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Ausgabe:

1984

Spalte:

595-597

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Petersen, Claus

Titel/Untertitel:

Mythos im Alten Testament 1984

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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595

Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 8

596

Kreis der Autoren, der angesprochenen Themen und der verwendeten
Sprachen der Festschritt. Nach einem Vorwort von Hubert Mordek
und einem Beitrag von Jürgen Petersohn über den Jubilar kommen
folgende Beiträge zum Druck:

Yves Congar: Homo spiritualis. Usage juridique et politique d'un termc
d'anthropologie chretienne; Bernhard Kriegbaum: Afrikanische Autonomie
und römischer Primat. Kanon 8 der römischen Synode von 386 und seine Geltung
in Afrika; Claudio Leonardi: Fortunate) e Baudonivia; Josef
Semmlcr: Zehntgebot und Pfarrterminalion in karolingischer Zeit; Gerhart
B. Ladner: Eine karolingische Modifizierung der psychologischen Trinitäts-
analogien des hl. Augustinus; Othmar Hageneder: Das crimen majestatis.
der Prozeß gegen die Attentäter Papst Leos III. und die Kaiserkrönung Karls
des Großen: Horst Fuhrmann: Kritischer Sinn und unkritische Haltung.
Vorgratianische Einwände zu Pseudo-Clemens-Bricfcn: Raymund Kottje:
Kirchliches Recht und päpstlicher Autoritätsanspruch. Zu den Auseinandersetzungen
über die Ehe Lothars IL; Kevin Kennedy: The Permancncc of an
Idea: Three Ninth Century Frankish Ecclesiastics and the Authority of the
Roman See; Heinrich Fichtenau : Vom Ansehen des Papsttums im zehnten
Jahrhundert; Gerd Tc I le n bac h : Die abendländische Kirche des zehnten und
elften Jahrhunderts im Ganzen der Kirchengeschichic: Hans-< ieorg K ra use:
Das Constitutum Conslanlini im Schisma von 1054; Leo Meulenberg: Une
question toujoursouverte: Gregoire VII et Pinfallibilitedu pape;üidioCapi-
lani: Hadrianum c Privilegium minus: una rilettura: Hubert Mordek: Auf
der Suche nach einem verschollenen Manuskript: Friedrich Maassen und der
Traktat De immunitatc et sacrilcgioet singulorum clcricalium ordinum compo-
sitione: Odilo Engels: Mission und Friede an der Reichsgrenze im Hochmittelalter
: Kassius Hallinger: Die Anfänge von Citeaux; Hans Grotz:
Kriterien auf dem Prüfstand: Bernhard um Clairvaux angesichts zweier kanonisch
strittiger Wahlen; Carlrichard Brühl: Das sogenannte Gründungsprivileg
Rogers II. für die Abtei S.Giovanni degli Eremiti in Palermo; Heinrich
Appclt: Kaiserin Beatrix und das Erbe der Grafen von Burgund; Wilhelm
Inikump: Pastor et sponsus. Elemente einer Theologie des bischöflichen
Amtes bei Innozenz III.; Hans Marlin Schallcr: Ein Brief Innozenz' III. zur
Königswahl Friedrichs II. 1212 (Avignon. Bibliotheque C'alvct. MS 312): Raoul
Manselli: Imperatorhomoest. . . A propositodi ungiudiziosu Frederico II;
Werner Goez: Imperator advocatus Romanae ecclesiae; Heinrich Pfeiffer:
Die Skulpturen des Abraham und Melchiscdck in der Stiftskirche zu Wechselburg
: regnum und saeerdotium im alttestamentlichen Vorbild; Agostino
Paravicini Bagliani: Die Polemik der Bettelorden um den Tod des Kardinals
Peter von Collemezzo (1253); Faustino Avagliano: II Registrum II die
Bcrnardo Aiglerio. abatc di Montecassino (1263-1282); Michele Macca-
rone: Libi est papa. ibi est Roma; Edith Pasztor: Leltere di UrbanolV
super negotio Rcgni Siciliac; Heinrich Schmidinger: Zur Vita Grcgorii X.;
Peter Herde: Papst Cölcstin V. und die franziskanische Spiritualität: Carl
(ierold Fürst: Quia nonnulli. Anmerkungen zu einer Bulle Clemens V.
(ExtraVSg. Com. V.10.4); Paul-Gundolf Gieraths: Die deutsche Dominikanermystik
des Mittelalters; Hermann llcimpcl: Königliche Evangcliums-
lesung bei königlicher Krönung; Erich Meuthen: Antonio Rosellis Gutachten
lür Heinrich Schlick im Freisinger Bistumsstreit (1444): Lajos
Pasztor: Per una storia della storiografia sulla Curia Romana nel Medio Evo.
II contributo del cardinale Giovanni Battista De Luca: Oskar Köhler:
Unitatis redintegratio. Die Christianitas und das Problem der Einheit der
Kirche und der Einheit des Menschengeschlechtes.

GH.

Altes Testament

Petersen, Claus: Mythos im Alten Testament. Bestimmung des
Mythosbegriffs und Untersuchung der mythischen Elemente in den
Psalmen. Berlin-New York: de Gruyter 1982. XVII, 280 S., Beilage
: 3 Tabellen gr. 8' = Beiheft zur Zeitschrift für die alttestament-
liche Wissenschaft, 157. Lw. DM 88,-.

Nach einleitender Erörterung des derzeitigen unbefriedigenden und
verwirrenden Standes der Diskussion darüber, was unter .Mythos'
bzw. .mythisch' zu verstehen ist, bietet Claus Petersen in seiner Untersuchung
, die im Jahre 1981 als Dissertation von der Erlanger Theologischen
Fakultät angenommen wurde, einen neuen „Normierungsvorschlag
" Für die Anwendung des Begriffes .Mythos': „Als .Mythos'
oder .mythisch' wird ein Geschehnis bzw. die Erzählung von einem

Geschehnis bezeichnet, an dem eine Gottheit oder mehrere Götter
beteiligt sind und das als einmaliges Ereignis außerhalb der geschichtliehen
Zeit stattgefunden hat" (31). Zu dieser Begriffsbestimmung
gelangt P. nach knapper, aber im wesentlichen einleuchtender Herausarbeitung
der Kriterien auf der Grundlage altorientalischer
Mythen (2311).

Eine breitere Basis wäre freilieh wünschenswert gewesen; denn es
handelt sieh schließlich um einen religions- und literaturwissenschaftlichen
Begriff, der Allgemeingültigkeit haben muß. Ausgeklammert
wird die Frage nach dem .Sitz im Leben' der Gattung. Gewiß, eine
prinzipielle Entscheidung darüber ist lür die Definition dessen, was
unter .Mythos' zu verstehen ist. eher hinderlich. Es ist dem Vf. zuzustimmen
, daß in dieser Frage von Fall zu Fall entschieden werden
muß (32). Vielleicht wäre aber hinsichtlich der Funktion des Mythos
eine generelle Aussage möglieh und bei der .Normierung' zu berücksichtigen
gewesen. Ganz wesentlich lür die Besehreibung dessen, was
Mythos ist, dürfte jedenfalls seine ätiologische Funktion sein, wobei
die begründende Erklärung, die ihm zu entnehmen ist. sowohl Sachverhalte
als auch Handlungen betreifen kann. Von diesem Gesichtspunkt
aus würde sich wohl auch die Unterscheidung zwischen
Mythen und sekundär verwendeten mythischen Elementen erleichtern
.

Wie dem auch sei. die Fortschritte der von P. vorgenommenen klärenden
Festlegung des Begriffes sind leicht ersichtlich: Einer ausufernden
Anwendung wird durch die Kriterien .einmaliges Ereignis' und
.außerhalb der geschichtlichen Zeit' wirksam begegnet. Zugleich wird
aber durch die Erweiterung des Mythosbegriffes auf Texte, in denen
am Geschehen nur ein Gott beteiligt ist. wesentlich mehr alttcsta-
mentliehes Material einbezogen als bei der bislang weithin üblichen
Beschränkung auf Texte polytheistischen Charakters.

Nachdem diese „Prädikatorenregeln" ausfuhrlich und mit positivem
Ergebnis hinsichtlich ihrer Anwendbarkeil Für die Interpretation
einschlägiger alttestamentlicher Texte erörtert worden sind
(34-55), erführt der neue, genau umrissenc Mythosbegriff seine detaillierte
Erprobung am Beispiel der Psalmen (57-260). Besonderes Anliegen
ist dabei die Herausarbeitung der Funktion der mythischen
Elemente innerhalb des jeweiligen Psalms. Deshalb w ird der Kontext
mit in die Analyse einbezogen. Im einzelnen setzt die Besprechung der
in Betracht kommenden Psalmen mit literarkritischen Beobachtungen
ein. an die sich die Wiedergabe des Textes in Übersetzung ansehließt
. Soweit es erforderlich ist. werden auch Fragen der Textkritik
erörtert. Es folgen Beobachtungen zum Aulbau, Inhalt und zur Absieht
des Psalms. Ausführlich behandelt P. sodann die mythischen
Elemente, insbesondere auch die in ihnen vorkommenden charakteristischen
Begriffe. Fünf Exkurse sind der Erörterung der mythischen
Themen im Psalter gewidmet: Errichtung der Himmelsfeste. Erschaffung
bzw. Anbringung der Gestirne, Entstehung der Erde. Sammlung
und Begrenzung oder Erschaffung des Meeres. Jahwes Auseinandersetzung
mit dem Meeresungeheuer. Endlich werden noch Erwägungen
zur Datierung der betreffenden Psalmen angestellt.

Abgesehen von der speziellen Frage der Bedeutung und Funktion
der mythischen Elemente bieten die Analysen von insgesamt 22 Psalmen
unter weitgespannter Heranziehung der exegetischen Fachliteratur
einen gehaltvollen Beitrag zur Psalmenexegese. Mit besonderer
Erwartung sieht der Leser aber dann dem Resultat entgegen, das P.
unter den beiden Aspekten „Der mythische Vorstellungszusammcn-
hang" und „Die theologische Bedeutung der mythischen Elemente"
(261-268) zusammenlaßt. Unter dem ersten Aspekt verbucht es der
Vf. als Bestätigung seines Ansatzes, daß sich die Textpassagen, die
mythische Elemente enthalten, klar vom Kontext abheben. Das gilt
auch dann, wenn sie mit weiteren grundsätzlichen Aussagen verbunden
sind. Die theologische Bedeutung der mythischen Elemente sieht
P. vornehmlich in ihrer Funktion, grundsätzliche Aussagen über Gott
und Mensch besonders eindringlich zu machen. Dabei wendet sich
der Vf. gegen eine „ausschließliche und einseitige Betonung des
geschichtlichen Handeln Gottes" (265). Neben dem geschichtlichen