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Ausgabe:

1983

Spalte:

749-750

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Introduction, texte critique

Titel/Untertitel:

traduction et notes 1983

Rezensent:

Winkelmann, Friedhelm

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Seite 1

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749

Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr.IO

750

Der vor allem durch seine gelungenen Übersetzungen altkirchlicher
Texte bekannte R. P. Andre-Jean Festugiere, O. P., hatte die Vita
prima bereits nach der Redaktion des Cod. Laur. übersetzt". Dem
vorliegenden Band sind nun auch Übertragungen ins Französische der
Paralipomena und des Ammoniosbriefes beigefugt (S. 121-165).
Einen Kommentar in nuce bilden seine knappen Bemerkungen zur
Textgestalt und inhaltlichen Hinweise. Sie sollten nicht übersehen
werden.

Edition wie Übersetzung sind ein sehr gelungenes Unternehmen,
für dessen großzügige Ausstattung wir den Herausgebern der Cahiers
d'Orientalisme sehr zu Dank verpflichtet sind, wird auf diese Weise
doch einem der Väter des christlichen Monastizismus wie auch zwei
hochverdienten Erforschern der Hagiographie und des Mönchtums
ein würdiges Denkmal gesetzt.

Berlin Friedhelm Winkelmann

' Siehe die Bibliographie in den Melangcs offerts ä Baudouin de Gaiflier et
Francois Halkin, Anal. Boll. 100 (1982)XIX-XXX.

1 F. Halkin, Les Vies grecques de S. Pachöme, Anal. Boll. 47 (1929) 376 bis
388;ders.,Sancti Pachomii Vitacgraccac, Brüssel 1932(Subs. hag. 19).

1 Vgl. A. Ehrhard,Überlieferung... I 3, Leipzig l952,903f(TU 52).

' Vgl. Subs. hag. 19, p. 10».

' Vor einigen Jahren hatte Halkin schon zwei bislang unedierte Texte herausgegeben
: Vie ebregee de S. Pachöme dans le menologe imperial. Anal. Boll.
96 (1978) 367 - 381 (BHÜ 1401 b, ediert nach Cod. Patm. 736, s. XIV) und Une
Vie inedite de S. Pachöme, BHÜ 1401 a, Anal. Boll. 97 (1979) 5 - 55. 241 -287
(ediert nach Cod. Athen. 2560, olim Serres membr. 1 40, s. XI. Dieser Text fußt
aufBHG 1400, der Vita altera).

' Ed. Subs. hag. 19, p. 1-96. 122-165. 97-121. Nr. 3 wurde von ihm an
anderem Ort veröffentlicht: Anal. Boll. 48 (1930) 269-281. 282-285 (BHG
I399x)

Cahiers d'Orientalisme 11,9.
" Z. B. Cahiersd'Or. II, 130 Anm. 11 u.a.
' Cahiers d'Or. 11,99 Anm. I.

* Vgl. zur Problematik F. Halkin, L'Histoire Lausiaque et les Vies grecques
de S. Pachöme, Anal. Boll. 48 (1930) 257-301.
" Anal. Boll. 47 (1929) 388.

" Vgl. L. Th. Lefort, S. Pachomii Vita bohairice scripta, CSCO 89, Ser. copt.
7 = HI 7, Paris 1925; dens., S. Pachomii Vitae sahidice scriptae, CSCO 99. 100,
Ser- copt. 9.10 = III 8, Paris 1933/1934; dens., Les Viescoptes-dc S. Pachöme et
de ses premiers successeurs, Löwen 1943; dens., Oeuvres de S. Pachöme et de
ses disciples, CSCO 159. 160, Ser. copt. 23. 24, Löwen 1956. Vgl. zudem Bibl.
Hag. Or. 824 - 829 und Clavis Patrum Gr. 2353 - 2358. Zur ältesten Form der
Regel vgl. die lateinische Überlieferung: A. Boon, Pachomiana latina, Löwen

'932, nrr. 155fr.

'3 A.-J. Festugiere, Les moines d'Orient, IV 2: La Premiere Vie Grecquc de
Saint Pachöme, Paris 1965.

Gfegoire de Nazianzc: Discours 20-23 et 24-26. Introduction,
Texte critique, Traduction et Notes par J. Mossay avec la collabo-
ration de G.Lafontaine. Paris: Les F.ditions du Cerf 1980/81.
325 S. u. 313 S. 8" = SourcesChretiennes, 270/284.

Der Entschluß der Herausgeber der «Sources Chretiennes», eine
vollständige Edition aller Orationes des großen Kappadokiers herausbringen
, ist sehr begrüßenswert. Dabei erweist sich allerdings die
Aufteilung auf mehrere Editoren als komplizierend, wenn auch
anderseits als anregend und abwechslungsreich. Man wird aber in
Zukunft daraur achten müssen, daß in den Einleitungen nicht unnötige
Wiederholungen von bereits in anderen Bänden oder gar im
gleichen Band Gesagtem stehen. In dieser Hinsicht könnten auch die
beiden vorliegenden Bände stellenweise straffer gehalten sein1.

M°ssay. als Gregorfachmann ausgewiesen2, legt hier die Edition der
°rationes 20-26 vor, der beiden sog. irenischen (22.23) und der Enko-
m'en auf Athanasios (21), Cyprian (24) und den Kynikcr Maximos

(25.26), also sehr bekannte und interessante Texte. Man wird dem
Editor darin folgen können, daß orr. 20-22. 24-26 in den Jahren
379/80 in Konstantinopel entstanden sind (für orr. 24-26 wird die
Meinung J. Bernardis übernommen), or. 23 aber wohl vorher abgefaßt
wurde - wenn auch für diese Oratio keine sichere Lösung gefunden
werden kann. Die Identität Herons mit Maximos wird in der sehr
gelungenen Passage SCh 284 p. 120ff sehr wahrscheinlich gemacht.

Die editorischen Prinzipien, die für die gesamte geplante Ausgabe
der Reden Gregors in SCh gelten, sind SCh 27Ö p. 22-34 klar dargestellt
, wobei auch die Grenzen deutlich werden.' Der Text fußt hauptsächlich
auf 10 Handschriften, die zwei große Sammlungen repräsentieren
, wobei es für einzelne Reden kleinere Unterschiede gibt4. Dazu
tritt Nebenüberlieferung, so Z. B. für or. 21 eine koptische Übersetzung
und für or. 26 eine lateinische Übersetzung Rufins5. Daß die vorliegende
Textedition weit über die bisherige der Mauriner, die Migne
PG 35 nachgedruckt hatte, hinausführt und eine gute Grundlage für
eine kritische Arbeit darstellt, braucht kaum betont zu werden. Der
textkritische Apparat ist im allgemeinen negativ gehalten. Positiv ist
er, wo es die Klarheit erfordert. Ein Verfahren, das in seiner Elastizität
zu loben ist. Für den Leser aber ist der Nachvollzug nicht immer
leicht, weil vor den Apparaten keine Sigelleiste gegeben wird.

Der präzise und mit großem Gewinn zu benutzende Sachapparat
greift das Wesentliche in philologisch-historischer und in theologischer
Hinsicht heraus und beweist große Erudition''. Dazu im Kontrast
steht allerdings manchmal eine gewisse Nonchalance in bezug
auf den bibliographischen Radius. Der Leser wird gut tun, zumindest
für die Editionsangaben (SCh 270 p. 321-323) die Clavis, die p. 315
s. v. Geerard zitiert wird, hinzuzuziehen. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen
auch auf den Sachapparat, der ja auf jeden Fall immer den
Forschungsstand unserer Zeit widerspiegeln sollte7.

Berlin Friedhelm Winkelmann

1 Z. B. SCh 270 p. 121T. Oder die unnötige Doppelung im gleichen Band:
einerseits SCh 270 p. 1811" und anderseits pp. 53-55. 103-109. 208-217.
275-279.

1 Vgl. seine Publikation La mort et l'au-dclä dans saint Gregoirc de
Nazianze, Löwen 1966.

' Die Ergebnisse der polnischen Forschungen, für die hier nur die Namen
Th. Sinko und J. Sajdak genannt seien, finden Bestätigung, doch wird auch das
Hypothetische der Konstruktion deutlich.

J Wäre es denn nicht möglich gewesen, sich mit einer Handschriftenbeschrei-
bung für alle Reden zu begnügen und auch die komplizierten Stemmata (z. B.
SCh 284 p. 148. 151. 152. 215-222) an einer Stelle Tür alle Orationes abzuhandeln
, wobei dann die Abweichung vom Grundstemma im einzelnen Kalle für
den Benutzer bciser zu erkennen wäre?

5 Ed. des koptischen Textes T. Orlandi, Le Museon 83 (1970) 351-366.
Mossay stützt sich im textkritischen Apparat auf die moderne lateinische Übersetzung
Orlandis - ein nicht immer befriedigendes Verfahren. - Zu den orientalischen
Übersetzungen hatte sich derCoeditorG. Lafontaine schon an anderem
Ort geäußert: Le Museon 90 (1977) 281-340. - Nicht alle Nebenüberlieferung
ist verwertet. Vgl. z. B. F. Diekamp, Doctrina patrum, Münster 1907, 39, 7-14
= or. 21, 35 (ohnep. 184, 15- 186,2!); Doctrina patr. 3, X. 37, XI. 115. H = or.
20.6.7 (p. 700, mit Unterschieden, auf die Diekamp a. O. aufmerksam machte.

' Auch die literar-historischen Einleitungen in SCh 284 p. 9-31.87-141 sind
m. E. sehr gelungen.-Natürlich bleibt auch mancher Wunsch offen. Aus Gründen
des Raumes kann hier nur auf wenige Beispiele hingewiesen werden: SCh
270 p. 291 A. 4 sollte die Bedeutungsbreite von „Laos" deutlicher werden. - P.
130 A. 1: Für die Heiligenfeste sollte man nicht nur den bequemen Weg des
Synaxariums Cpl. gehen, sondern auch A. Ehrhards monumentales Werk hinzuziehen
(Überlieferung und Bestand . ..). das auch p. 314 zitiert wird. Athana-
siosviten sind für den 18. L, den 2. V. und ohne Datum überliefert. Das Fest ist
in frühbyzantinischer Zeit nicht sicher etabliert, sondern hat für diese Daten
andere Heilige als Konkurrenten.

7 Z. B. reicht SCh 270 p. 189 der Hinweis aurSocr. I 7 (PG 67)auf keinen Fall
aus. Die beste Edition, die auf mehreren Zeugengruppen basiert, bietet H. G.
Opitz, Äthan. Werke III 1, 33-35 (Urkunde 17). Man findet die Urkunde nämlich
auch überliefert in Eus. VC II 69-72; Gel. Cyz. p. 41,3 -43,24; Vita Metro-
phaniset Alexandri (BHG Nr. 1279).