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Ausgabe:

1984

Spalte:

606-607

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Riekkinen, Vilho

Titel/Untertitel:

Römer 13 1984

Rezensent:

Baumbach, Günther

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 8

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ftits bekannt durch einen groß angelegten Römerbriefkommentar (er- .Totcnauferweckung' oder .Erscheinen' nur als antwortende Rc-Inter-

schienen 1978). setzt sich in der angezeigten Untersuchung unter Ver- pretationen betrachten.

Wendung einiger älterer Aufsätze und Monographien, vor allem aber Berlin Joachim Rohd

"euerer, überwiegend nach 1950 (bis 1977) erschienener Literatur,
besonders in deutscher, englischer und französischer, aber auch in

italienischer Sprache, mit einem zentralen Thema der neutestament- Rickkintn vj|no: Römer ,3 Aufzeichnung und Weiterfuhrung der
"eilen Theologie auseinander. D.c Gliederung seines Buches lehnt exegetischen Diskussion. Helsinki: Suomalainen Tiedcakatemia
eich direkt an den Titel an: Der Glaube an die Auferstehung Christi. lygO, VII. 251 S. gr. 8° = Annalcs Academiae Scientiarum Fennidas
leere Grab Jesu. Christophanien oder Erscheinungen des Auf- cac. Dissertationes Humanorum Litterarum 23.
erstandenen.

Er geht davon aus, daß das Neue Testament keinen Augenzeugen Dicse unter E- Schweizer angefertigte Dissertation hat sich die Auf-
•ür den Vorgang der Auferstehung angibt, daß es aber Zeugen Tür zwei gäbe gestellt, „die wichtigsten Auslcgungsversuche der letzten
andere Tatsachen gebe: das leere Grab und zahlreiche Erscheinungen 25 Jahre darzustellen und deren Relevanz zu prüfen" (2). Dabei geht
Jesu nach seinem physischen Tod. Aus diesen zwei Fakten sei im Rso vor- daß er zunächst in Kap. I die radikalste Lösung: die InterLaufe
der Zeit ein drittes Faktum entstanden: die Überzeugung der polationstheoric darstellt (7-24). danach in Kap. II die Frage nach
Zeitgenossen von der Auferstehung Jesu. Das Faktum des leeren Gra- dem Textbestand und dem Kontext der Pcrikope behandelt (25-51).
bes sowie die Christophanien hätten als Konsequenz, jenen Glauben >" Kap. III untersucht er die Bedeutung von Tradition und Redaktion
der ersten Christen zur Folge gehabt, doch könne dieser Glaube nicht (52-95). Darauf folgt in Kap. IV die Frage nach Motivation und Inten-
erklärt werden, ohne daß es nicht auch das Faktum der Auferstehung "°n (situationsbedingte oder theologisch motivierte Aussage)
Jesu gegeben habe (96-202). Kap. V enthält einen neuen Interpretationsversuch

Der Verfasser setz, sich in seiner Untersuchung der betr. neutesta- (203-223). Mit einem Schlußwort (2230 und einem Nachwort: „Über

""entliehen Texte, für deren Analyse er sich der Methodik und Ter- die GrL'nzcn dcr Unterordnung - Versuch einer Grundlegung Für die

minologie der formgeschichtlichen Gattungsforschung bedient, mit sozialethische Diskussion" (224-227) schließt diese sehr matenal-

den verschiedenen Auffassungen und Hypothesen auseinander, bei- reiche Arbcl1' 1,1 dcrcn Literaturverzeichnis außer den Quellen und

spielsweise mit den Versuehen. folgende Wurzeln und Quellen des Hillsmittcln insgesamt 354 Titel angeführt werden.
Glaubens an die Auferstehung Christi zu postulieren: die Parusic- Die in KaP' WV Sebolcnc Darstellung des heutigen Forschungs-

erwartung überhaupt, die Erwartung einer allgemeinen Totenauf- s,andcs isl scnr die Jdwcils angeschlossene Würdigung und

erstchung. die Überzeugung von der immerwährenden Herrschaß des kntlschc Auseinandersetzung bemuht sich um größtmögliche Sach-

M«sias. Besonders ausführlich geht er auf Veröffentlichungen von lichkcl1' lnsofern kommt dies,:rn Wcrk cin honcr Ird'ormationswert

R Bultmann. W. Marxsen. K. Berger und R. Pesch ein. also auf Ver- ™- Bei der benutzten Literatur vermißt man nur J. Blank: Kirche und

s"chc zu einer Neuinterpretation des traditionellen Begriffs der Auf- Staat im Urchristentum, in: G. Denzler: Kirche und Staat auf

«stehung. Bultmanns Ansicht, ein sicheres historisches Faktum sei Distanz. 1977, 9-28, sowie H.-M. Schenke - K. M. Fischer: E.nlei-

L'diglieh der Ostcrglaube. wird ebenso abgelehnt wie die Terminolo- tunK in dic Schriften des Neuen Testaments I. 1978. 142. Der von R.

8'c Marxsens von einem „Widcrlährnis des Sehens", das Verständnis gebotene „neue Interprctationsversuch" stützt sich hauptsächlich auf

°cs Glaubens an die Auferstehung als Ausdruck dessen, daß „die B- Bonsack und ° Mcrk' wonach 13'8a' m dcr Form von -ophcilon-

Sache Jesu weitergeht" tes" sta" •ophcücte' mit zu 13.1-7 gehört. Daraus ergibt sich „ein

Es kann m-.n,.hm.,i < c i . . u i „ . j v/r großartiges Paradoxon: Das für Paulus so (crz-)typische .hos me'-

» *ann manchmal der Eindruck entstehen, als vertrete der Vf. eine ganz 6 6 'r

Massiv konservative Apologetik, indem er sich für Historizität und Faktizität Prinz'P- ••• gilt - wohl in sprachlich modifizierter Weise: ohne .hös' -

"'cht nur des leeren Grabes und der Christophanien. sondern auch des Vor- also auch hier, den weltlichen Behörden und ihren Forderungen

j^"gs "er Auferstehung selbst ausspricht. Aber tatsächlich geht er doch sehr dit- gegenüber" (2150- Demzufolge lehnt R. dic Interpolationstheorie ab.
vrenziert und verständnisvoll auf dic Fragestellungen in der neuesten For- In Anlehnung an EL Käsemann vermutet er, daß hinter Rom 13
Mich C " *0hC' nChCn Vcrlrc,crn tot Hultmannsehule im weiteren Sinne ..irgendein religiöser Enthusiasmus steht, welcher in der Art eines

tau andcrsdcnkcndc protestantische sowie viele deutsehe katholische Neu- schwärmerischen (gnostisch orientierten) Glaubens eine religiöse Be-

sehun1.C,n",Cr .MÄ,,riicl1 zu Wort kom"wn- L>er Vf. meint, daß die neueste For- gründung sowoh| für die (das Steuerwesen betreffende) Ablehnung der

ng teilweise zu radikale Theorien vertrete, die zum Glück nicht allzu viele „.. , . „. ■• „ „__„.,..„ n i t: u j i_-

Anhänonr m a o ...... Römer als auch Im die allgemeine Verachtung alles Irdischen darbte-

,Jngcr landen. So stellt er an Marxsen die Frage, ob Christus überhaupt .• „ -f c t i ■ c- L

noch d»u nzui...; l t, »_ ,_/' __ tet (2 71). Daß ..die Penkope ihren/weck prtmar in der Sicherste-

ua/u notig sei. wenn nach seinem Verständnis der Auferstehungsglaube .
Icd'gheh Ausdruck dessen sei. daß ..die Sache Jesu weitergehe". Zu dieser lung der Unterordnung" hat. hangt nach R. mit den Rctsepläncn des
■Sache Jesu" gehöre auch dic Identität der Person Jesu vor und nach Ostern. Paulus zusammen, der für seine Missionierung Spaniens Rom „als
tt|v sie etwa in den kurzen knappen Formeln wie Rom 1.3 oder I Kor I5.3fbc- eine Art Basis" brauchte: „Auseinandersetzungen mit der .Obrigkeit'
zeugt werde. Er wirft Marxsen vor. daß er bei der Untersuchung der Ostcr- konnten sein Vorhaben nur verzögern, so ist ihm die unbedingte Ge-
pn-ta khl°n nKh" ÜhCr nistoriscnc Fak,en rcde- sondern nur über deren Intcr- horsamsforderung einfach cin .Gebot der Stunde'." (219) Im Blick auf

Aiifaiteh NUCh R WärC" d'C enU" C hrislcn nieht zur Überzeugung von der ^ IBO0VniM sozialethische Diskussion verweist R. auf dic durch
sebenTt " vJCSU ^ommQn- wcnn es nur das Fak,um des lccrcn Grabcs gc" 13,8a gegebene „entscheidende Rclativierung" von 13,1-7. Insofern
Sic bewf Z T'm^r hfte" dic rhris,°Phanicn einc FunkUO° gc,hab,: ist nicht der Wortlaut von V. I -7 entscheidend, sondern dic aus V. 8a

ki „ Klcn urm Glauben an die Auferstehung, verstanden nicht nur als ein _ „ .

Sehen des Auferstandenen, sondern als ein Sehen in Verbindung mit slcb "gebende Grundhaltung der Liebe, die „eine Fre.he.t von der.
W°nen. die vor den ersten Anhängern durch den Auferstandenen selbst oder dadurch aber Verantwortung für dtc Well impliziert", verbunden mit
"urch seine Boten geäußert wurden. der „Hoffnung auf die Ermöglichung des .Welt-Hcilszustands'"

'"sgesamt gesehen ist nicht zu verkennen, daß sich der Vf. trotz der (227).

Uscinandcrsetzung mit der modernen historisch-kritischen For- Kritisch ist dagegen einzuwenden, daß auch dieser Lösungsversuch
s^b"ng verschiedener Spielarten auch an die historisierende Apologc- wohl kaum „den .gordischen Knoten' mit all seinen Windungen" (1)
llk der katholischen Fundamentaltheologic anlehnt, indem er nicht aufzulösen in der Lage sein dürfte; denn einerseits kann die schwach
""r bei den Berichten über das leere Grab, sondern auch über die bezeugte Textvariante .opheilontes' in 13.8a nicht wirklich eine neue
"nstophanien die Gesichtspunkte der Historizität und des apologc- Textordnung (I3,l-8a) stützen und andererseits lassen sich aus
'Schen Wertes stark in den Vordergrund rückt, zumal er schon am 13.1-7 keine Rückschlüsse auf die konkrete römische Gemeindesitua-
"de der Einleitung es als das Ziel der Untersuchung bezeichnet, sich tion ziehen. Damit spitzt sich jedoch wieder alles auf die alte Frage
1 Forschern auseinanderzusetzen, dic Termini wie .Auferstehung'. zu. ob Paulus wirklich so unchristologisch und uneschatologisch