedenken, Dank gesagt werden.

Halle (Saale) Hans-Joachim Diesner

1 S. dazu ThLZ 114, 1989, 284f.

Rössler, Andreas: Steht Gottes Himmel allen offen? Zum Symbol
des kosmischen Christus. Stuttgart: Quell 1990. 189 S. 8°Kart.
DM 29,80.

Der Vf. wird diese Frage mit Ja beantworten, aber dazu
braucht er das ganze Buch - niemand wird sagen, er mache sich
seine Antwort leicht.

Die religiöse Situation, in die vorliegendes Buch gehört,
braucht nicht erst geschildert zu werden. Die Zeiten, in denen außerchristliche
Religionen räumlich entfernt gedacht und erlebt
worden sind, dürften vergangen sein. Die Versuchung, christliche
Wahrheit mit religiöser Wahrheit überhaupt gleichzusetzen, ist
uns nicht fern. Das vorliegende Buch versucht mit Erfolg Orientierung
und Wegweisung. Die Sprache des Buches ist auffallend
schlicht; das öffnet dem Buch einen weiten Leserkreis, über den
Fachkollegen hinaus. Das ist richtig und nötig. Die Begegnung
mit außerchristlichen Phänomenen, die Bekanntschaft mit fremden
religiösen Praktiken ist verbreitet und kann eindrücklicher
sein als gedankliche Überlieferung der Theologie. So wird das
Buch seine Aufgabe haben.

Im Rahmen der Theologie findet der Vf. bei Joseph A. Sittler
(Neu-Delhi 1961) die Anregung zu einer kosmischen Christolo-