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1983

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Territorialkirchengeschichte

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr.l 1

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weitere Debatte zur Sache im Lutherjahrbuch 1960 und 1966 mit Beiträgen
von Franz Lau hätte dazugehört. Anm. 175 nennt zu Justus
Jonas nur einen Aufsatz von 1913. Aber das Anliegen dieses Bandes
betrifft nicht die Detailforschung; es richtet sich an einen breiteren
Leserkreis, der auf leichte Art aus diesem Buch viel lernen kann. Auch
gelegentliche kritische Hinweise auf Nachwirkungen Luthers sind
geschickt ausgewählt: Der Gedenkstein in Stotternheim von 1917
(25), preußischer Königsbesuch (39), ein Umzug protestantischer Bürger
Erfurts 1883 (67), die Enthüllung eines Lutherdenkmals 1889 (79).
Zur Anschaulichkeit tragen auch die Bilder bei. Unter den vielen
Büchern zum Lutherjubiläum sei dieser Band besonders empfohlen
wegen seiner Verbindung von gut formulierter Darstellung, exakter
Information und Anschaulichkeit.

G. H.

Bäumer, Remigius: Deutschland und die Wiedereröffnung des Konzils von
Trient 1551 /52. Zum Erscheinen von Band VII/3 vom Concilium Tridentinum
(ThRv 78,1982 Sp. 441^46).

Blaschke, Karlheinz: Luthers reformatorische Leistung in ihrer Umwelt von
Zeit und Raum (HerChr 8,1981/82 S. 7-25).

Böhmer, Wolfgang: Martin Luther und das Wittenberger Medizinalvvissen zu
seinerzeit (ZdZ 37, 1983 S. 107-116).

Burian, Ilja: Philipp Melanchthon, die Confessio Augustana und die Tschechischen
Länder(ARG 73, 1982 S. 255-284).

Corsani, Bruno: Lutero e 1a Bibbia. L'ermeneutica di Lutero (Protest. 38,
1983 S. 65-79).

Courvoisier, Jaques: Zwingiis Tod im Urteil der Zeitgenossen. (Zwing. XV/8,
1982/2 S. 607-620).

Davis, J. F.: Lollardy and the Reformation in England (ARG 73, 1982
S. 217-237).

Flender, Helmut: Luther als Schriftausleger (BiKi 38,1983 S. 18-29).

Gericke, Wolfgang: Luthers Verbrennungstat vom 10. Dezember 1520 und
der Bericht Agricolas in seinen verschiedenen Fassungen (HerChr 8, 1981/82
S. 39-46).

Hein, Martin: Das Schicksal des Franz Magera. Ein Beitrag zum Verhältnis
von Reformation und Türkenkriegen (ARG 73, 1982 S. 308-313).

Hintzenstern, Herbert von: Vorspiele zur Reformation in Eisenach
(HerChr 8,1981/82 S. 27-38).

Junghans, Helmar: Die Mitte der Theologie Luthers (ZdZ 37, 1983
S. 190-194).

Kämpfer, Horst: Von dem Wunsch, geliebt zu sein. Thesen zum Lutherbild
aus der Sicht der Psychoanalyse (LM 22,1983 S. 274-275).

Koch, Ernst: Anton Otho: Weg und Werk eines Lutherschülers (HerChr 8,
1981/82 S. 67-92).

Lohse, Bernhard: Martin Luther. Eine Einführung in sein Leben und sein
Werk. Berlin: Evang. Verlagsanstalt (Lizenzausgabe nach der 2. Aufl. der Origi-
nalausg. des Verlages Beck, München) 1983. 276 S. 8' geb. M 14,80. (s. Bcspr.
inThLZ 107,1982 Sp. 749).

Meyer, Helmut: Kappel - eine Katastrophe? (Zwing. XV/8, 1982/2
S. 621-631).

Müller, Hans Martin: Die Bibelinterpretation Martin Luthers (BiKi 38 1983
S. 11-18).

Müller-Streisand, Rosemarie: Zum Lutherjubiläum. Historische Probleme
von theologischer Bedeutung (ZdZ 37, I983S. 173-178).

Peiter, Hermann: Ausdruck schlechter Manieren? Lachen und Spotten bei
Luther (EK 16,1983 S. 314-316).

Schneider, Bernhard: Gutachten evangelischer Theologen des Fürstentums
Brandenburg - Ansbach/Kulmbach - zur Vorbereitung des Augsburger
Reichstages von 1530(Diss. theol. Erlangen-Nürnberg 1983).

Smolinsky, Heribert: Stadt und Reformation. Neue Aspekte der reforma-
tionsgeschichtlichcn Forschung(TThZ 92, 1983S. 32-44).

Thomas, Ralf: Luthers Reisen von Wittenberg nach der südlichen Region des
kursächsischen Landesstaates: tcrritorialpolitische und verkehrsgeographische
Beobachtungen im Raum Eilenburg - Würzen - Grimma (HerChr 8, 1981/82
S. 47-65).

Wackler, Gottfried: Weite und Enge der lutherischen Kirche. Eine dogmatische
Meditation (Lutherische Theol. u. Kirche 1983 S. 51-65).

\ artenberg, Ciiinthcr: Die Einwirkungen Luthers auf die reformatorische
Bewegung im Freiberger Gebigt und auf die Herausbildung des evangelischen
K irchenwesens unter Herzog Heinrich von Sachsen (HerChr 8. 1981/82
S. 93-117).

Territorialkirchengeschichte

Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. Herausgegeben vom
Verein für Schleswig-Holsteinische Kircftengeschichte, Bd. 3:
Reformation. Unter Mitarbeit von Walter Göbell, Erich Hoffmann,
Wolf-Dieter Hauschild, Erwin Freytag, Gotthard Koppen, Hans-
Joachim Ramm und Lorenz Hein. Neumünster: Karl Wachholtz
Verlag 1982. 381 S.gr. 8". Kart. DM 48,-.

Die zunehmende Spezialisierung wird auch an diesem Bande deutlich
: 7 Mitarbeiter teilten sich die Reformationsepoche in Schleswig-
Holstein. Der Kieler Emeritus W. Göbell beschreibt die Anfänge der
Reformation in Dänemark und in den Herzogtümern Schleswig und
Holstein (9-34). Es geht um die Regierungszeit Christians IL, der 1523
sein Land verlassen mußte und u. a. Wittenberg besuchte (26). Der
Reformtheologe Paulus Helie hatte großen Einfluß, kurzfristig wirkten
M. Reinhard und A. Karlstadt in Kopenhagen. Göbell schrieb
auch den Abschnitt „Das Vordringen der Reformation in Dänemark
und in den Herzogtümern unter der Regierung Friedrichs I.
1523-1533" (35-113). Deutlich kommen die Unterschiede im Regierungsprogramm
Friedrichs [. gegenüber dem Christians II. heraus.
Gründlich werden Briefe zwischen Bischof Iver Münk und dem jungen
Herzog Christian 1526 ausgewertet. Als Kirchenrechtler formuliert
G. folgendes Ergebnis: „Hier ist eine kleine lutherische Partikularkirche
im Entstehen begriffen und zeigt bereits im Ansatz Merkmale
des späteren Landeskirchentums." Die Tendenz zeichnet sich
ab, „kirchliche Ordnung zu einem Bestandteil der obrigkeitlichen
Ordnung zu machen . . ." (60). Ausführlich werden die Haderslebener
Artikel 1528 geboten: „Artikel vor de Kerkheren up den Dorpem".
Die Artikel enthalten noch viele mittelalterliche Elemente, doch
brechen sie auch „einer neuen Epoche der Kirchengeschichte und des
Kirchenrechts in den Herzogtümern Bahn und greifen damit als Vorbild
in die Rechtsgeschichte des Nordens ein" (74). Das Kopenhagener
Bekenntnis 1530 wird kürzer wiedergegeben; G. folgt der
Sicht von Niels Knud Andersen, „daß die Kopenhagener Artikel in
Wirklichkeit nur wenig lutherisch geprägt sind" (80). Doch wird
andererseits der nachhaltige Einfluß Luthers auf die dänischen Reformatoren
Hans Tausen und Peder Palladius deutlich (81 -86).

E. Hoffman n überschreibt seinen Beitrag „Der Sieg der Reformation
in den Herzogtümern Schleswig und Holstein" (115-84); doch ist
auch hier der Zusammenhang mit Dänemark entscheidend. Nach
dem Tode Friedrichs I. konnte Christian III. nur allmählich voll zur
Regierung gelangen. Der Kieler Landtag beschloß 1533, die Predigt
dürfe „so woll daß Nige alse datt olle" verkündigen (123). Dagegen
hielt der Herrentag in Kopenhagen - fast gleichzeitig- eine mehr reaktionäre
Linie ein, obwohl die Bevölkerung der Hafenstädte Kopenhagen
und Malmö die Reformation schon weit vorangetrieben hatte.
Die Niederlage des Lübecker Bürgermeisters Wullenwever in der sog.
„Grafenfehde" führte 1536 zum Erfolg für Christian III., während
Lübecks Vormacht verfiel. In Dänemark kam es nun zur Reformation
, zu der Bugenhagen gerufen wurde. Er krönte 1537 Christian III.,
es war „die erste Krönung und Salbung eines evangelischen Königs
überhaupt.. . Nach dänischem Vorbild blieb so auch in den übrigen
evangelischen Staaten der König ein Herrscher von Gottes Gnaden"
(144). Freilich muß man fragen, ob solche Entwicklung nicht auch
ohne das dänische Vorbild eingetreten wäre. 1542 kam die Reformation
in Schleswig-Holstein zum Abschluß; wieder war Bugenhagen
dabei. Abschließend kommt H. zu der Formulierung: „Gebiete bisher
verschiedenster kirchlicher Oboedienz wurden nun einer gemeinsamen
Ordnung unterworfen" (172). Diese Ordnung hatte Kontinuität
durch Jahrhunderte, so daß man in ihr die Anfänge zur schleswigholsteinischen
Landeskirche sehen kann.

W.-D. HauschiId, gerade erst mit einer Kirchengeschichte
Lübecks hervorgetreten (Vgl. ThLZ 107, 1982, Sp. 831-834), berichtet
über die Reformation in Hamburg, Lübeck und Eutin (185-226).
In präziser Kürze werden die wichtigsten Fakten genannt und Linien