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Ausgabe:

1983

Spalte:

446-447

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Cusa, Nicolai de

Titel/Untertitel:

Opera Omnia 1983

Rezensent:

Kandler, Karl-Hermann

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 6

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(S. 80-81), in 4. 2. gibt er biographische Informationen über Athanasius
(S. 81-82), beschreibt in 4. 3. den Ursprung der drei Apologien
(S. 82-83), nennt in 4. 4. ihre Entstehungsdaten zwischen 352 und 357
(S. 83) und gibt in 4. 5. Komposition und Inhalt der drei Apologien an
(S. 84-86). Es folgt in 4. 6. eine Nennung der Gegner des Athanasius,
die er in den Apologien bekämpft (S. 86-88) und schließlich in 4. 7.
eine Aufzählung der in den Apologien verwendeten und zitierten
fremden Werke (S. 88-93).

Es fällt auf, daß sich J. Ozög in der einleitenden Darstellung vor
allem auf Werke der deutschen und französischen katholischen Kir-r
chengeschichtsschreibung am Anfang dieses Jahrhunderts stützt und
verhältnismäßig unkritisch die Geschichtsdarstellungen der Kirchenväter
benutzt (neben Euseb auch Sozomenos, Sokrates, Theodoret
und Epiphanius). In 4. 8. nimmt er zur Übersetzung der Apologien in
die polnische Sprache Stellung und erwähnt, daß bis jetzt die Schriften
des Athanasius in Polen wenig bekannt seien, da es keine Gesamtausgabe
seiner Werke gebe, sondern diese erst jetzt beginnen solle.

Es folgt dann die Übersetzung der drei Apologien in die polnische
Sprache: gegen die Arianer (S. 95-166), an Konstantius (S. 167-188)
und über seine eigene Flucht (S. 189-203). Ein knapper Apparat
unten auf jeder Seite gibt lediglich kurze Erläuterungen und Erklärungen
zum Text. Ein biblischer Index (S. 205-207), ein Namensindex
(S. 208-21 7) und ein Sachindex (S. 218—219) sowie eine Zusammenfassung
in lateinischer Sprache (S. 220) beschließen den Band.

Der Band XXII schließlich enthält zwei Werke Augustins, nämlich
>,De doctrina christiana" und die „Retractationes" (Richtigstellungen
). Übersetzer, Verfasser der Einführung und Bearbeiter ist Jan
Sulowski, während die Vorbereitung der Ausgabe Emil Stanula besorgte
(betr. De doctrina christiana). Insbesondere das Werk De doctrina
christiana ist in Polen bereits seit dem 15. Jahrhundert gelesen
worden. Besonders das 4. Buch daraus, die Homiletik Augustins, fand
reges Interesse, doch infolge einer fehlenden Übersetzung in die polnische
Sprache war es den des Lateins nicht kundigen Lesern nicht
zugänglich.

Das Ziel des Herausgebers in seiner Einführung ist es, die Entstehung
des Werkes sowie seine Bedeutung und Problematik, ferner den
Einfluß des Traktats auf andere wichtige altchristliche Schriftsteller
sowie dessen Echo bis zum Mittelalter darzustellen. Ergibt ferner eine
knappe Darstellung der Gedanken der übersetzten Schrift und
schließt die Einführung mit Bemerkungen zur Übersetzungstechnik.
Im Verhältnis zu den beiden anderen hier besprochenen Bänden ist
die Einführung jedoch nur recht kurz und umfaßt nur einen Bruchteil
jener. Punkt 1 beschäftigt sich mit der Entstehung der vier Bücher „De
doctrina christiana" (S. 7-10), Punkt 2 mit ihrer Problematik und Bedeutung
und ihrem Einfluß auf die mittelalterliche Theologie
(S- 10-15) und Punkt 3 enthält Bemerkungen zur Übersetzung
(S. 15).

Der Apparat unter der Übersetzung enthält einen unerläßlichen
Kommentar zu schwierigen Stellen des Originals sowie Hinweise auf
Quellen der Gedanken Augustins sowohl bei heidnischen antiken
(z. B. Vergil) als auch altchristlichen Schriftstellern und weist auf Anspielungen
in biblischen Schriften hin.

D'e Übersetzung stützt sich auf die 1962 in Belgien gedruckte Ausgabe
aus Corpus Christianorum, series latina, tom. 32 von J. Martin.
Die Wiedergabe der biblischen Texte und Anspielungen erfolgt teils
nach der Milleniumsübersetzung in die polnische Sprache von 1965,
teils in eigener Übersetzung des Herausgebers. Nach der Übersetzung
(S. 17-134) folgt ein biblischer Index (S. 135-139), ein Namensindex
<S. 140-141), ein Sachindex (S. 142-143) und eine Bibliographie
145) sowie eine Übersetzung der redaktionellen Vorbemerkungen
ln die französische Sprache (S. 147-148).

Dann folgen die „Retractationes", übersetzt ebenfalls von Jan
Sulowski, die Einführung jedoch von Emil Stanula verfaßt, wobei der
Polnischen Übersetzung die von P. Knöll 1902 besorgte Ausgabe in
der Reihe Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, Vol. 36,
zugrunde liegt.

Die „Retractationes" sind nicht allzu oft in moderne Sprachen
übersetzt worden. Deshalb kommt dieser polnischen Übersetzung
auch besondere Bedeutung zu. In der Einführung stellt E. Stanula das
literarische Werk Augustins und seine Bedeutung für etliche altchristliche
Schriftsteller dar. Er gibt zunächst 1. eine allgemeine Charakteristik
der Retractationes (S. 153-162), wobei er die engen Beziehungen
zu den Confessiones herausstellt. Dann folgen 2. die Motive des literarischen
Werkes (S. 162-170) mit der Frage nach der Veranlassung
Augustins zur Abfassung seines Werkes, weiter 3. die Art und Weise
der Abfassung und Publizierung der literarischen Werke (S. 170-174),
4. Augustins eigene Bewertung seines literarischen Werkes
(S. 174-178) und schließlich 5. Anmerkungen zur Übersetzung
(S. 178-179).

Da Augustin in den Retractationes sozusagen auf sein bisheriges
literarisches Lebenswerk zurückgreift und seine dortigen Ausführungen
präzisiert oder korrigiert, ist hier in der Übersetzung (S. 181-287)
die Anzahl der Anmerkungen viel größer (verglichen.mit den Anmerkungen
zur Übersetzung von De doctrina christiana). Die Anmerkungen
enthalten vor allem zahlreiche Hinweise auf die anderen Werke
Augustins, auf die Augustin hier in den einzelnen Kapiteln eingeht,
auch auf bereits vorhandene polnische Übersetzungen der betreffenden
Werke, vor allem in der polnischen Ausgabe „Philosophische
Dialoge" von 1953. Weiter nennen die Anmerkungen das Entstehungsjahr
der Werke Augustins, auf die er in den Retractationes
eingeht.

Den Schluß bilden ein biblischer Index (S. 289-292), ein Namensindex
(S. 293-294), ein Sachindex (S. 295-296), ein Index der Anspielungen
auf andere Werke Augustins in den Retractationes
(S. 297-301), eine Bibliographie (S. 302) und eine Übersetzung von
Anmerkungen der Redaktion am Anfang in die französische Sprache
(S. 303).

Insgesamt sind auch die beiden Bände mit Werken des Athanasius
und Augustin in polnischer Übersetzung zu würdigen als Versuche,
die Werke der Kirchenväter, die Geschichte ihrer Entstehung und ihre
Bedeutung auch heutigen Lesern nahezubringen, die nicht der klassischen
Sprachen mächtig sind.

Berlin Joachim Rohde

Nicolai de Cusa: Opera omnia iussu et auetoritate Academiae Littera-
rum Heidelbergensisadcodicurrrfidem edita, Bd. XII: De venatione
sapientiae, De apice theoriae, ediderunt commentariisque illustra-
verunt R. Klibansky et H.-G. Senger. Hamburg: Meiner 1982.
XXXII, 249 S„ 4'. Kart. DM 380,-.

Zum ersten Mal wird eine kritische Edition der beiden Spätschriften
des Nikolaus von Kues (NvK) vorgelegt. Die Editoren haben sich
dabei einer großen Mühe unterzogen, für die ihnen nur gedankt
werden kann.

So sehr die meisten Schriften des NvK um das eine Thema der coin-
cidentia oppositorum kreisen (wobei das Stichwort in beiden Schriften
nicht vorkommt), so wenig gibt er sich mit den einmal gefundenen
Antworten zufrieden. Immer wieder bereichert NvK den Leser mit
seinen neuen Einsichten. Philosophie ist für ihn „Jagd nach Weisheit
". Trotzdem meint er aber, in De apice theoriae eine Zusammenfassung
seines Lebenswerkes geben zu sollen - und tatsächlich vollendete
sich wenige Monate nach Abfassung dieser kleinen Schrift das
Leben dieses unermüdlichen Denkers. Er glaubte, wirklich den „Gipfel
der Schau" erreicht zu haben.

Der Edition ist eine Praefatio vorangestellt (VII-XXVIII). In ihr
geben die Editoren Auskunft über den Stand der gegenwärtigen Forschung
. Ihr zufolge kann nunmehr die Abfassung der beiden Schriften
genau bestimmt werden. De venatione sapientiae wurde im Herbst
1462 vollendet, De apice theoriae zu Ostern 1464 verfaßt. Über die
Handschriften und bisherigen Drucke wird berichtet, die Grundsätze
der Edition werden vorgestellt, die Sprache von NvK kurz untersucht