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Ausgabe:

1990

Spalte:

822

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Studien über die Anfänge der Mission in Livland 1990

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 11

822

(100-104). Visionen gibt es in der Vita Fursei und der Vita Baronti (265). Beda Venerabiiis schrieb das Leben des Bischofs Cuthbert sowie
(104-108). Die „biographisch-anthropologischen Muster der Zeit" eine Historia Abbatum. Beda ist nach dem Süden ausgerichtet. Romwerden
genannt: ..Die heilige Frau, der Missionar, der politische reisen werden notiert (288). Sein Martyrologium ist seine wichtigste
Bischof, das unschuldige Opfer, der Eremit, der Künstler Gottes, der biographische Arbeit. Beda hat sein Kloster nie verlassen, „aber sein
Visionär" (111) Geist ist weiter als der des Weitestgereisten: durch die lateinischen
Kapitel VII betrim „Italienische Biographic nach Gregor dem Bücher, die in vorzüglichen Exemplaren seit dem Jahre 596 ... von
Großen". Der Liber pontiflcalis war zwar „kurz und lakonisch", ent- Rom und Unteritalien direkt nach England kamen" (294). Auch die
hielt aber auch Viten der Päpste. Nach 715 „nimmt das Papstbuch Vita Wilfridi zeigt die starke Bedeutung Roms für England (299-300).
individuellere Züge an" (122). Die Vita Leos III. (mit der Kaiser- Die Vita Guthlaci enthält „biographische Arbeit und psychische Er-
krönung 800) „ist die längste des alten Liber pontificalis" (129). Die fahrung des frühen Mittelalters" (304).

Vita des Papstes Nikolaus I. zeigt die Zunahme an Macht: „Man hat Das inhaltsreiche Buch ist auch ein Stück Missionsgeschichte. Die
keine kirchlichen Kommentare zu Karls märchenhaftem Bedarf an Wirkung der Bibel kommt immer wieder zur Sprache. Sie hat stili-
Frauen gehört. Drei Generationen danach gelingt es Nikolaus I., aus stisch nachgewirkt. „Isidor von Sevilla hat es einmal gereizt, ein
einer Ehescheidung Lothars II. eine das Karolingerreich erschütternde Werk in der Art des b.bhschen Wiederholungsst.ls zu schre.ben. im
Affäre (c. 44-50) und das Papsttum zur höchstrichterlichen Instanz in 13. Jh. wurde vom ,stilus Ysidonanus" gesprochen" (207). Die ver-
Eheangclegenheiten der Herrscherhäuser zu machen" (135). Neben breitete „Navigatio Brendan." konnte m .hrem „monotonen Bibel-
Rom ist Verona als Stadt mit alten Schreibtraditionen zu nennen latein (Cum autem ... Erat autem ... Cum autem ... Cum
(139-143). Paulus Diaconus schrieb als Biograph „nicht als der Ge- autem .. .) eine klassische Idylle der Spatantike m.t Hilfe einer
schichtsschrciberder Langobarden oder überhaupt als Historiograph, apokalyptischen Idee" umformen (256). Nach der Unterwerfung Spanendem
als Mönch und Sohn der Kirche" (153). Bischofsbiographien niens durch Mohammedaner wirkte hier besonders die Apokalypse
»ab es ,„ Aquileja Ravenna und Neapel (155-160). Italien wird als nach (219-220). Immer neu hörten Menschen die Forderung Jesu an
-die unbekannteste Literaturlandschaft des abendländischen Früh- den reichen Jüngling Mt 19,21 (229) oder die Worte aus 13.14: „Denn
mittelalters" bezeichnet (173) Kapitel VIII „Vn einem Goldenen wir haben hier keine bleibende Statt". Von Patrick wird gesagt: „Sein
Zeitalter Spaniens in eine apokalyptische Situation" beginnt mit einziges Buch war die lateinische Bibel. Dieses Buch hat er aber so
Sisebut; seine „Vita et Passio S. Desiderii" hat er 610 geschrieben intensiv aufgenommen, daß er stellenweise .biblischer als die Bibel'
-bevor er König des westgotischen Spaniens wurde" (181). Isidor von redet" (229).

Sevilla setzte das Werk des Hieronymus „De viris illustribus" fort und Rostock Gert Haendler
schrieb „De ortu et obitu patrum": 77 Biographien zu Gestalten der
Bibel „von Adam bis zum Paulusschüler Titus" (183). Isidor selbst

wurde noch im 7. Jh. dreimal gewürdigt. Braulio von Saragossa Hellmann, Manfred, [Hg.]: Studien über die Anfänge der Mission in

schrieb das erste spanische Mönchsleben (187). Merida war Zentrum Liv|and. Sigmaringen: Thorbecke 1989. 167 S. m. Abb. gr. 8° =
einer Schilderung von Mönchen und Bischöfen (192). Die Vita Fruc- Vorträge und Forschungen, Sonderbd. 37. Kart. DM 48,-.
•uosi erzählt von Klostcrgründungen und Wundern, aber es waren _. .
keine „Mirakel, sondern wunderbare Begebenheiten, wie sie glück- Manfred He. mann untersuch. Die Anfange christlicher Mission
haf.esLebenbeglei.en"(l98).Die„His.oriaexcellentissimiWambae in den baltischen Landern (7-36) unter Rückgriff auf die Vita
regis" des Julian von Toledo war „die letzte Leistung westgotischer Anscarii, Adam von Bremen. Hclmold von Bosau und Arnold von
Geschichtsschreibung" ,201). Nach dem Untergang des Westgoten- Lübeck. Mi. deutschen Kau jahrem kam I 82 der Missionar Manches
in Spanien 711 brach.e die Herrschaf, des Islam Märtyrer- hard nach Uxkull das 1.88 Bis.um wurde. Dem bescheidenen
berichte hervor: um 850 wurden Eu.ogius und Paulus Albarus von demütigen und op erbereiten Augustinerchorherrn aus Segeberg ,s.
Cordoba Märtyrer. Die Passionsli.era.ur steh, auf dem „Boden der die Belastung durch.einen Kreuzzug erspar geblieben 3. . Er war
all,. I, . ' ausschließlich auf das Wort angewiesen (35). Bernd Ulrich Hucker

<s cnen Wirklichkeit (-14). , „ , FnolanH macht Meinhards Herkunft aus Bremen wahrscheinlich (36-38).

Unter der Überschrift „Peregr natio" werden Irland und England macni mraai n-i. ni

u„u »-«»-b , u„,„or«;n Hurker ste t sich dann das Thema „Der Zisterzienserabt Bertho d.

"ehande .(Kap. IX). Am Anfangsteht Patrick. Seine Sprache war ein- Mucker stein " „

ziuw L . , , , _ . ... ..,-,,0* r>er Ab- Bischof von Livland. und der erste Livlandkreuzzug" 39-64).

Kan.g ein schwierigeres Latein als das Tertu l.ans £2£Tl£ Berthold wurde 1196 in Bremen Bischof und kam 1 198 auf dem ersten

r 5rlZuderErk-ntnis:"N'<;htm" iSSSÜäZ Kreuzfahrer nach Livland ums Leben. Es folg.e „ein

haM , • • • • S°ndern lat"hen " ZlZTcn noch kräftigerer In.eressenschub" deutscher Kaufleute (56). Entschei-

o' d,C la,C,n'Sche Literatur dic ,hr VOn J"* M"taZ Z d e dend war die politische Bedeutung der bremisch-stadischen Mimste-

W.en uberschritten ... Die lateinische Sprache ist selbst auf d e dend wa p J ^

Peregrmatio eingegangen und hat im Pilgergewand des Sermo h um, Iis <T*J™ s jbt kunstgeschichtliche Hinweise und

■n ne Lcben angcfangcn.. (230, Die Vita Bngidae wurde sich vom £ ^ £

S °« er eignen furden nachslen Mlttela ler-Roman von Umberto ^^^^ Unler der übcrschrift ..Straßentheater ,m

" . ,232>- S'c ••BeiSP,ClC CinCr feB'"CSlIJTSZ K Reinhard Schneid« Stellu* ..Zu Heinrich

L emischen und Christ.ichen in das Ke tische" 035;d«Mft» LdU über ein großes Spie, in Riga 1205" «107-12.,.

Jeh „,st eine Bngida in schattenhafter Ferne (237). ?™s ™ ber ejn abgebrochenes Pr0phetenspiel wirft die

'Wien des 7. Jhs. erinnern an ^^Sicherer ArXivc" zur Gewalt^ auf (117).

gramer christiana (243). Adamnans Vita des Co umba von Jon £ ge ^ ^ untersuch, „Die Anfänge der Sakraltopographie von

erstrebt einen ..Ubergang von Biographie ™eo og'e VW g.. (PV, 58), dic natürlich auch das alte Üxküll mit einschließt.

Adamnan war „der erste namhafte lateinische Schriftsteller jenseits ^ J Register (159-167) beschließen den informativen

der Grenzen des Imperium Romanum" (252). Die weit verbreitete Zeichnungen Kcg

v'ta Brendani aus dem 9. (oder schon 8.7) Jahrhundert geht auf eine Band.

F|gur des 6. Jhs. zurück. Seine Navigatio führt zur Entdeckung des Q. H.
Paradieses, „wo in ewigem Licht alles blüht und Früchte trägt und der
Mensch von aller Beschwernis frei ist" (255). Die englische Biographie
bes'nnt mit Aldhelm von Malmesbury, der „insulare und kontinente
Lateintraditionen verschmolzen hat" (261). Sein Liber Gregor.,
enthalt 3 Sagen des Mittelalters, „die charakteristisch für Gregor" sind