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Ausgabe:

1981

Spalte:

858-859

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Handbuch für den Geistlichen, russ. 1981

Rezensent:

Döpmann, Hans-Dieter

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 11

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grüßen, weil sie auch dem Kirchenhistoriker einen Rechtstext zugänglich
macht, der für die Kenntnis der mittelalterlichen Kulturgeschichte
Rußlands von großer Bedeutung gewesen ist. Es ist nur zu
bedauern, daß dieser Edition nicht ein alphabetisches Verzeichnis der
Rechtsgegenstände und Begriffe beigegeben werden konnte. Die Faksimiles
laden zu seminaristischen Arbeiten am Originaltext ein.

Halle (Saale) Konrad Onasch

Dewey, H. W.: Muscovite Judicial Texts 1488-1556, compiled,
translated, and edited, with annotation and selected glossary. Ann
Arbor: Dept. of Slavic Languages and Literatures 1966. V, 94 S. 4°
= Michigan Slavic Materials, 7.

Obwohl für die Kirchengeschichte Rußlands nur von mittelbarem
Wert, soll diese Edition einem weiteren Leserkreis der ThLZ zur
Kenntnis gebracht werden. Es handelt sich, im Gegensatz zur Edition
des oben rezensierten ZSL, nur um englische Übersetzungen auf der
Grundlage russischer und sowjetischer Ausgaben, ohne begleitende
Faksimiles oder diplomatisch getreue Wiedergaben. Zeitlich gesehen,
handelt es sich um Texte nach dem Ende des Tatarenjoches "and
continued until the end of the legal, administrative and military
reforms which were passed in the first decade of Ivan IV's reign" (In-
troduetion). Es handelt sich um folgende Codices: 1. The White Lake
Charter (1488), 2. The 1497 Sudebnik, 3. Immunity Charters,
4. Anti-Brigandage Charters and Decrees: Beloozero Anti-Brigan-
dage Charter (1539); District Eiders' Sworn Statement of Allegiance;
Medyn' Anti-Banditry Instruction (1555); Decree on Matters of Bri-
gandage (1555), 5. The 1555 Sudebnik und 6. A Charter of Local
Government. Ein Glossar der wichtigsten Rechtstermini der vorgeführten
Texte schließt das Buch ab.

Halle (Saale) Konrad Onasch

Religions- und Kirchensoziologie

Eglises et groupes religieux dans la societe francaise. Integration ou
marginalisation. Cinquieme colloque du Centre de Sociologie du
Protestantisme Strasbourg, 7-9 octobre 1976. Strasbourg: Cerdic-
Publications 1977. 330 S. 8° = Universite des Sciences Humaines
de Strasbourg, Hommes et Eglise, 8.

Dieser Band enthält die Texte der 14 Vorträge, die im Rahmen des
5. Kolloquiums des Straßburger ..Centre de sociologie du protestantisme
" gehalten wurden. Es wird gefragt, ob und wie die Kirchen und
die religiösen Gemeinschaften sich heute in die Gesellschaft integrieren
oder eine Randexistenz führen.

Ein erster Teil ist allgemeiner Art und behandelt die Dialektik der
Integration oder der „Marginalisierung" (marginalisation). J.
Freund bestreitet, daß die Existenz am Rande (marginalite)das Modell
einer neuen Gesellschaft konstituieren könnte, sie entspricht dem
Gemeinschaftsbedürfnis einzelner kleiner Kreise, die in diesem Rahmen
die Bruderschaft unmittelbarer Beziehungen erleben (29-30). H.
Hatzfeld fragt, ob nicht manche christlichen Randsiedler heute
einen neuen Synkretismus errichten, dessen Erfolgschancen allerdings
noch offen sind. In einem interessanten Überblick über die
„Situation der Kirchen in der Nation seit der Revolution" kommt J.
M. Mayeur zum Schluß, daß im heutigen Frankreich die Kirchen
eine viel größere Ausstrahlung haben, als es denen vorschwebte, die
um die Jahrhundertwende die Trennung durchgeführt haben.

Die Teile II bis IV behandeln dann die verschiedenen Religionen
oder Kirchen im heutigen Frankreich. F. A. Isambert spricht von

der Privatisierung des Katholizismus, die sich u. a. zeigt in der abnehmenden
Beteiligung an der Messe und an den Taufziffern. (69% der
Pariser wollen ihre Kinder taufen lassen). Die Kirche leitet nicht
mehr die Gewissen. Trotzdem rechnet man noch mit ihr als mit einer
moralischen Autorität. Auch die Rolle der Zelebration wird ihr von
vielen immer noch zugebilligt. Ein anderer Beitrag (A. Rousseau)
untersucht die Bedeutung der politischen Verlautbarungen der katholischen
Kirche. Drei Beiträge befassen sich mit dem Protestantismus.
J. Carbonnier weist u.a. auf das Übergewicht der mittleren und
oberen Schichten im franz. Protestantismus hin. Eine Massenaktion
ist von vornherein ausgeschlossen. Er glaubt feststellen zu können,
daß die französischen Protestanten nicht wissen, was sie mit ihrer
Existenz am Rande anfangen sollen: resignieren, dagegen ankämpfen
oder sich darin organisieren. J. Bauberot untersucht die protestantischen
Stellungnahmen zur Politik und zur Sexualethik, als Symptome
(„indicateurs") der Entwicklung der sozio-religiösen protestantischen
Gruppe in der heutigen Gesellschaft. Der protestantische Beitrag
scheint ihm weniger spezifisch zu sein als in vergangenen Zeiten.
Nach J. P. Willaime besteht die Strategie der Kirchen heute vorwiegend
darin, als Institutionen zu überleben, d. h. keine Sekten zu
werden und die Einheit der religiösen Gruppe zu bewahren, welche
sich in traditionalistische, prophetische und intellektualistische Strömungen
aufteilt.

Drei Beiträge befassen sich mit der Situation des Judentums und
des Islams im heutigen Frankreich. Die Mohammedaner, die heute in
der französischen Gesellschaft zahlreicher sind als die Protestanten,
haben u. a. aus sozialen Gründen, viel mehr Mühe sich zu integrieren
. Ein letzter Teil des Bandes stellt besondere Weisen der sozialen
Integration dar. D. Leger behandelt die informellen Gruppen, die
seit 1968 am Rande der Gesellschaft und der Kirchen existieren. Die
Beziehung zum Christentum sei in den meisten Fällen aufgelöst worden
, was jedoch nicht den Verlust jeglicher religiöser Dimension
bedeute. J. Seguy stellt heute fest, daß die modernen Sekten nicht
mehr so radikale Züge haben wie gewisse Gruppen des Mittelalters
oder des 16.-17. Jh. Trotzdem reproduzieren sie nicht einfach die dominierenden
Werte der heutigen Gesellschaft, sondern oft Werte der
Vergangenheit. Doch stellen sie die existierenden Strukturen im allgemeinen
nicht in Frage. In einem letzten Beitrag zeigt R.Mehl, wie
der Ökumenische Rat der Kirchen neue Modelle der Integration ausgearbeitet
hat.

Der Band vermittelt einen guten Einblick sowohl in die Situation
der Kirchen in der heutigen französischen Gesellschaft wie auch in
die soziologischen Methoden, wie sie in der französischen Religionssoziologie
gehandhabt werden.

Strasbourg Marc Lienhard

Ökumenik: Ostkirche

Nastol'naja kniga svjascennosluzitelja (Handbuch für den Geistlichen
, russ.). Moskva: Izdanie Moskovskoj Patriarchii. Tom 2:
1978. 800 S., Tom 3: 1979.800 S.

In zügiger Folge erschienen die beiden abschließenden Bände des
insgesamt fast 2400 Seiten umfassenden Handbuches. Für die orthodoxe
Kirche, die sich von den geistlichen Erfahrungen ihrer Geschichte
mitbestimmt und getragen weiß, ergibt sich eine Verknüpfung
der liturgischen Handlungen und Formulare, die im 1977 erschienenen
ersten Band (vgl. ThLZ 104, 1979 Sp. 7790 dargelegt
wurden, mit dem gottesdienstlichen Gedenken jener, von deren Leben
und Wirken geistliche Impulse ausgingen oder die im Martyrium
ihren Glauben bewährten.

So beinhalten die Bände 2 und 3 den „Monatskalender" (Mesjace-
slov). Beginnend mit dem 1. September (alten Stils) als dem Beginn
des orthodoxen Kirchenjahres enthalten sie Angaben über Lebens-