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Ausgabe:

1981

Spalte:

188-189

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Cook, Michael J.

Titel/Untertitel:

Mark's treatment of the Jewish leaders 1981

Rezensent:

Best, Ernest E.

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1X7

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 3

188

eine Übersicht der internationalen Bergpredigtforschung zu bieten,
konzentriert sich B. auf den deutschen Bereich, und im Unterschied
zu Kissinger begrenzt sie ihre Untersuchung auf das 20. Jh. Vor allem
jedoch arbeitet sie diachronisch, d. h., sie untersucht auch die Beziehungen
zwischen den einzelnen Deutungen der Bergpredigt und der
Zeitperiode, in der sie entstanden sind. Jede Periode wird kurz nach
ihren wirtschaftlichen, politischen und ideologischen Merkmalen
charakterisiert.

Vor dem ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik war die
Auslegung der Bergpredigt eng mit der Deutung des Lutherschen Erbes
verbunden. Die damalige Interpretation der Zweireichelehre, die
die theologische Zurückhaltung im öffentlichen Leben begründet
hat, hat auch die gefährlichen Deutungen der Bergpredigt in der Zeit
des ersten Weltkrieges und in der nationalsozialistischen Periode
beeinflußt. B. zeigt, daß es nicht nur eine Mißdeutung der Bergpredigt
, sondern auch der Theologie M. Luthers war. Es war zwar „die
Schwierigkeit der Bergpredigt-Interpretation, die Luther zur Formung
seiner ,Zwei-Reiche-Lchre' geführt hat", aber nach Luther ist
die Gerechtigkeit des Christen immer eine tätige Gerechtigkeit, die
das ganze Leben des Menschen betrifft (34). Wie es zu der Mißdeutung
Luthers gekommen ist, untersucht B. nicht. Das liegt - schon
rein historisch - jenseits des Rahmens ihrer Arbeit. - Die dialektische
Theologie war nicht imstande, eine überzeugende alternative Deutung
anzubieten. Sie hat sich mit der Bergpredigt nur wenig beschäftigt
, und die konsequente christologische Deutung (E. Thurneysen)
hat die tatsächlichen Inhalte der Bergpredigt nicht zu Wort gebracht
(29-31). - Der Durchbruch, der mit den Religiösen Sozialisten kam,
ist wegen des ungenügenden theologischen Problembewußtseins
geschichtlich gescheitert Ein breiterer Raum ist in diesem Zusammenhang
G. Wünsch vorbehalten. - Einen positiven Neuansatz hat
die Deutung und das Beispiel D. Bonhoeffers bedeutet. - Der Abschnitt
über die Rezeption der Bergpredigt in der DDR wird um den
Bericht über einige deutsch veröffentlichte Arbeiten tschechischer
Autoren erweitert, die direkt oder indirekt an das Erbe der tschechischen
Reformation anknüpfen. Sie werden positiv gewertet. - Die
Aufnahme der Bergpredigt durch die sog. politische Theologie wird
als geschichtlich begreiflich erklärt, aber theologisch wird sie m. E.
mit Recht kritisiert. - Die linguistische Analyse der Bergpredigt von
O. Bayer (EvTh 1975) wird nicht näher beurteilt. - Aus den neuesten
Deutungen werden vor allem einige katholische Arbeiten und der
Beitrag von S. Schulz (Zeitwende 41, 1970; mir leider z. Z. nicht
zugänglich) positiv eingeschätzt.

Der erste Teil der Arbeit ist vor allem sozialethisch eingestellt. Der
/weite Teil ist der historisch-kritischen Erforschung der Bergpredigt
gewidmet, die Hans Windisch mit seiner Monographie „Der Sinn der
Bergpredigt'* (1929, M937) bewußt von der theologischen Deutung
getrennt hat. Es wird über die religionsgeschichtliche, formgeschichtliche
, redaktionsgeschichtliche, traditionskritische und historischkritische
Forschung (der „historische" Jesus und die Bergpredigt)
berichtet. Abgeschlossen wird das Buch mit dem Aufruf zu einer
grundlegenden methodischen Besinnung. Der Ertrag der methodisch
getrennten kritischen Auslegung muß sozialethisch interpretiert und
appliziert werden. Die kritische Auslegung soll nicht nur vor dem
enthusiastischen Dilettantismus schützen. Sie soll vor allem im Rahmen
der theologischen Interpretation der Gemeinde helfen. Und die
theologische Interpretation darf die Bergpredigt nicht knebeln, sondern
sie soll sie auch in ihrer anstößigen geschichtlichen
Wirkung deuten. Das ist etwa der Ertrag dieser sparsam und an manchen
Stellen wirklich frisch geschriebenen Arbeit.

Mehr als die Hälfte des Umfangs bilden die Anmerkungen, das Literaturverzeichnis
und ein biographischer Anhang (in Auswahl). B.
bietet eine gute Übersicht der Deutungen der Bergpredigt und eine
überzeugende Interpretation ihrer Intentionen und ihrer Wirkung.
Der knappen Form wegen kann sie in dem ersten Teil nicht die Ursachen
einzelner Deutungen untersuchen, und in dem zweiten Teil

kann sie nicht konkret den Ertrag der kritischen Forschung beschreiben
.

Was die Einzelheiten betrifft, möchte ich nur darauf aufmerksam
machen, daß Werner Schmauch (1905-1964) bis zu seinem Tode in
der DDR gewirkt hat und daß seine Studie über die Bergpredigt (in
dem Sammelband .Koexistenz? Proexistenz!', Hamburg 1964,
Evang. Zeitstimmen 20 noch einmal abgedruckt) in dem Abschnitt
VI. 1 behandelt sein sollte.

Die Bedeutung der vorliegenden Dissertation reicht weit über die
Grenzen der Bibelwissenschaften.

Prag Petr Pokorny

Cook, Michael J.: Mark's Treatment of the .Jewish Leaders. Leiden:
Brill 1978. XI,. 104 S. gr. 8' = Supplements to Novum Testament,
51. Lw. hfl 32.-.

Cook claims to detect three of Mark's sources through a considera-
tion of the groups which oppose Jesus. He outlines these sources as:
(1) A Pharisee and Herodian source; 7.1 ff; 2.15-17,18-22,23-28;
3.1-5; 12.13-17,34b; 3.6. (2) A scribe source; 12.l8-27,28-34a;
9.11-I2a,13a,b; 12,35-37,38-40. (3) A chief priests, eiders and scri-
bes source; this was, in effect, the pre-Markan passion narrative;
Cook does not outline this source. These sources can be detected
because the leadership groups in them do not overlap. Where therc
are the leadership groups in them do not overlap. Where there
are references to any of these opponents' outside the sources Cook
assumes that Mark has inserted these references. With the possible
exception of the Pharisees Mark himself did not know any of these
groups and himself depends on his sources for his understanding of
them. This means that he cannot really be a source of reliable Information
to us on them. Matthew and Luke are no more help to US here
than Mark, since they depend on him. Mark assumes that scribes and
Pharisees are different groups and has misled much scholarship into
making the same assumption. Cook argues that in fact the scribes and
Pharisees were probably originally the same group.

If Mark was not fully acquainted with the geography of Palestine it
is probable that he was not fully acquainted with Jewish sociological
groups. Cook then is wise to remind us that we should not be overde-
pendent on what Mark writes about these groups. Few will dispute
the existence of his lirst source; the precise content which Cook gives
it is a different matter. Most scholars aeeept a pre-Markan passion
narrative; it is surprising that Cook makes no attempt to outline this;
he has also failed to use much of the recent work on this section of
Mark, e.g.. that of L. Schenke, D. Dormeycr, W. Schenk, G. Schneider
. Cook's second source (the scribes) is the most doubtful.

Cook's work is reminiscent of earlier attempts to isolate a 'twelve'
source and a 'disciples' source in Mark and must be subject to the
same kind of doubts. The most serious criticism to be made of him,
however, is his failure to use the methods of Redaktionsgeschkhie.
Where there are references to the opponents of Jesus outside the sources
which Cook has outlined he attributes these to Mark without any
serious examination whether the passages in which they occur come
from Mark or the tradition. In view of the Opposition which the Pharisees
and Herodians offered to Jesus in the earlier part of the Gospel
(see especially 3.6) we should expect that Mark would have included
them in his revised passion narrative, for Cook suggests that he did
increase the number of references to the chief priests, scribes and
eiders. Cook does not consider what brought his sources into existence
in the early church; what purpose would a Pharisee and Herodian
source or a scribes source serve? The sources must have come
into existence for some quite other reason than the groups they men-
tion and therefore these groups cannot give us an adequate clue to
their extent in the way Cook supposes. The groups cannot then be
used to detect the sources. Cook does not consider sufficiently seri-
ously why Mark should have broken up his First and second sources;