Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1988

Spalte:

341-343

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Johannsen, Friedrich

Titel/Untertitel:

Alttestamentliches Arbeitsbuch für Religionspädagogen 1988

Rezensent:

Hirth, Volkmar

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

t

141 Theologische Literaturzcilung I 13. Jahrgang 1988 Nr. 5 342

daß der Weihrauch schon auf Grund klimatischer Bedingungen im
Vorderen Orient allgemein von hoher Bedeutung und großer Wertschätzung
im profanen wie im kultischen Bereich war (Introduction,
S. XI).

So wird in einem ersten Teil (S. 3-36) zunächst die Bedeutung und
der Gebrauch des Weihrauchs in Israels Umwelt untersucht (Altes
Ägypten. S. 3-15; Arabien. S. 16-24; Syrien-Mesopotamien.
S. 25-36). Der zweite Teil (S. 37-107) behandelt den Weihrauch im
Allen Israel. Dieser Teil ist in vier Kapitel untergliedert, wobei
Nielsen im I. Kap. "Areheology and Linguistics" die archäologischen
Ergebnisse zum Thema ("Incens Utensils in Palcstinc". S. 38-51)
und dann das mit dem Thema Weihrauch zusammenhängende
hebräische Wortfeld ("Terms Tor Incense in Ancient Israel".
S. 51-67)darstellt. Im 2. Kap. geht es um die Bedeutung und Verwendung
des Weihrauchs im Kult ("Incense in the C'ult"). Dabei wendet
sich Nielsen den Termini <fürel und t'honah zu, die er gesondert in
"the Prescriptive Israelite Literature" (S. 68-78) und in "the non
Preseriptive Literature and in some non-biblieal Texts" (S. 78-88)
untersucht. Der Trage nach der Bedeutung und Verwendung des
Weihrauchs im profanen Bereich ist das 3. Kap. gewidmet ("Incense
■n Secular Life". S. 89-100). wobei unterschieden wird /wischen
"Incense as Cosmetic and Medicine" (S. 89-94) und "Incense as a
Gommodity in ancient Israel" (S. 94-100). Abschließend fragt
Nielsen im 4. Kap. nach historischen Schlußfolgerungen seiner Untersuchung
("Historie*! C'oncfusions". S. 101-107). Dabei set/t er
sich mit der noch heule weithin gellenden Ansicht Wellhausens auseinander
, nach def die kultische Verwendung des Weihrauchs in Israel
erst für die späte Königs/eil bezeugt (Jer 6.20) und der Gebrauch des
Weihr auehs erst in nachexilischer Zeit voll zur Geltung gekommen
sei.

Eine Stelle wie ISam 2.28 beweist Nielsen.daßdas Verbrennen von
Weih rauch schon zu den priesterlichen Pflichten am Heiligtum zu
Schilo gehört haben muß. und der in Jcs6.4 beschriebene Rauch im
Tempel läßt sieh seiner Meinung nach nur von einem Räucheraltar
her erklären, so daß ein solcher spätestens für die 2. Hälfte des 8. Jh.
v.Chr ■ im Jcrusalcmer Tempel vorausgesetzt werden darf.

Uber die Datierung einzelner Texte läßt sich streiten. Unabhängig
davon stützen der archäologische Befund und die religionsgcschicht-
üchen Überlegungen Nielsens durchaus seine These, daß Israel den
Gebrauch des Weihrauchs von Kanaan übernommen hat, was
zugleich die Übernahme entsprechender Gerätschaft samt des Räu-
ehcraltars einschließt. "The introduction of incense offerings and the
appearence of the incense allar(s) go hand in hand" (S. 105). Nielsens
gut begründete Überzeugung ist es. "that the cultic use of incense was
strong already in carly monarchic times. and that it maintained its
ecntral Position throughout biblical times" (S. 107).

Die sachlich fundierte und in der Ausführung auf das Wesentliche
konzentrierte Untersuchung wird durch Anmerkungsteil (S.
108—131). Bibliographie (S. 132-139) und ausführliche Register (S.
140-147) abgerundet.

(ircilswald Ernst-Joachim Waschkc

■'ohannsen. Friedrich, 11. Christine Rcents: Alttcstamcntliches Arbeitsbuch
für ReliRionspädaKOfjen. Stuttgart-Berlin (West)-Köln-
Mainz: Kohlhammer 1987. 223 S. m. Abb. u. 3 Ktn 8- = Kohl-
hammer Taschenbücher, 1041. Kart. DM 24.-.

Die beiden Autoren haben es unternommen. ..im Kontext themen-
or'cnticrtcr religionspädagogischer Ansätze Wege zu einer gegen-
wartsbczogenen Interpretation der hebräischen Bibel aufzuzeigen".
Dabei werden das „rcligionspädagogische Aufgabcnfcld" und „das
differenzierte Feld alttestamcntlichcr Forschung" zugleich in den
Blick genommen (10). In dem äußeren Rahmen, der durch eine
Taschenausgabe gegeben ist, entstand ein anregendes Buch mit einer
hohen Informationsdichte. Neben Vorbemerkung und Einführung

werden in 10 Kapiteln die wichtigen Themen der alltcstamentlichen
Theologie abgehandelt und jeweils mit historischen und exegetischen
Fragestellungen verbunden. Überlegungen zur religionspädagogischen
Vergegenwärtigung runden jedes der in sich abgeschlossenen
Kapitel ab. Die weiterfuhrenden Literaturhinweise und die Aufgabenstellungen
rechtfertigen voll die Bezeichnung als..Arbeitsbuch". Zeittafel
, Register und Landkarten vervollständigen das Werk und erleichtern
die Benutzung. >

Die Themen der einzelnen Kapitel sind folgende: I. Gottesfrage
und Gottesvorstellungen - Bekenntnisse zu Gott im Kontext ihres
sozialen Umfeldes. 2. Der Rahmen der Freiheit - Urgeschichtliche
Überlieferungen. 3. Verpflichtung zum Gehorsam oder Aufbruch zur
Mündigkeit? - Zur didaktischen und theologischen Bedeutung der
Überlieferung von Abraham. Isaak und Jakob. 4. Exodus - Hoffnung
auf Befreiung. 5. .Schalom' und .Heiliger Krieg' - Neuzeitliche Verwendung
und Ursprung in der hebräischen Bibel. 6. Macht und Recht
- Kritische Betrachtungen der Überlieferungen von der frühen Königszeit
in Israel. 7. Einspruch um der Zukunft willen - Zur Bedeutung
der Prophetie in Israel. 8. Lebensregeln der Befreiten - (iesetze
und (iebote, 9.1m Schalten des Patriarchats - Zur Rolle der Frau und
der Beziehung der Geschlechter im AT. 10. Kein Zugang mehr zum
Baum des Lebens'.' - Leben und Tod im Alten Testament. Die Kap. I.
4 und 5 stammen von C. Reents. die anderen von F. Johannsen.

Einige Einzelheiten seien nun hervorgehoben: Die verschiedenen
Gottesbezeichnungen des AT. die auch von Jesus übernommen wurden
, stehen für die ..Unverfügbarkeit Gottes", womit sich die Vfn.
deutlieh von Hanna Wold absetzt (29).

Bei der Behandlung der Erzvätertraditionen ist es das Ziel des Vf..
diese nicht als Beispielgeschichten unbedingten Gehorsams ZU verstehen
, sondern „nach den befreienden und lebensfördernden Erfahrungen
zu fragen". Eine Anknüpfungsmöglichkeit wird darin gesehen,
daß ..jeweils eine Person und eine elementare Lebenssituation im
Vordergrund der Erzählung stehen" (78). Das hat den Versuch einer
psychologischen Auslegung im Anschluß an C. G. Jungs Archen pen-
lchrc zur Folge (79-85).

Kap. 5 über Schalom und Heiligen Krieg läßt deutlieh den Zeit-
bezug erkennen und setzt sieh mit der Vielfalt der biblischen Traditionen
in Sachen Krieg und Frieden auseinander. Unmißverständlich
wird auf den qualitativen Unterschied zwischen nuklearer Waffentechnik
und vorindustrieller Kriegsführung hingewiesen.

Recht gelungen erscheint dem Rcz. auch das 6. Kap. über das beginnende
Königtum. Damit sollen aber die übrigen Teile des Buches
nicht abgewertet werden. Im Gegenteil, die positiven Bemerkungen
ließen sich ohne weiteres fortsetzen. Andererseits muß auch Kritik
angemeldet werden.

Zunächst ist es ausgesprochen störend, daß eine ganze Reihe von
Druckfehlern stehengeblieben ist. Vor allen Dingen bei der Umschrift
des Hebräischen ist das bedauerlich. Falsch ist aufS. 104 die Angabe,
daß die Plastik des sein Schwert umschmiedenden Mannes vor dem
UNO-Hauptgcbäudc von einem DDR-Künstler stamme.

AufS. 38 wird die von Wellhauscn begründete, sog. neuere Urkundenhypothese
als die „ältere" bezeichnet. Das ist im Zusammenhang
natürlich bezogen auf die gegenwärtig wieder neu im Fluß befindlichen
Pcntateuchhypothesen, wird aber u. U. den verwirren, der in
einer Einleitung ins AT seine Kenntnisse vertiefen möchte. Vielleicht
hätte auch trotz der gebotenen Kürze der Abschnitt über die Entstehung
des Pentateuch ausführlicher sein sollen.

In Aufgabe 2 auf S. 30 wird Ps 23 einem babylonischen Bußpsalm
gegenübergestellt. Sachgemäß kann der geforderte Vergleich aber
doch nur werden, wenn die Gattungen einander entsprechen.

Das 7. Kap. führt in die Prophetie ein. Interessant sind dort besonders
der Abschnitt über die Wahrheit der Prophetie und die religionspädagogische
Aufnahme der These von B. Lang (Wie wird man
Prophet in Israel?). Bedauerlich dagegen ist, daß die Formgeschichte
so ausgesprochen kurz wegkommt (14 Z. auf S. 143) und dann noch
mit einem grammatisch wie inhaltlich falschem Satz abgeschlossen