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Ausgabe:

1983

Spalte:

180-184

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Die orientalischen Religionen im Römerreich 1983

Rezensent:

Tröger, Karl-Wolfgang

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Theologische Literaturzeitung 108. Jahrgang 1983 Nr. 3

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Christentums: „die geschichtliche Gestalt Jesu" (14), zu deren Verständnis
die Botschaft des AT zu hören ist (vgl. 2. Die hebräische
Wurzel).

Unsere Bemerkungen zum Artikel „Christentum" haben hoffentlich
deutlich gemacht, daß dieser trotz seiner Kürze in der TRE mit
ihrem Gesamtthema „Christentum" (s. o.) nicht überflüssig ist. Ob
nicht eine andere Gestaltung (einschließlich des Umfangs), die z. B.
die enzyklopädische Funktion des Themas ausgenutzt hätte, möglich
gewesen wäre, soll wenigstens angefragt werden.

Erstaunlich ist, wie gering die Zahl der mit „Christ(en)" bzw.
„Christlich" zusammengesetzten Stichwörter ist (Christengemeinschaft
, Christenverfolgungen, Christian Science, Christlich-jüdische
Zusammenarbeit). Verweisstichwörter (ohne eigenen Artikel) sind:
Christenlehre (verwiesen auf: Katechetik, Religionsunterricht), Christentumsgesellschaft
(Basel), Christianisierung (Mission), Christliche
Sozialbewegung und Soziallehren (Sozialismus), Christliche Welt/
Freunde der Christlichen Welt (Kulturprotestantismus), Christlicher
Verein Junger Männer (Jugend, Vereinswesen). Leider ist auch Chri-
stologie nur Verweisstichwort (Jesus Christus).

Band 8 hat wie schon Band 7 eine besonders große Zahl von Artikeln
(104). Das erschwert seine Besprechung, so erfreulich es Tür den
Benutzer sein kann. Wir müssen uns auf die Erwähnung einiger
Artikel beschränken und wählen sie möglichst aus Bereichen aus, die
in den bisherigen Rezensionen nicht im Vordergrund standen:

Claudel, Paul (92-95): Es wird betont, daß C.s Werk „viele zum
Glauben geführt oder im Glauben bestärkt" habe. Seine „Ausfälle
gegen Luther und die Reformation" werden auf Unkenntnis zurückgeführt
. Nicht nur zahlreiche katholische Theologen haben sich mit
C. beschäftigt, sondern auch K. Barth und H. J. Baden.

Consilia Evangelica (192-196): Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam werden
nicht nur mit Bibel und Tradition in Verbindung gesetzt, sondern
auch mit modernen psychologischen Erkenntnissen und sozialen Fragen
. Der Artikel schließt: „Die Bindung durch das Gelübde bleibt
menschlichen Rechtes und kann u. U. durch die Autorität gelöst
werden; doch sollte sie nicht durch Vorbehalte geschwächt werden."

Dänisch-hallische Mission (319-322): Der kurze Artikel erhält sein
Gewicht bereits durch den Eingangssatz: „Mit der Dänisch-hallischen
Mission in Südindien beginnt die Geschichte kontinuierlicher und
planmäßiger protestantischer Weltmission überhaupt." Der Anstoß
ging vom dänischen König Friedrich IV. aus; die ersten Missionare,
Ziegenbalg und Plütschau, waren Schüler A. H. Franckes, der schließlich
Halle zur „geistlichen Basis der Mission" machte. Als nach wechselvollen
Entwicklungen das Missionsgebiet im 19. Jh. britisch wurde,
setzte die „Dresdener Mission" die Arbeit fort.

Darwin/Darwinismus (359-376): Zur begrifflichen Klärung trägt
bei, daß von Darwinismus im engeren Sinn nur im Blick auf die Selektionstheorie
gesprochen werden soll, während die Evolutionstheorie
bereits auf Lamarck zurückgeht. Der Artikel enthält eine anschauliche
Einführung in die naturwissenschaftlichen Probleme und den
heutigen Forschungsstand. Auch der Sozialdarwinismus wird (gesondert
) berücksichtigt. Da der Artikel von einem Naturwissenschaftler
(B. Rensch) geschrieben ist (eine sachlich völlig angemessene Entscheidung
), wird die Frage nach dem Verhältnis von Darwinismus
und Theologie nur gelegentlich und zurückhaltend aufgenommen
(„So sind noch mancherlei Probleme zu klären, ehe die Differenzen
zwischen einem naturwissenschaftlichen und einem christlichen
Weltbild einmal beseitigt sind." - 370). Eine zusätzliche Stellungnahme
aus theologischer Sicht wäre aber sicher nicht unangebracht
gewesen, denn der Vf. kann zwar mit einigem Recht schreiben, daß
„die Auffassungen der Biologen (zur Abstammungslehre) von den
meisten christlichen Theologen nicht mehr in Zweifel gezogen"
werden (368), aber damit ist es eben nicht getan!

Deismus (392-406): Im Mittelpunkt steht die deistische Literatur in
England im 17. und 18. Jh. Im Anschluß daran wird über Nachwirkungen
des englischen Deismus in Frankreich („antikirchliche, materialistisch
-atheistische Zuspitzung") und in Deutschland („Rationalistische
Theologie und Philosophie") informiert und die Fragestellung
bis ins 20. Jh. weiterverfolgt. Die Dialektische Theologie
betrachtete den Deismus als theologischen Irrweg der Vergangenheit.
Der Vf. (Ch. Gestrich) ist jedoch überzeugt, „daß die Fragen und Anliegen
des Deismus auch die Ära der Dialektischen Theologie noch
überdauern" (404).

Dialektische Theologie (683-696): Der Vf. (W. Härle) grenzt mit
Recht „Dialektische Theologie" auf den Zeitraum von 1920 bis 1933
ein - im Unterschied zu einem (gelegentlich auch in der TRE zu
beobachtenden) Sprachgebrauch, der die gesamte theologische Wirksamkeit
Karl Barths so bezeichnet (dafür verwendet H. „Theologie
des Wortes Gottes"). Die Geschichte der D. Th. wird gründlich und
kritisch nachgezeichnet (einschließlich ihres philosophischen Hintergrunds
) und der Begriff der Dialektik auf die D. Th. in ihren Differenzierungen
(Barth, Gogarten, Bultmann, E. Brunner) selbst angewendet
. Schließlich wird das „Sachproblem der D. Th." in der Weise neu
gestellt, „daß die Frage nach der Notwendigkeit, Angemessenheit und
Möglichkeit der (bzw. einer) Dialektik für die Theologie zur Debatte
gestellt wird" (693). Das Ergebnis kann nach Ansicht des Vf. nicht die
erneute Etablierung der Theologie als D. Th. sein, wohl aber die Anerkennung
des Wahrheitsmoments der Dialektik, bestehend im Verweis
auf den „antagonistischen Charakter der geschichtlichen Welt als
Strukturmoment ihrer Beziehung zu Gott und ihrer ontischen Verfassung
" (= reale Dialektik). Hinzuzufügen wäre (gewiß auch im Sinne
des Vf.) der Hinweis auf die bleibende Bedeutung bestimmter inhaltlicher
Aussagen der D. Th. besonders zur Gottes- und Offenbarungs-
Thematik.

Soweit einige Beispiele für die breite Palette der TRE auch im
8. Band. Es bleibt zu hoffen, daß die vielfältigen Impulse zur Weiterarbeit
, die sich bei der Benutzung dieser Enzyklopädie ergeben, aufgenommen
werden und wirken. Dabei wird dann gewiß auch der kritische
Umgang mit manchen Ergebnissen zu seinem Recht kommen,
wie das wissenschaftlicher theologischer Forschung entspricht.

Leipzig Ernst-Heinz Arnberg

Dorneich, Monica [Hrsg.]: Vaterunser Bibliographie. Jubiläumsgabe der Stiftung
Oratio Dominica Freiburg im Breisgau 1982. Frciburg-Bascl-Wien:
Herder 1982.234 S. gr. 8 Kart. DM 10,-.

Thoma, Clemens: Die theologischen Beziehungen zwischen C hristentum und
Judentum. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgescllschaft 1982. IX, 174 S. 8" =
ürundzüge, 44. Kart. DM 36,-.

Religionswissenschaft

Vermaseren, Maarten J. [Hrsg.]: Die orientalischen Religionen im
Römerreich. Leiden: Brill 1981. 576 S. 2 Karten gr. 8' = Etudes pre-
liminaires aux religions orientales dans l'Empire Romain, 93. Lw.
hfl 136.-.

Über die orientalischen Religionen im Römerreich gibt es eine
Fülle von Literatur. Hier ist alles Wichtige nach dem gegenwärtigen
Stand der Forschung in einem Handbuch vereint. Durch seine typographische
und bindetechnisch hervorragende Qualität ist der 576
Seiten starke Band ein Nachschlagewerk von Dauer, das man gern zur
Hand nimmt. Dazu tragen natürlich in erster Linie die 20 Beiträge
und die den meisten Beiträgen angefügten Bildtafeln bei. Es sind nach
meiner Zählung insgesamt 125! Dies allein verdient schon hervorgehoben
zu werden.

Im Vorwort berichtet der Herausgeber M. J. Vermaseren über
die Genesis dieser Publikation. Sie ist im Zusammenhang mit einer
einzigartigen Ausstellung über die orientalischen Religionen im