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Ausgabe:

1983

Spalte:

70-71

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Tiliander, Bror

Titel/Untertitel:

Christian and Hindu terminology 1983

Rezensent:

Keller, Carl-Albert

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 1

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sen hinaus möglich und im Kommen war", weil Jesus Christus ihrge-
meinsamer Herr ist. Mission müsse in einen Zweibahnverkehr ausmünden
. Mit den „Brüdern in vielen Völkern" meint der Vf. nicht nur
die Missionare der Brüdergemeine und anderer Kirchen, die als Sendboten
des Evangeliums in viele Lander gegangen sind, sondern er
meint damit auch die Brüder, die sie dort vorgefunden haben.

2. Teil. Auf vier Kontinenten. Ansätze im 18. Jh. und die Entfaltung
der Brüdermission im Zeitalter der Sklaverei (1732 bis etwa
1800)

Der Leser lernt die Anfänge der Brüdermission auf den Westindischen
Inseln (1732 St. Thomas); in Grönland (1733); in Surinam/ Ber-
bice (1735/1738); unter den Indianern Nordamerikas (1735/1740); in
Südafrika (1737-1744); an der Sklavenküste (Guinea, 1737-1770);
im Polarkreis (1734-1743); im Baltikum (1737-1914); im Orient
(1735-1783); am Golf von Bengalen (1759-1803); in Labrador
(1752/1771); auf Jamaika (1754) und unter den Juden in Amsterdam
(1738-1743) kennen.

Vom21. 8.-13. 12. 1732 dauerte die Reise der beiden ersten Herrn-
huter Missionare, des Töpfers Leonhard Dober und des Zimmermanns
David Nitschmann nach St. Thomas. 1736 konnten hier die
ersten drei Negersklaven getauft werden. Die ersten Missionare waren
bereit, notfalls selbst Sklaven zu werden, um diesen das Evangelium
zu bringen. Sie litten unter den Auswirkungen der Sklaverei. Viele
starben an tropischen Krankheiten. Um ihren Dienst überhaupt ausführen
zu können, mußten sie sich auch oft in Situationen begeben,
die ihnen selbst widerwärtig waren. So erwarben sie z. B. auf
St. Thomas eine Plantage, zu deren „Inventar" beim Kauf auch
Sklaven gehörten.

Im 18. Jh. sahen sich die Brüdermissionare oft mit einer Umgebung
konfrontiert, die ihre Liebe zu den Menschen verachteter Völker,
Nationen u. Rassen nicht teilte und diesen ihr volles Menschsein absprach
. B. hebt die Probleme und Konflikte, die sich daraus vor allem
in den Sklavenländern ergaben, besonders hervor.

3. Teil. Wachstum - Ausbau - Veränderung. Schwerpunkte und
Entwicklung der Brüdermission im 19. Jh.

In diesem Teil schildert B. die Entwicklung der Brüdermission im
19. Jh. in Westindien-Ost (dänische Jungferninseln St. Thomas,
St. Croix, St. John; britische Inseln der Kleinen Antillen Antigua,
Barbados, St. Kitts und Tobago); Jamaika (Westindien-West, seit
1879 von der Brüdermission gesondert verwaltet); Surinam (seit 1667
vorwiegend unter niederländischer Herrschaft); Südafrika (seit
1792-1869; ab 1869 siehe Teil 4!); Grönland (1900 Übergabe an die
dänische Mission); Labrador; Moskitoküste (seit 1849); Süd- und
Nordaustralien (seit 1850; Südaustralien bis 1907; Nordaustralien bis
1919, danach Übergabe an die Presbyterianische Kirche); Himalaya
(seit 1853 bis zur Gegenwart) und Palästina (seit 1867 bis zur
Gegenwart).

Die Brüdermission im 19. Jh. ist entscheidend durch den Sklavenbefreiungsprozeß
(ca. 1787-1863) geprägt. In den britischen Gebieten
erfolgte die Sklavenbefreiung bereits 1834, in den dänischen von
1847-1859 und in den niederländischen Besitzungen erst 1863. „ 1834
wohnten ca. V4 aller von der Brüdermission erreichten Menschen im
westindischen Bereich und waren fast ausschließlich Sklaven." Zusammen
mit anderen Missionen strebte jetzt auch die Brüdermission
die Überwindung der Sklaverei mit friedlichen Mitteln an, nachdem
sie sich vorher lange mit ihr abgefunden hatte. B. schreibt hierzu: „In
manchen Fällen haben sie (die Missionare) konkret helfen können.
Ohne Schuldverflechtungen ist es nicht abgegangen. Aber die Stiefbrüder
hätten werden können, waren und blieben miteinander Brüder
." (S. 184) Im Zusammenhang mit der Sklavenbefreiung kam die
Brüdermission mit ihrem Erziehungsauftrag zum Zuge (Schulen) und
die Gemeinden wuchsen. „Die Kampfsituation entwickelte sich zum
geordneten Betrieb." (S. 182) - Daneben gab es in den Missionsgebieten
des 19. Jh., die außerhalb der Sklavenländer lagen, noch weitere
unterschiedliche Schwerpunkte der Missionsarbeit.

4. Teil. Unität im Ökumenischen Jahrhundert. Partnerschaftliche
Zusammenarbeit mit vielen Kirchen in der Mission des 20. Jh.

In diesem umfangreichsten Teil seines Buches beschreibt B. die Entwicklung
der Missionsarbeit unter den Eskimos in Alaska (seit 1885);
in Guyana (seit 1835/1878); in Nicaragua; in Honduras (seit 1930);
im Nyassagebiet (seit 1891, heute Tansania); in Unyamwezi (seit
1897); in Südafrika-West und -Ost (seit 1869); in Surinam; in Jamaika
; in Westindien-Ost; in Santo-Domingo (ab 1905. 1960 Anschluß
an die Dominikanische Ev. Kirche) und unter den Morongo-
Indianern in Südkalifornien (seit 1899, heute Teil der Unitätsprovinz
Nordamerika-Nord) bis zur Gegenwart. B. zeichnet diese Gebiete auf
dem Hintergrund des politischen und kirchlichen Geschehens (Neu-
Delhi 1961) des 20. Jh. Bis zur Unitätssynode 1967 sind aus ihnen
selbständige Kirchen (Unitätsprovinzen) hervorgegangen. Diese sind
nun ihrerseits sowohl zur Partnerschaft mit ihrer einstigen Mutterkirche
als auch zu enger Zusammenarbeit - an einigen Stellen bis hin
zu Unionsbemühungen - mit anderen Kirchen in ihrer geographischen
Region bereit. Die Brüdermission wird nicht mehr zentral von
Herrnhut aus geleitet, sondern ist Sache der Unitätsprovinzen selbst
geworden. Diese haben sich einzeln dem Ökumenischen Rat der Kirchen
angeschlossen und sind in der Regel zugleich im Verband der
Gesamtunität verblieben. Die Unitas Fratrum mit ihren 17 Unitätsprovinzen
und 2 Unitätswerken ist nun mit hineinverflochten in ein
weltweites Netz ökumenischer Zusammenarbeit vieler Partner in verschiedenen
Funktionen, durch die das strukturelle Schema heutiger
Missionsarbeit gekennzeichnet ist.

Das Buch enthält außer diesen 4 Hauptteilen einen Vorspann sowie
Verzeichnisse, Bild-, Karten- und statistisches Material im Anhang
und 16 Fotoreproduktionen zur weiteren Information des Lesers.

Das Nachwort B.s schließt mit einer Ermutigung zur missionarischen
Existenz des Einzelnen und der Kirchen heute. Abschließend
sei hier die Widmung zitiert, die B. seinem Buch vorangestellt hat und
die seine theologische Zielsetzung zusammengefaßt verdeutlicht:

Gewidmet / den Männern und Frauen, / die in 250 Jahren Herrn-
huter Missionsarbeit / in aller Welt / gedient und ihr Leben / für die
Sache der Mission / gelassen haben, / in der Hoffnung, / daß der Geist
dieser Zeugen / in allen Teilen der Brüder-Unität / neu erweckt und
lebendig bleibe / und in der weiten ökumenischen Gemeinschaft, / in
der heutige Mission geschieht, / weiterwirke.

Herrnhut Ingeborg Baldauf (Archiv der Brüder-Unität)

Tiliander, Bror: Christian and Hindu Terminology. A Study in their
Mutual Relations with Special Reference to the Tamil Area. Upp-
sala; Almqvist & Wiksell 1974. 311 S. gr. 8" = Skrifter utgivna av
Religionshistoriska Institutionen i Uppsala (Hum. Fak.), 12. Kart,
skr 40.-.

Vor allem muß der Rezensent um Entschuldigung bitten für die verspätete
Anzeige dieses Buches, das eine solche Behandlung wirklich
nicht verdient hätte. - Der Vf., ehemals Missionar in Südindien, verfolgt
in dieser seiner Uppsalenser Inaugural-Dissertation die Übersetzung
zentraler biblischer und christlich-theologischer Begriffe in
tamulischen Bibelübersetzungen und in der christlich-theologischen
Literatur in diese Sprache. Es handelt sich dabei um Begriffe für Religion
, Gott, Sünde und Vergebung, Gnade, Glaube, Schöpfung und
Gottesdienst - also das gesamte Feld christlicher Verkündigung und
Praxis. Die Aufgabe, die sich der Vf. auf Anregung des um die tamu-
lisch-lutherische Kirche hochverdienten Bischofs J. Sandegren
gestellt hat, ist ebenso reizvoll wie notwendig. In der Tat besitzt das
Tamil eine überaus reiche, bis in die Zeit um Christus zurückreichende
, religiöse Literatur: Hymnen, Gebete, theologisch-philosophische
Lehrtexte, Mythen und Legenden, und verfügt darum über
eine ausdrucksfähige, mit Nuancen wohl versehene, religiöse Sprache.
Dabei soll natürlich der Einfluß und die Bedeutung der sanskritisch-
brahmanischen religiösen und philosophischen Literatur nicht über-