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Ausgabe:

1981

Spalte:

579-581

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Das Korpus der griechischen christlichen Schriftsteller 1981

Rezensent:

Kraft, Heinrich

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579

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 8

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besteht darin, daß jeder Band die Buchstaben von A bis Z enthält.
Aus praktischen, naheliegenden Gründen hat man diese Wahl getroffen
, denn auf diese Weise kann jedesmal ein Band aufgrund der Artikel
, die in einem bestimmten Augenblick fertig sind, erscheinen. So
geht die Arbeit am schnellsten voran. Die Beschwerlichkeiten, die ein
solches Verfahren für den Leser mit sich führt, hat die Redaktion so
gut wie möglich zu beseitigen versucht. Vom zweiten Band an wird
nämlich jeder neue Band mit kumulativen Registern versehen sein.
So braucht man jedesmal nur das Register des letzten Bandes nachzuschlagen
, um schnell die gesuchte Person finden zu können.

Eine mögliche Einschränkung des Wertes dieses Lexikons ist es,
daß man sich nachdrücklich für die Geschichte des niederländischen
Protestantismus entschieden hat. Eine andere Wahl wäre in dieser
Zeit auch denkbar gewesen. Dennoch scheint mir die getroffene Wahl
einsichtig zu sein. Der Protestantismus hat der Geschichte der Niederlande
ein besonderes Gepräge gegeben. Darum lohnt es auch die
Mühe, den Protestantismus in einem Biographischen Lexikon separat
zu behandeln. Dazu gibt es auch bei diesem Vorgehen schon sehr
viel Material, das verarbeitet werden soll. Durch diese Einschränkung
hat sich die Redaktion einen günstigen Ausgangspunkt für ihr Streben
, das Werk um 1990 zu vollenden, gewählt.

Schließlich sei erwähnt, daß das Lexikon gut ausgestattet ist. Die
Abkürzungen werden in mehreren Registern auf übersichtliche Weise
erklärt, der Text läßt sich leicht lesen und das Ganze ist in einen
schönen und strapazierfähigen Leineneinband gebunden.

Amsterdam S. de Boer

Kirchengeschichte: Alte Kirche

Irmscher, Johannes, u. Kurt Treu [Hrsg.]: Das Korpus der Griechischen
Christlichen Schriftsteller. Historie, Gegenwart, Zukunft.
Eine Aufsatzsammlung. Berlin: Akademie-Verlag 1977. VIII.
243 S. gr. 8° = Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen
Literatur, 120. Kart. M 48,-.

Die Neuordnung der Kirchenväterkommission als des für die GCS
und TU zuständigen Herausgeberkreises wurde zum Anlaß einer
Besinnung über die Aufgabe der Patristik. Als deren Ausdruck wollen
die vorliegenden 22 Aufsätze verstanden sein. Ihre Verfasser sind
bestrebt, die Bedeutung der Patristik für ihr jeweiliges Fach zu umreißen
.

In den ersten beiden Aufsätzen geht es den Herausgebern des Bandes
um eine Standortbestimmung der GCS. Johannes Irmscher,
Das Korpus der „Griechischen Christlichen Schriftsteller" - Historie,
Gegenwart, Zukunft, gibt einen Überblick über Entstehung und Geschichte
der GCS und über die Pläne für ihre künftige Entwicklung.
Dabei weist er eindringlich auf die Bedeutung hin, die den Vätertexten
für die Aufgaben der komplexen Geschichtsforschung in unserer
Zeit zukommt. Mit diesen Aufgaben setzt sich Kurt Treu, Das Korpus
der „Griechischen Christlichen Schriftsteller" im Rahmen der
Gegenwartsentwicklung der Patristik, auseinander und mit dem Beitrag
, den die Patristik als lacherübergreifende Disziplin dazu leistet.
Er geht besonders auf die Bedeutung der Edition von Vätertexten ein
und auf die eigentümlichen Schwierigkeiten, vor die sich deren Herausgeber
gestellt sehen.

Nach diesen beiden programmatischen Aufsätzen wenden sich die
folgenden vier den religions- und sozialwissenschaftlichen Aufgaben
im Bereich der Patristik zu. Hans Kreißig, Das Frühchristentum in
der Sozialgeschichte des Altertums, geht von der These aus, Religionen
seien in ihren Ausprägungen den sozialökonomischen Bedingungen
unterworfen; daraus leitet er die Folgerung ab, das Christentum
müsse in seinen literarischen Erzeugnissen so betrachtet werden, daß
man zwar die sozialökonomischen und die ideologisch-kulturellen
Erscheinungen in ständiger Wechselwirkung sehe, daß man aber in

den ersten die primären und bestimmenden Momente des geschichtlichen
Verlaufs zu erkennen habe. Das erinnert an Karl Barths Meinung
, die Kirchengeschichte sei eine Hilfswissenschaft der Dogmatik.
In Wirklichkeit ist die Geschichte nicht so gefällig, wie die Dogma-
tiker meinen. - Rigoberth Günther, Einige Bemerkungen zur Stellung
von Klerikern und christlichen Schriftstellern in den
Klassenverhältnissen des 4. und 5. Jahrhunderts, macht auf die Bedeutung
der Klassenzugehörigkeit der Kirchenväter aufmerksam und
entwickelt einen Kriterienkatalog, nach dem sich die Stellung der
Kirchenväter zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen beurteilen
läßt. Eine erste Anwendung führt zu der Feststellung, daß die
christliche Ideologie des 4. und 5. Jh. entscheidend zur Vorbereitung
der neuen Gesellschaft beigetragen habe. - Kurt Rudolph beschreibt
„Das frühe Christentum als religionsgeschichtliches Phänomen
". Dabei will er dem jüdischen und dem hellenistischen Erbe
Rechnung tragen als den beiden Komponenten, aus denen das Christentum
entstanden ist, zugleich aber diese beiden Komponenten
ihrerseits als synkretistische Phänomene erfassen. Es ist offensichtlich
, daß bei dieser Betrachtungsweise das Wesen des Christentums
später sichtbar wird als im geschichtlichen Verlauf. Andererseits
kann man natürlich an den Kindern immer die Merkmale ihrer Eltern
beobachten - le nez reste. - Heinz Bert hold behandelt sein
Thema („Frühe christliche Literatur als Quelle für die Sozialgeschichte
") vor allem am Beispiel der Makariosschriften. Sie sind für
diese Aufgabe besonders geeignet, weil sie eine umgrenzte ländliche
Bevölkerung ansprechen, so daß hier Rückschlüsse auf die Lebensverhältnisse
der Adressaten leichter als in anderen Väterschriften
möglich sind.

In den folgenden vier Aufsätzen kommen die Literatur- und die
Philosophiegeschichte und die christliche Archäologie zu Wort. Im
einzelnen äußern sich dazu Jürgen Dummer (Die Stellung der griechischen
christlichen Schriften im Rahmen der antiken Literatur),
Herman Ley (Patristische Literatur als Quelle für die Geschichte
von Aufklärung und Atheishlus. Zur paradoxen Funktion des Corpus
Areopagiticum), Ion Coman (Esprit critique dans la litterature
patristique) und Arne Effenberger (Die Bedeutung des frühchristlichen
Schrifttums für die Christliche Archäologie. Einige forschungsgeschichtliche
und methodische Bemerkungen).

Vier Aufsätze über den der Patristik und der Orientalistik gemeinsamen
Bereich schließen sich an. - S. S. Arewschatjan legt (in russischer
Sprache mit deutschem Resume) eine Übersicht über „Die
Entstehung der altarmenischen Literatur und die Patristik" vor. -
Gertrud Pätsch, Die Patristik und Georgien, behandelt die Rolle
des Christentums in der Geschichte Georgiens und der georgischen
Literatur in der Patristik. - Gotthard Strohmaier schreibt über
„Patristische Überlieferung im Arabischen" und Peter Nagel über
das Verhältnis von „Mani-Forschung und Patristik" und über die
Notwendigkeit, patristische und manichäische Quellen parallel aufzuarbeiten
.

In den übrigen Aufsätzen kommen die Beziehungen der Patristik
zu Judaistik, Byzantinistik und Religionsgeschichte zur Darstellung.
Bemerkenswert reichhaltig ist Gerhard Dellings Aufsatz über „Das
'ayaSöv der Hebräer bei den griechischen christlichen Schriftstellern",
d. h. über das alttestamentlich-jüdische Erbe in Glaube und Vorstellungswelt
der Kirchenväter. Nach einem Überblick über Textausgaben
und Sekundärliteratur zu den alttestamentlichen Apokryphen
und Pseudepigraphen geht der Vf. zunächst auf die Fülle von Begriffen
und Geschichten ein, die die Kirche aus dem Alten Testament
und der vorchristlichen jüdischen Apologetik übernommen hat, und
spricht dann über deren Einflüsse auf die Symbolsprache, die
Namensdeutung und andere Auslegungstechniken und schließlich
auch auf Liturgie und Predigt. In der Nachbarschaft zu dieser Arbeit
befindet sich Nikolaus Walters Bericht über „Jüdisch-hellenistische
Literatur im Rahmen der .Griechischen Christlichen Schriftsteller'
und der ,Texte und Untersuchungen'". - Veselin Beschevliev,
Probleme der byzantinistischen Epigraphik, weist auf den dringenden