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Ausgabe:

1988

Spalte:

33-34

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Pesch, Rudolf

Titel/Untertitel:

Paulus ringt um die Lebensform der Kirche 1988

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1 13. Jahrgang 1988 Nr. 1

Kirchengeschichte: Alte Kirche

Pnma e dopo") erstmals 1980 in Turin erschienen. Der Herausgeber gen an. Das ist angesichts der Gewißheit, mit der die Ergebnisse in

der bekannten Reihe «Parole de Dieu», Xavier Leon-Dufour, hat der einer Reihe erscheinen, die auf Breitenwirkung unter Nichtfachleuten

französischen Ausgabe ein Vorwort beigesteuert. aus ist, bemerkenswert; dadurch muß eine Anschauung des Kanons

Obgleich Corsini mit einem Minimum an Literaturangaben aus- als eines bloßen Stücks Theologiegeschichte befördert werden, wie sie

kommt (S. 337: 12 Titel) und auf Fußnoten überhaupt verzichtet, sich gegenwärtig verbreitet in Bibelerläuterungen für die (gebildete)

basiert seine allgemeinverständliche Auslegung auf der neueren histo- Gemeinde findet.

nsch-kritischen Apokalypse-Exegese und ist schon deshalb wert, zur T. H.
Kenntnis genommen und diskutiert zu werden.

Nach dem Vorwort des Hg. (S. 7-14) und der Einleitung des Autors
(S. 15-19) erfolgt zunächst eine allgemeine Einführung in das Werk des Johannes
, in das Genus der Apokalyptik, in den alttestamentlichen Hintergrund der
Apokalypse und in ihren neutestamentlichen Kontext sowie schließlich in den

Aufbau der Apokalypse des Johannes (S. 21-63). Strecker, Georg [Hg.]: Die Pseudoklementinen, III. Konkordanz zu

Dann erläutert der Vf., in der Reihenfolge der Johannes-Offenbarung, nach- den Pseudoklementinen. 1. Teil: Lateinisches Wortregister. Berlin:

einander den Prolog (Apk 1,1-8; S. 65-76), die sieben Briefe (Apk 1,9-3,22; Akademie Verlag 1986. XV, 581 S. gr. 8" = Die Griech.-Christi.

s- 77-107), die sieben Siegel (Apk 4,1-8,1; S. 109-145), die sieben Posaunen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte, geb. M 120,-.
'•(Apk 8,2-11,19; s. 147-173). die sieben Schalen (Apk 12,1 -22,5;S. 175-295)

"nd den Epilog (Apk 22.6-21; S. 297-307). Das Buch wird beschlossen durch Die Edition der Pseudoklementinen, der wichtigsten Quelle für das
eme vollständige französische Übersetzung des Textes der Apokalypse antike Judenchristentum durch die Berliner (zuvor Preußische) Aka-
(S. 309-336), eine kurze Bibliographie (S. 337), ein Verzeichnis der Abkürzun- demie der Wissenschaften darf im wörtlichen Sinne als Jahrhunderten
der biblischen Bücher (S. 338), ein Sachregister (S. 339-343) und das unternehmen gelten. Sie war eines der am beharrlichsten verfolgten
n a tsverzeichnis (S. 345-349). • Vorhaben der 1891 gegründeten Kirchenväterkommission (seit 1940
Nicht das geringste Verdienst des vorliegenden Buches besteht in Kommission für spätantike Religionsgeschichte) und spiegelt deren
jr von Corsini vorgeschlagenen Gliederung der Johannes-Apoka- wechSelvolIe Geschichte. Der Entscheid, das vielschichtige und am
ypse, die sich in der Disposition seiner Auslegung (s. o.) wider- Rande des ,nteressenfe|ds der klassischen Patristik gelegene Werk in
P'egeIt. Zustimmung verdient auch Corsinis Bemühen um die das Corpus der Griechischen Christlichen Schriftsteller (GCS) auf-
wualisierungder Apokalypse fürden modernen Leser. zunehmen, geht noch auf dessen Begründer Adolf Harnack zurück.
Udbdie Offenbarung des Johannes eine ekkles.olog.sche Kompo- Schon mit der p|anung kurz nach der Jahrhundertwendc sl,u, crst.
eme hat. daß d.e H.mmelsstadt - auch - die Kirche der Gegenwart rangige Namen verbunden: Franz Xaver Funk und der frühverstor-
aeutet, sollte n.cht besinnen werden, ebensowen.g w.e d.e Tat- bene Gerhard Loeschke. Der danach in Aussicht genommene Hg.
cne, daß in d.eser Kirche Christus schon jetzt regiert. Nur: D.es wi|helm Heintze der mit sejner Untersuchung über den Klemens-
nneßt eine auf d.e Zukunft ger.chtete Eschatologie nicht aus. D.e roman umj sdne griecnjscnen Que„en (TU w->. 1914) wichtige
seit.gke.t, mit der Corsini alle lutunschen Kategorien der Johan- Vorarbeit geleistet hatte, fiel im Ersten Weltkrieg. Nach längerer
J>-ApokalyPse weg.nterpret.ert, vergewalt.gt d.eses so oft ,n der Unterbrechung übernahm dann der Philologe Bernhard Rehm die
Lhengesch.chte mißbrauchte Buch genauso wie der Versuch der Aufgabe der Editjon und konnte nQch VQr seinem Tode (,942) den
nwarmer a|,er Janrnunderte> in lhm die Katastrophen einer dem (griechischen) Text der Homilien und den (lateinischen) der Recogni-
e.tende zue.lenden Gegenwart vorhergesagt zu finden. Auch ,n der tjonen jm Manuskript abschiießen.

nannes-Offenbarung herrscht d.e Spannung zw.schen - part.eller - Ers[ der Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglichte unter

s genwart.ger Vorwegnahme des Heils und dessen künft.ger Voll- der umsichtigen Betreuung durch Johannes Irmscher (GCS 42, 1951)

ung. Immerh.n vermag das vorl.cgende Werk den Blick darauf zu und Franz Paschke (GCS 51i 1965) die Drucklegung. Zusammen mit

Ken, daß die Apokalypt.k, n.cht anders als d.e „klassischen" Pro- der Vor,age der syriscnen Teilübersetzung durch Walter Frankenberg

ni-aT1,', d,C Ge8enwart der Angeredeten deutet; aber das ist noch (TU 48 3; |937) H somit die Basis rürdie weitgehende, auch lexiko-
"icnt alles

graphische Erschließung des für den Kirchenhistoriker, aber auch für

Mainz Otto Böchcr den Religionswissenschaftler und nicht zuletzt für den Neutestament-

ler ungemein wichtigen Werkes vor. Die durch die nicht unproblema-

Pesrh d j ir r. . . ..... ..... tische Klassifizierung als „erster christlicher Roman" (wegen des

■"•> Kudolt: Paulus ringt um die Lebensform der Kirche. Vier _ . , ' " ,

Briefp an a:„ i- _ •__i-f v__» i u Anagnonsmosmotivsm den Recognitionen) ausgedruckte Sonderste-

1<>n die Gemeinde Gottes in Konnth. Paulus - neu gesehen. 6 6 6

Freiburg-Basel-Wien: Herder 1986. 254 S. kl. 8" = Herderbüche- lung des Corpus innerhalb der antiken Literatur mag es den jeweiligen
re'> 1291. Kart. DM 12,90. Verantwortlichen erleichtert haben, ungeachtet wechselnder Zeitumstände
und zeitgeschichtlich bedingter Prioritäten an diesem
Nach den literarkritischen Analysen des IThess („Die Entdeckung Projekt unverdrossen festzuhalten,
ältesten Paulus-Briefes") und des Phil („Paulus und seine Lieb- Die nunmehr in ihrem ersten, das lateinische Wortregister umfas-
'"gsgemeinde") zerlegt P. nun den 1 Kor in vier ursprüngliche Paulus- senden Teil herausgebrachte Konkordanz kommt einem stark ange-
" 'elc. „Vorbrief" (1,1-5,8; 6.1-1 I), „ZwischenbrieP' (5,9-13; wachsenen Forschungsinteresse entgegen. Es gilt der Theologie und
'12-20; 10.1-11,34), ..AuferstehungsbrieP' (15,1-58), „Antwort- Geschichte des Judenchristentums, der Hans Joachim Schoeps mit
r'ef" (7,1-9 27; 12,1-14,40; 16,1-24). Als Interpolation des Redak- seiner 1949 erschienenen gleichbetitelten Monographie wichtige
J°rs, der den jetzigen 1 Kor schuf, wird 1,2b ausgeschieden, hinsieht- Anstöße gab. Die seither vor allem durch die Qumranforschung
,Cn 14,33b-36 neigt P. offensichtlich der gleichen Annahme zu, legt erweiterte und vertiefte Kenntnis des heterodoxen Judentums, die
•jen aber nicht fest (S. 2400- Über Form und Inhalt der verlorenen Herausarbeitung der jüdischen Wurzeln der Gnosis, die Suche nach
•cteingänge und -abschlüsse werden z. T. recht detaillierte Vermu- Quellen für den frühen Antipaulinismus und schließlich die Aufzügen
geäußert, ebenso über die geschichtlichen Bedingungen der wertung der als häretisch abqualifizierten Randbereiche des frühen
erschlossenen Briefe. Den Abschluß bilden Erwägungen über Absicht Christentums in der Nachfolge Walter Bauers haben für eine anhaltend
Verfahren der Briefkomposition (S. 247-253), bei denen freilich tende Beachtung gesorgt. Der wohl nachhaltigste Impuls kam von
uptsächlich die Argumente für die Teilung wiederkehren, nun nur dem Göttinger Neutestamentier Georg Strecker, dessen (Bonner)
Umgekehrter Richtung. Dissertation über das Judenchristentum in den Pseudoklementinen

Uber die theologische Dimension solcher Auflösung von Texten (TU 70) bereits 1957 erschien und in erweiterter und bearbeiteter
des K

Kanons, auf den sich die Kirche gründet, stellt P. keine Erwägun- Auflage 1981 erneut vorgelegt wurde.