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Ausgabe:

1981

Spalte:

453-455

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Orientierung Ökumene 1981

Rezensent:

Nagy, Gyula

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 6

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könnte, zeigt Sch. in seinem abschließenden Beitrag („Das Bittgebet -
ein Testfall des Glaubens", 92-102).

Auf solchem Hintergrund will m. E. auch der Beitrag von Th.
Pröpper („Thesen zum Wunderverständnis", 71-91) gelesen sein.
Unmöglich, diese sehr komprimierten Überlegungen hier darzustellen
und zu würdigen; einige Hinweise müssen genügen: Auch bei
dem, was P. „Wunder" nennt, scheint es um das zu gehen,
was Sch. „Sinn-Haben und Sinn-Verstehen" bezeichnet. P. selbst
spricht von einem „symbolischen WunderbegrifF' (80); Wunder sind
„besondere Ereignisse", die dem Menschen - wenn auch „symbolisch
, bedingt und vorläufig" (88)- „einen absoluten Sinn dieses Seins
indizieren" (83). Solche Sinnanzeige wird im folgenden durch P, semantisch
gefüllt und zugleich im intersubjektiven Bereich, in der Situation
mitmenschlicher Begegnung (91) angesiedelt: „Wunder im
engeren Sinn" sind „Ereignisse, die dem Menschen Liebe als absoluten
Sinn seines Seins offenbaren" (84).

„Wer sich heute über das Bittgebet auslassen will, kommt sich -
dies als einleitendes Eingeständnis - wie auf einem exponierten Gefechtsstand
der Theologie vor", schreibt H. Schaller (54). Nach der
Lektüre dieses Buches bleiben Zweifel, ob auf solchem Gefechtsstand
gegenwärtig mehr als einige Rückzugsgefechte geliefert werden
können.

Leipzig Karl-Heinrich Bieritz

Ökumenik: Allgemeines

Moderow, Hans-Martin, und Matthias Sens [Hrsg.]: -Orientierung
Ökumene. Ein Handbuch. Im Auftrag der Theologischen Studienabteilung
beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR herausgegeben
. Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1979. 342 S. gr. 8. Lw.
M 18,-; Ausland 24,-.

Ökumenisches Engagement und ökumenische Mitarbeit - eine lebensnotwendige
Dimension der Arbeit der Kirche - setzt immer
gründliche Kenntnisse von Daten und Fakten, Zielen und Struktur
der weltweiten ökumenischen Bewegung voraus. Zum 30jährigen Jubiläum
der Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen haben
die beiden Stabsmitglieder der Theologischen Studienabteilung beim
Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR, Hans-Martin Moderow
und Matthias Sens - in Mitarbeit mit anderen - ein inhaltsreiches
..Handbuch der Ökumene" herausgegeben, das innerhalb und außerhalb
der Grenzen dieser Kirchen gewiß einen unersetzbaren Dienst
tun wird.

In einer „Einführung in die ökumenische Bewegung" (13-34) findet
man eine theologische Interpretation der Begriffe „Ökumene"
und „ökumenische Bewegung" sowie praktische Information über
ihre Erscheinungsformen und die Herausforderungen unserer Zeit an
den „Ökumenismus". Das umfangreiche Material verteilt sich leicht
erkennbar auf drei große Gebiete: Ökumenische Organisationen -
Weltweite Konfessionsfamilien - Ökumenische Arbeit in der DDR.

Das erste und zugleich ausführlichste Kapitel (35-126) befaßt sich
mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen. Die Entstehung des ÖRK
aus drei Hauptströmen sowie seine Geschichte von Amsterdam 1948
bis Nairobi 1975 und nachher werden mit vielen Angaben und Originalzitaten
dargestellt. Der weitaus größte Teil dieses Kapitels ist aber
eine ausgezeichnete Beschreibung der komplizierten Struktur, der
Arbeitsbereiche und Aktivitäten des ÖRK. Nur wer selbst im Ökumenischen
Zentrum gearbeitet hat und den überaus vielschichtigen
Aufbau der weltweiten ökumenischen Arbeit kennt, kann erst richtig
einschätzen, wie klar und informativ das Handbuch diese nicht
leichte Aufgabe erfüllt. Jedenfalls scheint die Information über die
Aktivitäten des ÖRK im Verhältnis zur Beschreibung der Arbeit anderer
ökumenischen Organisationen etwas „überdimensioniert" zu
sein. Es könnte leicht der Eindruck entstehen, als wäre die ökumenische
Bewegung heute nur in dieser weltweiten Organisation verkörpert
. Zum Glück korrigiert das Handbuch in folgenden Kapiteln
selbst diesen häufig begegnenden Irrtum, - in aller Achtung der großen
und weltweiten Arbeit des Ökumenischen Rates.

Im folgenden, kürzeren Kapitel (127-152) werden die regionalen
ökumenischen Organisationen dargestellt, die vom ÖRK unabhängig
, wenn auch in mehr oder weniger enger Zusammenarbeit mit ihm,
in verschiedenen Regionen der Welt (Asien, Afrika, Europa, karibi-
scher Raum, Lateinamerika, Naher Osten, Nordamerika und Pazifik)
arbeiten. „Die regionalen Konferenzen sind oft besser als der ÖRK in
der Lage, auf Besonderheiten der Regionen einzugehen und für die
Region spezifische Aufgaben in der ökumenischen Bewegung aufzunehmen
" (127). Gerade damit hängt die oft erwähnte, aber bisher
kaum gelöste „Regionalisierung" der ökumenischen Bewegung
zusammen. Man vermißt hier die sonst ausführlichen Literaturhinweise
über die Arbeit dieser Regionalkonferenzen, so auch zur Konferenz
Europäischer Kirchen (von ihren elf Studienbänden wird z.B.
nur ein einziger erwähnt; beim Buckow-Berichtsband 1976 steht ein
Hinweis nur auf ein Kapitel, anstatt auf die ganze Publikation, S.
143).

Noch knapper wird im nächsten Kapitel über neun besondere, spezialisierte
ökumenische Organisationen - wie z. B. über den Christlichen
Studentenweltbund, die Christliche Friedenskonferenz, den
Weltbund der Bibelgesellschaften oder den Ökumenischen Jugendrat
Europas - berichtet (153-176). Gerade die Arbeit der viel weniger bekannten
ökumenischen Organisationen, die ihren Dienst oft unter
schwierigen Arbeitsbedingungen tun müssen, würde es verdienen, in
ihren Aktivitäten näher vorgestellt zu werden.

Im zweiten „Hauptteil" des Handbuches (177-254) findet man
wertvolles und ausführlicheres Informationsmaterial über die „weltweiten
Konfessionsfamilien", über ihre Organisationen, sowie über
„die römisch-katholische Kirche in der Ökumene". Nach einer Einführung
in die Bedeutung und „ökumenische Problematik" der konfessionellen
Weltorganisationen lesen wir interessante Angaben über
die orthodoxen Kirchen und ihr Verhältnis zur ökumenischen Bewegung
(181-190), über den Lutherischen Weltbund (190-208), den Reformierten
Weltbund (208-215), die Anglikanische Kirchengemeinschaft
(215-222) und über andere Weltorganisationen der kleineren
Kirchen (222-240). Die weltweite Organisation der römischkatholischen
Kirche wird nicht näher dargestellt; nur über die Entwicklung
des „römisch-katholischen Ökumenismus" vor und nach
dem II. Vatikanischen Konzil wird berichtet. Besondere Aufmerksamkeit
erhalten - mit vollem Recht - die bilateralen und multilateralen
ökumenischen Dialoge zwischen den Kirchen und zwischen ihren
weltweiten Organisationen. Bei einigen Kirchen werden auch
weltweite statistische Angaben gegeben; bei anderen fehlt diese Information
.

Der dritte Hauptabschnitt des Handbuches ist eine sehr sparsame
Orientierung über die ökumenischen Beziehungen der Kirchen in der
DDR zu den ökumenischen Organisationen, zu den Kirchen anderer
Länder und über ihre eigene ökumenische Zusammenarbeit
(255-269). Gerade die oft beispielhaften, bekannten ökumenischen
Aktivitäten der Kirchen in der DDR würden eine ausführlichere
Würdigung verdienen, - auch in bezug auf Literaturhinweise.

Ein Schlußteil (278-342) bringt nützliche Angaben über die Mitgliedschaft
der Kirchen der Welt in den ökumenischen Organisationen
, Daten über einige ökumenische Persönlichkeiten, eine Zeittafel
der ökumenischen Bewegung, allgemeine Literaturhinweise sowie
Personen- und Sachregister.

Man muß noch mit Anerkennung erwähnen, daß es im allgemeinen
gut gelungen ist, mit übersichtlichen Tabellen und Zitaten aus
der Arbeit sowie den Dokumenten der ökumenischen Bewegung die
Orientierung über wichtige Fragen und Sachzusammenhänge dieses
riesig gewachsenen Gebietes zu erleichtern. Dank der Gründlichkeit
und Sachkenntnisse der beiden Herausgeber sowie ihrer Mitarbeiter,
wird dieses Handbuch gewiß noch lange und weit über die Grenzen