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Ausgabe:

1985

Spalte:

42-43

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Lilienfeld, Fairy von

Titel/Untertitel:

Spiritualität des frühen Wüstenmönchtums 1985

Rezensent:

Thümmel, Hans Georg

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Theologische Literaturzeitung 1 10. Jahrgang 1985 Nr. 1

42

Lohse. Eduard: Grundriß der ncutestanicntlichcn Theologie. 3., durchges.
u. ergänzte Aull. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammcr 1984. 171 S. gr.
8" = Theologische Wissenschaa. 5. Kart. DM 24.-. (s. Bcspr. in ThLZ 101, IV76
Sp. 504).

Mvnken, M. J. J.: The Refcrences to Jeremiah in the Ciospel aecording to
Matthew(Mt2.17; 16.14;27.9)(EThL60. 1984 Fase. I.S. 5-24).

Morrice, WO.: The parai.ic ofthe dragnet and the gospel of Thomas (ET 95,
1984 S. 269-273).

Neiryrfck. IV. The Matthcw-Luke-Agrcements in Mt I4,13-14/Lk 9.10-11
(par.Mk 6.30-34)(EThL60. 1984 Fase. I.S. 25-44).

Panier, Louis: Recit et commentaires de la Tentation de Jesus au Descrt.
Approchesemiotiquedu discours interpretatif. Paris: Gerf 1984. V. 381 S. 8".

RefshauRe. Ebba: Tärebrevel. Kobenhavn: Gad 1984. VII, 230 S. 8" = Bibel
°g historie, 6. Kart, dkr 130.-.

Refoule, Francois: «... Et ainsi tout Israel scra sauve». Romains 11,25-32.
Paris: Cerf 1984. 292 S. 8" = Lectio Divina, 117. Kart. fTr 133.-.

Schlatter. Adolf: Markus. Der Evangelist furdie Griechen. Mit einem Geleitwort
von K. H. Rengstorf. 2. Aufl. Stuttgart: Calwer 1984. XVI, 279 S. 8 Lw.
DM 28.-.

I hüsing, Wilhelm: Zwischen Jahweglaube und christologischem Dogma. Zu
Position und Funktion der iieutcstamentlichcn Exegese innerhalb der Theologie
(TThZ93. 1984 S. 118-137).

L nterualSmair, Franz Georg: Diaspora und Ökumene aus der Sicht des
Neuen Testaments (Cath 38, 1984S. 18-30).

Wkfceriagloa, Ben: The Anti-Feminist Tendcncies ofthe "Western" Text in
Acts(JBL 103.1984 S. 82-84).

Kirchengeschichte: Alte Kirche

Rordorf. Willy, u. Andre Schneider: Die Entwicklung des Traditions-
''^riffs in der Alten Kirche. Bern-Frankfurt/M.: Lang 1983
XXXll. 208 S. 8' = Traditio Christiana. Texte und Kommentare
™r patristischen Theologie. 5. Lw. sfr 79.80.

Im Vorwort wird festgestellt, es sollten nicht die konfessionell
strittigen Probleme um den Begriff der Tradition herausgearbeitet
werden; vielmehr möchte man jene Tradition herausstellen, „die
C'cmcingut aller Christen ist". Das hängt auch zusammen mit der
Erforschung der Quellen in den letzten 100 Jahren. „Ganze Generationen
von Philologen. Historikern und Theologen haben sich an die
Arbeit gemacht, um die Texte zu edieren, sie aus dem Zusammenhang
ihrer jeweiligen geschichtlichen Epoche zu begreifen und sie möglichst
frei von konfessionellen Vorurteilen zu kommentieren. All
dieser Aufwand war nicht umsonst, er hat Früchte getragen" (IX).
Eine Einleitung von 12 Seiten faßt die Entwicklung zusammen
'Xl-XXII). 148 Texte werden geboten im Urtext und parallel dazu in
Rutscher Übersetzung(l-I95). 11 Texten aus dem Neuen Testament
folgen als Nr. 12-92 „Vornizänische Quellen". Schwerpunkte sind
■renäus (Nr. 29-36). Tertullian (39-46), Clemens von Alexandrien
(49-60). Origcnes (61-67). Cyprian (73-84) und Euseb (88-92). Der
Abschnitt „Nachnizänische Quellen" bringt zunächst „Griechische
Quellen" mit Texten von Athanasius (93-101), Basilius (107-110).
chrysostomus(l 15-1 16), Cyrill von Alexandrien (I 17-1 l9),Thcodo-
rct (120-122), Leontius von Byzanz (124-125) bis hin zu Johannes
v°rt Damascus (129-133). Danach folgen „Lateinische Quellen" mit
Texten von Hilarius von Poiticrs. Lucifer von Calaris, Ambrosius,
Hieronymus. Augustin (138-144) und Vinzenz von Lcrinum
"45-148). Die Texte werden genau angegeben, mitunter sogar in
Hehreren Ausgaben (/. B. Nr. 39 Tertullians De praescriptione
naereticorum: CCL 1. 1954 und SC 46, 1957). Dagegen werden die
Übersetzungen leider nicht immer genannt, obwohl viele Leser gerade
n'er gerne weiter nachgraben würden. Dafür enthalten die Anmerkungen
zu den Übersetzungen zahlreiche wertvolle Literaturhinweise.

Die Einleitung zeichnet einige Grundlinien der Entwicklung deutsch
heraus: Bis zum Ende des 2. Jahrhunderts gilt: „Die ganze Masse
der sich auf Jesus und die Apostel berufenden Predigt und Lehre ist
•Tradition'. Überlieferung. Paradosis" (XI). Die Gnosis trieb die

Entwicklung voran, die Kirchenväter Irenäus. Tertullian und
Clemens wurden zu Antworten herausgefordert. Tertullian sprach
erstmals von „Traditionen" im Plural und meinte damit „liturgische
und disziplinarische Bräuche der Kirche" (XV). Beim Streit um den
Ostcrtermin sowie beim Ketzertaufstreit versuchte der jeweilige
römische Bischof das Gewohnheitsrecht der römischen Kirche „zur
verbindlichen Tradition der Gesamtkirche zu erklären; beide Male
aber wird er. .. in die Schranken gewiesen" (XV). Das Konzil von
Nicäa definierte erstmals eine Lehre, die über die Schrift hinausging.
„Die Bischöfe sind nun mit einem Mal nicht mehr bloße Treuhänder
und Sachwalter des apostolischen Erbes (z. B. gegenüber häretischer
Verfälschung), sondern sie sind - als heilige Konzilsvcrsammlung -
befugt, im apostolischen Geist selber neue Traditionen zu setzen"
(XVII). Schon bald galt das Konzil von Nicäa als „eine neue Tradition
, der man sich zu beugen hat" (XVII). Basilius grill" zur Begründung
seiner Lehre „auf liturgische Gewohnheiten seiner Kirche
zurück" (XVIII). Gregor von Na/ianz bejahte grundsätzlich die Frage
nach einem möglichen Fortsehritt in der Theologie; dennoch bildete
die östliche Kirche ihre Lehre nicht mehr weiter aus. Im Abendland
prägte Vinzenz von Lcrinum den klassisch gewordenen Satz: „Id
teneamus, quod ubique, quod semper. quod ab omnibus creditum
est." Von dieser Formel wird gesagt, sie könne „auch heute im
ökumenischen Gespräch noch gute Dienste leisten" (XX). Ein Hinweis
auf die Formel vom Consensus quinquesaecularis des Georg
Calixt (t 1656) findet sieh nicht in diesem Buch, das letztlich einer
ähnlichen Zielstellung zustrebt. Mit einem leisen Unterton des
Bedauerns wird festgestellt, „daß bei Vinzentius noch kein deutliches
Wort über die Primatslehre gesagt wird" (XX). Das Buch will vor
allem Menschen helfen, „die am ökumenischen Dialog zwischen den
Konfessionen beteiligt sind" (XXI). Aber auch als Nachschlagewerk
wird es Nutzen bringen; es kann auch Studenten als Lernhueh
empfohlen werden.

Rostock Gert Hacndlcr

I Nienfeld. Fairy von: Spiritualität des frühen Wüstennninchtums.

Gesammelte Aufsätze 1962-1971. hrsg. von R. Albrecht u.
F. Müller. Erlangen: Lehrstuhl für Geschichte und Theologie des
christlichen Ostens. 1983. VIII. 115 S. gr. 8* = Oikonomia. Quellen
und Studien zur orthodoxen Theologie. 18.

Der Band enthält sechs z. T. an schwer zugänglicher Stelle erschienene
Aufsätze, die von verschiedenen Seiten denselben Gegenstand
angehen: jenes Mönchtum des 4.-6. Jh.. in dem „die rechte christliche
Lehre . . . nicht so sehr an Hekcnntnisformulierungen und spekulativen
Ausführungen oder am Zusammenhang der Gemeindesitualion
in Ort und Zeit nachgewiesen" wird, „sondern an der Lebensführung
der Verkündiger" (S. 64). Ihren Niederschlag hat diese Erscheinung in
der Apophthegmen-Lileratur gefunden, deren Träger in losem Verband
stehende Anachorelensiedlungen waren. Der Vfn. geht es um die
besondere „Spiritualität" der Apophthegmcn. jener kurzen, in ein
Logion (Rhema), ein Gleichnis oder eine Glcichnishandlung auslaufenden
literarischen Einheiten. Die häufige Verwendung der Bibel
und besonders die äußere und innere Verwandtschaft mit der Reden-
quelle des Mt-Evangeliums gibt mannigfache Möglichkeiten des Vergleichs
(S. 86-113). So ist vor allem das MT-Evangclium benutzt
worden (S. 14-29). Doch wurden die Aussagen oft individualisiert
und psychologisiert. Die Paulus-Zitate bestehen ausnahmslos aus
paränetischem und parakletisehem Gut (S. 48-61). So wie im neu-
testamentlichen Zeitalter Propheten und asketisch lebende Wanderlehrer
Träger ähnlicher Unterweisung waren, ist es jetzt der Greis
(geron), der als Pneumatophoros dem Schüler geistliche Wegweisung
gibt, und als Abbas zu diesem in einem Vater-Kind-Vcrhältnis steht
(S. 1-13). Ziel ist die individuelle Verwirklichung des Herrengebots.
Die bleibende Feststellung der eigenen Sündhaftigkeit und des Angc-
wicsenscins auf Gott bewahrt den Mönch vor Sclbstgereehtigkeit.